Tom_GHNRWUP schrieb:Ich muss immer wieder feststellen, dass Menschen in erster Linie eher esoterischen als rationalen Erklärungen zugänglich sind.
Kann ich so pauschal nicht unterschreiben.
Gibt eben Menschen die an etwas (bisher) Unbewiesenes glauben, wurscht ob das nun ne Religion, Geister, Homöopathie oder sonstwas ist und Leute die das nicht tun.
Die unterteilen sich dann nochmal in solche die daran glauben dass bisher unbewiesene Dinge halt nicht existieren und solche, die sich auf den "aktuellen Stand der Wissenschaft" berufen, also nichts Unbelegtes glauben, aber eben auch nicht davon ausgehen, dass alles was bisher noch Unbewiesen ist auch ewig Unbewiesen bleibt.
Das nu Leute die lieber "Paranormales" glauben deutlich häufiger vorkommen als solche, die Unbewiesenes verneinen oder halt mit Fragezeichen leben konnte ich bisher so nicht beobachten.
Das Forum hier ist ein gutes Beispiel.
Der Namens des Forums, die verfügbaren Unterforen und die hohen Anzahl an Forenmitgliedern erlaubt ja durchaus den Rückschluss, dass viele von Denen, die an etwas Esoterisches glauben oder glauben und sich darüber austauschen möchten, sich aber nicht zu "geschlossenen Gesellschaften" in Form kleinerer Foren zu genau einem Thema hingezogen fühlen, sondern auf vielschichtigen Austausch hoffen früher oder später hier mal vorbei kommen.
Aber in Diskussionen in denen paranormale Phänomene, esoterische Ansichten oder spirituelle Dinge angesprochen werden habe ich den Eindruck, dass die User, die "einfach glauben" gegenüber denen die die Existenz dieser Dinge verneinen oder in Frage stellen geringer ist.
Wer hier eine Geistererscheinung diskutieren möchte erhält erfahrungsgemäß mehr Antworten, die eine rationale Erklärung anbieten als "spirituellen Zuspruch".
Tom_GHNRWUP schrieb:Woran liegt das, was meint ihr? Ist die Gewichtung von Glaube und Hoffnung, Sehnsucht tiefer verankert und schwerwiegender als Rationales?
Glaube ist einfach mal älter.
Heute haben wir Zugang zu wissenschaftlichen Studien und Ergebnissen und das ist für uns so selbstverständlich, dass wir manchmal vergessen, dass auch wir vor wenigen Jahrhunderten auch an vieles von dem geglaubt hätten, was uns heute als albern und naiv erscheint.
Wer weder weiß, wie ein Gehirn aufgebaut ist, noch auch nur erahnen kann, dass es einmal neurologische Forschung und u.A. diverse chemische und bildgebende Diagnoseverfahren geben wird sondern eben nur ein kulturell und gesellschaftlich verankertes Glaubensmodell hat...
Was soll derjenige denn denken, wenn er Zeuge eines epileptischen Anfalls wird?
Heute rollt man mit den Augen und viele Menschen finden es albern, wie man solch einem Anfall z.B. eine dämonische Besessenheit deuten kann.
Aber als was sollte man sich sowas denn sonst erklären, wenn praktisch nichts über Aufbau und Funktion des Gehirns bekannt ist?
Unsere Spezies hat sich über mehrere tausend Jahre hinweg Erklärungen für alles mögliche nur aus dem Spirituellem suchen können während der Zugang zu wissenschaftlichen Methoden verhältnismäßig jung ist.
Derart verankerte Dinge verschwinden nicht mal eben.
Außerdem lässt die Tatsache, dass es neben Anhängern der unterschiedlichen "Großreligionen" verhältnismäßig viele Atheisten gibt, die mit der gleichen unbewiesenen Überzeugung glauben, dass es keine Götter gibt, aber verhältnismäßig wenige Agnostiker darüber hinaus darauf schließen, dass wir eine Spezies sind, die nicht gerne mit einem Fragezeichen lebt.
Es gibt verhältnismäßig wenige Menschen, die eine Frage mit "Weiß ich nicht." beantworten können und mit dieser Antwort zufrieden sind.
Also nicht "zufrieden" im Sinne von "Ist nicht nötig das nachzuweisen." sondern in dem Sinne, dass es diesen Nachweis bisher noch nicht gegeben hat und man auch nicht vorhersagen kann ob und wann er gelingt.
Offensichtlich fällt es den meisten Menschen also schlicht und ergreifend schwer sich einzugestehen, dass wir auf manche Dinge noch keine Antwort haben und es im Wesen der Wissenschaft liegt, dass sich auch kaum voraussahen lässt wie nah oder fern wir an neuen "Durchbrüchen" dran sind.
Manchmal wird in einem bestimmten Gebiet geforscht und wenn alle annehmen der Lösung nahe zu sein, zeigt sich, dass man entweder wieder von vorn anfangen kann oder man hat Glück im Unglück und stößt auf etwas völlig Anderes.
Als die Forschung zur "Entschlüsselung des (menschlichen) Genoms" so richtig Fahrt aufgenommen hat, da hat man eher nicht ahnen können, dass DNA sich dazu eignen könnte Spuren einem Individuum zuzuordnen.
Davon auszugehen wäre fast schon absurd gewesen.
Aber während man "mal eben" einen wahren Meilenstein u.A. für die Kriminaltechnik geschaffen hat, blieben viele erhoffte Ergebnisse zu Erbkrankheiten usw lange aus.
Nemon schrieb:"Kleiner Mann ganz groß"
Das ist bei den "Tätern" ganz sicher auch ein häufiger Faktor.
Man muss ja schon zwischen "Konsumenten" unterscheiden, die sich im Glauben an irgendwas entsprechend verhalten und auch zu Kunden eines nicht grade kleinen Marktes werden und "Anbietern", die ihr Geld (oder zumindest einen Teil davon) mit wissenschaftlich bisher nicht bestätigten Dingen verdienen.
In einem Interview äußerte sich mal ein Psychologe dazu, dass es unter den Anbietern auf dem Esoterikmarkt seiner Ansicht nur zwei verschiedene "Typen" gäbe:
- die die selbst dran glauben, die seien seiner Ansicht nach ein Fall für die Psychiatrie
und
- die die selbst nicht daran glauben, aber den Glauben Anderer nutzen um Geld und/oder Ansehen zu verdienen, die seien ein Fall für den Staatsanwalt.
Ich sehe das nicht ganz so schwarz weiß, sondern sehe "Glaube" erst einmal wertfrei.
Aber es ist schon sehr auffällig, dass viele "Stars" der Esoterik-, "Truther-" und verwandten "Szenen" zumeist Laien sind, die bei dem autodidaktischen "Selbststudium" große Fehler bei der Bewertung von Quellen machen und diese fehlende "Quellenkompetenz" entweder an ihr Publikum weitergeben oder sich zu nutze machen, dass sie einen Kundenstamm haben von dem sich sehr sicher sein können, dass jedes "Produkt" und jeder "Expertenvortrag" ausschließlich danach bewertet wird ob es dem eigenen Weltbild in die Hände spielt, während eine eigene Recherche oder gar kritische Beurteilung eventueller Quellen in diesen Kreisen nicht üblich sind.
Widersprich dem "Mainstream" oder den "Schulwissenschaften" und ein gewisses Publikum, dass oft auch sehr zahlungsfähig und -freudig ist glaubt Dir ohne Rückfrage.
Oft beobachtet man auf diesen Bühnen nicht nur fehliformierte Laien, sondern auch "gestrandete" Wissenschaftler, die in der echten Wissenschaft keinerlei Gehör finden würden, in der Esoterik- Trutherszene und Co aber ganz große Berühmtheiten sind.
Gute Beispiele sind z.B. Stefan Lanka, Klaus Dona, Harald Kautz-Vella, Werner Altnickel...
Alles Leute, die in der echten Wissenschaft niemals Fuss fassen könnten, aber es geschafft haben ein Publikum zu finden und so zu manipulieren, dass man sie für ganz große und gebildete Experten hält.
Ist schon fast poetisch, dass ausgerechnet in den Kreisen in denen es angeblich um das "Durchbrechen der verlogenen Elite und um die Aufklärung der armen Bürger mit "der Wahrheit"(tm)" geht extrem geschickt ein Kundenkreis dazu erzogen wird bloß keine eigenen Recherchen anzustellen und zusätzlich zu dem ungeschriebenen Gesetz "Wer sich gegen den Mainstream richtet kann nur die besten und edelsten Interessen haben" auch äußerst geschickt ein Personenkult aufgebaut wird, der gewisse Personen so aufbaut und darstellt, dass sie einen Stellenwert bekommen der es ihrem Publikum praktisch unmöglich macht sie bzw das was sie predigen zu hinterfragen oder gar zu kritisieren.
Diese Szene kontrolliert sich auch auf beeindruckende Art und Weise selbst.
Wer ein echter "Truther" sein möchte oder zu denen dazugehören, die den "spirituellen Aufstieg" geschafft haben oder dem zumindest näher kommt, der wird dieses Umfeld indem er sich endlich verstanden fühlt und ggf sogar auf dem Weg ist "jemand" zu werden nicht riskieren, indem er gewissen Personen, deren Aussagen oder Kompetenz in Frage stellt, denn sobald das jemand tut stehen augenblicklich ausreichend sehr aggressiver Anhänger bereit, die sicherstellen, dass solche dreisten "Selbstdenker" umgehend als "Trolle" oder gar "bezahlte Agenten von Lobby und Eliten" gebrandmarkt werden.
Wer genau weiß, dass er in der echten Wissenschaft keinen Fuß fassen wird, aber trotzdem zu denen gehören will die bedeutsam sind und Erkenntnisse haben, die andere nicht haben.. der wird in diesen Kreisen Zweifel nicht einmal dann äußern, wenn er welche hätte.
Von außen betrachtet tut es schon fast weh mit anzusehen, was für Krude Dinge als "Wahrheit" gefressen werden.
Anfänglich ging es noch um die berechtigte Frage ob die Wissenschaft wirklich so offen und neutral ist wie sie sein sollte und mittlerweile werden nicht nur völlig unbewiesene, sondern teils gar widerlegte Glaubenskonzepte als "Wahrheit" verkauft, es wird auch immer normaler das angeblich erfundene weil ja völlig absurde Theorien oder Fakten durch "alternativen Wahrheiten" ersetzt werden, die noch alberner und absurder kaum sein könnten.
Deswegen ist auch die Abgrenzung von Religionen nachvollziehbar, denn solange die nicht fanatisch sind können sie "Glaube" und "Wissen" gut voneinander trennen.
Das bleibt in der Esoterik gern auf der Strecke.
Nemon schrieb:Das wäre dann z. B. jemand mit akademischem Grad, Arzt am besten noch, der mit Homöopathie arbeitet.
Find ich nur schwierig, wenn wirklich dran geglaubt wird.
Homöopathika können durchaus sinnvoll sein, weil der Einsatz "echter Placebos" in Deutschland praktisch unmöglich ist.
Bishamon schrieb:auch Impfgegner sind querbeet.
Das sind aber oft auch "Kinder der Zeit".
Ich hab noch miterlebt, wie die Nachbarin meiner Großmutter an Tetanus gestorben ist, hatte noch eine Freundin deren Vater gehbehindert war, weil er Kinderlähmung hatte und einer meiner Klassenkameraden verlor als Kind seinen Vater, weil es unter den "impfbaren Kinderkrankheiten" eben auch welche gibt die für Erwachsene gefährlich sind.
Heute sind viele dieser Krankheiten unbekannt gewordene Schreckgspenster und das das nur wegen den Impfungen so ist wird gern vergessen.
Im Moment wächst eine Generation heran und zieht Kinder auf, die dank guter Impfabdeckung nicht mehr selbst mitbekommen haben vor was uns Impfungen schützen.
Heute ist es wahrscheinlicher jemanden zu kennen dem es nach einer Impfung echt mies ging als mit eigenen Augen zu sehen wie grausam es ist an Tetanus zu sterben.
Dazu kommen die ganzen "alternativen Medien" die naiven Laien jede Medienkompetenz abgewöhnen können und das Desaster ist vorprogrammiert.