Warum aber soll ausschließlich der Zeitpunkt der Geburt von Bedeutung sein? Und: Wie wirken die Sterne überhaupt auf den Menschen?
So unterschiedlich die astrologischen Ansichten auch sind, hier sind alle Sternendeuter einer Meinung: Es ist die - nicht näher benannte - kosmische Strahlung, die ein österreichischer Physiker 1912 entdeckt hat. Die Erde wird von hochenergetischen Teilchen getroffen, die gleichmäßig verteilt aus allen Richtungen des Weltraums kommen. Die Strahlung kommt aber nicht von einem Planeten, sondern ist das Restglühen des Urknalls. Doch bevor die Teilchen auf die Erde auftreffen, werden sie vom Magnetfeld der Erde beeinflusst. Unmöglich also, dass sich diese kosmischen Strahlen auf einzelne Menschen, noch dazu eines bestimmten Sternzeichens, auswirken. Gern berufen sich Astrologen auf die Gravitationskraft des Mondes. Denn wenn der Mond das mit Ebbe und Flut kann, kann ein Planet auch Einfluss auf den Menschen haben - sagen die Astrologen. Nur die Natur zeigt: Die Anziehungskraft des Mondes wirkt nur auf riesige Flächen, wie etwa das Meer, wo sie gerade mal reicht, einzelne Wassermoleküle geringfügig zu beeinflussen. Erst in der Summe von zig Milliarden Wassermolekülen wird eine scheinbar große Kraft daraus. Auf das Körpergewicht eines Menschen bezogen, entspricht die Gravitationskraft des Mondes in etwa dem Gewicht einer Mücke auf dessen Schulter. Der Einfluss von Mücken auf den Menschen aber ist begrenzt und höchstens in lauen Sommernächten zu beobachten - dann, wenn Menschen von Mücken drangsaliert werden. Übrigens übt alle Materie eine Anziehungskraft aus. Im Zweifel kann also die Anziehungskraft eines Hochhauses in unmittelbarer Nachbarschaft bedeutender sein, als die eines weit entfernten Planeten. Nur kommen Hochhäuser in den Berechnungen der Astrologen nicht vor. Die Gedanken, dass Sterne etwas mit dem Schicksal eines jeden einzelnen Menschen zu tun haben könnten, ist die Menschheit aber nie los geworden. Heißt das, dass eben doch „etwas dran" sein muss? Zumal es nicht an Menschen mangelt, die von wundervoll eingetroffenen Weissagungen berichten.
Vor allem aber gilt, wer an Weissagungen und die Sterne glaubt, wird seinen Glauben immer bestätigt finden, wie es der Kieler Psychologe Eberhard Höfer beschreibt. Zum Beispiel ein ganz normaler Streit, der von einer Person geschlichtet wird. Ist der Schlichter vom Sternzeichen Waage, dann sieht der Gläubige darin einen Beweis für dessen Harmoniebedürfnis. Ist er Fisch, dann kommt das Mitgefühl zum Zuge, während es bei einem Wassermann als dessen Menschenfreundlichkeit interpretiert wird. Ein anderer Grund für vermeintlich "richtige Vorhersagen" ist eine mögliche starke Erwartungshaltung, die die Wahrnehmung beeinträchtigt. Wer so überzeugt ist, für den ist es auch egal, ob sich eine Vorhersage tatsächlich erfüllt.
Die menschliche Psyche kennt ein Bedürfnis nach Sinnsuche. Die biologische Fähigkeit des menschlichen Gehirns, sich über alles Gedanken zu machen, braucht geradezu die Suche nach einem Sinn. Ist keiner erkennbar, werden Erklärungsmodelle konstruiert. Besonders einfache Modelle finden Anklang oder Modelle, die weniger an den Verstand, sondern mehr auf das Gefühl zielen. Inzwischen wurde die scheinbare Erkenntnis vom Einfluss der Sterne auf den Menschen über die Generationen weitergegeben, zu attraktiv war der Gedanke, um sich einfach von ihm zu lösen. So wurde Astrologie zum fest verankerten Brauchtum, das ein simples Korsett für komplexe Probleme bietet. Astrologiegläubigkeit hat z.B. auch die 40 Jahre DDR überdauert, wie Prof. Dieter B. Herrmann von der Berliner Archenhold-Sternwarte in einer Studie herausfand. Horoskope gab es in der DDR nämlich nicht. Doch der Glaube daran hatte sich in Ost und West schon kurz nach der Wende angeglichen:
Die Boulevardzeitungen verkünden regelmäßig von eingetroffenen Prophezeiungen des Nostradamus. Freilich werden die Ereignisse nie angekündigt. Erst nach dem vermeintlichen Eintreffen wird einer seiner Verse hervor gekramt und entsprechend zurecht gezimmert. Das Heer der Hobby-Deuter ist groß, ebenso wie die Zahl der Auslegungen der Verse. Diese werden bis heute ungeniert geplündert und je nach Bedarf uminterpretiert, um nicht zu sagen, gefälscht. So passt die gesamte Weltgeschichte scheinbar in rund eintausend Verse.
Übrigens, es gibt noch etwas, warum Menschen an der Richtigkeit von Prophezeiungen festhalten. Das Prinzip ist aus der kognitiven Dissonanztheorie abgeleitet und lässt sich einfach zusammenfassen: Etwas muss gut sein, wenn man viel Geld dafür bezahlt hat.
(Quelle:
http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/237381.phtml)
Anmerkung meinerseits:
Das Urwissen, das hinter der urtümlichen Astrologie (vor Christi Geburt) dahintersteckte, ist durch die Jahrhunderte so verwässert worden, dass das, was heute als Astrologie angepriesen wird, nur ein ganz billiger Abklatsch des uralten Wissens ist.
Diejenigen, die das alte Wissen, auf welche Art und Weise auch immer, kennengelernt haben, werden ihr Wissen kaum benutzen, um es in der breiten Öffentlichkeit an den Mann respektive die Frau zu verscheuern bzw. öffentlich breitzutreten.
Gruss
bluetaurus
Die Wahrheit ist seltsamer als die Fiktion, weil die Fiktion Sinn machen muss.