Elli84
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JeTSkY schrieb am 22.04.2011:Evtl. Liet Mnika Cranz unter depressionen Cranz wusste dies kam nach hause sah nach ihr merkt sie hat sich umgebracht und er wollte es vor den Kindern vertuschen und nacher als ihn jeder beschuldigte sie umgebracht zu haben nahm er sich das Leben ...Das klingt wie der Plot einer besonders schlechten Derrick-Folge und macht hinten und vorne keinen Sinn.
vtl hat das schon jmd gsagt ich war zu faul mir alles durchzulesen
hiddenemerald4 schrieb am 06.04.2011:dazu kam dass er so schon psychische probleme hatte unhat es bei mir "klick" gemacht: ich habe an mehreren stellen gelesen, dass er ein böser mensch war, dass er psychisch gestört war (in welcher form auch immer), dass die leute angst vor ihm hatte und dass seine frau ihre radmuttern kontrolliert hat.
Die letzte Szene einer Ehe
Kein Blut, keine Leiche, keine Spur: In Lübeck geht der spektakuläre Crantz-Mordprozess in die nächste Runde
von Sabine Rückert
DIE ZEIT Nº 33/2002 8. August 2002
Welchen Familienstand hat ein Mann, dessen Frau verschwunden ist, der angeklagt ist, sie getötet und ihre Leiche unauffindbar verborgen oder gänzlich vernichtet zu haben? "In Ihren Personalien steht: Verheiratet", sagt der Vorsitzende Richter zu Hartmut Crantz. Der Angeklagte nickt: "Das stimmt."
Dann sagt Crantz nichts mehr in diesem Mordprozess, der derzeit am Landgericht Lübeck seinen qualvollen Gang geht. Er sitzt dabei, studiert Akten, schiebt seinen Anwälten Zettel um Zettel zu, macht Notizen - eine gepflegte, kalte Erscheinung Mitte 50, ein Manager in eigener Sache. Crantz bestreitet die Vorwürfe, die Staatsanwaltschaft und Nebenklage gegen ihn erheben. Er macht vom Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern. Das Reden obliegt inzwischen seinen Verteidigern. Besser für ihn, denn früher hat er sich durch allerlei Erklärungen selbst hineingeritten und erst richtig verdächtig gemacht: Seine angeblichen Alibis für die Zeit, in der Monika Crantz verschwand, wurden widerlegt, und die Kriminalpolizei hat ihm Lügen und Irreführungen nachgewiesen. Das ist misslich für einen Angeklagten, vor allem, wenn er durchaus Motive hatte, seine Frau aus dem Weg zu räumen und die Familie ihn geschlossen für den Mörder hält. Stefan Crantz, 32 Jahre, beschuldigt seinen Vater am 28. Juni 2002 vor Gericht ganz offen: "Er hat meine Mutter umgebracht." - "Davon sind Sie überzeugt?", fragt der Vorsitzende. "Mit hundertprozentiger Sicherheit, er hat meine Mutter kaltblütig ermordet."
Vieles, eigentlich alles spricht gegen Crantz, und doch kann man über das Kerngeschehen letztlich nur spekulieren. "Sind irgendwelche Spuren gefunden worden, die als Beweis für eine Mordtat gelten könnten?", fragt der Vorsitzende den Kriminalbeamten Hartleben. "Nein", antwortet der, "direkte Beweise gibt es nicht." Leichensuchhunde haben in jenem Ratzeburger Eigenheim, in dem sich die Geschäftsfrau Monika Crantz am 6. Januar 1999 um die Mittagszeit in Luft auflöste, nicht angeschlagen. Auch im BMW des Angeklagten, in dem er den Körper seiner Frau weggeschafft haben soll, erschnüffelten sie nichts. Es gibt keine Mordwerkzeuge, keine Kampfspuren, keine Blutspritzer, keine Zeugen und vor allem - keine Leiche. Alle persönlichen Sachen der Monika Crantz sind zurückgeblieben: Schlüssel, Auto, Ausweise, Kreditkarten, Portemonnaie. Es fehlt nur das, was sie am Leibe trug, ihr Handy und sie selbst.
Niemand soll behaupten, der Rechtsstaat mache sich keine Mühe mit Hartmut Crantz. Sein Fall beschäftigt die Gerichte seit nunmehr drei Jahren. Ein erster Indizienprozess am Lübecker Landgericht dauerte 14 Monate und endete am 20. Dezember 2000 mit einem Schuldspruch: lebenslange Freiheitsstrafe für Hartmut Crantz wegen Mordes an seiner Ehefrau Monika. Crantz wechselte den Anwalt: Der bekannte Hamburger Strafverteidiger Gerhard Strate ging für Crantz in Revision und hatte Erfolg. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil genau ein Jahr später auf und verwies den Fall zur erneuten Verhandlung zurück an das Landgericht Lübeck, wo sich nun eine andere Schwurgerichtskammer seit dem 23. April 2002 mit der Sache herumschlägt.
"Tschüss, Mama!", ruft ihr Jüngster mittags in den Keller
Bis zum 6. Januar 1999 treten Hartmut und Monika Crantz nach außen als Durchschnittspaar mittleren Alters in Erscheinung. Sie sind 25 Jahre verheiratet, leben in materiellem Wohlstand und haben drei Kinder. Welche Abgründe sich zwischen den Eheleuten längst aufgetan haben, welche Truppen in aller Stille zusammengezogen, welche Fallen heimlich gestellt und welche Gruben gegraben sind - das wird erst später durch die Ermittlungen der Mordkommission offenbar. Vorerst betreibt man in scheinbarer Harmonie mehrere Sonnen- und Fitnessstudios in Lübeck, Ratzeburg und Hamburg, die einen Haufen Geld abwerfen. Bis plötzlich die Frau verschwindet. "Tschüss, Mama!", ruft ihr Jüngster, damals 13 Jahre, am 6. Januar mittags in den Keller, wo Monika Crantz ihr Büro hat. "Auch tschüß!", kommt es von unten herauf. Das ist das Letzte, was der Junge von seiner Mutter hört. Dann trägt er mit den Nachbarskindern Zeitungen aus und übt gerade Skatebordfahren auf der Straße vor dem Haus, als kurz nach 16 Uhr der Vater in seinem mit Mülltüten voll gepackten BMW zügig aus der Einfahrt strebt. Angeblich will er Müll wegbringen. Aber die Mülltüten sind immer noch im Wagen, als er gegen 19.30 Uhr wiederkehrt. Nur die Mutter ist weg.
Was geschieht im Haus, als die Eheleute zwischen 13 Uhr und 16 Uhr allein sind? Wo steckt Hartmut Crantz zwischen 16 Uhr und 19.30 Uhr? Er sagt, er sei umhergefahren und habe eine Baustelle besichtigt. Das glauben ihm weder Polizei noch Staatsanwaltschaft, denn im Januar ist es um diese Zeit stockdunkel. Warum verschwieg Crantz den Beamten, dass er just am 6. Januar 1999 einen Ford Kombi angemietet hatte, wobei er - mit der Begründung, er müsse Leuchtröhren für Sonnenbänke transportieren - auf einer besonders großen Ladefläche bestand. Wenn nicht zufällig eine Angestellte der Autovermietung sein Bild in der Zeitung gesehen und sich an Crantz erinnert hätte, wäre die Kripo niemals auf das Leihauto gestoßen. 255 Kilometer fuhr Crantz damit an jenem 6. Januar. Wohin? Und warum bleibt Hartmut Crantz später so gelassen, obwohl seine Frau nicht mehr auftaucht? Warum sucht er nicht? Warum sieht es so aus, als ob er sich keine Sorgen macht? Warum wiegelt er bei der Polizei ab? Warum wirft er seine erwachsenen Kinder hinaus, als die das Elternhaus durchsuchen wollen? Auf keine dieser Fragen hattte Hartmut Crantz eine plausible Antwort. Während um ihn herum alle vor Sorge verrückt sind, interessiert er sich nur dafür, die Geschäfte seiner Frau zu übernehmen.
Nach der Überzeugung des ersten Lübecker Gerichts hat Crantz seine Frau, als er am 6. Januar 1999 nachmittags mit ihr allein daheim war, überfallen und sie tot oder bewusstlos im Kofferraum seines BMW aus dem Haus geschafft. Er hat sie in den unauffälligen Ford Kombi umgeladen und irgendwohin entsorgt. Ob er sie in den menschenleeren Weiten Mecklenburg-Vorpommerns vergraben, in einem der zahllosen Seen versenkt oder in einer Müllverbrennungsanlage in Rauch aufgelöst hat - wer weiß das? Die Polizei hat keine Spur gefunden. Sicher ist aber, dass das Ehedrama seine Klimax erreicht hatte: Monika Crantz hatte ihren Mann in aller Stille aus den gemeinsamen Geschäften gedrängt. Einst, als die Pleite drohte, hatte er ihr alles überschrieben. Nun da die Unternehmen dicke Gewinne einfuhren, war sie die Chefin und ließ sich von ihm nichts mehr sagen. Hartmut Crantz leitete dafür heimlich Geld von gemeinsamen Depots auf eigene um, seine Frau sperrte ihm daraufhin die Konten, sie erteilte ihm in diversen Studios Hausverbot, sie plante die Scheidung, und - sie fing an, um ihr Leben zu fürchten. Die Ehe war an jenen Punkt gelangt, wo die Frau die Radmuttern kontrolliert, bevor sie ins Auto steigt, wo sie es vermeidet, mit dem Gatten aufs Meer zu fahren, aus Argwohn nicht mehr zurückzukehren. Eine Generalvollmacht, die dem Mann im Falle ihrer Verhinderung alle Macht über die Firmen verliehen hätte, unterschreibt Monika Crantz nicht. "Das wäre mein Todesurteil", sagt sie zu Zeugen.
Mit einer falschen Vollmacht versucht Crantz wenige Tage nachdem seine Frau vermisst wird, die Firma wieder in seine Gewalt zu bringen. Er will unbedingt an das Codewort für den Geschäftscomputer gelangen und die Hoheit über die Konten zurückerobern. Auch dieses Auftreten wertete das Gericht in jenem ersten Prozess als ihn belastendes Nachtatverhalten. 156 Zeugen ließen die Richter aufmarschieren, um jede Minute jenes Januartages zu rekonstruieren. Wer hat Frau Crantz zuletzt gesehen? Was sagte sie? Was trug sie?
Was für ein Mordprozess! Die Fantasie der Hörer wird an ihre Grenzen getrieben. Niemand vernahm Schreie oder sah Blut fließen, es gibt keine rechtsmedizinischen Berichte und keine Polizeifotos von der Toten. Das Verbrechen, um das es hier geht, ist mit Sinnen nicht fassbar, das Unvorstellbare muss in der Vorstellung dessen entstehen, der an der Hauptverhandlung teilnimmt. Doch Beweis um Beweis trugen die Richter zusammen, und wer das 216 Seiten starke Urteil liest, ist von der Schuld des Hartmut Crantz überzeugt. Es bleibt kein vernünftiger Zweifel: Auch die theoretischen Varianten, Frau Crantz könne Suizid begangen oder sich mit einem Geliebten davongemacht haben, fallen in sich zusammen.
Als der Firma die Pleite drohte, hatte er ihr alles überschrieben
Zu den Indizien passt die Persönlichkeit des Angeklagten. Ein psychiatrisches Gutachten bescheinigt ihm eine "Als-ob-Persönlichkeit", die immense Unsicherheiten und Ängste mit der Fassade des Machers, des Herrn-im-Haus kaschiere.
Kontrolle über die Umgebung sei Crantz das Wichtigste, mit Reichtum und Statussymbolen versuche er sein schwaches Ego zu stabilisieren. Gerate sein glanzvolles Selbstbild aber in Konflikt mit der Realität, so täte er "vieles, wenn nicht gar alles dafür", die schöne Illusion zu retten.
All das hat dem Landgericht im Jahre 2000 die Gewissheit verschafft, dass Hartmut Crantz seine Frau getötet haben muss. Daran fand der Bundesgerichtshof nichts auszusetzen. Die Schwurgerichtskammer habe sich "rechtsfehlerfrei davon überzeugt", heißt es in der Aufhebungsentscheidung. Allerdings sei nicht sicher nachgewiesen, dass Monika Crantz tatsächlich einem Mord zum Opfer fiel, dass sie planvoll "aus niedrigen Beweggründen" beseitigt wurde. Sie könnte schließlich auch aus Versehen im Kofferraum erstickt oder beim Herumgeschlepptwerden so heftig mit dem Kopf aufgeschlagen sein, dass sie starb. Und auf Körperverletzung oder Freiheitsberaubung mit Todesfolge beziehungsweise fahrlässige Tötung steht nicht "lebenslänglich".
Deshalb also nun dieser zweite Prozess, er kann sich weit ins Jahr 2003 hineinziehen. Doch was soll er noch zutage fördern? Die Tat selbst wird für alle Ewigkeit im Dunkeln bleiben, wenn Crantz nicht gesteht. Seine Frau ist nach wie vor verschwunden. Kein Lebenszeichen, keine Leiche. Die Beweislage ist dieselbe geblieben, dieselben Zeugen treten wieder auf und sagen, was sie schon einmal gesagt haben, nur ungenauer und schlechter. Aus vielen ist so gut wie gar nichts mehr herauszuholen. Der Vorsitzende Richter Fritz Vilmar, ein freundlicher Mann, müht sich redlich. Hat die Zeugin K., damals Angestellte im Fitnessstudio, einen Ford Kombi gesehen? "Ich weiß es nicht mehr, es ist zu lange her." War etwas auffällig an Herrn Crantz in jener Zeit? Frau K. erinnert sich nicht. Auch mit Frau T., Rezeptionistin im Sonnenstudio, hat der Vorsitzende wenig Glück. Ihr ist so gut wie alles entfallen. Vilmar wendet seine ganze Nachsicht auf: "Wie kam Crantz denn an beim Personal? Das werden Sie doch verstehen!" Pause. Dann flüstert die Frau: "Wenn schon sein Auto vor der Tür stand, hatte ich Angst."http://www.zeit.de/2002/33/200233_crantz-prozess_xml
Zähe Tage im Saal 163. Das Gericht schürft im Gedächtnis der Zeugen. Viele haben 1999 bloß eine beiläufige Wahrnehmung gemacht, die sie inzwischen vergessen haben, den meisten muss mit Vorlesungen aus dem Polizeiprotokoll auf die Sprünge geholfen werden. Draußen zieht der Sommer heran, es wird heiß und stickig. Die Verfahrensbeteiligten leiden in ihren schwarzen Roben. Verstohlenes Gähnen. Welch packender Kriminalfall, welch langweilige Verhandlung.
Es war eine Ehe ohne Tränen, Wut, Krach - und ohne Leidenschaft
Es ist, als ginge man ein zweites Mal in denselben Film, und die Spannung ist dahin. Vielleicht liegt die Öde am Klein-Klein eines Indizienprozesses. Vielleicht liegt sie an der sinnentleerten Welt der Sonnenstudios und Fitnessclubs, in der die Menschen letzlich nichts voneinander wissen und nichts übereinander sagen können. Das Opfer scheint eine Frau ohne Eigenschaften gewesen zu sein. Frau Crantz war "nett und freundlich", lautet die stereotype Beschreibung, "hilfsbereit und ein Familienmensch". Und sonst? Warum lebt eine Frau so lange mit einem Mann, der vor allem finstere Charakterzüge hat? Hat sie ihn nicht durchschaut? Was hat sie an ihm fasziniert? Was bei ihm gehalten?
Kein großes Drama. Kein Blut. Keine Spur. Wenn Crantz seine Frau umgebracht hat, dann diskret und feige, so wie es in dieser Ehe eben zuging. Eine Ehe ohne offen ausgetragene Konflikte, ohne Tränen, Wut, Krach und Leidenschaft. Ohne Aussprachen, ohne Ausbrüche, ohne Aus-der-Rolle-Fallen. Man sperrte sich hinterrücks die Konten und ging gemeinsam aus. Man stahl sich Verträge aus dem Aktenkoffer und aß höflich zusammen das Frühstücksei. Man machte den Termin beim Scheidungsanwalt und feierte gemeinsam Weihnachten. Man hasste sich - doch wahrte stets die Contenance. Welch tödliche Maskerade! Kein Schriftsteller hätte ein konsequenteres Ende dieser Ehe ersinnen können.
Bisher läuft der zweite Crantz-Prozess ganz in den Geleisen des ersten. Auch die Fragen des Verteidigers Strate und seiner Kollegin bringen die Stimmung nicht ins Kippen. Dennoch scheint der Anwalt guter Dinge. Gleich zu Beginn der Hauptverhandlung hat er eine Besetzungsrüge platziert, in der er nachweist, dass sich hier die falschen Richter mit dem Fall befassen. Sollte sein Mandant erneut verurteilt werden, könnte es Strate deshalb noch einmal gelingen, beim Bundesgerichtshof eine Urteilsaufhebung zu erreichen. Die Folge wäre ein dritter Crantz-Prozess, der wieder Unsummen kosten und noch dickflüssiger dahinkriechen dürfte. Die Justiz wird den "Mord ohne Leiche" so schnell nicht los.
"Wenn man rational an die Dinge herangeht, dann dürfte Crantz nicht verurteilt werden", findet Strate. Vor ihm liegt das Verschollenheitsgesetz, von dessen Vorschriften er sich die Lösung seiner Probleme verspricht. Und dann erzählt er den Schwank von jenem amerikanischen Staranwalt, der einen Mann, dessen Ehefrau spurlos verschwunden war, in einem Mordprozess verteidigte: "Durch diese Tür wird die Verschwundene gleich eintreten", kündigt der Verteidiger im Gerichtssaal den Geschworenen an. Alle blicken gespannt zur Tür. Nichts geschieht. "Sehen Sie", hält der Verteidiger den Geschworenen entgegen, "Sie hegen ja selbst im Stillen Zweifel, ob die Frau wirklich tot ist. Sonst hätten Sie nicht so gebannt zur Tür gestarrt. Sie können meinen Mandanten jetzt nicht mehr verurteilen." Doch das Gericht verurteilt den Angeklagten. "Ihnen ist etwas entgangen", sagt der Richter zum Verteidiger. "Ihr Mandant hat nicht zur Tür geschaut."
Lebenslang - Da erhängte er sichhttp://www.abendblatt.de/region/norddeutschland/article106687999/Lebenslang-Da-erhaengte-er-sich.html
Von Ulf B. Christen
Seine Frau verschwand spurlos. Zweimal lautete das Urteil Mord. Hartmut Crantz: "Ich habe keine Kraft mehr."
Lübeck. Bis in den Tod ist Hartmut Crantz sich treu geblieben. In einem Abschiedsbrief versicherte er noch einmal, seine Frau Monika (48) nicht ermordet zu haben. Der Grund für seinen Selbstmord sei ein anderer: Ihm fehle nach zwei Schuldsprüchen die Kraft für einen dritten Prozess. Gestern fanden Beamte der Justizvollzugsanstalt Lübeck den 58-Jährigen, als sie ihm um 6.30 Uhr das Frühstück bringen wollten. Crantz hatte sich mit einer Paketschnur am Gitter seines Zellenfensters erhängt. Sein Hamburger Anwalt Gerhard Strate reagierte "bestürzt". Er habe mit Crantz vor neun Tagen lange gesprochen, gleich nach der erneuten Verurteilung zu lebenslanger Haft in Lübeck. "Wir wollten in Revision gehen und waren ganz zuversichtlich", sagte Strate dem Abendblatt. Auf ihn habe Crantz nicht wie ein Verzweifelter gewirkt. "Aber wer kann schon in den Kopf eines Menschen sehen?" Seinen mehrseitigen Abschiedsbrief hatte Crantz an "die Verleumder" adressiert. In der Zelle lagen mindestens zwei weitere verschlossene Schreiben. Was Crantz darin mitteilt, ist noch nicht bekannt. Der 58 Jahre alte frühere Geschäftsmann aus Ratzeburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) hatte seit Februar 1999 in Untersuchungshaft gesessen - und stets beteuert, dass er sich das Verschwinden seiner Frau nicht erklären könne. Monika Crantz war zuletzt am 6. Januar 1999 lebend gesehen worden. Seitdem fehlt von ihr jedes Lebenszeichen. Auch eine Leiche wurde nicht entdeckt. Für die Justiz war der Fall dennoch klar. Die 48-Jährige war vermögend, lag mit ihrem Mann geschäftlich im Streit - und wollte ihn wohl auch privat vor die Tür setzen. Wegen Mordes aus Habgier wurde Hartmut Crantz nach mehr als 60 Verhandlungstagen im so genannten Prozess ohne Leiche im Dezember 2000 zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht sah ihn durch Indizien überführt. Wenige Tage später versuchte Crantz sich das Leben zu nehmen. Er schluckte Tabletten, überlebte - und schöpfte Hoffnung, weil ein Verfahren vor dem Bundesgerichtshof (BGH) gut anlief. Im Dezember 2001 hob der BGH das erste Urteil wegen eines Formfehlers auf. Auch der zweite Indizienprozess zog sich in die Länge. 62 Tage wurde verhandelt, und am Ende musste Crantz seinen Traum von der Freiheit erneut begraben. Das Landgericht Lübeck schickte ihn zum zweiten Mal lebenslang hinter Gitter. "Sie haben sich fatal geirrt", warf Crantz dem Gericht vor. Als er ins Gefängnis zurückkehrte, wurde er wegen seines früheren Selbstmordversuchs zunächst besonders und regelmäßig beobachtet. Crantz aber schien sich gefangen zu haben. Anwalt Strate bat die Gefängnisleitung, seinen Mandanten aus der Beobachtungszelle zu verlegen. Der Gefängnispsychologe stimmte zu. Crantz "verhielt sich unauffällig", so die Staatsanwaltschaft Lübeck. Er habe seine Arbeit in der Gefängniswerkstatt wieder aufgenommen und beim Gefängnispersonal den Eindruck hinterlassen, er wolle weiter um seine Freiheit kämpfen. Nach dem Selbstmord hat die Staatsanwaltschaft Lübeck ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Es werde auch geprüft, ob es im Gefängnis Versäumnisse gab, sagte deren Sprecher Klaus-Dieter Schultz. "Dafür haben wir allerdings keinen einzigen Anhaltspunkt." Offen ist, woher Crantz die Paketschnur hatte.