ie haben diese Leute Sprachen gelernt? Sie kauften sich ein Wörterbuch und eine Grammatik. Mit deren Hilfe nahmen sie sich originalsprachliche Texte vor und übersetzten sie sorgfältig. Dann lernten sie statt Vokabeln und Regeln die wichtigsten Textteile auswendig!
Ein Text, der alle benötigten Vokabeln und Grammatikregeln in ihrer Anwendung enthält, ist leichter zu merken als ellenlange Wortlisten. Denn Sie lernen die Wörter im Zusammenhang. Durch die Verbindung der Wörter merken Sie sich außerdem, wie die fremde Sprache die Wörter und Grammatik tatsächlich anwendet. Und: es geht Ihrem Gedächtnis keine einzige Vokabel und keine grammatische Regel verloren. Sie sind alle Bestandteile des Textes, der zwischen ihnen einen unlöslichen, sinnvollen Zusammenhang herstellt.
Die fragen sich vielleicht: „Oh Gott, muß ich da nicht Hunderte von Texten auswendig lernen?“
Keineswegs. Ich habe mit dieser Methode im Selbststudium später die französische Sprache gelernt – ohne Vorkenntnisse. Dafür benötigte ich 21 Texte. Der erste war zehn Zeilen, der letzte drei Seiten lang. Diese Texte enthielten die gesamte Grammatik in der Anwendung und etwa 3000 Vokabeln. Das ist mehr, als ein Abitur bietet. Wenn Sie täglich ein bis eineinhalb Stunden Zeit einplanen, können Sie dieses Pensum in weniger als einem halben Jahr schaffen.
Das Lernen der Texte fällt nicht so schwer, wie Sie vielleicht vermuten – vorausgesetzt, sie haben sie korrekt übersetzt. Das eigentlich Mühsame sind die Wiederholungen. In weniger als einer Woche ist der gelernte Text aus Ihrem Gedächtnis wieder verschwunden, wenn Sie es beim einmaligen Lernen belassen. Die Lernpsychologie hat für das effektive Wiederholen eine Regel entdeckt: die zeitlichen Abstände zwischen den Wiederholungen sollten sich mit jedem Mal verdoppeln.
Praktisch heißt das: Sie lernen zunächst den Text. Er muß nicht perfekt sitzen, sondern nur so einigermaßen. (Dafür benötigen Sie je nach Textlänge fünfzehn Minuten bis eine Stunde. Mehr sollten Sie sich nicht auf einmal vornehmen.) Die Festigung überlassen Sie dem Wiederholen. Sie repetieren den neu gelernten Text im Kopf noch mal eine halbe Stunde später. Wenn Sie stecken bleiben, schauen Sie ins Buch, prägen sich die Stelle erneut ein und machen dann im Kopf weiter.
von diesem Zeitpunkt an „sitzen“ die Vokabeln und die Grammatik. Wenn Sie später ins Mutterland Ihrer Fremdsprache fahren und Vokabeln benötigen, blättern Sie gedanklich in Ihrem Text nach, wo das entsprechende Wort vorkam. Sie werden schnell feststellen, daß Sie meist gar nicht groß nachdenken müssen. Da Sie einen Haufen Mustersätze im Kopf haben, bilden Sie den benötigten Satz nach Gefühl. Ihre Intuition warnt Sie sofort, wenn Ihr gerade gebildeter Fremdsprachensatz zu dem gelernten Muster in Widerspruch steht.
http://www.berlinx.de/ego/699/art3.htm