@Der Weise
Lies Dir mal den Prieure de Sion"-thread durch, da gibt es vieles zum Thema Templer.
Zum Thema Finanzgebaren des Ordens ist folgendes zu sagen:
Wenn man die Finanzggeschäfte der Templer mal genauer betrachtet, dann gab es den riesigenTemplerschatz in Form von Gold o.ä. vermutlich niemals.Der eigentliche Schatz der Templer der ihre Finanzkraft ausmachte war Buchgeld und nicht monetäres Vermögen sowie ihr relativ modernes Verständnis von Wirtschaftskreisläufen und ökonomischen Zusammenhängen.
Da dieTempler durch Übertragung von Besitz ihrer Ritter über ein relativ großes Vermögen verfügten erlaubt dies dem Orden, große Darlehen, vor allem an den französischen König zu vergeben. Als Sicherheit dienten zukünftige Steuereinnahmen (die von den Templern selbsteingetrieben werden !) sowie das Münzregal. Da der Orden außerdem Geld zu wesentlich niedrigeren Zinsen verleiht, wird er zur unmittelbaren Konkurrenz ider lombardischen Banken .
Das Gesamtvermögen des Templerordens kann man ungefähr schätzen,wenn man sich deren Grundbesitz vor Augen führt.Allein in Frankreich gab es etwa 700 Komtureien die zum Teil tausende von Hektar unbelasteten Landbesitz hatten.Die Einnahmen hieraus ergaben eine beträchtliche Finanzkraft des Ordens .Man kaufte auch belastete Ländereien auf. Durch Ablösung der Schuld ging das Land in das Eigentum des Ordens über und wurde oft dem ursprünglichen Eigentümer wieder verpachtet,wobei die Pächter und Bauern von einer äußerst liberalen Verfassung, welche die persönliche Freiheit und die Selbstverwaltung unter einem Gemeinderat garantierte und die üblichen Steuern und Sonderabgaben drastisch reduzierte, profitierten und auch die Bediensteten im Verhältnis relativ hohe Löhne erhielten. Das führte wiederum zu höherem Ertrag ,höherer Kaufkraftund schnellerem Geldumlauf.
Gleichzeitig konnten sie durch das Münzrecht die Inflation steuern und insbesondere den Silberumlauf kontrollieren,in dem sie Silbermünzenaus dem vorhandenem Münzmetall lediglich umprägten, aber kaum neues Silber in Umlaufbrachten.
Das Vermögen des Ordens lag also vielmehr ins einer intensiven Nutzung der Ländereien und den Vorteilen, die die Templer aus dem Ankauf von Regalien und Rechten zogen ,die der Staat und der Adel aus Geldmangel verkaufen mußte. Innerhalb seinesEinflußgebietes kontrollierte der Orden somit das gesamte wirtschaftliche Geschehen. .
Unter diesen Voraussetzungen war es unerheblich wieviel Edelmetall in Form von Münzen vorhanden war, solange es ausreichte, den täglichen Kleinhandel abzuwickeln.
Aufgrund dieser ökonomischen Hegemonie des Ordens ergab sich auch dessen Position als Gläubiger von Krone und Hochadel. Der Tempel von Paris war der am besten befestigte Platzin Frankreich und diente sozusagen als Nationalbank ,wo u.a. der Staatsschatz lagerte.Dieser bestand neben den Kroninsignien aus den eingehenden Steuergelder , auf die der Orden der Krone Vorschüsse zahlte und die er auch selbständig eintrieb.
Die Buchhaltung der Templer hatte ,im Gegensatz zu der der Lombarden,einen äußerst guten Ruf, der zur Folge hatte,daß auch Adel, Pilger und Händler Bardepots errichteten oder Wertgegenstände hinterlegten. Diese Konten wurden dreimal pro Jahr abgerechnet.
Es war auch möglich, den Orden mit Zahlungen oder Inkasso zu beauftragen, und zwar in einerArt Scheckzahlung oder bargeldlosen Überweisungen. Diese Schecks konnten in jeder Komturei eingelöst werden. Hatten Geschäftspartner ihre Konten bei der Templerbank, erledigten sich geschäftliche Transaktionen durch bargeldlosen Verkehr ähnlich wie im heutigen Bankwesen.Der Temple von Paris unterhielt dafür sogar eine Art Schalterbetrieb und in anderen Komtureien von Großstädten dürfte es ähnlich gewesen sein.
Das Zinsverbot umging man, in dem der rückzahlbare Darlehensbetrag einfach um die Zinsen erhöht wurde, während der tatsächlich ausgezahlte Betrag der ursprünglich benötigten Summe entsprach. Im übrigen wurden Darlehen nur gegen Hinterlegung von Wertgegenständen oder Hypotheken ausgezahlt. Zahlte der Kunde nicht zum festgesetzten Datum, fiel das Pfand an den Orden.
Es scheint, daß nur der französiche König, offenbar aufgrund der zahllosen Vergünstigungen, die er dem Orden gewährte , zinslose Darlehen erhielt,was aber,da er meistens mit der Rückzahlung im Verzug blieb, dazu führte, daß sich im Laufe der Jahre ein ungeheuerer Schuldenberg anhäufte.
Den französischen Königen hatte es wenig genutzt, daß sie die Juden und Lombarden beschränkten und auch mehrere Münzverschlechterungen anordneten, um den Schuldenstand zu verringern. Hauptgläubiger blieb die Templer-Bank ,was auch einer der Gründe für die Vernichtung des Ordens gewesensein dürfte.
Die böse Überraschung nach der Zerschlagung des Ordens dürfte für den König die Feststellung gewesen sein, daß die erwartete riesige Menge Edelmetall und Silbergeld nicht vorhanden war.
Darüber,daß auch bargeldloser Zahlungsverkehr Geld schafft und dies auch bei dem Bank- und Geldschöpfungssystem der Templer schonf unktionierte war man sich im 13. Jahrhundert zumindest am französischen Hof noch nicht im klaren .
Das zeigt sich auch darin,daß merkwürdigerweise in den Prozessen diesefinanziellen Geschichten nie zur Sprache kamen, obwohl sie wohl das eigentliche Templer-geheimnis gewesen sind.
Auch von Veruntreuung eingebrachter Staatsgeld war nie die Rede, obwohl sich das angeboten hätte,verwalteten die Templer doch in großenTeilen den französischen Staatsschatz.
Geht man davon aus,daß tatsächlich weniger Bargeld als angenommen vorhanden war und ein Teil der vorhandenen Barwerte nach England, Spanien , Portugal und ins Heilige Römische Reich in Sicherheit gebracht wurden,dann ist es nicht verwunderlich,daß die Schergen der französischen Könige wenig fanden.
Das könnte übrigens die Legende von den verschwundenen Templerschätzen erklären .
@keppten
nein,die Hospitalier oder Johanniter,die später auch Malteser genannt wurden, waren der älteste der Ritterorden und entstanden noch vor den Templern. Sie standen übrigens auch zur Zeit der Kreuzfahrerstaaten in sehr großer Konkurrenz zu den Templern die bis hin zu bewaffneten Konflikten gingen und haben nach Auflösung der Templer diese auch in weiten Gebieten beerbt .
Es scheint eher,daß die Deutschherrn eine Art Templer-Ableger waren.Zumindest sind die Ordensstatuten und die Organisation fast deckungsgleich und auch die Ordenstracht (weißes Gewand mit schwarzem statt rotem Tatzenkreuz) ist ähnlich.
Ein weiterer Nachfolgerorden war wohl der der portugiesischen Christusritter.