Au-pair-Mädchen Sopiko Lolashvili vermisst seit 29.04.2015
11.05.2015 um 00:58
Also die Spekulationen wuchern hier mal wieder, obwohl es keinerlei Grundlage in diesem Fall gibt.
Schauen wir mal auf die spärlichen Fakten die wir haben: da stechen zwei bis drei Dinge hervor:
1) Das Handy soll angeblich zuletzt in Grein geortet worden sein. Ob es dazu auch eine tatsächliche Sichtung in Grein gibt ist umstritten, die Presseberichte sind da nicht klar. Leider gibt es wie immer in solchen Fällen keine Information, wie das Handy nach Grein gekommen ist, also welcher Weg benutzt wurde, wo das Handy vorher eingeloggt war.
Eines aber ist klar: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie zufällig in Grein gelandet ist. Geht man zur ÖBB webseite und sucht Verbindungen von Wien nach Linz wird man ausschliesslich auf die Hauptstrecke verwiesen, die über St. Pölten und Amstetten nach Linz führt. Railjet ist die bequemste Möglichkeit, aber es gibt noch andere.
Von Wien nach Grein gibt es keinen durchgehenden Zug, man muss sich diese Verbindung mühsam zusammensuchen und mindestens einmal, meistens zweimal umsteigen. Zum Teil wird man da auf den Postbus verwiesen. Von Grein nach Linz gibt es durchgehende Züge, aber nicht viele.
Wenn sie also nur nach Linz wollte ist es extrem unwahrscheinlich, dass sie aus Versehen irgendwie in Grein landete. Das legt nahe, dass, wenn sie freiwillig in Grein war, sie dorthin wollte. Und das stellt natürlich die Frage nach dem warum.
2) Der Deutschkurs: noch immer ist es ein wenig merkwürdig, dass ein Wiener au pair einen Kurs in Linz belegt. Da fehlen uns leider die Informationen, wie hier schon dargestellt wurde, kann es durchaus plausible harmlose Gründe geben, aber es ist auffällig. Hintergrundermittlungen wären hier ganz wichtig. Der Kurs scheint ja tatsächlich existiert zu haben, soweit stimmt also die story schon einmal.
Nun noch eine kurze Anmerkung zu den Spekulationen: Ein freiwilliges Untertauchen mit oder ohne österreichischem Anhang halte ich für ausgeschlossen, denn es ist ja gerade die Familie, die nach ihr sucht. Ich glaube kaum, dass sie freiwillig jeden Kontakt zu ihrer Familie abbricht.
Andere Dinge, die hier gesagt wurden, stimmen leider: sehr viele dieser au pairs träumen von einem besseren Leben im "goldenen Westen" und manche sind auch bereit, illegal dafür zu schuften, so lange sie ein paar Euros dafür bekommen. Und wie immer bei solchen Dingen werden viele dabei Opfer von Ausbeutung oder gar Gewalt.
Was allerdings die Vorstellung einer romantischen Liaison angeht, so braucht man dazu nicht "zu verschwinden." Heiratet ein EU-Bürger eine Ausländerin, kann diese ganz legal eine Aufenthaltserlaubnis bekommen. Sollte sie also eine Beziehung zu einem EU-Bürger haben, braucht sie sich nicht verstecken. Es ist nicht illegal, als au pair sich in einen Österreicher zu verlieben, und sollte es zu einer Heirat kommen, gäbe es Papiere. Selbst wenn diese Liaison nicht bona fide ist, also wenn die Absicht bei der Heirat nur ist, Papiere zu bekommen, bringt es nichts, sich zu verstecken. Im Gegenteil: die Ausländerbehörde will in solchen Fällen gerade sehen, dass man ganz offen die Beziehung gelebt hat, das spricht dann für die Echtheit der Beziehung.
Deshalb, wenn es eine echte Beziehung gegeben hat, oder wenn sie hoffte, durch so eine Beziehung eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten, braucht sie dafür nicht verschwinden, im Gegenteil. Da sie aber verschwunden ist, bedeutet das in so einem Fall, dass an der ganzen Beziehungssache etwas nicht kosher war, und zwar seitens des EU-Bürgers.
Ich gehe daher hier von einem anderen Szenario aus.