Mein Vater, der Mann ist jetzt 83 Jahre alt, macht auch nicht mehr viel. Eigentlich hängt er den ganzen Tag am Fernseher, schaut Al Jazeera und macht sich über die weltpolitische Lage so ein "Bild".
Aber er macht dann doch noch einige Sachen... er geht einkaufen, räumt das Haus so gut es geht auf, wäscht, spült ab, macht sich Essen Tag für Tag... und besucht ab und an die Kinder meines Bruders eine Stadt weiter.
Also... für jemanden von außen, der ihn nicht kennt, würde es so aussehen, dass er völlig vereinsamt, nur am Fernsehen hängt und niemand mehr trifft.. und auch kaum Besuch bekommt (na ja, ich bin jetzt schon öfters da, aber wenn, dann nur am WE).
Aber... dem geht es gut! Ganz sicher, der mag sein Leben, so wie es ist.
Und er lebt eben auch seine Eigenheiten aus. Dazu gehört beispielsweise sehr spät ins Bett gehen, lesen und spät aufstehen.
Also... da muss man vorsichtig sein, die Menschen zu beurteilen, nur mit dem, was man sieht... das Problem dabei ist nämlich, dass man ne Menge auch nicht sieht.
So auch mit dem Mann am Fenster... ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass der TE den rund um die Uhr beobachtet, was aber notwendig wäre, um sich ein Urteil über die Einsamkeit oder den Zustand von ihm zu machen.
Ansonsten kriegt man eben nur das mit, was man so ab und an sieht... wer weiß, was der alte Herr da sonst noch so treibt, wenn der TE nicht hinschaut oder hinschauen kann.
Vielleicht hängt er so oft am Fenster, weil er selber etwas merkwürdiges auf der anderen Seite sieht... so ähnlich wie James Stewart in seiner berühmten Rolle als L. B. „Jeff“ Jefferies.
Wikipedia: Das Fenster zum Hof (1954)