@helga_nd @Schimpanski Der "klassische Fall" bezieht sich - jetzt bewußt etwas plakativ dargestellt - auf eine kinderreiche Familie mit arbeitslosen Haupternährer und völlig überforderte Eltern bei denen die Kinder dann zu Tode kommen. Alkohol und/oder Drogen sind auch sehr, sehr häufig mit im Spiel. Die sind in der Statistik natürlich mit drinne.
In der Zahl 253 sind die versuchten und nicht vollendeten Taten eingeschlossen ... spielt aber m. E. nicht so die Rolle. Es gab also 253 Morde oder versuchte Morde. In 39 waren die Opfer Kinder, Pflegekinder oder Enkel der Täter. Völlig richtig. Ebenfalls völlig richtig ist, dass aus dieser Statistik nichts über das Alter der Opfer ausgesagt wird. Erwachsene Kinder als Opfer sind in dieser Statistik also eingeschlossen, was den prozentualen Anteil der minderjährigen Opfer also u. U. noch einmal nach unten zieht.
Das entspricht dann für versuchte und vollendete Morde einem Prozentsatz von 15.41%. Auch noch weit von den Zahlen entfernt, die hier in den Raum geworfen wurden.
helga_nd schrieb:Mich würde mal interessieren, bei wieviel Prozent dieser familiären Taten ein auffälliges Verhalten der Eltern/Verwandten gegenüber ihren Kinder dokumentiert ist.
Soweit ich jetzt aus dem Kopf weiß, ist das eher die Regel als die Ausnahme. Auch haben "schwierige" und weibliche Kinder ein weitaus höheres Viktimisierungsrisiko. Die Stellung der Kinder in der Geschwisterreihe spielt auch noch eine Rolle, was ich jetzt aber aus dem Kopf nicht mehr sicher weiß. Wichtig ist mir aber, dass die Zusammenhänge wesentlich komplexer sind, als hier suggeriert worden ist/werden sollte.
helga_nd schrieb:welche sozialökonomischen Faktoren in den Fällen von Kindesverbrechen überwiegen?
Na, ich sagte es ja schon: je ärmer die Familie ist, desto höher ist das Risiko für Kindesmißhandlungen/Tötungen. Dafür sind natürlich eine Reihe weiterer Moderatorvariablen verantwortlich. Stark vereinfacht: mehr Einkommen bedeutet auch mehr Ressourcen mit Schwierigkeiten fertig zu werden, was einen Schutzfaktor darstellt.
helga_nd schrieb:ich nehme an, Du meinst die Smith-Aussage?
Da könnte es mehrere Erklärungen geben - immer mit dem Hinweis, dass ja nichts mehr entwendet wurde:
- der Täter hat leere Einweg-Plastiktüte/Tragetasche irgendwo im Vorbeigehen entsorgt
- die Tragetüte konnte man zusammenfalten und in die Hosentasche stecken
Ja, natürlich, aber gefunden wurde ja nichts. Sofern man nicht haltlos spekulieren möchte, wäre es doch sinnvoller davon auszugehen, dass der keine Tasche hatte. Aber mit Sicherheit ausschließen lässt sich das jedoch nicht.
Allerdings bin ich immer noch ein Gebot des "Sparsamkeitsgebots", was bedeutet, dass eine Theorie mit möglichst wenig Zusatzannahmen auskommen sollte. Schließt man auftretende Lücken nämlich immer rasch mit immer weiteren, nicht belegbaren Zusatzannahmen, immunisiert man die Theorie letztlich, womit sie aber auch wertlos zu werden droht und sehr leicht in die Irre führen kann.