Link: www.wdr.de (extern) (Archiv-Version vom 31.12.2007)Das Wetterradar vom 19.07.2005 zeigte Regengebiete, die es gar nicht gab
Rästelhafte Geisterwolken
Im Sommer 2005 tauchen von der Nordsee bis ins Ruhrgebiet große Wolken auf. Das Wetterradar zeigt eine Regenfront. Doch irgend etwas stimmt nicht. Weder Satellitenbilder noch Wetterbeobachter können die Wolken bestätigen. Waren geheime militärische Experimente die Ursache? Der Fall liegt bei der Staatsanwaltschaft Bonn. Der Verdacht: Wettermanipulation.
Das Regengebiet, das die Wetter-Radargeräte am 19. Juli 2005 zeigten, verhielt sich sehr merkwürdig. Um 10.15 Uhr wurde es zum ersten Mal über den Niederlanden vom Radar erfasst, zuerst unauffällig, dann immer merkwürdiger: In langen Streifen breitete es sich recht schnell nach Süden aus und zog dabei ostwärts, bis es schließlich von der Nordseeküste bis zum Münsterland reichte.
Aber das Merkwürdigste an der ganzen Sache: Das Regengebiet gab es überhaupt nicht! Es war ausschließlich auf dem Wetterradar zu sehen, aber nicht am Himmel! In der Tat regnete es den ganzen Tag nicht, obwohl das Wetterradar etwas anderes anzeigte.
Bis heute weiß niemand, was dort oben passiert ist.
Obwohl sie nicht zu sehen war, haben mehrere Wetter-Radare die Wolke aufgezeichnet
Vielleicht wäre die seltsame Phantomwolke unentdeckt geblieben, wenn sie nicht den Verdacht des Meteorologen Jörg Asmus vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erregt hätte. Ihm kam dieses „Dings“ am Himmel komisch vor, und er verglich die Radardaten mit den Meldungen der automatischen Wetterstationen und den Bildern des Wettersatelliten Meteosat. Die verschiedenen Daten passten einfach nicht zusammen. Einen Defekt des Wetteradars konnte Asmus schnell ausschließen: Die unsichtbare Phantomwolke war von mehreren Radargeräten aufgezeichnet worden. Irgend etwas war also dort oben, wenn es auch mit bloßen Auge nicht erkennbar war. Aber was? Regen, Hagel oder ein anderes meteorologisches Phänomen war es nicht - solche Dinge wären von verschiedenen Wetterbeobachtungsinstrumenten gemeldet worden.
Asmus zog verschiedene Kollegen und Experten anderer Fachbereiche zu Rate, stieß aber überall auf Ratlosigkeit. Er schrieb daraufhin einen Aufsatz für das Fachblatt "Meteorologische Mitteilungen", in dem er die Phantomwolke schilderte und auch mehrere Erklärungsversuche lieferte: So kann es passieren, dass große Vogel- oder Insektenschwärme falsche Radar-Echos liefern - aber ein Vogelschwarm von 250 Kilometern Länge? Wohl kaum.
Unterschiedlich feuchte Luftschichten können das Radar täuschen. Aber solche Schichten gibt es zwischen drei und sechs Kilometer normalerweise nicht – die Höhe, in der die mysteriösen Geisterwolken gemessen wurden.
Hatte vielleicht ein Flugzeug Kerosin abgelassen? Die Wolke war zehn Stunden lang auf den Radar-Bildern zu sehen, in dieser Zeit wäre Kerosin längst verdampft. Oder hat ein Militärflugzeug "Düppel" abgeworfen? Mit solchen reflektierenden Teilchen versuchen Piloten, Feindradar zu täuschen, ähnlich dem Kraken, der eine Tintenwolke ausstößt. Es handelt sich dabei um Glasfasern, die mit einer Radar reflektierenden Beschichtung versehen sind. Aber wie viele Flugzeuge müssten solche Düppel abwerfen, um ein derartig großen Radar-Echo zu verursachen? "Hunderte. Mehr als die Luftwaffe hat", sagte uns ein Radar-Experte eines Rüstungsfabrikanten. Laut Auskunft der Bundeswehr hat es auch zu dieser Zeit keine NATO-Übungen mit Flugzeugen gegeben.
Anzeige gegen ein Phantom
Freeze: Meteorologe spricht Wetterbericht; Rechte: WDR
Das Team von Donnerwetter.de wurde vom falschen Radar-Echo getäuscht
Den Mitarbeitern des privaten Wetterdienstes "Donnerwetter.de GmbH" war das Phänomen so unheimlich, dass sie Anzeige gegen Unbekannt stellten. "Irgendetwas ist da gewesen", sagt Geschäftsführer Michael Klein, "und niemand weiß, was es war. Deswegen möchten wir, dass die Angelegenheit von staatlicher Seite untersucht wird." Die streifenförmige Ausbreitung, so das Donnerwetter-Team, spreche dafür, dass Flugzeuge irgendwelche Substanzen abgeworfen hätten. Aber welche? Wollte jemand das Wetter beeinflussen? Hat jemand vielleicht sogar gesundheitsgefährdende Stoffe in die Atmosphäre abgelassen? Die Donnerwetter-Leute wollen Klarheit. Die sie allerdings kaum von der Staatsanwaltschaft bekommen werden. "Das Veräppeln von Wetterfröschen", sagt der Bonner Oberstaatsanwalt Fred Apostel, "ist nicht strafbar." Somit erledigen sich die meisten Punkte, die das Donnerwetter-Team geklärt haben will. Der einzige strafrechtlich relevante Punkt ist an die Staatsanwaltschaft Aurich weitergeleitet worden - mit zweifelhaften Erfolgsaussichten.
Die Fakten dieses seltsamen Falles zusammengefasst:
* es hat ein merkwürdiges Radarecho ohne ein dazugehöriges Regengebiet gegeben
* jeder Erklärungsversuch stellte sich als unrealistisch heraus
* keiner der befragten Experten hat eine Erklärung für dieses Phänomen
Es geht also über unseren Köpfen etwas vor, dass sich niemand erklären kann. Vielleicht gibt es eine ganz einfache, natürliche Erklärung. Vielleicht haben aber sogar die Verschwörungstheoretiker im Internet recht, die im Zusammenhang mit der Phantomwolke von geheimen Militärexperimenten zur Terrorabwehr faseln.
Das ist nun wirklich groß durch die Presse gewandert.
Sorry für Copy & past aber es wurden Quellen verlangt und manche finden anscheinend die Verlinkungen nicht.
1984