Hi an alle,
cooles Thema, viel gelernt (ich meine mich…)
Auf den Eingangspost bezogen möchte ich noch mal unterstreichen, dass
@sarkanas die richtige Auflösung gegeben hat. Das Bild in
@Celladoor s Frage zeigt ein Zielfoto. Die Verzerrungen darin beruhen tatsächlich nicht auf dem Rolling Shutter-Effekt.
Woher kommen dann die Verzerrungen? Das liegt daran, dass ein modernes
Zielfoto kein klassisches Foto im Sinne einer Momentaufnahme ist. Heutige digitale Fotofinish-Kameras geben nicht den "einen" Moment wieder, an dem der erste Läufer/Radler/Fahrer etc. die Ziellinie überquert.
Eigentlich sind das Digitalkameras, die kontinuierlich filmen… Das Besondere ist, dass der aufgenommene Film nur einen Pixel breit ist. In der anschließenden Darstellung wird jeder Frame, sprich, jede Pixelspalte in zeitlicher Reihenfolge von rechts nach links aneinander gelegt, sodass es hinterher angenehmerweise halbwegs wie ein Bild aussieht.
Schön! Aber woher kommen jetzt verd***t nochmal die Verzerrungen?Auf @ delta.m s Foto aus
Beitrag von delta.m (Seite 1)kann man es besonders gut erkennen:
Das Bild muss man spaltenweise von rechts nach links "lesen":
- Zu Beginn (die ersten zwei Zentimeter rechts) war nichts anderes im Aufnahmebereich der Finish-Kamera als die blanke Laufbahn.
- Dann schob sich die Fußspitze des ersten Läufers durch den Aufnahmestreifen.
- Rein zufällig (aber sehr praktisch für dieses Beispiel) trat der erste Läufer genau mit der Mitte seines Fußes im Aufnahmestreifen der Kamera auf. Der Fuß verharrte also kurz an dieser Stelle – und die Kamera nahm eine Zeitlang immer denselben Streifen des Fußes auf. Alle Frames zusammengefügt ergeben dann einen sehr langen Fuß.
- Achtet man auf die rechte Hand des ersten Läufers erkennt man, dass diese sehr verkürzt dargestellt wird. Hier ist genau das Gegenteil passiert – die Hand schob sich bewegungsbedingt schneller als der Rest durch den Aufnahmestreifen, sodass es hier weniger Frames zum Zusammenfügen einer Hand gab.
- Der Rest des Läufers schob sich mit einigermaßen konstanter Geschwindigkeit durch den Aufnahmestreifen, sodass hier weniger Verzerrungen entstanden.
Das Bild von
@Celladoor ist ebenfalls so ein digitales Zielfoto.
Woran erkennt man das?Erstens an der „reingemalten“ roten Linie (ja, ok, ich gebe zu, das ist wirklich kein super-Argument…)
Zweitens an den Streifen auf dem Boden.
Die horizontalen Steifen auf der Rennbahn entstehen dadurch dass die ganze Zeit nur ein unbewegter Streifen Bahnboden aufgenommen wurde und dann Frame für Frame aneinander gelegt wurde.
Drittens an den Verzerrungen.
Dadurch dass das Rad durch den „Zielstreifen“ rollt bewegt sich der obere Teil des Rades relativ zur Zielkamera schneller durch den Aufnahmestreifen – Im Oberenteil passieren dadurch mehr Speichen den Aufnahmestreifen. Daher ist auch oben der Abstand zwischen den Speichen geringer (in der Darstellung).
Der untere Teil des Rades steht relativ zur Kamera quasi still. Hier passiert gerade einmal eine einzige Speiche den Aufnahmestreifen. Und die Abrollbewegung resultiert im Bild in der diskutierten Verzerrung.
Passend dazu noch mal ein schönes Bild aus der Wikipedia zum Thema
Wikipedia: Datei:Fotofinish-scano-rowing-GER-JM8-2005.jpgArtikel
Wikipedia: ZielfotoGrüße
zalesi