@ Horruz:
Horruz schrieb:ie spezies mensch besteht nunmal aus verschiedenen rassen der gleichen meinung ist übrigens mein nigerianischer arbeitskolege auch der fehler ist das als schlecht anzusehe in der natur ist doch auch die artenvielfalt etwas sehr schönes
Ich habe nicht gesagt, dass es nicht unterschiedliche phänotypische Merkmale gibt, wozu dann eben u.a. auch die Pigmentierung von Haut und Haar gehört - komme ich gleich noch dazu. Es gibt aber ein ganz massives Problem bei dem Begriff "Rasse", will das mal nur ganz kurz nur anreißen:
Das Konzept von "Rasse" (übrigens ist der dt. Begriff nicht mit dem englischen "race" gleichzusetzen) nimmt eine Essentialisierung des Begriffs vor, d.h. es werden damit über rein phänotypische Merkmale wie "lange Beine", "krumme Zehe" hinaus Zuschreibungen an Personen konstruiert, die die gesamte Identität betreffen. Dass muss dann eben nicht nur Schwarze treffen, sondern wird auch auf People of Color (PoC, also alle, die nicht als "weiß" wahrgenommen werden) angewandt. Praktisch zeigt sich das z.B. in rassistischen Vorurteilen wie "... ist/sind faul/dumm/....", wobei die sprechende Person zu dieser Aussage aufgrund der Hautfarbe oder eben des "nicht-weiß-Seins" im Allgemeinen kommt..
Problematisch wird es aber auch dann, wenn weiße Linke sagen "ich mach aber keinen Unterschied zwischen weißen, PoC und Schwarzen - für mich sind nämlich alle Menschen gleich". Wäre ja alles schön und gut, aber genau das negiert, dass Diskriminierung und Rassismus für alle Menschen, die nicht der weißen Norm entsprechen, tagtäglich stattfindet. Und das erklärt eben auch, warum z.B. dein nigerianischer Kollege auf den Unterschied pocht - denn in einer weiß genormenten Gesellschaft zu leben heißt für ihn eben, dass er immer als "das Andere", das nicht der Norm entsprechende behandelt wird (z.B. mit der Frage wie "woher kommst du denn?" als meist unbewusster Rassismus, ...).
Und was du als "Vielfalt ist doch toll" bezeichnest ist nebenbei auch eine Argumentationslinie der Neuen Rechten, Stichwort Ethnopluralismus (gibt kulturelle Unterschiede, die bestehen bleiben sollen; jede "Kultur"/"Ethnie"/etc. hat dabei das Recht auf eigenes Territorium und Dasein, sollen aber auch alle schön bleiben wo sie sind; und als Folge müssen in dieser Logik auch alle wieder dahin, wo sie herkommen; logische Konsequenz: rechte Hetze á la "Ausländer raus").
Ist nur ein kleiner Ausschnitt davon, aber wollte zumindest klar stellen, dass "Rasse" gesellschaftlich konstruiert ist und mit bestimmten Absichten und Wirkmächtigkeiten verbunden ist. Dass heute häufig ein Kulturalismus stattfindet, der Begriff "Rasse" dabei durch Kultur (oder Religion) ersetzt wird, wurde ja auch schon mehrfach im Forum erwähnt.
Bei Interesse zu diesem Thema empfehle ich z.B.Texte von Immanuel Wallerstein oder Etienne Balibar - leicht verständlich und behandeln vor allem u.a. auch weiße Abwehrstrategien, die bei Auseinandersetzung mit Rassismus und weißer Normativität häufig zu Tage treten.
P.S.: sorry für den langen Text