Kind mit Spielzeugwaffe wird von Polizist erschossen
25.11.2014 um 08:16
Hallo erstmal.
Ich habe mich eigentlich aus einem anderen Grund hier registriert (Flug MH370), bin dann aber über diesen Thread hier gestossen. Hab mir die Beiträge hier so recht und schlecht durchgelesen und möchte auch etwas dazu beitragen.
Zum ersten: der Junge wurde mit Sicherheit nicht dazu gezwungen, eine Spielzeugpistole zu haben. Ich nehme an, er hat sie sich gewünscht, weil er das aus Filmen, Videospielen etc. kannte. Der Wunsch wurde ihm erfüllt. Ich nehme auch weiter an, dass er mit seinen 12 Jahren aufgrund der Filme, die er mit Sicherheit gesehen hat auch weiß, was es bedeuted, wenn er dazu aufgefordert wird, die Hände zu heben. Vielleicht nur meine Annahme, aber ich denke, das könnte so sein. Ich unterstelle dem Jungen aber auch, dass er mit Sicherheit nicht davon ausgegangen ist, dass die Polizei auf ihn schießt- es sei denn, er hat vorsätzlich gehandelt und wollte, dass es passiert. Kann durchaus sein, dass auch ein 12jähriger Suizidgedanken hat.
Ich gebe jedem hier recht, wenn er behauptet, dass man eine Softair nicht von einer echten Waffe unterscheiden kann- auf den ersten Blick. Ich spiele selbst Airsoft und habe eine kleine Sammlung von Airsoftgeräten zu Hause. Sehen echt aus, fühlen sich echt an (soweit ich das beurteilen kann, echte Schusswaffen habe ich maximal beim Heer angegriffen, ansonsten bin ich Schusswaffengegner), haben ein authentisches Gewicht. Ich habe auch Airsoftpistolen daheim. Man kann sie, wenn man es weiß, auf einen Blick als Softair identifizieren: sobald man die Mündung sieht. Die Mündung einer echten Waffe hat meist einen Durchmesser zwischen 9 und knapp 12mm und sichtbare Züge bzw. ist die Mündung nicht rund, sondern hat ein z. B. leicht 6eckiges Profil. Bei einer Softair dagegen erkennt man einen sehr dünnen Lauf, 6mm, und das Material, welches meist aus Messing ist. Aber das ist auch schon der Knackpunkt: man erkennt es eben erst, wenn schon auf einen gezielt wird, und das auch nur aus geringer Entfernung. Die Polizei hätte in dem Fall, dass auf sie gezielt wird quasi keine Chance mehr gehabt, in diesen Sekundenbruchteilen zu entscheiden: echt, nicht echt, ernsthafte Bedrohung oder nicht. Sollten sie also warten, bis auf sie gezielt wird, nachdem sie den Jungen schon aufgefordert haben, die Hände zu heben?
Ich möchte hier keinesfalls die Partei der Polizei ergreifen. Jemanden zu erschießen ist in den allerwenigsten Fällen das Richtige, möglicherweise sogar in keinem einzigen Fall. Aber es ging vielleicht darum, in Sekundenbruchteilen zu entscheiden: werde ich nun gleich erschossen und kann ich etwas dagegen tun? Ich weiß nicht, welche Dienstpistolen diese Beamten haben, ich nehme an eine Glock oder, was auch sehr wahrscheinlich ist, eine 357er. Ich habe selbst noch nie mit einer 357er geschossen (ich habe noch nie mit einer echten Pistole geschossen), aber ich kenne die Berichte darüber. Ich denke, man muss echt schon ein Wildwestheld sein, um in dieser kurzen Zeit mit einer derartigen Waffe ein vergleichsweise kleines Ziel wie ein Bein zu treffen. Warnschuss fällt hier für mich übrigens weg: niemand wird in die Luft schießen, wenn sein Gegenüber bereits eine Waffe zieht- weil genau das dem Gegenüber den Vorteil verschafft, selbst einen Treffer zu landen, wenn er eine echte Waffe hätte. Das eigene Leben steht bei den meisten Menschen so ziemlich an vorderster Stelle, und ein 12jähriger (von dem wir aus den Medien wissen, dass er 12 Jahre alt war- die Polizeit wusste es wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt noch nicht) muss nicht wie ein 12jähriger aussehen- Drogenhandel, lockere Waffenpolitik und eine hohe Kriminalität machen aus der Sache einen Cocktail, der es für die Exekutive mit Sicherheit schwer macht, in so kurzer Zeit exakt den richtigen Schluss zu treffen. Und eigentlich hat der Polizist das gemacht- sein Schluss war: sein Leben oder meines. Und das kann man ihm bei nüchterner Betrachtung nur schwer anlasten.
Es gab vor ein paar Jahren bei uns in Österreich einen ähnlichen Fall, wo die Polizei als Verbrecher hingestellt wurden. Hier war die 'Waffe' keine Airsoftpistole, sondern ein Schraubenzieher. Auch hier wurde der Aufforderung nicht nachgekommen, sich quasi zu ergeben. Die Hintergründe sind waren hier zwar ein wenig anders (kann man mal googlen: Polizei erschießt Jugendlichen in Krems), aber dennoch auch so, dass man den Polizisten als viel hinstellen könnte, aber mit Sicherheit nicht als Mörder.
Mein Beileid jedenfalls den Angehörigen des Jungen- und eine Warnung an alle anderen Jugendlichen, vielleicht andere Spiele zu spielen als Räuber und Gendarm.
lg PT