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Wie funktioniert eine Sucht?

22 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Sucht Psychologie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wie funktioniert eine Sucht?

02.10.2014 um 23:13
Mir ist was sehr interessantes aufgefallen... Ich habe bis zu meinem 30. Lebensjahr keinerlei Alkohol getrunken. Dann fing ich an umzudenken und kam zu der Erkenntnis, dass mein Alkoholverzicht übertrieben ist und mir letztlich auch kein Glück gebracht hat. Stattdessen war ich nämlich nach Essen/Süßigkeiten süchtig geworden.

Heute ist es so, dass ich ganz gerne mal vor allem hochprozentiges trinke. Gerne besauf ich mich auch mal ordentlich und bin dann bei 1-2 Promille.

Dennoch muss ich sagen, dass ich bei Alkohol nie einen inneren Druck verspüre zu trinken. Beim Essen ist es dagegen ganz anders. Ich verspüre einen sehr quälenden extremen inneren Zwang zu fressen. Das verstehe ich nicht. Wieso habe ich beim Essen einen solchen inneren Impuls der mich regelrecht anbrüllt und auffordert zu fressen, während ich dies bei Alkohol so garnicht habe? Die Vorstellung ein halbes Jahr keinen Tropfen mehr trinken zu können macht mir z.B. garkeine Angst, aber nur einen Tag auf Süßes zu verzichten löst regelrecht eine innere Qual aus. Ein totales Unbehagen.

Ich glaube es hat viel mit der Kindheit zu tun. Beispielsweise erinnere ich mich noch an einen Tag wo im Fernsehen ein Zeichentrickfilm lief. Meine Mutter brachte mir zwei Nutella Toasts und ich kuschelte mich in meine Decke ein. Es war ein Gefühl vollkommener Geborgenheit. In diesem Moment waren alle Probleme weg. Alle Ängste waren verschwunden. Und wahrscheinlich hat mein Hirn gelernt: In dem Moment wo ich esse da ist die Welt mit ihren Problemen nicht präsent in meinem Kopf. Mein Hirn hat das gelernt und will nun wann immer es gestresst ist diesen Zustand erreichen. Durch Essen erreiche ich diesen Zustand weil ich darauf als Kind konditioniert wurde.

Alkohol dagegen befördert mich in eine nette Benebelung mit der jedoch keine Konditionierung in der Kindheit verbunden ist. Dieses Abschalten wie ich es durch Essen erreiche kann ich durch Alkohol nicht erreichen.

Kann das so sein?


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02.10.2014 um 23:18
Ich glaube, das hat gar nichts unbedingt mit der Kindheit zu tun.
Wichtig ist, dass man generell positive Emotionen mit dem entsprechenden Reiz verbindet. Das müssen natürlich nicht zwangsläufig in der Kindheit erfahrene Emotionen sein.

Verbindest du bspw. mit dem Alkohol eine überaus positive Emotion, so wirst du wahrscheinlich auch nach Alkohol süchtig werden, auch wenn du damit keine Emotion aus der Kindheit verbindest.

Oder warum würden dann Leute alkoholsüchtig?
Wahrscheinlich nicht, weil sie Alkohol mit positiven Erfahrungen aus ihrer Kindheit verbinden ;-)


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02.10.2014 um 23:19
@jimmy82

Nicht ganz. Wenn du weiter in dem Maße trinkst, bis du bald Alkoholabhängig. Das wirst du selber nicht wirklich bemerken, frage mal deine Freunde, ob sie der Meinung sind, dass du ein Alkoholproblem hast. Wenn es wirklich Freunde sind, werden sie dir IMMER ehrlich antworten.

Viele Leute setzen Essen mit Geborgenheit gleich. Das hast du richtig erkannt. :)


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02.10.2014 um 23:21
Zitat von SubwaySubway schrieb:Wahrscheinlich nicht, weil sie Alkohol mit positiven Erfahrungen aus ihrer Kindheit verbinden ;-)
Hm warum nicht? Viele saufen ja mit 13, 14 heutzutage schon und viele Alkoholiker haben schon in diesem Alter angefangen.

Grundsätzlich denke ich aber schon auch, dass sich eine Sucht auch später noch entwickeln kann.


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02.10.2014 um 23:24
@jimmy82

Sorry, aber 12 oder 13jährige saufen eher, weil sie z.B. dazugehören wollen, und nicht, weil es so toll ist.

Diese Kinder haben meist ernsthafte Probleme.


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02.10.2014 um 23:26
IrreBlütenfee: Ich denke aber schon, dass sie in dem Alter lernen den Alkohol mit positiven Assoziationen zu verknüpfen. Auch darin, dass z.B. Trinkfestigkeit in der Gruppe Anerkennung bringt besteht ja eine positive Assoziation.


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02.10.2014 um 23:30
@jimmy82

Es ist aber nicht positiv, dummerweise wird so was einfach zu spät bemerkt. Schlimm wird es dann wirklich, wenn noch andere Drogen dazukommen. Je eher der Einstieg erfolgt, desto verheerender die Folgen.


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02.10.2014 um 23:41
@jimmy82
da streiten sich Neurologen, Psychologen, Verhaltensforscher etc.
Ich denke da an eine Mischung aus allen Forschungsgebieten d.h.:

Es ist eine Mischung aus dem was deine Veranlagung sprich Wikipedia: Phänotyp du bist und welche Konditionierungen du erlebt hast.

Es existieren Stoff gebundene und Stoff ungebundene Süchte.
Der eine Typ enspannt bei Schokocreme der andere Arbeitet bis er sich gut fühlt.

Neuster Clou:
Die Frage, ob Milch und Brot süchtig machen könnte, versuchen die Buchautorinnen und Journalistinnen Sabine Beuke und Jutta Schütz in dieser Pressemeldung zu erklären.

http://www.pharma-zeitung.de/sucht-und-entzugserscheinungen-bei-brot-und-milch.4799.php
:)


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02.10.2014 um 23:43
@jimmy82

Bist du übergewichtig?
Wenn das noch hinzukommt, hast du keine hohe Lebenserwartung

Ich hab früher auch immer am Wochende gesoffen und mir ging es am Tag danach immer so richtig mies..sogar noch am zweiten Tag, bin ich montagmorgens zur Arbeit gekrochen und dann hab ich praktisch von heute auf morgen mit dem Saufen aufgehört und bin bis heute glücklich, mir den ganzen Scheiss nicht mehr anzutun.
Es geht auch ohne Alkohol ;)


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03.10.2014 um 01:06
@jimmy82
Mit Süßigkeiten ist es im groben wie mit Heroin.
Es setzt Glückshormone frei und du möchtest es immer wieder, denn du bist ja glücklich.
Unser Hirn denkt "man bin ich schlau wenn ich viel Süßigkeiten esse bin ich ja immer glücklich"
Aber es ist dumm weil es dir ja schadet.
Ich glaube so ist es am verständlichsten erklärt.
Manche Menschen sind meth abhängig manche nach Süßigkeiten.
Wie genau sich der Körper für eine sucht entscheidet kann ich dir nicht sagen.
Ich bin sehr redbull abhängig körperlich wie auch psychisch versuch es aber zu lassen :D
Ich glaub jeder hat so ein Laster in irgend einer Form.
Frag doch mal @Dr.Thrax der kann dir da vill weiter helfen


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Wie funktioniert eine Sucht?

03.10.2014 um 08:19
Ich hab hier im Forum die kompetentesten Beiträge zu dieser Thematik von @x-ray-2 gelesen. Wenn das einer verständlich erklären kann, dann er :). Rufe ihn hiermit herbei.

Sucht ist urst komplex. Aber im Groben denke ich auch, dass sie Lücken füllt und eine Funktion besitzt, die es sehr sehr sehr schwer macht auszubrechen. Eine Psychologin sagte mir mal, meine Süchte (hab auch massive Essprobleme und auch zusätzlich einige stoffgebundene Sachen) seien für ein treibener Holzstamm, an welchem ich mich festhalte, kann halt nicht schwimmen. Das ich mich trotzdem irgendwie zum Ufer strampeln könnte ohne zu ertrinken und das ich dann auch Schwimmen lernen könnte, kann ich mir aufgrund fehlendem Urvertrauens nicht vorstellen. Solange ich das nicht kann, werde ich auch nicht loslassen. Ich will es aber lernen! Scheint nur irgendwie eine Lebensaufgabe zu sein.

Du hast ja selbst bemerkt @jimmy82, dass hinter Süchten immer etwas steckt. Eine Geschichte, ein tieferer Grund. Meine Mutter ist trockener Alkoholiker und hat jahrelang eine Kreuzbund Selbsthilfegruppe geleitet. Sie sagt immer, Sucht kommt von suchen. Ich denke, wortgeschichtlich wird das so nicht korrekt sein ;), aber Recht hat sie dennoch irgendwie. Irgendwas fehlt. Man ist nicht fähig, Euphorie wie andere zu empfinden, zum Beispiel. Ich kann das nicht, bin immer unruhig, ängstlich, kann nicht genießen und mich zurück lehnen. Bin immer getrieben. Es gibt Stoffe, die legen eine Decke auf dich und du bist auf einmal wohlig. Das ist mein treibener Baumstamm. Ich würde sonst verrückt werden. Ich weiß, dass man lernen kann sein eigener Baumstamm zu sein und seine eigene Decke. Daran arbeite ich seit...ach, ich weiß die Jahre nimmer genau. Es ist nicht "so einfach".

Sucht ist sehr komplex. Man ist auch nicht "selbst Schuld" oder "dumm". Man war schon vor Ausbruch der Sucht sehr krank und wahnsinnig hilflos.


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Wie funktioniert eine Sucht?

03.10.2014 um 08:38
Die Sucht ist wirklich sehr komplex. Dachte auch oft, dass die Sucht etwas mit suchen zu tun hat,
aber das tut sie nur teilweise.

Man kann sich nur bedingt mit dem Kopf da rausholen.
Letztens sage mal einer wie man am besten das Rauchen aufhört.
Er sagte : Man raucht einfach nicht mehr


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03.10.2014 um 08:46
@jimmy82

Du musst die Verknüpfung finden die dich dazu bringt zu " Fressen ",oder eben zu trinken.
Das ist nicht einfach, und scheitert oft daran weil man dazu neigt sich selbst zu belügen.

Meiner Meinung nach wäre der richtige Weg das du dich jemand unparteiischen anvertraust der dir mal auf den Zahn fühlt, und mit dem du unbefangen reden kannst.

Ich kenne die Problematik selbst sehr gut, und wenn man erstmal in so einer Schleife drin ist , ist fast unmöglich da alleine wieder rauszukommen.

Such dir Hilfe die völlig unparteiisch ist und zu der du keinen emotionalen Bezug hast.


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03.10.2014 um 09:01
die einzige wirkliche sucht bei mir ist das rauchen. und ich bin zum entschluss gekommen, das zumindestens die nikotinsucht reine kopfsache ist. ich rauche seit 13 Jahren, werde wahnsinnig wenn ich lange nicht rauchen kann, wache teilweise nachts auf und verspüre den drang danach.
jedoch habe ich zwei kinder und in beiden schwangerschaften konnte ich ohne probleme aufhören. ich musste es halt, und somit hab ich jeden gedanken daran verdrängt und auch körperliCh hatte ich keinen entzug.
das witzige ist aber, naja witzig......egal.... nachdem das jeweilige kind geboren war, hatte ich sofort einen hammer schmacht, als hätte ich vor ein paar stunden die letzte geraucht ..da war keine "heilung" obwohl ich quasi 9monate abstinent war. ich hab halt nicht für mich aufgehört, sondern weil ich musste.

beim essen glaube ich schon, dass man entweder drauf konditioniert wird durch die eigene kindheit oder sich selbst später drauf konditioniert. wenn es wirklich an einem selbst liegt ob man ein problemmit dem essen hat oder nicht, warum gibt die meistem essgestörten in den gut situierten ländern?
der böse zucker ist bei uns ständiger begleiter, er macht uns süchtig.
ganz oft hab ich den drang unbedingt und jetzt sofort cola zu trinken, wenn cola nicht geht muss es zumindestens was anderes zuckerhaltiges sein. lightprodukte helfen da nicht. ich bekomm dann dann kopfschmerzen, übelkeit und schlechte laune. die übelkeit und die laune, verschwinden beim ersten Schluck direkt, komisch oder?

gsd hab ich das nur bei den Getränken, schoki etc. lassen mich kalt.


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03.10.2014 um 09:05
@Orbiter...

"man raucht einfach nicht mehr"

genau so sehe ich das auch, doch fehlt der wille dabei. wenn man es nicht mehr will, dann raucht man einfach nicht mehr. oder wie bei mir, wenn man MUSS raucht man nicht mehr.
deswegen halte ich diese ganzen helferlein für quatsch, wenn nicht gar kontraproduktiv, weil man damit das rauchen weiterhin zum thema macht.


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03.10.2014 um 09:09
Selbst wenn man bis ins Detail weis warum man süchtig ist ändert sich nicht viel.
Am Ende bleibt man in der Gewohnheit stecken. Man tut was man schon immer getan hat.

Aber man muss sich eig so konditionieren, das der Körper und der Geist mit weniger zurecht kommt.

Vor allmy hocken ist dabei eher nicht förderlich...


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Wie funktioniert eine Sucht?

03.10.2014 um 09:12
@jimmy82

Ja, leider fangen viele schon in diesem Alter damit an. Aber 13, 14 Jahre zählt für mich nicht mehr zur Kindheit, sondern schon zur Jugend.


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Wie funktioniert eine Sucht?

03.10.2014 um 09:42
@Orbiter...

Die Handlung an sich ist ja auch "einfach aufhören". Aber wie dann innerlich damit umgehen? Was füllt die innere Kluft?

Zigaretten hab ich knapp 9 Jahre eine Schachtel am Tag geraucht. Hab dann nicht mehr gewollt und habs gelassen. Da war dann keine Kluft, nichtmal Suchtdruck in irgendeiner Form. Wieso.ich nicht mehr wollte, kann ich so gar nicht artikulieren. Kam von heute auf Morgen und hat mir seitdem (ist gut 8 Jahre her) keinerlei Probleme mehr gemacht. Zigaretten haben mir wohl nie wirklich was gegeben, haben nie mit meinen inneren Dämonen (bildlich gesprochen) in Wechselwirkung gestanden. Andere haben es da jedoch wohl schwerer mit den Zigaretten.


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03.10.2014 um 10:03
@so.what Der Suchtdruck ist unterschiedlich ausgeprägt auf verschiedene Suchtmittel.
Man kann sich auch eimerweise Cola reinschütten.

Ehm.. ich weiss nicht...ich denke zum einen muss man sein Leben umstrukturieren und positiv
eingestellt sein. Man braucht einen Ausgleich in Form von halbwegs sinnvoller Freizeitgestaltung.

Naja... und wenn man dann halbwegs ausgeglichen ist... einfach nicht mehr rauchen usw


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03.10.2014 um 18:47
@so.what
Zitat von so.whatso.what schrieb:Sucht kommt von suchen. Ich denke, wortgeschichtlich wird das so nicht korrekt sein ;), aber Recht hat sie dennoch irgendwie.
Sucht ist mit dem Wort Siechtum verwandt, hat aber mit "suchen" tatsächlich nichts zu tun :) Auch wenn es in gewisser Weise vielleicht sogar Sinn ergeben würde ^^

Wikipedia: Siechtum


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