Problem Antibiotika-Resistenzen - Der Weg in die Ausweglosigkeit?
12.09.2013 um 00:25Hallo, geschätzte Allmyaner(innen) und heimliche Mitleser(innen)!
Vive la résistance! Diesen Slogan schreiben sich Bakterien auf die Fahne, seitdem mit der Wunderwaffe Antibiotika seit Jahren extrem verschwenderisch umgegangen wird. Früher dachte man noch, man hätte das Privileg dazu, doch nun wird's doch allmählich eng.
In den 90ern gab es die ersten Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA), sie waren vereinzelt und noch kontrollierbar. Es dauerte aber nicht lange, bis auch andere Bakterienstämme nachrüsteten und heute stehen wir vor einer Situation, die man sich nach der Entdeckung des Penicillins niemals hätte träumen lassen.
Jährlich sterben alleine in DL über 25.000 Menschen an MRSA, Pseudomonas aeruginosa & Co., Tendenz steigend.
In den USA sieht's erst richtig düster aus:
"For some of us, bacterial resistance could mean more visits to the doctor, a lengthier illness, and possibly more toxic drugs. For others, it could mean death. The CDC estimates that, each year, nearly 2 million people in the United States acquire an infection while in a hospital, resulting in 90,000 deaths. More than 70 percent of the bacteria that cause these infections are resistant to at least one of the antibiotics commonly used to treat them."
http://www.fda.gov/drugs/resourcesforyou/consumers/ucm143568.htm
Der Verbrauch an Antibiotika in der Intensivtierhaltung ist gigantisch, und zwar weltweit:
Und wie gehen die Ärzte mit Antibiotika um?
Die Konsequenzen spüren wir bereits. Die sog. "Krankenhauskeime" sind längst nicht mehr auf Krankenhäuser beschränkt. Es gibt mittlerweile multiresistente Tuberkulose...
...und multiresistente PEST:http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/27902/Pest-Erreger-mit-Multiresistenzen-aus-amerikanischer-Viehwirtschaft
Das Ganze gipfelt in Zynismus, denn für die Pharma-Industrie ist die Entwicklung von Antibiotika einfach nicht gewinnträchtig genug:
Der Gedanke, dass dieses Problem die netten Leutchen von den Pharma-Konzernen nie betreffen wird, kann getrost beiseite gelegt werden, denn:
"Britain's most senior medical adviser has warned MPs that the rise in drug-resistant diseases could trigger a national emergency comparable to a catastrophic terrorist attack, pandemic flu or major coastal flooding.
Dame Sally Davies, the chief medical officer, said the threat from infections that are resistant to frontline antibiotics was so serious that the issue should be added to the government's national risk register of civil emergencies.
She described what she called an "apocalyptic scenario" where people going for simple operations in 20 years' time die of routine infections "because we have run out of antibiotics"."
http://www.theguardian.com/society/2013/jan/23/antibiotic-resistant-diseases-apocalyptic-threat
Lasst euren Ergüssen freien Lauf, was haltet ihr davon?
Vive la résistance! Diesen Slogan schreiben sich Bakterien auf die Fahne, seitdem mit der Wunderwaffe Antibiotika seit Jahren extrem verschwenderisch umgegangen wird. Früher dachte man noch, man hätte das Privileg dazu, doch nun wird's doch allmählich eng.
In den 90ern gab es die ersten Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA), sie waren vereinzelt und noch kontrollierbar. Es dauerte aber nicht lange, bis auch andere Bakterienstämme nachrüsteten und heute stehen wir vor einer Situation, die man sich nach der Entdeckung des Penicillins niemals hätte träumen lassen.
Jährlich sterben alleine in DL über 25.000 Menschen an MRSA, Pseudomonas aeruginosa & Co., Tendenz steigend.
Im Jahr 2005 infizierten sich rund drei Millionen Europäer mit Keimen, die gegen bekannte Antibiotika resistent sind – 50.000 von ihnen starben daran.[13]Wikipedia: Antibiotikaresistenz#Vorkommen.2C Multiresistenz
In den USA sieht's erst richtig düster aus:
"For some of us, bacterial resistance could mean more visits to the doctor, a lengthier illness, and possibly more toxic drugs. For others, it could mean death. The CDC estimates that, each year, nearly 2 million people in the United States acquire an infection while in a hospital, resulting in 90,000 deaths. More than 70 percent of the bacteria that cause these infections are resistant to at least one of the antibiotics commonly used to treat them."
http://www.fda.gov/drugs/resourcesforyou/consumers/ucm143568.htm
Der Verbrauch an Antibiotika in der Intensivtierhaltung ist gigantisch, und zwar weltweit:
In 2001, the Union of Concerned Scientists estimated that greater than 70% of the antibiotics used in the US are given to food animals (for example, chickens, pigs and cattle), in the absence of disease.[62] Hence, the amounts given are termed "sub-therapeutic", i.e., insufficient to combat disease—because no demonstrable disease is present.Wikipedia: Antibiotic resistance#In the United States
Ackerböden und Chinas Grundwasser sind in besorgniserregendem Ausmaß mit resistenten Keimen belastet, berichten Forscher im Fachmagazin PNAS. Auf drei großen Schweinefarmen nahmen sie Gülle- und Kompostproben. 149 verschiedene Resistenzgene (siehe Kasten) gegen alle herkömmlichen Antibiotika fanden sie darin. Sie sind es, die den Erregern die Fähigkeit verleihen, den Angriff eines Medikaments abzuwehren.http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2013-02/China-Schweinemast-Antibiotika-Resistenz
In den Proben aus dem Schweinestall-Abfall steckten nicht nur Resistenzgene gegen alle gängigen Antibiotika, sondern auch besonders viele. Die Konzentration lag für die 63 am weitesten verbreiteten Resitenzgene im Schnitt 192-mal höher als in Kontrollproben etwa aus Waldboden, in Extremfällen sogar 28.000-mal höher.
Ein Masthähnchen bekommt laut der Studie in Deutschland im Schnitt an 10 seiner 39 Lebenstage Antibiotika, ein Schwein wird während seiner 115-tägigen Mast an durchschnittlich 4 Tagen mit einem antibiotischen Wirkstoff behandelt. Von den Kälbern erhält rechnerisch etwa jedes dritte Tier pro Jahr eine Behandlung von drei Tagen, wie die Wissenschaftler herausgefunden haben. Für die vom Bundesinstitut für Risikobewertung geförderte Studie haben Experten für das Jahr 2011 Informationen aus mehr als 2000 Nutztierhaltungen erfasst.http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/medikamente-in-der-massentierhaltung-mast-huehner-erhalten-jeden-vierten-tag-antibiotika_aid_1038784.html
Und wie gehen die Ärzte mit Antibiotika um?
Das ARD-Magazin „Plusminus“ führte eine Untersuchung hinsichtlich der Verschreibungshäufigkeit von Antibiotika durch. Das Magazin gelangte zu einem alarmierendem Ergebnis: obwohl das Untersuchungsergebnis nicht ausreichend gesichert war, verordneten sechs von zehn Ärzten antibiotische Arzneien. Experten prophezeien angesichts dieser unnötigen Praktik einen enormen Anstieg von Resistenzen, so daß simple Infektionen zukünftig nicht mehr antibiotisch behandelt werden können.http://www.cecu.de/gesundheit-nachrichten+M562fda483d0.html (Archiv-Version vom 25.11.2010)
Die Konsequenzen spüren wir bereits. Die sog. "Krankenhauskeime" sind längst nicht mehr auf Krankenhäuser beschränkt. Es gibt mittlerweile multiresistente Tuberkulose...
In a study of MDR-TB patients from 2005 to 2008 in various countries, 43.7% had resistance to at least one second-line drug.[1] About 9% of MDR-TB cases also have resistance to two other classes of drugs, or extensively drug-resistant TB (XDR-TB).[12]Wikipedia: Multidrug-resistant TB#Extensively drug-resistant TB
...und multiresistente PEST:
In PLoS ONE (2: e309) berichten Genforscher, dass eine vor 12 Jahren bei Yersinia pestis nachgewiesene Mehrfachresistenz (MDR) nahezu identisch ist mit den MDR-Resistenzen, die sich in den USA infolge des Antibiotikaeinsatzes in der Viehzucht ausgebreitet haben.
Das Ganze gipfelt in Zynismus, denn für die Pharma-Industrie ist die Entwicklung von Antibiotika einfach nicht gewinnträchtig genug:
Die Lage ist ernst. Der Vorrat an wirksamen Antibiotika schwindet. Alternativen? Fehlanzeige. Die dringend nötige Bereitstellung neuer Wirkstoffe und Medikamente ist ins Stocken geraten. Während in den 1980er-Jahren jedes Jahr drei bis vier neue Substanzen auf den Markt kamen, sei seit dem Jahr 2000 kaum noch ein Antibiotikum zugelassen worden. „Nach heutigem Stand sind in den nächsten fünf bis zehn Jahren keine anderen Antibiotika, keine neuen Substanzklassen in Sicht“, sagt Mathias Pletz, Leiter der Klinischen Infektiologie am Universitätsklinikum Jena. Für die Pharmaindustrie ist die Entwicklung von Antibiotika einfach nicht lukrativ genug.http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/medikamente/forschung/tid-27471/neue-substanzen-nicht-in-sicht-fuer-pharmafirmen-ist-die-antibiotika-entwicklung-nicht-profitabel-genug_aid_826195.html
Forscher beklagen, dass viele Konzerne sich auf gewinnträchtigere Medikamente zur Behandlung chronischer Erkrankungen konzentrieren.http://www.rp-online.de/gesundheit/news/pharmaindustrie-verringert-antibiotika-forschung-1.2345063
Angesichts der wachsenden Resistenz von Krankheitserregern gegen konventionelle Antibiotika ist laut einem Bericht der Zeitschrift "Nature" aber derzeit der Bedarf an neuen Präparaten besonders groß.
Laut einem Bericht der US-Regierung sind zurzeit 20 Prozent der Infektionen von Erregern verursacht, die gegen verschiedene Antibiotika resistent sind. In diesem Jahr wurden in den USA jedoch erst zwei neue Antibiotika zugelassen. "Es ist eindeutig belegt, dass die Antibiotika-Forschung steil abfällt", mahnt John Edwards, Leiter der amerikanischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten.
Der Gedanke, dass dieses Problem die netten Leutchen von den Pharma-Konzernen nie betreffen wird, kann getrost beiseite gelegt werden, denn:
"Britain's most senior medical adviser has warned MPs that the rise in drug-resistant diseases could trigger a national emergency comparable to a catastrophic terrorist attack, pandemic flu or major coastal flooding.
Dame Sally Davies, the chief medical officer, said the threat from infections that are resistant to frontline antibiotics was so serious that the issue should be added to the government's national risk register of civil emergencies.
She described what she called an "apocalyptic scenario" where people going for simple operations in 20 years' time die of routine infections "because we have run out of antibiotics"."
http://www.theguardian.com/society/2013/jan/23/antibiotic-resistant-diseases-apocalyptic-threat
Lasst euren Ergüssen freien Lauf, was haltet ihr davon?