Nun muss ich mich mal hier einklinken und aus meiner Leser-Komfortzone raus.
Aidan77 schrieb:Mitleid ist es nicht.
Es ist irgendwie ein anderes Gefühl, das ich nicht mal genau beschreiben kann.
Ich sehe das wahrscheinlich doch zu naiv, wenn ich denke, das alles hätte so nicht kommen müssen?! Ich weiß es nicht.
Ich glaube, ich sehe das immer noch so, dass bei ihm einfach dermaßen viel schief gelaufen ist, was letztendlich zu dem geführt hat, was er getan hat.
Ich glaube (oder will es so glauben), dass man ihm hätte helfen können.
Dass er vll jemand war, der mehr gebraucht hätte, als die meisten anderen Kinder.
Dass diese Niederlagen in seinem Leben und der Rückzug in seine Fantasiewelt vor den Pc, dieses Manga Zeugs, das rumhängen auf Seiten wie 4chan und vll noch schlimmeres (und das dementsprechende Abstumpfen) dazu geführt haben.
Dass es vll wirklich so war, und er sich dachte wenn schon nicht im positiven, dann will ich im negativen auffallen. Wenn mich keiner wirklich wahrnimmt, dann halt so.
Jahrelanger angestauter Frust, abgestumpft sein und für sich selbst keine (gute) Zukunft sehen.
Deswegen habe ich diese Meinung. Nicht weil Mitleid sondern eher weil mich das auf eine Art traurig, wütend und fassungslos macht (die Taten an sich sowieso) aber auch weil ich denke das hätte verhindert werden können. Dass zwei Menschen sterben müssen, aber auch dass er sein Leben so verpfuscht.
Auch ich muss es nochmal fragen, bevor ich es in den falschen Hals bekommen sollte: Was genau macht ihn anders? Wo liegt der Unterschied zwischen Marcel H. und anderen Mördern, die vielleicht größer, dicker, älter und vielleicht braunhaarig sind? Haben die anderen Mörder, Kindervergewaltiger O.ä. Vielleicht auch nicht MEHR gebraucht?
Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass es Menschen gibt, die weitaus schlimmeres erlebt haben und zugleich auch dasselbe wie er (Dinge, von denen wir wissen) und sie würden das, was er getan hat, eben nicht tun. Einem Kind ins Auge zu stechen Bedarf mehr als ein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit.
Ich möchte kein Mord gut heißen, auf keinen Fall! Aber ich denke, zwischen diesen zwei Taten und den Äußerungen danach und einem Menschen, der aus mehreren Metern einen anderen erschießt, liegen, wenn man das so betrachtet, schon so manche Welten (Wie gesagt,ja,Mord ist Mord, keine Frage).
Was ist mit den Menschen, die einige Bequemlichkeiten, die er trotz allem genießen durfte in seinem Leben nicht haben? Schlachten sie auch andere Menschen? Sorry für den Ausdruck aber ich kann seine Taten nicht anders beschreiben, es war brutal und es ist nicht im Affekt passiert. Er war und ist nach wie vor zurechnungsfähig und ich bin sehr glücklich darüber dass er sich nicht mehr ausleben kann. Fakt ist: Er hat diese Entscheidung getroffen und ist stolz darauf, es ist das, was er für die paar Tage, die er bei 4chan super cool war, gebraucht hat - denn ansonsten hätte er nicht mit einer weiteren leiche angegeben.
Übrigens darf man nicht vergessen, was die Psycho-Analysten vorm Gericht ausgesagt haben. Er sprach weiterhin respektlos und erschreckend gemein, einfach widerlich weiter, lange nach dem er die Taten begangen hat. Da schließe ich somit dieses "ich falle jetzt auf und zeige es euch so richtig bei 4chan wie cool ich bin und somit baue ich mir meine eigene coole community auf" komplett aus, da er schlau genug war um zu verstehen, dass alle diese Menschen die am Prozess beteiligt waren, dies weder cool finden würden, noch könnte er sie damit auf die "böse Seite"'ziehen.