@zaeld Nicht überm Meer, aber über Bodennebel und tiefhängenden, geschlossenen Wolkendecken. Einmal auch in heftigen Regenschauern bei null Sicht, aber da war ich nicht allein. Da hatte ich einen Lehrer mit IFR Lizenz dabei. Hat uns ausgerechnet am Heimatflugplatz erwischt. Hätte ich nicht noch im letzten Moment das Beacon auf dem Turm gesehen, wären wir abgedreht, um woanders zu landen.
War rein flugtechnisch kein Problem, aber in der Platzrunde an unkontrollierten Plätzen weis man nie, wer da noch rumgurkt und wo die grad sind, weil viele Kameraden einfach zu faul sind, korrekte Positionsangaben zu machen. Da wird dann im Funk so drübergenuschelt, weil sie sich am Platz möglicherweise nicht auskennen.
Geschlossene Wolkendecken darf man auch als Sichtflieger übersteigen, wenn am Start- und am Zielort ausreichende Wolkenlücken sind. Die Regelung ist ein wenig für optimistische Feinschmecker, aber so ist es erlaubt. In der Regel telefoniert man dann halt vorher rum, um am Zielflugplatz die zuständigen Leute zu fragen, ob die passende Wetterlage herrscht.
Ich kann nur betonen, dass die Sicht nachts so gut ist, wie bei Tage. Und soweit ich mir die Route angesehen habe, flog er halt nicht sehr weit über Wasser. Zwischen der Landspitze des Festlands bis Marthas Vinyard liegen etwa 50 Seemeilen Wasser, die die Saratoga mit über 150kts. in wenigen Minuten zurückgelegt haben muss.
Das war wohl auch der Zeitraum, wo er die Landung vorbereitet und per Funk seine Ankunft am Ziel (ca. fünf Minuten vorher) angekündigt hat. Dazwischen noch Block Island, sodass er auf jeden Fall safe war. Da sind auch überall Flugplätze, die als Ausweichplätze fungieren können.
Er musste daher keine Rettungsweste tragen. Die ist erst Vorschrift, wenn man mehr, als 30 Minuten über Wasser fliegt. Und im Kleinflugzeug würde man die halt schon vor dem Start anziehen und nicht erst bei Eintritt eines Notfalls unterm Sitz hervorziehen.
Abgesehen davon, dass er das berühmt-berüchtigte Montauk überflogen hat, ist die Gegend nicht das Bermuda Dreieck, das einen mit magnetischen Anomalien und verrückten Fatamorganas foppen kann. Selbst wenn: Sowas wäre in den entsprechenden Publikationen verzeichnet. Gegenden mit Missweisungen gibt es auch hierzulande.
Er flog jetzt auch nicht so hoch, dass er gezwungen gewesen wäre, IFR zu fliegen. Der Flug war auch nach Sichtflugregeln durchführbar. Angaben zu Wetter und Lichtverhältnissen von damals sind etwas widersprüchlich. Von "grenzwertig-unfliegbar", bis "tolles Flugwetter" ist wohl alles dabei.
Tretbootfahren im Ententeich trifft es schon ganz gut. Es gab überhaupt keinen Grund, warum der Flug so katastrophal enden musste. Und die ganze Küste ist ein einziges Lichtermeer. Das war halt nicht das Gleiche, wie bei AF447, die in 10km Flughöhe über dem Atlantik in pechschwarzer Nacht nicht mehr die Fluglage feststellen konnten, da die Instrumente ausgefallen waren.
Davon ausgehend, dass Wetter und Sicht kein Problem waren, hätte er den Flug auch bei Totalausfall aller Instrumente noch sicher beenden können. Und Nachts hat man natürlich noch eine Taschenlampe dabei, falls die Instrumentenbeleuchtung ausfällt. Und wenn nichts mehr läuft, aber der Motor läuft so lange, wie er Sprit bekommt. Das elektrische System ist dafür nicht erforderlich, da die Zündanlage sich selbst versorgt.
Die ganze Pilotenausbildung wird allein deshalb so langwierig, weil man intensiv Ausnahmeverfahren und Notlandungen übt. Man lernt, Instrumente zu ersetzen, die ausgefallen sind. Da wird dann die Geschwindigkeit über die Motorleistung abgeschätzt, usw.. Das geht alles und man schaut halt einfach aus dem Fenster. Das war in den Pioniertagen der Fliegerei so und das geht natürlich noch heute.