@SophiesWelt Hallo, SophiesWelt.
Hast du in der Hermetik praktische Erfahrungen gemacht oder sprichst du nur aus der Theorie? Unterstellen will ich hier niemanden was, aber man muss immer bedenken, dass zwischen Theorie und Praxis himmelsweite Unterschiede bestehen. Während man bspw. sagt, dass der Wille in seiner Tatkraft durch den Intellekt einen nur feurigen Aspekt darstellt, so ist es in der Praxis viel komplizierter und man müsste es in der Theorie als Elementezusammensetzung wie "Feuer der Luft" usw. beschreiben, also als einen Willen, der sich durch den Intellekt äußert. D.h man ist jener, der einen klaren Geist besitze und unvoreingenommen sich an Ideen, Pläne, Ziele heranwagt. Dabei ist man also, in der Seele, frei von Emotionen und anderen Dingen, die die Unvoreingenommenheit und Objektivität blenden können. Man kann es sogar noch weiter ausführen als Feuer der Luft des Wassers usw. und eine noch konkretere Beschreibung erhalten. Der Komplexität sind hier keine Grenzen gesetzt.
Recht gebe ich dir, dass der Analogieschluss eines der wichtigsten und mächtigsten Werkzeuge des Magiers, Hermetikers, uvm. sind, aber du scheinst mir das ganze sehr ungenau auszudrücken, weshalb dich wohl der Rest kaum verstehen wird. Das Ego, als wertendes und urteilendes Selbst, ist notwendig und muss existieren, da es auch jenes ist, welches dualisiert, und die Welt "getrennt" betrachtet, aber auch pauschalisiert und verallgemeinert. Wäre das Ego als solches verschwunden, so muss der Geist zwangsläufig nichts mehr unterscheiden können, alles als gleich und eins wahrnehmen, "blau" und "rot" nicht mehr voneinander unterscheiden können usw. Zu sagen man habe kein Ego mehr, ist also tatsächlich falsch. Natürlich kann man glauben was er/sie will, aber ab dem Zeitpunkt wo ein Mensch, der behauptet kein Ego mehr zu haben, genau dies versucht mittels Diskussion zu überzeugen, der verkörpert das Ego in dieser Hinsicht vollkommen. Das Ego kann nicht abgelegt werden. Selbst durch die Introspektion in der Hermetik kann man sein Ego stabilisieren, mehr unter Kontrolle bekommen, aber die Wahrnehmung und Wertung bleibt immernoch dualisierend. Das Ego verschwindet (wer nicht nach einem Leben nach dem Tod glaubt) erst mit dem physischen Tod.
Das Ego, als der reine Geist (Mentalkörper), ist ebenfalls notwendig, denn nur durch ihn erhalten wir erst die "Wahrnehmung" als Qualität und die Quantität als Ausdruck der Qualität(Das, was
wir wahrnehmen). Die äußeren Eindrücke werden über die Nerven, Sinne, usw. hinweg über die Astralmatrize zum Astralkörper und über die Mentalmatrize zum Mentalkörper transportiert. So entsteht die Erkenntnis, dass da etwas ist. Und man kann es beschreiben, definieren, kategorisieren. Aber die Natur selbst sieht sich nicht, wie wir es tun, als getrennt. Sie sieht sich selbst als etwas Ganzheitliches und kann sich selbst auch nicht in ihren Aspekten also Einzelteilen erkennen. Das Ego als reiner, wertender, dualisierender Geist ist also letztlich das, was unsere Persönlichkeit ausmacht und drückt sich im Astralkörper aus. (Seele) Und diese Persönlichkeit wiederum drückt sich im physischen Körper durch Bewegung, Sprache, Gestik, usw. aus.
Die Begrifflichkeiten "Gut" und "Böse" für (nach deiner Begriffswahl) "Ego" und "Selbst" halte ich für unsinnig. Das Ego ist weder böse noch gut. Es ist weder "böse" noch "gut" etwas zu interpretieren oder aufzufassen oder zu dualisieren. Soetwas wie ein "gutes" oder "böses" Ego kann und wird es nicht geben. Auch das Selbst (= Ego als reiner Geist, im Kybalion, im englischen Stil, als "Spirit" bezeichnet) ist weder gut noch böse. Es ist nur das, was uns die Möglichkeit der Erkenntnis von äußeren/inneren Zuständen gibt. Es ist das, wie oben erklärt, jenes das die Qualität und Quantität als Ausdruck der Qualität vermittelt und diese für uns "erkennbar" macht. Denn Qualität als solche, der wahren Beschaffenheit einer Sache, ist nicht erkennbar. Farbe als solche ist nicht erkennbar, wir sehen nur die Quantität, den "Ausdruck der Farbqualität". Es ist schwer, dass jemanden einafch zu erklären, aber man bedenke, dass "rot" eben nicht gleich dem "rot" ist, welches
du siehst bzw. wahrnimmsst. Der wohl bekannteste Gedankengang hierzu wäre die Frage: Sehen wir alle Farben gleich? Wenn ich sage, dass dieser Stift rot ist, könnte es nicht sein, dass dieser rote Stift jemand anderem als ein grüner Stift erscheint, aber lernte, dass diese Erscheinung als rot zu bezeichnen ist? So kann also der Begriff "rot" für eine Farbe, als Qualität, aber die Quantität, der Ausdruck der Qualität, bei jedem genauso gut anders sein und das "rot" erscheint einem anderen als "grün", lernte aber dieses grün als rot zu bezeichnen. Beide Personen, die den Stift nun sehen, werden also mit "rot" antworten, unwissend darüber ob der Gegenüber die Farbe "rot" vielleicht doch als "grün" oder irgendeiner anderen Farbe wahrnimmt.
Und natürlich sind beide notwendig. Beim Ego als wertendes, dualisierendes Selbst bspw: Wie sonst könnten denn überhaupt Philosophien, Weltbilder, Religionen usw. entstehen? Selbst die Hermetik als Weltbild ist bereits eine Schöpfung des urteilenden, dualisierenden Egos. Jeder Mensch versucht auf seine Weise die Welt für sich so zu interpretieren, wie sie ihm am besten gefällt. Und mit dieser Schöpfung lebt der Mensch, bis er eine neue Erkenntnis macht, das alte Weltbild ablegt und sich ein neues heraussucht bzw. zusammenbastelt. Das Ego als reiner Geist wird niemals alleine wirken, es wird immer zusammen mit dem Ego als urteilendes, dualisierendes Selbst arbeiten. Bei einer Mentalreise käme man aber dem ganzen näher. Würde man während einer Mentalreise einen Mord beobachten, so würden wir hierzulande absolut nichts empfinden. Weder Freude, Hass, Trauer noch sonstetwas. Das ist ja auch logisch, da der Astralkörper, der praktisch der Träger unserer Persönlichkeit ist, nicht mehr vertreten ist. Aber bereits die Wahrnehmung alleine, die Trennung (das ist ein Mensch, das ist ein anderer Mensch) ist schon dualisierend. Selbst bei einer Mentalreise also, ist der Aspekt des Dualismus stets vorhanden. Alleine alle Erfahrungen, die überhaupt gemacht werden können, sind Aspekte des dualisierenden Selbsts. Nur etwas, das außerhalb der Erfahrungsmöglichkeit unseres "Egos" liegt ist wirklich frei von Urteil und Dualismus. Und das kann niemand hier behaupten, denn spätestens da "bist du nichts mehr und doch alles zugleich". Und das zu begreifen, das ist etwas, was niemand von uns (mich eingeschlossen) kann, egal wer das behaupten mag.
Aber ich merke, dass hier viele Ego anders definieren. So definiert hier einer Ego eher als einen Persönlichkeitsteil, der destruktiv und ausschließlich "egoistisch" also ichbezogen handelt, während andere wiederum, so wie ich, das Ego auf allen Ebenen interpretiert und nicht nur der Persönlichkeit alleine. Wenn man sagt: "Das Ego ablegen" dann ist aber hoffentlich jedem klar, was damit gemeint ist. Es bedeutet nicht, dass man sein Ich oder sein Bewusstsein ablegt, sondern das man anfängt, eine harmonischere Persönlichkeit aufzubauen, die eben nicht nur egoistisch/ichbezogen handelt, sondern auch mal altruistisch (zum Wohle anderer) handelt, freundlicher zu seinen Mitmenschen ist und selbstbewusster und verantwortungsvoller handelt. Das ist etwas, was sehr wohl möglich ist und das ist uns ja, dank der Vernunft, gegeben. Aber auch das kann natürlich nicht jeder von sich behaupten, ehe man den Menschen im echten Leben getroffen hat.
So, jetzt aber genug mit dem Off-Topic Talk. Vielleicht kann ja jemand mal hierzulande ein eigenes Thema aufmachen und man kann dort mal weiterdiskutieren. Und ja, tut mir Leid, dass es wieder so viel geworden ist.
MfG,
TG.