Häftlingsrate in den USA explodiert regelrecht...

Eine sehr interessante Grafik (Quelle: Wikipedia) die zeigt wie sich die Anzahl der Gefangenen in den USA seit 1920 entwickelt hat:

Wikipedia: Gefängnissystem der Vereinigten Staaten#mediaviewer/File:US incarceration timeline-clean.svg

Interessant auch die Rate pro 100.000:

Wikipedia: Incarceration in the United States#mediaviewer/File:U.S. incarceration rates 1925 onwards.png

Einen Peak sieht man um 2007/2008 zur Wirtschaftskriese.

Die Frage die sich mir stellt und um die sich diese Diskussion drehen soll: Wie kommt es dazu??

Hat es evtl. was mit der Privatisierung von Gefängnissen zu tun? Diese sind in den USA oft profitorientierte Privatunternehmen die von einer hohen Häftlingszahl profitieren. Es gab vereinzelt Skandale bei denen Richter durch solche Unternehmen bestochen wurden um so mehr Häftlinge zu generieren. In Deutschland läuft seit 2005 ein Pilotprojekt in dem die Einführung privater Gefängnisse auch in Deutschland getestet wird.

Oder ist in den USA tatsächlich die Anzahl an Straftaten so explosiv gestiegen? Wenn ja: Warum ist das so? Liegt es an sozialer Ungerechtigkeit und der immer weiter auseinander gehenden Vermögensschere?

Was denkt ihr?

Drogenhandel, Drogenkrieg und die damit verbundene Bandenkriminalität. That's all.

jimmy82 schrieb:Hat es evtl. was mit der Privatisierung von Gefängnissen zu tun? Diese sind in den USA oft profitorientierte Privatunternehmen die von einer hohen Häftlingszahl profitieren. Es gab vereinzelt Skandale bei denen Richter durch solche Unternehmen bestochen wurden um so mehr Häftlinge zu generieren. In Deutschland läuft seit 2005 ein Pilotprojekt in dem die Einführung privater Gefängnisse auch in Deutschland getestet wird.

Hab ich auch gehört. Klingt auch gar nich so unlogisch das man dafür absichtlich häftlinge "generiert".

@jimmy82

Thread #46 ? :D

jimmy82 schrieb: Oder ist in den USA tatsächlich die Anzahl an Straftaten so explosiv gestiegen? Wenn ja: Warum ist das so? Liegt es an sozialer Ungerechtigkeit und der immer weiter auseinander gehenden Vermögensschere?

1. Das Waffengesetz.

2. Soziale Ungerechtigkeit und der Unterschied Arm/Reich trägt micht Sicherheit den größten Teil dazu bei, vielleicht auch noch andere Faktoren, aber ich denke, das wird der Hauptgrund sein.

Das mit der Privatisierung und Bestechung der Richter ist auch gut möglich, als Firma will man ja Geld verdienen, und in den USA ist Geld halt wichtiger als ein Mensch.

Ich denke das die wachsende soziale/finanzielle Kluft in den USA durchaus seinen Beitrag mit leistet. Städte die vollständig verarmen, kein Geld mehr für soziale Einrichtungen haben und alles verkommt, sind der ideale Nährboden für steigende Kriminalität.

Wahrscheinlich leisten die Waffengesetze auch ihren Beitrag, auch wenn ich diesen nicht überbewerten würde.

@jimmy82
hier steht was dazu
http://www.economist.com/node/16636027
ein kleiner Ausschnitt

The system has three big flaws, say criminologists. First, it puts too many people away for too long. Second, it criminalises acts that need not be criminalised. Third, it is unpredictable. Many laws, especially federal ones, are so vaguely written that people cannot easily tell whether they have broken them.

viele Dinge spielen eine Rolle, alle schön dargelegt in dem Artikel, lesen lohnt sich

Ich denke das Waffengesetz spielt dafür keine große Rolle. In der Schweiz ist das Waffenrecht auch sehr liberal und war jedenfalls bis vor ein paar Jahren sogar noch liberaler als in den USA. Dort gab es aber nie ausufernde Probleme mit Kriminalität. Die Stimmung ist in der Schweiz schon grundsätzlich völlig anders als in den USA.

Dafür gibt es diverse Gründe, auch unterschiedlich in verschiedenen Staaten.

Einer der Gründe dürften oft drakonische Strafen in Verbindung mit fehlender Resozialisierung sein.

Es gilt die einfache Denkweise, wie der berüchtigte Joe Arpaio sagt:,,Dir gefällt es hier nicht in meinem Knast? Schön, dann komm nicht wieder!"

Gefängnisse werden allgemein, auch in der Gesellschaft, einfach nur als Orte gesehen, wo Täter bestraft werden sollen.

Und wenn ihre Strafe um ist, dann gehen viele aus der Gefängnistür raus und stehen da, ohne Job, oft auch ohne Ausbildung oder auch nur Schulabschluss, viele Leute stellen keine Ex-Knackis ein, Eingliederungshilfen sind unorganisiert oder völlig fehlend...

Was also tun? Viele machen dann mit dem nächsten, kriminellen Dinge weiter, weil sie z.B. nichts anderes ,,gelernt" haben, als mit Drogen zu dealen.


Einer der besten Wege, zu verhindern, dass Leute in den Knast kommen, ist es, ihnen Perspektiven abseits der Kriminalität zu bieten.

Früher gab es Rassentrennung. Entsprechend wurden viele Verbrechen gegen Schwarze nie wirklich gross behandelt. Ausserdem war das organisierte Verbrechen auch in der Polizeistruktur teils tief verankert. Minderte ebenfalls die Erfolgschance, Verbrecher Dingfest zu machen.

Denke dies sind die Hauptgründe, weshalb es früher nach scheinbar weniger aussah.

@Kc
Das stimmt ja. Vergessen darf man auch nicht, dass in US-Gefängnissen oftmals Kleinverbrecher mit Schwerverbrecher zusammengepfercht werden. Die vielen Gangs in den Bundesgefängnissen geben dann den Rest. Viele werden im Gefängnis radikalisiert...

@illik

Ja, stimmt.

Leider kapiert die amerikanische Gesellschaft nicht, dass Resozialisierung erstens keine Strafen, auch keine harten Strafen, ausschließt und zweitens eine der besten Schutzmöglichkeiten vor einem Rückfall darstellt.

Man kann immer noch, wenn man das will, Leute zum Tode verurteilen oder zu lebenslänglicher Haft.

Aber diejenigen, die wieder rauskommen, müssen eine Perspektive haben, es gibt ein Leben nach dem Gefängnis.
Haben sie keine Perspektive, stoßen sie überall auf Ablehnung, werden sie genau das weitermachen, was sie in den Knast gebracht hat oder schlimmere Dinge.


Die amerikanische Gesellschaft neigt immer noch zu der Meinung:,,Gefängnisse sind nur für Strafe da! Und wenn jemand da nicht (wieder) hin will, dann soll er gefälligst keine Straftaten begehen!"

Das ist ja auch kein Wunder, statt auf Rehibilitation setzt die USa auf Punishment.. Gefängnisse die Qualitätsstandarts dannach bemessen, wie ausbruchssicher es ist, und wie stark der Mensch in seinen Rechten eingeschränkt werden kann. Am besten nicht darüber nachdenken, was aus diesen Menschen wird wenn sie wieder auf die Gesellschaft losgelassen werden.

Auch das nach dreimaligen Vergehen auch kleiner Delikte drakonische Strafen von vielen Jahren Haft drohen ist mehr als bedenklich. Hier werden Kleinkriminelle erst recht auf die schiefe Bahn gebracht.

@DeadPoet
Insbesondere die bis zu 18 Monate am Stück! verlaufende Isolations/Einzelhaft ohne Bücher TV oder Radio dürften jeden Insassen in den Wahnsinn treiben, es widerspricht jeden Menschenrechten was dort drüben abgeht im Land der unbegrenzten "Freiheit"!

@Rainlove

Unfassbar..Es ist sehr unwahrscheinlich das solch ein Gefangener keine Wut auf seine "Peiniger" verspürt. Das Strafmaß ist wichtig, aber entscheidender ist eigentlich der Umgang, wenn eine erfolgreiche Resozialisierung erwünscht ist.

Da müssen die Gefangenen zu Kreuze kriechen und sobald sie rausgelassen werdensind sie am selben Punkt wie vorher. Wie sollen Intensivtäter, die schon seit ihrer Kindheit in kriminellen Milleus großworden sind, es also nicht anders gelernt haben mit ihrer Wut umgehen.

Du würdest dich also persönlich ehrenamtlich mit Verbrechern beschäftigen und Ihnen neue Jobs etc. vermitteln?

Oder forderst du nur und hast nicht die Eier deinen eigenen Forderungen zu folgen?

@kalamari
wen meinst Du denn?

@DeadPoet

DeadPoet schrieb:wenn eine erfolgreiche Resozialisierung erwünscht ist.

Ja das ist eben der Widerspruch in deren Haftpolitik, wenn den Gefangenen so zugesetzt wird, dass sie beispielsweise ihre Köpfe gegen die Wand schlagen, mit keinen anderen Häftlingen Kontakt haben fragt man sich natürlich was aus solchen geschädigten Personen nach dr Entlassung wird...

DeadPoet schrieb:. Wie sollen Intensivtäter, die schon seit ihrer Kindheit in kriminellen Milleus großworden sind, es also nicht anders gelernt haben mit ihrer Wut umgehen.

Ganz einfach: Therapie! Es gibt zu dem Thema etliche Dokus auf Youtube, in denen beispielsweise gezeigt wird, dass der Großteil psychisch Kranker eben nicht in Krankenhäusern, sondern Gefängnissen untergebracht ist, da staut sich natürlich Wut auf, die sie entweder gegen andere oder sich selbst richten...

@Tussinelda :

@DeadPoet fordert einen entsprechenden Umgang für eine erfolgreiche Resozialisierung etc. pp., nur ist das jetzt nicht so ohne Weiteres mal nebenbei gemacht.

Kosten darf es aber auch nichts, da Steuererhöhungen schlecht für den Geldbeutel wären.


Wer fordert sollte auch bereit sein entsprechende Eigenleistungen zu erbringen.

@jimmy82
Glaube das liegt daran, dass man mit den Häftlingen ordentlich Geschäft machen kann.
Scheint sich zu lohnen...

Unschlagbare Vorteile von Häftlingsarbeit für die Industrie

Für Großbetriebe ist die Gefängnisarbeit eine Goldmine. Niedrige Gehälter von teilweise nur 23 Cent in der Stunde unterbieten sogar noch Billig-Lohn-Länder wie Indonesien, wo der Stundensatz bei etwa 1,20 Dollar liegt. Zum Vergleich: Auf dem freien Markt zahlen die Unternehmen für vergleichbare Arbeit etwa 13 Dollar pro Stunde. Rechnet man zusammen, kommt ein Häftling – bei neun Stunden am Tag, sechs Tagen die Woche – mit dem Niedrigst-Lohn auf etwa 645 Dollar im Jahr. Im Vergleich dazu erhält das Gefängnis für jeden Insassen laut Aclu 90 Dollar Steuergelder – pro Tag. Das sind über 32.000 Dollar im Jahr. Der Betrag, den die Unternehmen an die Gefängnisbetreiber bezahlen, um deren Häftlinge zu „mieten“, ist bei dieser Rechnung nicht mit eingepreist.

http://www.focus.de/panorama/welt/tid-32255/23-cent-lohn-pro-stunde-wie-gefaengnisse-mit-moderner-sklaverei-milliarden-verdienen_aid_1037691.html

Guter Punkt Piorama...