aus der Haft 40 Seiten
Dutroux schreibt Brief an Vater seines Opfers
Brüssel - Der berüchtigte belgische Kindermörder Marc Dutroux hat für einen langen Brief an den Vater eines seiner Opfer vor allem neue Verachtung geerntet.
Der mittlerweile 58 Jahre alte Häftling hatte den Brief an Jean-Denis Lejeune gerichtet. Dessen Tochter Julie war 1995 im Alter von acht Jahren von Dutroux entführt und missbraucht worden. Sie wurde später wie ein anderes Mädchen tot in einem Kellerverlies gefunden.
Den Zeitungsangaben zufolge erneuert Dutroux in dem Brief frühere Vorwürfe, dass er Opfer eines Komplotts gewesen sei. Die These, dass hinter den Missbrauchsfällen ein Netzwerk mit Mitgliedern in höheren Gesellschaftkreisen stand, gilt aber seit längerem als widerlegt. Nach Ansicht des unabhängigen Journalisten Michel Bouffioux enthält Dutroux' Brief nichts, was neu wäre oder überprüft werden müsste: "Der Psychopath fährt fort, die Tatsachen zu manipulieren, um über die seinen Namen tragende Affäre Verwirrung zu säen."
Die Qualitätszeitungen des Landes widmeten dem über 40 Seiten langen Schrieb am Dienstag nur kleine Meldungen. Darin urteilte beispielsweise "Le Soir", es handle sich um "Spinnereien". Lejeune selber reagierte nicht auf den Brief. Auch die politische Klasse des Landes, das durch den Dutroux-Fall in den 1990er Jahren tief erschüttert wurde, enthielt sich des Kommentars fast durch die Bank.
Dutroux war 2004 wegen der Entführung, Freiheitsberaubung und des Missbrauchs von sechs Mädchen und Heranwachsenden sowie des Todes von zweien der Opfer zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er versucht, vorzeitig entlassen zu werden, die Chancen dafür gelten aber als äußerst gering.
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