Schwarze Magie
22.11.2008 um 01:12
Ich lese eine Weile schon mit und wollte mich eigentlich aus solchen Diskussionen heraushalten, aber eure Beiträge haben mich dazu veranlasst, mich anzumelden.
Als ersten mal vorne weg: Was soll dieses Schubladendenken? Glaubt ihr wirklich, dass die schwarze Magie nur aus Negativen, aus Flüchen und Bannzauber besteht? Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr wie der größte Teil der Menschheit ein genau schematisiertes "Gut und Böse" Pinzip pflegt?
Ich behaupte nicht von mir, dass ich ein Experte auf dem Gebiet der dunklen Kunst bin, aber ich bin durchaus in der Lage, die Perspektiven zu wechseln. Ich möchte euch nicht meine Ansicht aufzwingen, sondern euch dazu anregen, auch euch selber mal Gedanken zu machen und nicht nur das zu übernehmen, was euch die Medien vorkauen. Deshalb hier mal ein paar Ansätze zum Nachdenken:
Stellt euch für einen Moment vor, dass alles was ihr über die Definitionen von gut und böse, schwarze und weiße Magie wisst, eine einzige Lüge ist. Imaginiert, dass es eine geschickte Illusion ist, gestrickt um die schwarze Magie als diabolisch und zerstörend dazustellen. Es stimmt, dass es auf sie zutrifft, aber es ist nur ein winziger Aspekt in den Zweigen der pluralistischen schwarzen Kunst. Schwarze Magie ist mehr, als "Verderben und Chaos", sie umfasst ein Spektrum, das ein einziger Mensch nicht in der Lage ist, zu begreifen.
Würdet ihr es mir glauben, dass jeder vierzigste Mensch, den ihr mal auf der Straße trefft, schwarze Magie betreibt oder sich zumindestens mit ihr beschäftigt? Nein? Warum auch, dass würde nicht mit eurer Vorstellung von einer heilen Welt zusammenpassen. Wie könnte der nette Bäcker gegenüber auch Flüche aussprechen, an welche so mancher nicht einmal zu denken vermag? Wie kann die Blumenhändlerin mit den blonden Locken auch Dinge tun, vor denen es den meisten Menschen ethisch und moralisch graut?
Aber nicht jeder dieser Menschen unternimmt "Böses" - nicht jeder stimmt mit dem Vorurteil des blutgierigen Nekromanten überein, das sich durch Suggestion in unseren Köpfen festgesetzt hat wie ein Blutegel.
Die Sonne ist nur ein Staubkorn in der allumfassenden Finsternis. Was passiert, wenn sie verlischt?
Ich kann euch sagen, was am Anfang ist. Es beginnt ganz harmlos. Man lebt ein normales Leben, hat Freunde, Familie und Hobbys. Jeder wird mal von Krisen geschüttelt und man steht immer wieder auf, wenn man umgeworfen wird. Fast immer. Irgendwann, irgendwann kommt man an einen Punkt, wo der Mensch, so komplex und anpassungsfähig wie er ist, mit solcher Brutalität von einer Klippe gestoßen wird, dass nur der freie Fall in den bodenlosen Abgrund als einzige Alternative besteht. Es trifft nicht viele Menschen, aber die, die betroffen sind, werden durch einen solchen Vorfall so geprägt, dass ihr ganzes Weltbild sich umstrukturiert. Denn mit dem Hass und dem Zorn kommt noch etwas anderes: Die Erkenntnis. Ich behaupte nicht, dass ich alles weiß. Ich bin froh, dass es nicht so ist und dennoch hat es mich verändert.
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was für ein Gefühl das ist, aus tiefster Seele zu hassen und zwar wirklich aus dem hintersten Winkel eures Ichs. Damit meine ich nicht, dass man einen bestimmten Menschen hasst oder die ganze Welt. Ich meine den Zorn, denn man nicht näher bestimmen kann, der schon lange unbemerkt in einem gelauert hat. Tief, tief in dir ist eine ungewöhnliche Macht, die du noch nie zuvor gefühlt hast. Sie brennt in deiner Lunge, bei jedem Atemzug. Wie ein dunkles Feuer tobt sie in deinen Eingeweiden und beherrscht deine Gedanken und deine Träume. Niemand weiß, wie es entsteht oder wann es einen trifft. Die Meisten werden davon nie berührt, doch wenn man es erstmal in seinen Adern hat, lässt es einen nie mehr los. Es schafft Abhändigkeit, die Macht von dir und du von ihr.
Ich kann nicht genau sagen, warum es gerade mich getroffen hat. Jeder erlebt mal ein traumatischen Erlebnis und deshalb kann es nicht die Ursache sein, zumal meins nicht einmal sonderlich schlimm war. Ich vermute, dass gewisse Menschen eine Anlage in ihrer Seele haben, eher zur dunkle Seite zu wechseln. Mich hat die Nacht und ihre Bot(schaft)en schon immer fasziniert, sodass ich früher oder später soweiso durch die Dunkelheit geschritten wäre. Ich war empfänglich für die dunklen dunklen Worte und obwohl es keine angenehme Erfahrung war, möchte ich diese finsteren Gedanken und Gefühle auch nicht mehr missen.
Wie ich lebe? Ganz normal, wie jeder andere auch. Mich kann man optisch nicht von anderen Menschen unterscheiden, ich bin eher unscheinbar, auch wenn ich gerne schwarz trage. Ich praktiziere zwar schwarze Magie, aber ich habe noch nie einem Menschen Schaden zugefügt und mein Moralkodx verbietet es mir, wenn ich nicht bedroht werde und mich verteidigen muss. Ich habe Freunde, Hobbys und Familie - genau wie vorher. Ich sehe die Welt jetzt jedoch mit anderen Augen und ich habe das Gefühl, zm ersten Mal richtig "da" zu sein. Es lässt sich schwer beschreiben; wer es nicht am eigenen Leib erfährt, kann es nicht nachvollziehen.
Bis auf einige (schwache?) Momente habe ich meine dunkle Natur auch noch nie preisgegeben und deshalb werde ich auch keine Fragen zu meinen Techniken, Ritualen und Praktiken beantworten.
Warum ich das hier überhaupt geschrieben habe? Ich glaube aus dem Bedürfnis heraus, vielleicht bei ein paar Lesern ein wenig mehr Achtung vor der schwarzen Magie zu wecken, sodass sie nicht einfach so als "böse" abgestempelt wird. Ich verlange nicht, dass ihr mir glaubt oder an eurer Einstellung etwas ändert, nur weil ihr einen Beitrag in irgendeinem Froum gelesen habt, aber ich bitte euch darum, euch ein eigenes Bild von der Welt zu erstellen. Wie wir in unserem Zirkel sagen: "Say goodbye and look the demon in the eyes!"...
Mit dunklem Gruß,
Koragg
PS: Ich hätte es gerne noch weiter ausgeführt, aber mir rennt die Zeit davon. Aktuell arbeite ich an einem Buch über die schwarze Magie, fernab aller bestehenden Hypothesen - vielleicht habe ich den einen oder anderen neugierig gemacht auf mehr...
PS: Übrigens, ich höre Metal ;)