Das Philadelphia-Experiment
03.07.2008 um 08:50
Was tatsächlich in Philadelphia geschah
In einer früheren Analyse der vorliegenden Informationen über das
Philadelphia-Experiment kam der Autor zu dem vorläufigen Schluss, dass
die Geschichte zum Teil auf Tatsachen beruht. Die US-Marine könnte im
Herbst 1943 geheim gehaltene Tests mit damals hochmodernem Gerät durch-
geführt haben.
Diese Erprobung könnte von Menschen wie Allende entweder falsch gedeutet
oder vorsätzlich verbrämt worden sein, so wie heute die am US-
Luftwaffenstützpunkt Nellis durchgeführten Tests mit neu entwickelten
schwebenden Plattformen von UFO-Gläubigen fehl gedeutet werden. Außerdem,
so seinerzeit meine Hypothese, galten die Experimente möglicherweise
der Suche nach Methoden, das Aufspüren durch Radar zu vereiteln. Eine
vor 13 Jahren veröffentlichte Raytheon-Werbung ließ in der Tat den
Schluss zu, dass eine entsprechende Technologie nun der Allgemeinheit
zugänglich war (Raytheon, 1980).
Mit dieser Hypothese ließen sich allerdings einige wesentliche Aspekte
der Angelegenheit nicht erklären. Dazu gehörten insbesondere das
Verschwinden des Zerstörers aus dem Hafen, die geheimnisvollen
Apparaturen, die unter strenger Geheimhaltung an Bord gebracht wurden,
und das angebliche Verschwinden von zwei Matrosen aus einer nahe ge-
legenen Kneipe.
Ich rief meine Leser dazu auf, sich bei mir zu melden, falls sie zu-
sätzliche Informationen hätten. So kam es zu einem Briefwechsel mit
Mr. Edward Dudgeon und später zu einem persönlichen Treffen.
"Ich bin ein 67 Jahre alter ehemaliger leitender Angestellter und lebe
jetzt im Ruhestand. In der Marine habe ich von 1942 bis 1945 gedient."
So begann Mr. Dudgeon seinen Brief an mich (Dudgeon, 1992), in dem er
darlegte, warum er mich kontaktiert hatte. Er bestätigte, dass meine
Vermutung, es habe sich in Philadelphia um eine geheime technische
Neuentwicklung gehandelt, korrekt sei, dass es sich jedoch nicht um
einen Radartest gehandelt habe. Die Wahrheit, so erläuterte er mir
geduldig, sei einfacher.
"Ich war auf einem Zerstörer, der zur gleichen Zeit wie die Eldrige
DE 173 da war... Ich kann alle merkwürdigen Vorkommnisse erklären,
denn wir hatten die gleichen geheimen Geräte an Bord. Wir waren mit
zwei weiteren DEs und der Eldridge zur Umschulung auf die neuen
Geräte in Bermuda und dann auf der Rückfahrt nach Philadelphia."
Der Briefschreiber schlug ein Treffen vor und fügte hinzu:
"Ich will nur, dass jemand erfährt, was ich weiß, ehe es zu spät ist."
Einige Wochen später traf ich Mr. Dudgeon. Er zeigte mir seinen Ausweis
und seine von der US-Marine ausgestellten Entlassungspapiere. Während
der darauf folgenden zwei Stunden erzählte er mir die Einzelheiten seiner
Geschichte und beantwortete meine Fragen.
"Sie müssen wissen, dass im Jahr '43 die Deutschen unsere Schiffe ver-
senkten, sobald sie aus den Häfen kamen und in den Atlantik vordrangen,
der deshalb bei uns 'Friedhof' hieß. Ich war damals noch ein sehr
junger Bursche. Ich fälschte meine Geburtsurkunde, um 1942 in die
Marine aufgenommen zu werden. Ich war erst 16, wurde 17 im Dezember
1942."
"Wie war Ihre Ausbildung?" , fragte ich.
"Ich hatte an der Staatsuniversität von Iowa Elektronik studiert. Nach
der Grundausbildung schickte mich die Marine auf eine Elektronikschule.
Ich erhielt meinen Abschluß als Electrician's Mate Third Class im
Februar '43 und ging im Juni '43 an Bord."
"Können Sie den Namen des Schiffes nennen?"
"Ja, natürlich. Es war die DE 50, die USS Engstrom. Ihr Antrieb war
Diesel-elektrisch, im Gegensatz zur DE 173, der Eldridge, die war
Dampf-elektrisch. Unser Schiff wurde ins Trockendock gebracht, um
Schiffschrauben mit hohem Drehmoment zu installieren."
"Warum diese besondere Ausrüstung?"
"Die neuen Schrauben machten andere Geräusche, so dass es für die
U-Boote schwieriger war, uns zu hören. Außerdem wurde ein neues
Sonargerät für Unterwasserortung eingebaut, und eine Apparatur, die
wir "hedgehog" (Igel) nannten. Das Ding befand sich vor dem vorderen
Geschütz am Bug und feuerte Breitseiten von je 24 - 30 Wasserbomben.
Es konnte bis zu 180 Grad abdecken, in einer Entfernung von etwa einer
Meile. Das war eine der geheimen Entwicklungen. Es stimmt nicht, dass
- wie Sie in Ihrem Buch "Revelations" schreiben - das Schiff für Radar
unsichtbar gemacht wurde. Die Deutschen hatten damals keinen Radar im
Einsatz. Wir wollten unser Schiff für magnetische Torpedos unsichtbar
machen, durch Reduzierung der magnetischen Induktion. Wir verfügten
über die üblichen Radargeräte und außerdem "Mikro-Radar" von niedriger
Frequenz. Damit konnten wir U-Boote orten, sobald sie ihre Periskope
ausfuhren oder für Frischluft auftauchten. Das funktionierte auch im
Dunkeln und im Nebel in ein bis zwei Meilen Entfernung. Danach
begannen für die Deutschen die hohen U-Boot-Verluste."
"Was hat das mit der Eldridge zu tun?" , fragte ich Mr. Dudgeon.
"Die Eldrige und die Engstrom waren gleichzeitig im Hafen. Vier Schiffe
wurden gleichzeitig ausgerüstet, die 48, die 49, die 50 und die
Eldridge, im Juni und Juli 1943. Im Trockendock ließ die Marine bei
allen Schiffen die magnetische Induktion verringern, auch bei Handels-
schiffen, denn sonst hätten die Schiffe wie Magnetstäbe die Torpedos
auf sich gezogen."
"Wie lief die Umschulung auf die neue Ausrüstung ab?"
"Alle vier Schiffe fuhren nach Bermuda, einer Zwischenstation für
Konvois nach Nordafrika. Dort waren mehrere andere Zerstörer. Wir
wurden auf See beordert, um das Fahren im Konvoi zu üben. Außerdem
hatten wir einen Stützpunkt in den Azoren. Die Zerstörer kamen sich
auf halbem Wege entgegen und kehrten dann in ihre jeweiligen Stütz-
punkte zurück. Für die Ausbildung waren bis zu acht Wochen vorgesehen,
aber wir waren schon nach fünf Wochen mit der Ausrüstung vertraut."
"Was genau war Ihre Aufgabe an Bord?"
"Mein Dienstgrad war Petty Officer, Electrician's Mate Third Class.
Unsere Aufgabe war es, die Geschwindigkeit des Schiffes zu erhöhen
bzw. zu verringern, oder auf Rückwärtsfahrt zu schalten, je nach den
Signalen von der Brücke. Nach acht Monaten wurde ich zum Electrician's
Mate Second Class befördert. Später wurden wir in den Pazifik beordert.
Ich habe auf dem Schiff anderthalb Jahre gedient, vom Juni 1943 bis
zum November 1944. Dann wurde ich zur Sonderausbildung nach Camp Perry
in Virginia abkommandiert."
"Was geschah mit der Eldridge?"
"Wir haben uns von ihr nach den gemeinsamen Ausbildungswochen ge-
trennt. Die DE 48 und die Eldridge blieben im Altantik, mit Stützpunkt
in Bermuda, bis Anfang 1944, dann wurden auch sie zum Kriegsschauplatz
im Pazifik beordert. Die DE 49, unser Schwesterschiff und die DE 50
durchfuhren Mitte September 1943 den Panama-Kanal und operierten
danach im Pazifik. An der Eldridge war absolut nichts Ungewöhnliches.
Als wir 1944 Landgang hatten, trafen wir uns mit ihren Besatzungs-
mitgliedern und feierten Parties zusammen. Nie war von irgendeinem
außergewöhnlichen Vorgang die Rede. Allende hat das alles nur
erfunden."
"Was ist mit den Leuchtprozessen, die er beschrieben hat?"
"Das sind typische Erscheinungen bei elektrischen Gewitterentladungen,
sehr spektakulär. Auf See kommt es des öfteren zu diesem so genannten
"St.-Elms-Feuer". Ich erinnere mich, dass während der Rückreise von
Bermuda in einem Konvoi sämtliche Schiffe in ein Licht getaucht
schienen, das wie grünes Feuer aussah. Als es zu regnen begann, ver-
schwand das grüne Feuer."
"Wie wurden die geheimen Geräte installiert?"
"Nachdem die Marine die Schiffe in Dienst gestellt hatte und wir bereit
waren, auszulaufen, ließ das National Bureau of Standards einen auf
Genauigkeit geprüften Kompass in einer Kiste anliefern, die einem
Überseekoffer glich. Wir sind mehrmals auf See in verschiedene
Richtungen gefahren, um unseren Kompass anhand des angelieferten
Kompasses zu kalibrieren. Das ist die geheimnisvolle "Box", die in
verschiedenen Berichten auftaucht."
"Wer war Allende? Sind Sie ihm begegnet?", fragte ich und zeigte
Mr. Dudgeon verschiedene Briefe, die ich von Allende erhalten hatte.
"Ich bin ihm nie begegnet. Aus seinen Texten schließe ich, dass er nicht
in der Kriegsmarine war. Aber er könnte durchaus zu jener Zeit in
Philadelphia gewesen sein, vielleicht in der Handelsmarine. Möglicher-
weise war er an Bord des Handelsschiffes, das wir während eines Sturms
in Richtung Philadelphia-Norfolk eskortierten."
"Was ist mit der Behauptung, dass Generatoren im Laderaum verstaut
wurden?"
"Alle Zerstörer mit Diesel-elektrischem oder Dampfelektrischem Antrieb
hatten zwei Maschinen, mit denen die Backbord- und Steuerbord-Schrauben
angetrieben wurden, und jede Maschine brauchte einen Generator".
"Wie war die Prozedur bei der Reduzierung der magnetischen Induktion
durch die Marine?"
"Die Mannschaft wurde an Land geschickt und das Schiff mit gewaltigen
Kabeln umwickelt, durch die dann Hochspannungsstrom geleitet wurde, um
die magnetische Struktur des Schiffs durcheinander zu wirbeln. Dafür
wurden Vertragsarbeiter gebraucht und natürlich lagen auch Handels-
schiffe in der Nähe. Es könnte also durchaus vorgekommen sein, dass
zivile Matrosen Äußerungen von Militärs der US-Marine zu hören bekamen,
die so etwas sagten wie: "Jetzt machen die uns unsichtbar!" Damit war
natürlich die Unsichtbarkeit für magnetische Torpedos gemeint, ohne dass
dies so konkret ausgesprochen wurde."
"Wie erklärt sich der Ozongeruch?"
"Das ist nichts Außergewöhnliches. Bei der Reduzierung der magnetischen
Induktion konnte man das dabei entstehende Ozon riechen, sehr deutlich
sogar."
"Welche Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen?"
"Unser Kapitän schärfte uns ein, über den Radar, das neue Sonargerät,
den 'hedgehog' und die besonderen Schiffsschrauben Stillschweigen zu
bewahren. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Irgendetwas sickert immer
durch. Ein weiteres geheimes Gerät, das wir an Bord hatten, war der
'foxer'. Das Gerät wurde am Heck zu Wasser gelassen und in einer
Entfernung von einer halben bis zu einer Meile hinter dem Zerstörer
hergeschleppt. Es gab Geräusche wie von der Schraube eines Handels-
schiffes von sich. Dies veranlasste deutsche U-Boote, auf Geräusch
reagierende Torpedos abzuschießen, womit die U-Boote ihre Position
preisgaben und außerdem Munition vergeudeten."
"Wie lange gab es damals schon diese geheimen Geräte?"
"Seit etwas sechs bis acht Monaten, soweit ich weiß. Als wir ausliefen,
hatte sich beim U-Boot-Krieg an der Ostküste das Blatt zu unseren
Gunsten gewendet."
"All dies erklärt noch nicht, wie sich die Eldridge in Luft auflösen
konnte oder was Anfang August 1943 in der Kneipe passierte."
"Das ist der einfachste Teil der ganzen Geschichte", antwortete
Mr. Dudgeon. "Ich war an jenem Abend in der Kneipe. Wir hatten zwei
oder drei Bier getrunken und ich war einer der beiden Matrosen, von
denen es heißt, sie seien auf mysteriöse Weise verschwunden. Der
andere hieß Dave. Seinen Nachnamen habe ich vergessen, aber er war
auf der DE 49. Die Schlägerei begann, als einige der Matrosen mit
den geheimen Geräten prahlten und ihnen gesagt wurde, sie sollten den
Mund halten. Zwei von uns waren noch minderjährig. Ich habe Ihnen ja
schon erzählt, dass ich für meine Rekrutierungspapiere gemogelt habe.
Die Kellnerinnen bugsierten uns daher durch die Hintertür ins Freie,
sobald die Schlägerei losging und sie leugneten später, uns je
gesehen zu haben. Wir brachen um zwei Uhr nachts auf. Die Eldridge
hatte den Hafen schon um 23 Uhr verlassen. Wer in jener Nacht auf
den Hafen blickte, konnte sehen, dass die Eldridge nicht mehr da war.
In Norfolk wurde sie dann aber gesehen. Schon am nächsten Morgen war
sie wieder im Hafen von Philadelphia, eine scheinbar unmögliche Sache.
Wenn Sie die Landkarte betrachten, dann verstehen Sie, warum bei
Handelsschiffen für eine derartige Reise zwei Tage vonnöten gewesen
wären. Sie hätten Lotsen gebraucht, um den U-Boot-Netzen, den Minen
usw. vor den Hafeneingängen am Atlantik auszuweichen. Die Kriegsmarine
aber benutzte eine besondere Fahrrinne im Inland, und zwar den
Chesapeake-Delaware-Kanal, der das alles umging. Wir brauchten für
die Fahrt etwa sechs Stunden."
"Warum mussten die Schiffe nach Norfolk?"
"In Norfolk nahmen wir die Explosivkörper an Bord. Diese Docks, die
Sie auf den Luftaufnahmen sehen, sind für Munitionsverladung ausgelegt.
Die Marine hat hier rund um die Uhr Schiffe beladen. Einen Zerstörer
konnte sie in vier Stunden oder weniger abfertigen. Ich weiß, dass die
Eldridge dorthin gefahren ist, und dass sie keineswegs unsichtbar war,
denn wir sind ihr in der Chesapeake-Bucht begegnet, als sie von
Virginia kommend auf der Rückfahrt war."
"Mit anderen Worten, das Ganze lief folgendermaßen ab: Nach Verlassen
des Trockendocks Fahrt durch den Kanal, Munitionsbeladung in Norfolk,
zurück nach Philadelphia und von dort Auslaufen für die Kompass-
kalibrierung sowie die Radar- und Sonartests?"
"Genau. Die Eldridge ist nie verschwunden. Alle vier Schiffe steuerten
im Juli '43 Bermuda an und kamen Anfang August gemeinsam zurück.
Während dieser Zeit gerieten wir in das Gewitter mit dem grünen Feuer,
und der Ozongeruch kam dann hinzu. Das grüne Leuchten verblasste, als es
zu regnen begann."
Das Montauk-Projekt
Diejenigen, die sich dem Studium der Ufologie gewidmet haben (ein-
schließlich der anfänglichen Fürsprecher der Allende-Briefe, wie
Jerome Clark) sind sich heute weitgehend einig, dass die als
Philadelphia-Experiment bekannt gewordene Täuschungsaktion, die sich
von Anfang an auf äußerst dürftige Materialien stützte, längst hätte
zu Grabe getragen werden müssen. Zudem gab es keinerlei Hinweise
darauf, dass die Angelegenheit für die Ufologie überhaupt Relevanz hatte,
denn keiner der Zeugen erwähnte außergewöhnliche Objekte am Himmel oder
ungewöhnliche Wesen. Der Fall hätte eigentlich schon in den 60er Jahren
eines friedlichen Todes sterben müssen. Dennoch hat die Story überlebt.
Bis zum heutigen Tag gedeiht sie in einer kuriosen Nische des
Paranormalen. Nach einem UFO-Vortrag oder in einer Talkshow kommt es
immer wieder vor, dass jemand aus dem Publikum die Frage herausstößt:
"Und was ist mit dem Philadelphia-Experiment?"
Die ganze "rätselhafte Angelegenheit" kommt nun in neuer Form wieder
hoch, und zwar als Montauk-Projekt, angeblich ein Experiment mit Reisen
durch die Zeit. Auch hier gibt es wieder einen geheimen Ort der
Handlung (diesmal ist es ein Stützpunkt der US-Luftwaffe in New York
anstelle des Marine-Stützpunktes in Pennsylvania), und es gibt ein
Buch, angebliche Zeugen und eine Video-Kassette. Geboten wird sogar
ein Workshop über "Zeitreisen und die Präsenz fremder Wesen - ein
Bericht über das Philadelphia-Experiment und das Montauk-Projekt von
Al Bielek, Preston Nichols und Duncan Cameron" für eine Teilnehmer-
gebühr von 150 Dollar, zuzüglich 100 Dollar für Mahlzeiten und
Gemeinschaftsquartier, oder 70 Dollar für Camping.
Im Katalog des Rim-Instituts ist zwischen den für 1993 geplanten
Veranstaltungen auch eine Anzeige zu finden, die folgendes behauptet:
Man nennt das Montauk - Projekt eines der größten Rätsel im heutigen
Amerika. Die Story begann mit der Pionierarbeit von Wilhelm Reich und
Nicola Tesla und konkretisierte sich dann durch die Anfang der 40er
Jahre von der Regierung finanzierten Versuche, das Wetter unter
Kontrolle zu bringen. Zum Kristallisationspunkt wurde das unglück-
seelige Philadelphia-Experiment mit der Unsichtbarkeit während des
Zweiten Weltkrieges. Die Akte des Philadelphia-Experiments ist abge-
schlossen, aber langfristig angelegte Forschungsarbeit wurde auch
danach fortgesetzt.
Das Montauk - Projekt, das während der 70er und frühen 80er Jahre im
US-Luftwaffenstützpunkt Montauk in New York durchgeführt wurde, war
ein Versuch, den Fluss der Zeit zu erforschen mit dem Ziel, die Zeit
zu manipulieren. Kronzeuge für diese neuen Offenbarungen ist Preston
Nichols, der "erst nach jahrelangen Bemühungen in der Lage war, die
ausgelöschten Erinnerungen an seine Rolle als Cheftechniker des
Projekts wiederzuerlangen.
Alfred Bielek, Mitautor des Philadelphia-Experiments (im Buch von Brad
Steiger) behauptet, einer der zwei Matrosen zu sein, die "durch ein
Zeitloch fielen", von den 40er Jahren ins Jahr 1983. Er sei später
Berater für Montauk geworden. Duncan Cameron, "der renommierteste
Seher, den das Projekt beschäftigte", sei ebenfalls durch ein Zeitloch
gefallen. In einer sehr verworrenen Geschichte behauptet Al Bielek, er
sei als Edward Cameron zur Welt gekommen, als Duncan Camerons Bruder.
Mit Hilfe außerirdischer Technologie hätten geheime Regierungsstellen
ihn dann aus seiner eigenen Zeitspur gelöscht und ihm den Körper und
die Biographie von Alfred Bielek gegeben, geboren 1927. Als Werbung
für das von Bielek und dessen Mitreisende durch die Zeit durchgeführte
Seminar ist in der Broschüre des Rim-Instituts abschließend zu lesen:
"Ihre Story, ob man sie nun glauben mag oder nicht, wird für Sie mit
Sicherheit den Wirklichkeitsbegriff ausweiten."
Diese Feststellung, das wenigstens lässt sich sagen, hat einen gewissen
Wahrheitsgehalt.
Gegenmaßnahmen
Was kann der einzelne Wissenschaftler tun, um vernünftiger Forschungs-
arbeit Vorschub zu leisten in einem Gebiet, in dem die Literatur voll-
gestopft ist mit Stories über das Philadelphia-Experiment und der-
gleichen mehr, und in dem Entlarvungen nicht willkommen sind? Eine
gesunde Skepsis ist zunächst einmal angebracht, aber wesentlich ist es
auch, unvoreingenommen zu bleiben.
Schließlich gehen manche Schilderungen auf Tatsachen zurück, auch wenn
diese im Einzelnen nicht gesichert sind. Wie bereits geschildert,
hatten die Ereignisse, um die es bei der Eldridge ging, mit hoch-
moderner Technik zu tun, waren streng geheim und beinhalteten
Entscheidungen über Leben und Tod, eine Mischung, die für Außenseiter,
nur bruchstückhaft darüber informiert, sehr wohl faszinierende Anreize
boten, sich Gedanken zu machen.
Zusätzlich zur grundsätzlichen Unvoreingenommenheit und einer vernunft-
betonten Grundhaltung möchte ich sechs Gesichtspunkte nennen, die für
mich selbst hilfreich waren beim Umgang mit derartigen Stories.
1. Mißtrauen gegenüber selbsternannten Experten
Viele derjenigen, die in der UFOlogie das große Wort führen, nähren
ihren fragwürdigen Ruf, indem sie sich gegenseitig Stichworte liefern
und dem eingeschworenen Kreis einiger hundert Leser ihrer Zeitschriften
nach dem Mund reden, sodass ein kleiner "harter Kern" entsteht. In
solchen Gruppen, geprägt von wechselseitiger Bewunderung, gibt es nur
sehr wenige wissenschaftlich ausgebildete Mitglieder, und die
Soziologie dieser Szene stärkt die dort vorherrschende extra-
terrestrische Hypothese, weil entsprechenden Diskussionsbeiträgen mehr
Anerkennung gezollt wird, als Entlarvungen oder Hinweise auf neue
Erkenntnisse und aufschlussreiche Widersprüche.
2. Mißtrauen gegenüber den Medien
Für Fernsehberichte über UFOs (in Sendungen wie Sighting, Hard Copy,
Geraldo, Unsolved Mysteries) ist die Einschaltquote maßgeblich, nicht
die Verbreitung von Wissen. Ausgewählt werden rätselhafte Vor-
kommnisse, die beim Zuschauer Erstaunen wecken sollen. Die in Frage
kommenden nüchternen Erklärungen werden heruntergespielt. Die vorge-
tragenen Informationen sind so einseitig, dass sie wertlos sind, auch
wenn es dabei um tatsächliche Ereignisse geht.
3. Auf logische Fehlschlüsse achten
Herausragendes Kennzeichen ist das gefährliche und oft missbrauchte
Wörtchen "deswegen". Die meisten Irrtümer, die in der UFOlogie während
der letzten 50 Jahre vorgekommen sind, beruhen auf Fehlschlüssen, die
mit diesem einfachen Wort verknüpft sind. Es gibt viele Beispiele
dafür:
a) Bei Roswell ist etwas abgestürzt (richtig), und der Vorfall wurde
ganz offensichtlich von der US-Luftwaffe vertuscht (richtig), des-
wegen muss es eine fliegende Untertasse gewesen sein (falsche Schluss-
folgerung).
b) UFOs verhalten sich nicht so, wie wir es von irdischen Flugkörpern
erwarten (richtig), deswegen müssen sie außerirdischen Ursprungs
sein (falsche Schlussfolgerung).
c) Der vorliegende Fall: Ein Zerstörer verlässt seinen Hafen unter
geheimnisumwitterten Begleitumständen (richtig) und befindet sich
nach einer "unmöglich" kurzen Zeitspanne an einem anderen Ort
(richtig, in Anbetracht der begrenzten Kenntnisse der Zeugen), des-
wegen muss das Schiff unsichtbar gemacht, bzw. entmaterialisiert
worden sein oder eine Reise durch die Zeit gemacht haben (falsche
Schlussfolgerung).
Die Liste derartiger logischer Grundirrtümer ist endlos.
4. Irrelevante Dramatik herausfiltern
Das Bemerkenswerte an der hier erörterten Irreführung ist die Tatsache,
dass die Hauptperson, Carl Allen, bei den Vorkommnissen, die er zur
Sensation erhob, nur eine Randfigur war und von den Geräten, die er
beschrieb, keine Kenntnisse aus erster Hand besaß. Dennoch gelang es
ihm fast allein, die gesamte Legende ins Leben zu rufen. Er gab den
Anstoß für Jessups Beteiligung und für die ONR-Untersuchung, er
entfachte Faszination durch das Schattenhafte seiner eigenen Existenz.
Der Tod Einsteins stand in keiner Beziehung zu den Briefen Allendes.
Nicht eine dieser "Tatsachen" hatte etwas mit den tatsächlichen Vor-
kommnissen in Philadelphia zu tun. Ähnlich war es bei Bill Moore, der
für zusätzliche Dramatik sorgte, indem er einen Zeitungsausschnitt
über die "Kneipenschlägerei" ins Gespräch brachte, der auf geheimnis-
volle Weise in seinen Briefkasten gelangt sei und "sicher in einem
Schließfach" verwahrt wäre - alles irrelevante Details, die mit dem
zu untersuchenden Phänomen nichts zu tun hatten. Ein undatierter
Zeitungsausschnitt, durch dunkle Kanäle zugespielt und an einem
sicheren Ort aufbewahrt, ist um keinen Deut zuverlässiger oder
bedeutungsschwerer als ein Zeitungsausschnitt gleichen Inhalte, den
man an einer Pin-Wand vorfindet. Trotzdem lassen sich Viele ins
Bockshorn jagen, wenn ihnen derartige Anhaltspunkte für ein sich
entfaltendes Mysterium vorgegaukelt werden.
5. Unabhängige Informationsquellen erschließen und auf
Zuverlässigkeit abklopfen
Gibt es Zeugen? In einem Hafen arbeiten hunderte von Menschen. Einige
von ihnen müssten sich doch an die Ereignisse erinnern. Historische
Unterlagen sind verfügbar und setzen Rahmenbedingungen für spätere
Nachforschungen.
6. Von Geheimhaltungsgerede nicht beirren lassen
Einige der mit UFO-Forschung zusammenhängenden Tatsachen unterliegen
der Geheimhaltung, nicht zuletzt, weil die mutmaßlichen Objekte in
Wahrheit fehl gedeutete Signale sind, die von geheimen Sensoren aufge-
spührt werden. Es mag durchaus sein, dass es eine breit angelegte
Vertuschung relevanter Daten gibt, wie UFOlogen behaupten. Aber
größtenteils ist die vermeintliche Geheimhaltung, wie im vorliegenden
Fall, nur in den Köpfen derjenigen verankert, die wie bei einer Jagd
den Nervenkitzel steigern wollen oder sich selbst romantisch als un-
erschrockene Erforscher des Unbekannten erleben.
Falls man auf tatsächliche Geheimhaltungsbarrieren stößt, findet sich
immer genügend Zeit, Zweck und Ausmaß zu erkunden. In Philadelphia
gab es wegen der auf dem Zerstörer installierten Geräte in der Tat
geheim gehaltene Vorgänge, und nicht anders ist es heute in "Area 51"
des US-Luftwaffenstützpunktes Nellis.
Es fällt nicht schwer, sich die Situation dort und die sich daraus
ergebenden Antworten auszumahlen, auch wenn konkrete technische
Details im Dunkeln bleiben. Im vorliegenden Fall hat Vizeadmiral
William D. Houser, ehemaliger Stellvertretender Flottenchef der US-
Marine, die von Mr. Dudgeon beschriebene Prozedur der Umschulung auf
neues Gerät und der Schiffsbeladung sowie die Benutzung des Kanals
für uns bestätigt.
Im Gespräch mit dem Autor verwies er darauf, dass keine der damals auf
dem Zerstörer installierten elektronischen Systeme High-Tech-Geräte
waren. Die US-Marine erprobte einfach alles, was geeignet erschien,
sich gegenüber deutschen U-Booten Vorteile zu verschaffen. Der Grund
für die ganze Geheimhaltung war lediglich, dass der Feind nicht er-
fahren sollte, welche Versuche unternommen wurden, und nicht etwa,
dass die erprobten Geräte etwas absolut Neuartiges waren. Bei der
Erforschung echter UFO-Vorkommnisse sieht das Vorgehen gänzlich anders
aus. Nach den Erfahrungen des Autors spielen sich viele der aussichts-
reichsten Fälle auf offenem Gelände ab und es gibt keine Sicherheits-
absperrungen, die zu überwinden wären. Der Ort des Geschehens, obwohl
entlegen, ist allgemein zugänglich und Zeugen lassen sich ohne
heroische Großtaten auftreiben.