Lieber
@Halbarad,
ich verstehe deinen letzten Einwand sehr gut, dennoch muss ich bei meiner Meinung bleiben.
Du hast Recht mit dem Satz, dass die Meinung Anderer, kein Maßstab sein muss/sollte, ob man selbst einen Autor für einen Könner hält, denn auch darüber, was "guter" Stil ist, lässt sich trefflich streiten.
Ich persönlich finde, dass der Stil dem Inhalt gerecht werden sollte.
Also wenn ich gerade einen Roman über die Artus-Sage lese, will ich gerne eine etwas gewähltere Sprache, die in meinen Augen in diese Zeit passen könnte (ob die Sprache damals tatsächlich so war, sei dahingestellt.).
Wenn also Sir Lancelot vom Pferd springt und seiner holden Dame zuruft, "Hey Morgaine, dein Kleid ist echt super schön!", dann fände ich persönlich es unpassend und damit schlecht.
Ich muss einem anderen aber zubilligen, dass er genau das gut findet, weil er der Meinung ist, dass diese Sprache eben der heutigen Zeit angepasst ist und deshalb für jeden verständlich.
Ich könnte eine sehr unpassende Sprache dann verknusen, wenn es humorvoll gemeint ist. Also: "Ey Morgaine Aaalte, dein Kleid ist heute echt Porno!"
Bei dem Satz "Wenn ich ihn für einen Könner halte..." hast du in meinen Augen jedoch nicht absolut Recht.
Es kann doch einfach sein, dass dein Lieblingsautor ein Buch schreibt, welches einen Inhalt hat, der dir einfach nicht gefällt. Tolkien speziell ist in Afrika geboren und wir nehmen mal an er schreibt etwas über deren Mythologie, da er irgendwie einen Bezug dazu hat. Stilistisch sind sie identisch mit den dir bekannten Werken. Afrikanische Dialekte, Voodoo-Zauber, Exzessive Stammesschlachten... . Wenn du nun aber wirklich gar keinen Bezug zu diesem Kontinent hast und du dieses Thema hasst, würde dir aus dem Grund sein Buch nicht gefallen, oder?
Stilistisch ist es jedoch einwandfrei. So könntest du es doch guten Gewissens jemandem empfehlen, der gerne Fantasy im Stile Tolkiens liest und Afrika-Fan ist.
Obwohl ich die Werke Tolkiens liebe, kann ich mir nicht verkneifen, ihn dafür zu kritisieren, dass er eigentlich immer nur bei seinen "Leisten" blieb. Er hat sich in seiner Welt "verloren" und nie auch nur ein anderes Thema versucht. (Die wissenschaftlichen Werke und die Posthumen, die kenne ich nicht, mal ausser Acht gelassen.) Ich weiß nicht, ob er etwas anderes genausogut hinbekommen hätte, bzw. immer meinen Geschmack getroffen hätte.
Ich liebe z.B. auch Umberto Eco er ist vergleichbar mit Tolkien (Professor u. Schriftsteller), ist aber thematisch etwas breiter aufgestellt.
Speziell sein Werk: "Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana" trifft gar nicht meinen Geschmack, obwohl es gut geschrieben ist.
Ich kann aber nun nicht behaupten, dass Umberto Eco nicht schreiben kann, oder? Er hat halt einfach meinen Geschmack einmalig verfehlt.
Ebenso gibt es Bücher, die ich persönlich für stilistisch und künstlerisch extrem "bescheiden" halte.
Da wäre z.B. "Wüstenblume" von Waris Dirie. Ok, es ist eine Autobiographie und kein Roman, deshalb können wir künstlerisch streichen, aber es ist auch im Bezug auf Satzbau, Wortwahl etc. echt schlicht. Ich fand es fast unverschämt einfach. Aaaaber jetzt kommts, es hat einen starken Inhalt für mich. Dieser lässt mich über den Stil hinwegsehen.
Ich lehne mich aus dem Fenster und sage: Waris Dirie hatte das Recht ihre Geschichte so zu erzählen, denn es war eine Ergreifende. Mehr Schischi hätte vielleicht sogar abgelenkt oder "faule" Leser abgehalten zu lesen.
Die "Fortsetzung" braucht in meinen Augen schon kein Sch... mehr, aber auch das ist Ansichtssache.
Ich hoffe zudem inständig, dass die Gute nun mit dem Schreiben aufhört und nicht noch anfängt Romane zu kreieren, weil ich glaube, dass sie einfach nicht schreiben kann.
Und ich will dann auch nicht, nur weil sie ein so schweres Leben hatte von allem, was sie tut, begeistert sein müssen.
Du wirst dieses Buch vermutlich vom Inhalt wie vom Stil scheußlich finden, was ich gut akzeptieren kann.
Es ist eben Geschmackssache, ob jemandem ein Buch gefällt oder nicht. Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse beim Lesen.
Vielleicht ist ein Vergleich aus der Küche passend. Egal wie toll ich den Braten handwerklich zubereite, ein Vegetarier wird ihn ablehnen. (Wenn er tolerant ist, wird er meine Kochkünste vielleicht dennoch bei anderen loben und meinen Rotkohl und die Knödel kosten.)
Ich hoffe, ich war nicht zu wirr. Manchmal hab ich 1000 Gedanken gleichzeitig im Kopf und kriege sie dann einfach nicht logisch strukturiert aufs virtuelle Blatt.
Lieber
@Mereel,
schön dass du dich einklinkst
:)Bis bald
Noh