D-Bremer schrieb:Du zitierst die fünfte Tafel. Da ist der Mond schon entstanden. Davor, ich glaube in der vierten Tafel, wird die Spaltung der Erde beschrieben und das Auffangen der "Eingeweide der Erde" mit einem (metaphorischem) Netz. (Aus den "Eingeweiden" hat sich der Mond gebildet, das (metaphorische) Netz war die Schwerkraft der Erde. Einer der 12 "Widersacher" ist Kingu (= Mond), es waren also 12 Protomonde.
Du interpretierst die Tafeln ausgesprochen frei, um es mal so auszudrücken.
Unter dieser Website kann man die vollständige, deutsche Übersetzung lesen:
http://www.earlyworld.de/enuma_elish.htmAuf der 2. und 3. Tafel wird folgendes geschildert:
Die Abgrund-Mutter, die alles erschafft,
Schuf überdies unwiderstehliche Waffen, gebar entsetzliche Schlangen,
135 Mit spitzem Zahn, erbarmungslosen Kiefern,
Mit Gift anstatt mit Blut füllte sie ihren Leib.
Wütende Drachen bekleidete sie mit Furchtbarkeit,
Mit übernatürlichem Glanz belud sie sie, machte sie wie Götter:
«Wer sie sieht, den sollen sie vor Schreck vernichten!
140 Sie sollen springen, ohne ihre Brust zu wenden!»
Sie schuf die Viper, den roten Drachen und die Sphinx,
Den großen Löwen, den tollen Hund, den Skorpionmenschen,
Wütende Dämonen, Fischmenschen und Kentauren,
Die schonungslose Waffen tragen, die Schlacht nicht fürchten.
145 Gewaltig waren ihre Weisungen, unwiderstehlich waren sie.
Elf Arten schuf sie so in Eile.
Die ,,Abgrund-Mutter" erschafft 11 Arten von magischen Wesen für die bevorstehende Schlacht.
Über diese Armee setzt sie Kingu:
Unter den Göttern, ihren Erstgeborenen, die ihren Anhang bildeten,
Erhöhte sie Kingu, machte ihn groß unter ihnen,
Voranzuziehen an der Spitze des Heeres, die Truppe zu führen,
150 Die Waffe zum Kampfbeginn zu erheben, zum Angriff aufzubieten,
Die allerhöchste Führung in der Schlacht,
Ich gebe dir recht, dass man diese als ,,zwölf Widersacher", wie du es nanntest, sehen kann.
Jedoch kann ich absolut nicht nachvollziehen, wie du hier auf den Mond, gar auf 12 Protomonde kommst?
Von einer derartigen Eigenschaft wird an keiner Stelle etwas erwähnt.
D-Bremer schrieb:Davor, ich glaube in der vierten Tafel, wird die Spaltung der Erde beschrieben und das Auffangen der "Eingeweide der Erde" mit einem (metaphorischem) Netz. (Aus den "Eingeweiden" hat sich der Mond gebildet, das (metaphorische) Netz war die Schwerkraft der Erde.
Auch das ist höchst frei interpretiert.
In der vierten Tafel wird ein Kampf beschrieben zwischen Ea (bzw. seinem Hauptkämpfer Marduk) und Tiamat, ihren Widersachern:
85 Deine Truppe mag sich ausrüsten oder dir die Waffen anlegen!
Begegnen wir uns lieber und kämpfen im Zweikampf!'
Als Tiâmat dies hörte,
Geriet sie außer sich, verlor den Verstand.
Sie stieß gegen ihn ein solches Gebrüll aus,
90 Daß ihre Beine von oben bis unten gegeneinander schlotterten.
Sie sagte eine Beschwörung und warf einen Zauberspruch aus,
Indes die Götter des Kampfes ihre Waffen schärften.
Da traten zusammen Tiâmat und Marduk, der weiseste der Götter,
Stürzten sich aufeinander und begegneten sich im Kampf.
95 Es breitete der Herr sein Netz aus, fing sie darin,
Er ließ vor ihr los den schlimmen Wind, den er aufbewahrt hatte,
Als Tiâmat das Maul auftat, um ihn zu verschlingen,
Warf er den Sturm hinein, damit sie ihre Lippen nicht wieder schließen könne.
Die grimmigen Winde füllten ihren Leib.
100 Ihr Leib blähte sich auf, und ihr Maul blieb offen.
Er schoß einen Pfeil ab, zerriß ihr den Bauch,
Ihr Inneres zerriß er und durchbohrte ihr Herz.
Als er sie bezwungen hatte, tilgte er ihr Leben aus,
Ihren Leichnam warf er zu Boden und stellte sich darauf.
105 Als er Tiâmat, die Anführerin, erschlagen hatte,
Zerbrach er ihre Rotte, ihr Heer zerstreute sich.
Und die Götter, ihre Helfer, die ihr zur Seite gingen,
Erzitterten, fürchteten sich, wandten sich rückwärts.
Sie versuchten zu entweichen, ihr Leben zu retten,
110 Doch sie waren umgarnt, jede Flucht war ihnen versagt.
Er band sie und zerbrach ihre Waffen.
Sie waren in Netze geworfen, sie blieben im Garne gefangen,
Zusammengedrückt in Winkeln waren sie voll Wehklagen.
Sie erlitten ihre Strafe und blieben im Gefängnis.
115 Die elf, die sie mit Furchtbarkeit beladen hatte,
Die Rotte der Dämonen, die zu ihrer Rechten eingesetzt war,
Warf er in Fesseln, band ihre Glieder.
Zur Strafe für ihren Aufruhr trat er sie nieder.
Und Kingu, der an ihre Spitze gestellt worden war,
120 Fesselte er und setzte ihn unter die Zahl der toten Götter.
Er nahm ihm die Schicksalstafel, die ihm nicht gebührte,
Mit einem Siegel versiegelte er sie und heftete sie an seine Brust.
Nachdem er seine Feinde so bezwungen,
Den frechen Gegner versklavt hatte,
125 Den Triumph Anschars über den Feind endgültig gewonnen hatte,
Nachdem er, Marduk, der Tapfere, den Wunsch des Ea erfüllt hatte,
Machte er über die gefangenen Götter gewaltig seine Haft
Und kehrte zurück zu Tiâmat, die er bezwungen hatte.
Es stellte der Herr seinen Fuß auf Tiâmats Kreuz,
130 Mit seinem schonungslosen Dolch spaltete er ihren Schädel,
Durchschnitt ihre Adern,
Und der Nordwind entführte das Blut in die Ferne.
Als seine Väter es sahen, freuten sie sich, jubelten,
Brachten ihm Geschenke und Gaben.
135 Es ruhte der Herr und beschaute ihren Leichnam.
Aus dem geteilten Ungeheuer wollte er Kunstvolles schaffen.
Er schnitt es also entzwei wie einen getrockneten Fisch,
Der einen Hälfte bediente er sich, das Himmelsgewölbe zu machen,
Zog den Riegel, setzte Wächter ein
140 Und schärfte ihnen ein ihre Wassers nicht herauszulassen.
Er ging durch die Himmel, durchforschte ihre Gegenden,
Um dort ein Gegenstück des Apsu zu errichten als Wohnung Nudimmuds.
Es maß der Herr die Ausmaße des Apsu,
Einen Palast nach seinem Bild, errichtete er dort, den Escharra.
145 Der Palast Escharra, den er erbaute, war der Himmel.
Anu, Enlil und Ea ließ er an ihren Stätten wohnen.»
Tiamat wird durch einen Wirbelsturm aufgepustet und durch einen Pfeil getötet, der
ihr Herz trifft.
Aus der getöteten Tiamat baut Marduk einige wichtige Einrichtungen, unter anderem das Himmelszelt. Genauer wird dies gegen Ende der 4. Tafel und in der 5. Tafel geschildert.
Trotzdem ist nirgendwo die Rede, dass aus dem Inneren Tiamats der Mond (Nannar) hergestellt oder eingefangen würde.
Nannar ist quasi einfach da bzw. wird ohne besondere Umstände von Marduk erschaffen und instruiert:
Kc schrieb: Er ließ Nannar erglänzen und vertraute ihm die Nacht an.
Das ist durchaus kein ungewöhnlicher Vorgang, in vielen Schöpfungsmythen werden einzelne Wesen oder Institutionen einfach als existent angenommen oder einfach ihre Entstehung behauptet, ohne weiter darauf einzugehen.
Interessant für deine These, dass ein Teil von der Erde ohne Explosion abgespalten und zum Mond wurde, ist aber ein anderer, afrikanischer Mythos (blöderweise weiß ich grad nicht, von welchem Volk, muss ich nachgucken ^^"):
In diesem wird, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ein großer Teil des Universums und der Welt von einem überragenden, göttlichen Schmied geschaffen. Dieser steigt, als er den Mond kreiern will, zur Erde nieder, schnappt sich etwas Lehm und formt und brennt daraus den Mond. Ohne Zerstörung der Erde selbst.
D-Bremer schrieb:Was die Offenbarung betrifft, so ist sie in wesentlichen Passagen in der VERGANGENHEIT geschrieben. Lies das Buch Hesekiel und Du erfährst, dass es keine langfristigen Prophezeiungen von Gott gibt; dass alles was Gott voraussagt, zeitnah eintritt und anderes nur von falschen Propheten ist.
Die Offenbarung des Johannes ist in der Vergangenheitsform geschrieben, weil sie eine Vision ist.
Wenn du jemandem erzählst, was du vergangene Nacht geträumt hast, dann sagst du doch auch nicht:
,,Ich träume dies und das" oder ,,Ich werde träumen, dass dieses oder jenes geschehen wird".
Da würdest du doch wohl auch die Vergangenheitsform nehmen, wenn du erzählst, auch wenn es um zukünftig eintreffende Ereignisse geht.
Die Vergangenheitsform ist keineswegs ein Beweis dafür, dass die Apokalypse schon geschehen sei.
Ebenso müssen auf keinen Fall alle Voraussagen Gottes sofort eintreffen.
Man denke daran, wie lange es dauerte, bis die Israeliten das gelobte Land erreichten, obwohl Gott es schon ihren Vorvätern versprach.
Oder man denke an die prophetische Ankündigung der Ankunft Jesu.
Der christliche, jüdische und islamische Gott ist absolut souverän darüber, wann er irgendetwas Wirklichkeit werden lässt.
Falsche Propheten sind dagegen jene, die ohne seinen Auftrag und seine Inspiration predigen, die womöglich noch wider den von Gott festgelegten Gesetzen predigen und damit Menschen um ihre Seligkeit bringen könnten.
D-Bremer schrieb:Richtig ist, dass in Offb 21 die "Stadt aus dem Himmel nicht als "Arche" beschrieben ist. Dennoch wird u.a. in "Die Schatzhöhle" beschrieben, dass die Arche flog. Logisch, dass sie eines Tages aus dem Himmel zurückkehren musste und auch dieser Augenblick ist in den alten Texten festgehalten.
Es kann durchaus sein, dass im apokryphen Text ,,Die Schatzhöhle" andere Ereignisse geschildert werden.
Dann kannst du dich aber in deiner Argumentation auch nicht auf die biblische Offenbarung des Johannes berufen, denn es handelt sich um verschiedene Texte.
Entweder berufst du dich NUR auf die Schatzhöhle oder NUR auf die Offenbarung, beides zusammen passt nicht, die Texte haben unterschiedliche Inhalte.