Franz Räth Rätselhaftes Verschwinden eines Bürgermeisters 1977
15.02.2020 um 19:54
Wir sind Heute mal die Strecken abgefahren.
Wenn man davon ausgeht, dass Franz Räth am Vormittag oder Mittag, des 31. Januars 1977 zu der Veranstaltung in der Aula der heutigen Heideschule wie folgt gefahren ist, hatte er eine Fahrzeit von 15 Minuten.
Ich gehe mal davon aus, dass die Straße dort zur damaligen Zeit auch nicht viel schlechter waren und man dort und mit einem Auto dieser Zeit sicherlich nicht schneller als 80 km fahren konnte.
Der Weg führte uns von Zeilitzheim über Brünnstadt, Herlheim, Oberspießheim und Unterspießheim nach Schwebheim. Bei wirklich gemütlicher Fahrt, eine Strecke von gerade einmal einer 1/4 Stunde.
Es gibt bei Unterspießheim auch die Möglichkeit, auf die Schnellstraße ( B286 ) zu fahren, die es dort seit den 60 er Jahren gibt. Jedoch sind es von Unterspießheim nach Schwebheim nur noch 5 km. also egal ob er auf die Schnellstraße fuhr oder die Landstraße nahm.
Vom Parkplatz der heutigen Heideschule in Schwebheim, vermutlich dort, wo er damals seinen roten Golf geparkt hatte, machten wir uns auf dem Rückweg und fuhren die Strecke entlang, welche die Polizei damals, für seinen Rückweg vermutet hat.
Die Strecke führt von Schwebheim über Röthlein, Heidenfeld, Hirschfeld, St. Ludwig, Stammheim und Fahr bis nach Volkach und von dort weiter über Gaibach nach Zeilitzheim.
Die Fahrzeit beträgt bei 80 km rund 30 Minuten.
Wenn man mal davon ausgeht, dass aus welchen Gründen auch immer, er diese Strecke gefahren ist, führt die Straße einmal bei Heidenfeld und Hirschfeld sowie Stammheim bis auf wenige Meter an den Main heran.
An den meisten Stellen, ist der Main jedoch einige hundert Meter entfernt.
Also wäre es für Franz Räth an nur drei ganz kurzen Stellen, möglich gewesen, in den Main zu fahren. Dazu kommt noch, dass es dort neben der Straße der Altmain ist, den Schiffe nicht befahren können und der dort von vielen Untiefen durchzogen ist.
Vernachlässigbar ist, dass heute dort Vegetation ist, die mit hoher Wahrscheinlichkeit damals noch nicht vorhanden war.
Bäume und Sträucher, die nicht älter als 20 Jahre sein können.
Jetzt wäre Interessant, wie das Wetter am Abend des 31. Januars 1977 war?
War es glatt, war der Boden auf dem Seitenstreifen gefroren oder lag Schnee?
Kann es sein, dass der Boden so gefroren war, sodass keine Spuren im Grünstreifen zu sehen waren?
Lag evtl. Schnee, es waren Reifenspuren zu sehen und es hat in der Nacht noch einmal soviel geschneit, dass die Reifenspuren zugeschneit wurden?
Fragen über Fragen!
Die Theorie, dass Franz Räth von einem Spezi, der früher vom Empfang in der Aula der Schwebheimer Sonderschule aufgebrochen war, einen Anruf erhalten habe, in dem er vor einer Polizeikontrolle in Kolitzheim, die nach Alkoholsündern fahndete, gewarnt wurde.
Zur damaligen Zeit, waren Mobiltelefone noch kein Thema und in der Schule gab es vermutlich im Sekretariat ein Telefon und dies war mit Sicherheit zu später Stunde nicht mehr besetzt.
Dazu kommt noch, dass er gar nicht durch Kolitzheim musste, wenn er die kürzere Strecke gewählt hätte!
2,5 Jahre später, Ende Juni 1979 wurde am Campingplatz in Volkach, ein teilweise skelettierter Unterschenkel samt Socken und Schuh aus dem Main gefischt. Den Schuh ordneten die Angehörigen Franz Räths einwandfrei dem Vermissten zu.
Man kann ja nur vermuten, wie dieses Bein mit dem Schuh daran ausgesehen haben will, aber ich kann mir beim besten Willen nicht Vorstellen, dass nach 2,5 Jahren im Wasser der Schuh noch so gut zu erkennen war, zumal es damals Sicherlich nicht die Auswahl an Herrenschuhen gab, wie es heute der Fall ist.
Mit großer Wahrscheinlichkeit trug er zu diesem Anlass einen Anzug und dazu passende Schuhe, in einer neutralen Farbe, vermutlich schwarz, braun oder im Höchstfall grau und solche Schuhe gab es sicherlich viele.
Irgendwie schließe ich Mord oder gar Selbstmord aus, vielleicht einzig die Theorie, es war ein Unfall und er schaffte es leider nicht mehr, aus seinem Auto zu kommen macht für mich Sinn.
Oder...
...Anfangs schenkte ich der Theorie, er habe sich evtl. in die DDR abgesetzt keine Beachtung.
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr kann ich mich in diese Geschichte hineinversetzen.
Mal angenommen, er hat an diesem Abend den Entschluss gefasst, sein altes Leben hinter sich lassen und irgendwo ein neues Leben zu beginnen. Dies kann von langer Hand geplant oder spontan gewesen sein. Fakt ist, er hat immer viel Bargeld bei sich getragen, also wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, auf die Schnelle zu verschwinden. Wohin könnte sich ein Mann, wie er, absetzen. Er war SPD Politiker, wahrscheinlich mit Leib und Seele. Dies könnte dazu geführt haben, dass er sich in Richtung DDR aufgemacht hat. Diese Theorie kommt nicht aus dem Blauen heraus.
Im Jahr 1987, zwei Jahre vor dem Mauerfall, hat ein Bekannter von Franz Räth aus Zeilitzheim, eine Reise nach Thüringen unternommen. Dies geschah im Rahmen einer Reisegruppe. Der Mann behauptet, dass Franz Räth, der zu diesem Zeitpunkt schon auf die Siebzig zuging, in der Uniform eines ostdeutschen Grenzsoldaten, in den Bus gekommen sein soll. Beide Männer, sollen sich angeblich erkannt haben. Der Mann in der Uniform, soll danach den Bus fluchtartig verlassen haben. Der Ort des Geschehens, war der Grenzübergang Rudolphstein-Hirschberg.
Eine Recherche der Polizei in dieser Richtung, nach dem Mauerfall, verlief im Sand. Aber vermutlich, hätte er sich mit seinem Geld einen neuen Namen kaufen können. Und vermutlich hätte er das auch getan.
Warum er sein altes Leben hinter sich gelassen haben soll, ist fraglich. Er hatte vermeintlich alles. Geld, Ansehen, Grundbesitz. Aber das muss nichts heißen, denn es haben sich schon ganz andere Menschen auf so eine Reise begeben.
Dies sind natürlich alles nur Theorien.