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Wie seriös sind Verschwörungstheorien?
09.12.2010 um 15:02Hallo, liebe Allmy-User!
Ich schreibe hier nie selber, lese aber schon seit sehr vielen Jahren in diesem Forum, schon bevor ich mich angemeldet habe. Obwohl ich nicht wirklich an den Diskussionen teilnehme, bin ich mit diesem Forum sehr vertraut. Der Grund, warum ich jetzt schreibe, ist, weil ich gestern wieder auf einen Haufen Verschwörungstheorien gestoßen bin und nicht aufhören konnte, mir das Zeug reinzuziehn. Das Ganze ist schon sehr mitreißend, aber ich kann nicht umhin und muss einfach den Fluss Gedanken den ich zu dem Thema allgemein habe, irgendwo loswerden ;)
Naja, ich würde mich über eure Meinung dazu und Anregungen, Kritik usw. freuen.
Ich bin keine Verschwörungsfanatikerin und versuche sehr distanziert mit diesen Themen umzugehen. Ich halte es für sehr wichtig, nicht alles zu schlucken, was einem an Verschwörungstheorien geboten wird. Sobald man anfängt sich mit einem dieser Themen zu beschäftigen, stößt man immer weiter voran und es entsteht ein recht schlüssiges Bild. Doch man darf nicht vergessen, dass jede Verwörungstheorie eine Glaubenshaltung darstellt.
Man muss die Arbeitsweise der Verschwörungstheoretiker betrachten und wird bald merken, dass diese mehrheitlich sehr unpräzise und unseriös ist. Das Geheimnis ihrer Überzeugungskraft liegt darin, dass sie in sich selbst geschlossen nachvollziehbar ist, weil sie zur Bestätigung ihrer Thesen immer weitere konstruiert, die ihr in den Kram passen und so ein vollständiges Bild entsteht, neue Thesen mit bereits bestehenden verknüpft werden. Man gerät schnell in Staunen vor der großen Zahl an angeblichen Beweisen. An dieser Stelle muss ich schon die Beobachtungsgabe und analytische Fähigkeit mancher Verschwörungstheoretiker loben. Dieses Beobachtungsmaterial in einen bestimmten Kontext zu stellen ist trotzdem Sache der eigenen Interpretation, es scheint aber innerhalb der Verschwörungs-Community einen Konsens darüber zu geben, was man wie zu interpretieren hat und in welchen Bezug das beobachtete Material zu stellen ist.
Verschwörungsinteressierte wollen alles entlarven, die Augen als Einzige offen haben, merken dabei aber nicht, dass sie oft selbst blind alles aufnehmen, was den leisesten Funken von Geheimnis und Mystik an sich hat und sie in einem Glauben an eine Weltverschwörung unterstützt. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich eine rosa Brille aufhabe und an alles glaube, was mir die Medien vermitteln wollen und dass Politiker nur mit rechten Mitteln arbeiten, an Geheimorganisationen nichts Spektakuläres ist usw., nein, vielmehr möchte ich besagte Brille auch nicht beim Anblick von Verschwörungstheorien aufsetzen.
Ich propagiere auch keinen Wissenschaftshedonismus, aber beim Aufstellen von Theorien ist die wissenschaftliche Methode und Sorgfalt als Mindestvorraussetzung für die Beweisführung ihrer einzelnen Thesen dringend notwendig, gerade dann wenn man mit Induktionsschlüssen arbeitet. Wenn ich in solchen Verschwörungsportalen stöbere, stoße ich großteils entweder auf Allesschlucker, die gerne polemisieren und sich in der Selbstgenügsamkeit ihrer "Entdeckungskraft" schwingend, dazu aufrufen, nicht mehr blind zu sein und alles zu glauben, was einem als Wahrheit serviert wird, aber auch solche, die sich durch diese Thesen persönlich angegriffen fühlen und mit einer ängstlichen Aggression zum Hieb ausholen. All das friert eine kritische Beschäftigung mit diesen Themen ein und ich halte eine kritische Auseinandersetzung mit ihnen für nicht unwichtig, denn bestimmte Beobachtungen, Tendenzen und Regelmäßigkeiten sind meiner Meinung nach der Betrachtung durchaus wert.
Aber diese Art, übereilte Schlüsse aus Beobachtungen zu ziehen ist einfach lächerlich (was nicht unbedingt für alle verschwörungstheorethischen Analysen gelten muss). Überall werden Illuminaten gewittert, wo vielleicht keine sind und diese Möglichkeit wird nicht einmal in Betracht gezogen. Jedes Dreieck auf einem Logo löst ein Aha-Erlebnis aus. Auch ist das bloße Auftreten an die Freimaurerei oder Illuminaten angelehnter Symbolik noch kein Beweis für eine weltweit operierende Geheimgesellschaft, die im Hintergrund die Fäden zieht und die alleinige Weltherrschaft an sich reißen möchte oder bereits getan hat. Aus dieser Überzeugung heraus werden mit dem Augenmerk darauf neue "Beweise" vorgeführt, wobei diese beobachtbaren Regelmäßigkeiten auf andere Motive zurückzuführen sein könnten, in manchen Fällen vielleicht sogar auf die Verschwörungstheorien selbst.
Nun komme ich zu meinem Standpunkt: Durch die Verwerfung des dualistischen, religiösen Glaubens sind andere Glaubensformen an den Tag getreten und zu dieser Form des modernen Glaubens gehören auch die Verschwörungen. Genau das wissen auch die Medien und die Marktforschung. Das Internet ist überspült mit Verschwörungstheorien und die Menschen zeigen reges Interesse. Das Zweifeln und Misstrauen haben zwar einen gesunden Kern, aber die Dynamik und Fusion der Verschwörungstheorien hat sie selbst zur Zielgruppe medialer Beeinflussung gemacht, so nach dem Motto: "Die Masse folgt uns blind, nun wollen wir auch noch die Skeptiker in unseren Bann ziehen, indem wir ihnen das geben, was sie wollen." Es wird wohl keiner bezweifeln, dass diese Illuminaten-Paranoia in den populären Medien Einzug findet, á la Dan Brown und Pyramide mit allsehendem Auge, in Filmen und Musik. "Da stecken wieder die lluminaten dahinter!"
Ich persönlich habe das leise Gefühl, bei dieser Verschwörung handelt es sich um eine "Doppelverschwörung", um auch noch die Zweifler am Laufenden zu halten. Da ich mich intensiv mit Jung, den Archetypen und dem kollektiven Unterbewusstsein beschäftigt habe, bin ich auch fest von der Symbolkraft all dieser Zeichen überzeugt, was den Medien und Propagandamaschinerien voll bewusst sein dürfte. Das ist nicht unbedingt eine Weltverschwörung, sondern der omnipräsente, kapitalistische Machthunger, der sich nicht (nur) hinter geschlossenen Türen aufhält. Klar bildet er das Kernkonzept dieser Theorien, aber worauf ich hinaus möchte, ist, dass man diesen Tatsachen endlich mal den Schleier des Geheimnisvollen ablegen und ihnen direkt ins (allsehende) Auge sehen sollte.
Ich werde nicht leugnen, dass z.B. in der Pop-Musik mehr als nur eindeutig mit okkulten Symbolen herumgespielt wird, ich halte das aber mehr für Koketterie als eine illuminatische Verschwörung. Dabei schließe ich aber nicht aus, dass die Künstler selbst das vielleicht auch in ihre persönliche Lebenshaltung miteinfließen haben lassen, auch das halte ich für denkbar, denn die Künstler selbst wissen ja, an wen sie sich da verkauft haben und machen keinen Hehl draus. Der satanistische Glaubenskodex entspricht übringes ziemlich exakt dem "ethischen" Ideal der kapitalistischen Maschinerie und ihrer Schergen. Warum dann nicht seine Symbole verwenden, wenn sie sich ganz mit den eigenen Überzeugungen und Handlungen decken und obendrauf eine unheimliche Suggestivkraft auf die menschliche Psyche haben? Yes, we can! Bei Hitler hat's schließlich auch geklappt.
Ich möchte aber noch hinzufügen, dass das alles unvereinbar ist mit freimaurerischen Idealen und ich finde es komisch, dass ihnen so viel Schlechtes unterstellt wird. Sie halten ihre Versammlungen nach Tradition geheim, ohne großes öffentliches Aufsehen, was ihnen selbst nur von Vorteil sein kann, ohne dass sie dabei zwangsläufig etwas Böses im Schilde führen müssen. Sie wollen ihre Ideale in einem geschützten Bereich pflegen, ohne sich äußeren Einflüssen zu unterziehen. Schriften über ihre Rituale und ihre Philosophie sind frei zugänglich. Sie sind öffentlich anerkannte Organisationen.
Die Ideale der Freimaurer sind sehr humanitär ausgerichtet, auf die Läuterung und Entwicklung des Selbst. Da sich viele bedeutungsvolle Persönlichkeiten diesem Bund angeschlossen haben und die Maurer selbst wohl auch nicht so frei von selbstsüchtigen Heuchlern waren, haben vielleicht manche außerhalb der Loge ihre Kontakte ausgenutzt und sich vielleicht auch in "bösartigen" Eigenbündnissen fernab von der eigentlichen Tempelarbeit zusammengeschlossen. Ich denke aber dass ihre Symbole dank kursierender Gerüchte bewusst missbraucht werden, was dem freimaurerischen Gedankengut völlig widerspricht. Diese Gerüchte haben ja auch eine lange Tradition.
Ganz anders ist da der Satanismus, der, abstrahiert man von den Ritualen, ganz im Sinne des multinationalen Kapitalisten, alle ethischen Fragen über den Haufen wirft. Er konstatiert, der Mensch wäre ein Tier, wo er nicht unbedingt falsch liegen muss, denn auch David Hume ist im "Leviathan" zu ähnlichen Schlüssen gelangt, was auch teilweise meine Meinung ist. Aber anstatt Modelle für ein friedliches Zusammenleben zu entwickeln wie bei Hume etwa, propagiert er selbstgenügsames, egoistisches und rücksichtsloses Verhalten. Man kann natürlich auch seine positiven Aspekte finden, die werde ich aber an dieser Stelle nicht herausstreichen, die kann sich jeder selbst denken. Mich interessieren vielmehr die negativen Folgen solchen Gedankenguts.
Man übergibt quasi die Göttlichkeit an den Menschen, das Luziferianische, Illuminierte spielt hier schon eine Rolle in seiner symbolischen Bedeutung. Man merke nur dieses gottartige, narzisstische Verhalten des modernen Menschen und wie diese Haltung in den Medien und der Kultur wiedergespiegelt wird.
Der Trend zum Transhumanismus ist en vogue (man braucht sich nur die Black Eyed Peas-Videos anschauen), Ingenieure arbeiten auch fleißig an dem Entwurf solcher Zukunftsvorstellungen. Gentechniker greifen ins Erbgut ein... Die Gesellschaft ist sein Spiegel. Es ist wie mit dem Huhn und dem Ei. Wo hat es angefangen?
Die Medien und die Masse beeinflussen sich gegenseitig, wären ohne dieses Wechselspiel gar nicht denkbar. Die Marktforscher beobachten die Jugendkultur genau (ich selbst gehöre dieser Generation an), ihre Lebensweise, ihre Einstellung und passen ihre Produkte ihren Vorlieben an. Sie greifen dann auf ein Repertoire historisch verwurzelter Bilder und Vorstellungen, geistige Strömungen vergangener Jahrhunderte, die als abspalterische Gruppierung existiert haben und machen diese medienwirksam, weil sie wissen, dass sie in der Jugendkultur auf Anklag stoßen werden. Sie verpacken das geschickt in schöne, glitzernde Bilder, mit einem Appell an die Urinstinkte (Sex sells). Aber die soziokulturelle Dynamik geht weit darüber hinaus, weit über alle angeblichen Illuminaten.
Sie fängt schon beim Verbraucher an. Ist sie nur konditioniert oder werden nur latente Bedürfnisse aktiviert? Wenn sie latent vorhanden sind, warum? Wegen der vorangegangenen Konditionierung? Wegen der materialistischen Grundhaltung? Dem Eskapismus? Das sind vielleicht Fragen, die jeder mal an sich selbst stellen könnte.
Es gibt elitäre Strukturen, Netzwerke, Geldadel, Lobbys, gedeckten Waffen- und Drogenhandel, Geheimdienste, manipulierende Medien, spekulative Geschäfte.. Aber illuminatisch? Wohl eher nicht. Vor lauter Fixierung auf die Illuminaten entgeht uns vielleicht, wie sie mit uns spielen. Dass die Medien einen Köder auswerfen, damit wir am Ball bleiben, über ihre Produkte sprechen, nach weiteren suchen, der Suggestivkraft ihrer Bilder ausgesetzt werden, denn Anti-Werbung ist schließlich nur Werbung. In diesem Sinne sollten wir vielleicht lieber mal ein Buch lesen, meditieren, zu uns selbst finden. Hass ist Liebe mit negativem Vorzeichen, Gleichgültigkeit hingegen zerstörerisch.
Ich schreibe hier nie selber, lese aber schon seit sehr vielen Jahren in diesem Forum, schon bevor ich mich angemeldet habe. Obwohl ich nicht wirklich an den Diskussionen teilnehme, bin ich mit diesem Forum sehr vertraut. Der Grund, warum ich jetzt schreibe, ist, weil ich gestern wieder auf einen Haufen Verschwörungstheorien gestoßen bin und nicht aufhören konnte, mir das Zeug reinzuziehn. Das Ganze ist schon sehr mitreißend, aber ich kann nicht umhin und muss einfach den Fluss Gedanken den ich zu dem Thema allgemein habe, irgendwo loswerden ;)
Naja, ich würde mich über eure Meinung dazu und Anregungen, Kritik usw. freuen.
Ich bin keine Verschwörungsfanatikerin und versuche sehr distanziert mit diesen Themen umzugehen. Ich halte es für sehr wichtig, nicht alles zu schlucken, was einem an Verschwörungstheorien geboten wird. Sobald man anfängt sich mit einem dieser Themen zu beschäftigen, stößt man immer weiter voran und es entsteht ein recht schlüssiges Bild. Doch man darf nicht vergessen, dass jede Verwörungstheorie eine Glaubenshaltung darstellt.
Man muss die Arbeitsweise der Verschwörungstheoretiker betrachten und wird bald merken, dass diese mehrheitlich sehr unpräzise und unseriös ist. Das Geheimnis ihrer Überzeugungskraft liegt darin, dass sie in sich selbst geschlossen nachvollziehbar ist, weil sie zur Bestätigung ihrer Thesen immer weitere konstruiert, die ihr in den Kram passen und so ein vollständiges Bild entsteht, neue Thesen mit bereits bestehenden verknüpft werden. Man gerät schnell in Staunen vor der großen Zahl an angeblichen Beweisen. An dieser Stelle muss ich schon die Beobachtungsgabe und analytische Fähigkeit mancher Verschwörungstheoretiker loben. Dieses Beobachtungsmaterial in einen bestimmten Kontext zu stellen ist trotzdem Sache der eigenen Interpretation, es scheint aber innerhalb der Verschwörungs-Community einen Konsens darüber zu geben, was man wie zu interpretieren hat und in welchen Bezug das beobachtete Material zu stellen ist.
Verschwörungsinteressierte wollen alles entlarven, die Augen als Einzige offen haben, merken dabei aber nicht, dass sie oft selbst blind alles aufnehmen, was den leisesten Funken von Geheimnis und Mystik an sich hat und sie in einem Glauben an eine Weltverschwörung unterstützt. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich eine rosa Brille aufhabe und an alles glaube, was mir die Medien vermitteln wollen und dass Politiker nur mit rechten Mitteln arbeiten, an Geheimorganisationen nichts Spektakuläres ist usw., nein, vielmehr möchte ich besagte Brille auch nicht beim Anblick von Verschwörungstheorien aufsetzen.
Ich propagiere auch keinen Wissenschaftshedonismus, aber beim Aufstellen von Theorien ist die wissenschaftliche Methode und Sorgfalt als Mindestvorraussetzung für die Beweisführung ihrer einzelnen Thesen dringend notwendig, gerade dann wenn man mit Induktionsschlüssen arbeitet. Wenn ich in solchen Verschwörungsportalen stöbere, stoße ich großteils entweder auf Allesschlucker, die gerne polemisieren und sich in der Selbstgenügsamkeit ihrer "Entdeckungskraft" schwingend, dazu aufrufen, nicht mehr blind zu sein und alles zu glauben, was einem als Wahrheit serviert wird, aber auch solche, die sich durch diese Thesen persönlich angegriffen fühlen und mit einer ängstlichen Aggression zum Hieb ausholen. All das friert eine kritische Beschäftigung mit diesen Themen ein und ich halte eine kritische Auseinandersetzung mit ihnen für nicht unwichtig, denn bestimmte Beobachtungen, Tendenzen und Regelmäßigkeiten sind meiner Meinung nach der Betrachtung durchaus wert.
Aber diese Art, übereilte Schlüsse aus Beobachtungen zu ziehen ist einfach lächerlich (was nicht unbedingt für alle verschwörungstheorethischen Analysen gelten muss). Überall werden Illuminaten gewittert, wo vielleicht keine sind und diese Möglichkeit wird nicht einmal in Betracht gezogen. Jedes Dreieck auf einem Logo löst ein Aha-Erlebnis aus. Auch ist das bloße Auftreten an die Freimaurerei oder Illuminaten angelehnter Symbolik noch kein Beweis für eine weltweit operierende Geheimgesellschaft, die im Hintergrund die Fäden zieht und die alleinige Weltherrschaft an sich reißen möchte oder bereits getan hat. Aus dieser Überzeugung heraus werden mit dem Augenmerk darauf neue "Beweise" vorgeführt, wobei diese beobachtbaren Regelmäßigkeiten auf andere Motive zurückzuführen sein könnten, in manchen Fällen vielleicht sogar auf die Verschwörungstheorien selbst.
Nun komme ich zu meinem Standpunkt: Durch die Verwerfung des dualistischen, religiösen Glaubens sind andere Glaubensformen an den Tag getreten und zu dieser Form des modernen Glaubens gehören auch die Verschwörungen. Genau das wissen auch die Medien und die Marktforschung. Das Internet ist überspült mit Verschwörungstheorien und die Menschen zeigen reges Interesse. Das Zweifeln und Misstrauen haben zwar einen gesunden Kern, aber die Dynamik und Fusion der Verschwörungstheorien hat sie selbst zur Zielgruppe medialer Beeinflussung gemacht, so nach dem Motto: "Die Masse folgt uns blind, nun wollen wir auch noch die Skeptiker in unseren Bann ziehen, indem wir ihnen das geben, was sie wollen." Es wird wohl keiner bezweifeln, dass diese Illuminaten-Paranoia in den populären Medien Einzug findet, á la Dan Brown und Pyramide mit allsehendem Auge, in Filmen und Musik. "Da stecken wieder die lluminaten dahinter!"
Ich persönlich habe das leise Gefühl, bei dieser Verschwörung handelt es sich um eine "Doppelverschwörung", um auch noch die Zweifler am Laufenden zu halten. Da ich mich intensiv mit Jung, den Archetypen und dem kollektiven Unterbewusstsein beschäftigt habe, bin ich auch fest von der Symbolkraft all dieser Zeichen überzeugt, was den Medien und Propagandamaschinerien voll bewusst sein dürfte. Das ist nicht unbedingt eine Weltverschwörung, sondern der omnipräsente, kapitalistische Machthunger, der sich nicht (nur) hinter geschlossenen Türen aufhält. Klar bildet er das Kernkonzept dieser Theorien, aber worauf ich hinaus möchte, ist, dass man diesen Tatsachen endlich mal den Schleier des Geheimnisvollen ablegen und ihnen direkt ins (allsehende) Auge sehen sollte.
Ich werde nicht leugnen, dass z.B. in der Pop-Musik mehr als nur eindeutig mit okkulten Symbolen herumgespielt wird, ich halte das aber mehr für Koketterie als eine illuminatische Verschwörung. Dabei schließe ich aber nicht aus, dass die Künstler selbst das vielleicht auch in ihre persönliche Lebenshaltung miteinfließen haben lassen, auch das halte ich für denkbar, denn die Künstler selbst wissen ja, an wen sie sich da verkauft haben und machen keinen Hehl draus. Der satanistische Glaubenskodex entspricht übringes ziemlich exakt dem "ethischen" Ideal der kapitalistischen Maschinerie und ihrer Schergen. Warum dann nicht seine Symbole verwenden, wenn sie sich ganz mit den eigenen Überzeugungen und Handlungen decken und obendrauf eine unheimliche Suggestivkraft auf die menschliche Psyche haben? Yes, we can! Bei Hitler hat's schließlich auch geklappt.
Ich möchte aber noch hinzufügen, dass das alles unvereinbar ist mit freimaurerischen Idealen und ich finde es komisch, dass ihnen so viel Schlechtes unterstellt wird. Sie halten ihre Versammlungen nach Tradition geheim, ohne großes öffentliches Aufsehen, was ihnen selbst nur von Vorteil sein kann, ohne dass sie dabei zwangsläufig etwas Böses im Schilde führen müssen. Sie wollen ihre Ideale in einem geschützten Bereich pflegen, ohne sich äußeren Einflüssen zu unterziehen. Schriften über ihre Rituale und ihre Philosophie sind frei zugänglich. Sie sind öffentlich anerkannte Organisationen.
Die Ideale der Freimaurer sind sehr humanitär ausgerichtet, auf die Läuterung und Entwicklung des Selbst. Da sich viele bedeutungsvolle Persönlichkeiten diesem Bund angeschlossen haben und die Maurer selbst wohl auch nicht so frei von selbstsüchtigen Heuchlern waren, haben vielleicht manche außerhalb der Loge ihre Kontakte ausgenutzt und sich vielleicht auch in "bösartigen" Eigenbündnissen fernab von der eigentlichen Tempelarbeit zusammengeschlossen. Ich denke aber dass ihre Symbole dank kursierender Gerüchte bewusst missbraucht werden, was dem freimaurerischen Gedankengut völlig widerspricht. Diese Gerüchte haben ja auch eine lange Tradition.
Ganz anders ist da der Satanismus, der, abstrahiert man von den Ritualen, ganz im Sinne des multinationalen Kapitalisten, alle ethischen Fragen über den Haufen wirft. Er konstatiert, der Mensch wäre ein Tier, wo er nicht unbedingt falsch liegen muss, denn auch David Hume ist im "Leviathan" zu ähnlichen Schlüssen gelangt, was auch teilweise meine Meinung ist. Aber anstatt Modelle für ein friedliches Zusammenleben zu entwickeln wie bei Hume etwa, propagiert er selbstgenügsames, egoistisches und rücksichtsloses Verhalten. Man kann natürlich auch seine positiven Aspekte finden, die werde ich aber an dieser Stelle nicht herausstreichen, die kann sich jeder selbst denken. Mich interessieren vielmehr die negativen Folgen solchen Gedankenguts.
Man übergibt quasi die Göttlichkeit an den Menschen, das Luziferianische, Illuminierte spielt hier schon eine Rolle in seiner symbolischen Bedeutung. Man merke nur dieses gottartige, narzisstische Verhalten des modernen Menschen und wie diese Haltung in den Medien und der Kultur wiedergespiegelt wird.
Der Trend zum Transhumanismus ist en vogue (man braucht sich nur die Black Eyed Peas-Videos anschauen), Ingenieure arbeiten auch fleißig an dem Entwurf solcher Zukunftsvorstellungen. Gentechniker greifen ins Erbgut ein... Die Gesellschaft ist sein Spiegel. Es ist wie mit dem Huhn und dem Ei. Wo hat es angefangen?
Die Medien und die Masse beeinflussen sich gegenseitig, wären ohne dieses Wechselspiel gar nicht denkbar. Die Marktforscher beobachten die Jugendkultur genau (ich selbst gehöre dieser Generation an), ihre Lebensweise, ihre Einstellung und passen ihre Produkte ihren Vorlieben an. Sie greifen dann auf ein Repertoire historisch verwurzelter Bilder und Vorstellungen, geistige Strömungen vergangener Jahrhunderte, die als abspalterische Gruppierung existiert haben und machen diese medienwirksam, weil sie wissen, dass sie in der Jugendkultur auf Anklag stoßen werden. Sie verpacken das geschickt in schöne, glitzernde Bilder, mit einem Appell an die Urinstinkte (Sex sells). Aber die soziokulturelle Dynamik geht weit darüber hinaus, weit über alle angeblichen Illuminaten.
Sie fängt schon beim Verbraucher an. Ist sie nur konditioniert oder werden nur latente Bedürfnisse aktiviert? Wenn sie latent vorhanden sind, warum? Wegen der vorangegangenen Konditionierung? Wegen der materialistischen Grundhaltung? Dem Eskapismus? Das sind vielleicht Fragen, die jeder mal an sich selbst stellen könnte.
Es gibt elitäre Strukturen, Netzwerke, Geldadel, Lobbys, gedeckten Waffen- und Drogenhandel, Geheimdienste, manipulierende Medien, spekulative Geschäfte.. Aber illuminatisch? Wohl eher nicht. Vor lauter Fixierung auf die Illuminaten entgeht uns vielleicht, wie sie mit uns spielen. Dass die Medien einen Köder auswerfen, damit wir am Ball bleiben, über ihre Produkte sprechen, nach weiteren suchen, der Suggestivkraft ihrer Bilder ausgesetzt werden, denn Anti-Werbung ist schließlich nur Werbung. In diesem Sinne sollten wir vielleicht lieber mal ein Buch lesen, meditieren, zu uns selbst finden. Hass ist Liebe mit negativem Vorzeichen, Gleichgültigkeit hingegen zerstörerisch.