@emodul Also bei sicherheitsrelevanten Bauteilen ist es unüblich, dass man diese Teile einfach unerprobt in Gebrauch nimmt. Bei nicht sicherheitsrelevanten Bauteilen ist das aber durchaus gängige Praxis und dagegen ist auch nicht viel zu sagen.
Wie du selbst geschrieben hast, werden die Fahrzeuge auf Schlechtwegstrecken erprobt und die dabei entstehenden Belastungen sind weitaus grösser, als die Belastungen welche im "normalen" Betrieb solcher Fahrzeuge entstehen. Aus diesem Grund funktioniert diese Art und Weise der Erprobung ja auch so gut.
das klingt erstmal so, als wenn du dich beruflich intensiv mit der Materie beschäftigen würdest.
Ich habe ca. 15 Jahre bei einem Zulieferer in der F&E gearbeitet und dabei die Erprobungsmethoden mehrerer Hersteller (Schlechtwegerprobung, Hydropulser) vor Ort kennengelernt und dabei festgestellt, dass die sich deutlich unterscheiden, obwohl alle Fahrzeuge auf den gleichen Straßen fahren. Was bei dem einen sehr wichtig war, war bei einem anderen nebensächlich. Es besteht daher immer die Gefahr, auf die eigenen Erprobungsmethoden und nicht auf die Praxis zu optimieren.
worauf ich aber eigentlich hinauswollte: "unerprobte Teile" hört sich für den Laien erstmal schlimm an, man darf aber nicht vergessen, dass eine Erprobung kein Allheilmiittel ist.
Für wesentlich wichtiger halte ich es - und das ist auch geübte Praxis in Entwicklungsabteilungen - dass man die Werkstoffeigenschaften und die äußeren Einflüsse wie u. a. Temperatur und die auf das zu konstruierende Teil wirkenden Kräfte genau kennt und das teil dann entsprechend auslegt. Soetwas funktioniert, wenn man sorgfältig arbeitet. Erst wenn man merkt, dass etwas einer Berechnung nicht zugänglich ist, ist eine Erprobung sinnvoll und auch notwendig.
Aber um mal auf den Radreifen zurückzukommen:
Stahl und Gummi sind Werkstoffe, deren Eigenschaften seit Jahrzehnten bekannt sind. auch die Belastbarkeit einer Gummi-Metallverbindung unter verschiedenen klimatischen Bedingungen ist bekannt.
Wichtiger ist es daher, dass die Fertigung prozeßsicher ist und mit gleichbleibender Qualität gefertigt wird, damit auch alle Teile so beschaffen sind, wie konstruktiv vorgesehen.
Darüber hinaus ist eine Kontrolle wichtig, ob sich die Teile nach einiger Zeit im Gebrauch immer noch in dem konstruktiv vorgesehenen Zustand befinden, oder durch Verschleiß ein Sicherheitsrisiko darstellen, was im Fall Eschede wohl nicht beachtet wurde, indem man Radreifen die vorgegene Werte unterschritten, weiterbenutzte.
emodul schrieb:Also bei den Brücken macht man normalerweise keine Experimente.
An welche neuen und unerprobten Materialien denkst du denn da jetzt?
das mit der Brücke sollte ein für technische Laien leicht nachvolllziehbares Beispiel dafür sein, dass eine Erprung unter Praxisbedingungen in manchen Fällen garnicht möglich ist.