9/11: Tag der Verschwörungen?
25.07.2007 um 16:32
Ich frage mich wer hier die mehr Menschen verachtet, die Terroristen oder diejenigen, dieaus der Tragödie noch Kapital schlagen wollen und ihre Verschwörungstheorien verbreiten[1].
Dies ist eine wissenschaftliche Seite und deshalb hatte ich zunächst nichtvor über die Anschläge vom 11. September 2001 zu schreiben, aber die Diskussion mit einemAnhänger hat mich überzeugt, doch ein paar Zeilen zu diesem Thema zuschreiben.
Ich will hier nicht darauf eingehen, wie die Sicherheitseinrichtungenversagt haben – das haben sie wahrscheinlich gar nicht, jedenfalls nicht nach den damalsherrschenden Standards – um die Entführung der Maschinen erst zuermöglichen.
Schauen wir uns statt dessen die Behauptungen an, das World TradeCenter (WTC) sei nicht durch die Flugzeuge zum Einsturz gebracht worden, sondern durchSprengstoff.
Die Wolken, die beim Zusammenbruch aufsteigen, sind ebenfalls keinHinweis auf Explosionen, es ist einfach so, dass die Luft in den Stockwerken Betontrümmermitreißt, wenn sie durch den Sturz der oberen Stockwerke komprimiert und herausgepresstwird.
In diesem Zusammenhang wird auch behauptet, die Verbrennungstemperatur vonKerosin würde nicht ausreichen die Stahlträger zu schmelzen (Schmelztemperatur von Stahlbeträgt etwa 1510°C), selbst wenn diese durch die Kollision ihre schützende Asbesthülleverloren haben. Das stimmt, eine offene Kerosinflamme ist dazu nicht in der Lage, siebrennt mit einer Temperatur von 825°C. In geschlossenen Räumen und mit geigneterLuftzufuhr sieht das aber schon wieder ganz anders aus (es wird schon einen Grund gehabthaben, warum man die Stahlträger mit Asbest schützen wollte). Des weiteren muss man Stahlnicht schmelzen, damit seine Festigkeit nachlässt, das geschieht schon weit unterhalb desSchmelzpunkts. Schon bei etwa 600°C verliert Stahl 50% seiner Festigkeit, ganz zuschweigen davon, dass er sich ausdehnt und damit Verbindungen zu anderen Trägern sprengenkann. Das Kerosin war darüber hinaus nur der Zünder, gewöhnliche Bürobrände könnenerheblich höhere Temperaturen erreichen, und die starteten, als das Flugbenzin nach etwa10 Minuten verbraucht war.
Es wird berichtet, dass auch die Lobby schon starkbeschädigt war, bevor die Türme einstürzten, das ist aber nicht verwunderlich, weil dasKerosin durch die Fahrstuhl- und Versorgungsschächte bis nach unten gelangen und auch inden unteren Etagen Feuer hervorrufen konnte. Die Berichte, dass es Explosionen gegebenhabe, sind einseitig, denn sie verschweigen, dass viele Zeugen Erschütterungen undRumpeln über einen längeren Zeitraum beschreiben [2].
Hier sind also keineSprengladungen nötig, um den Kollaps zu verursachen. Man könnte sich vielleicht wundern,warum die Türme so scheinbar kontrolliert in sich zusammengesackt sind. Aber auch das istvielleicht nicht so seltsam, wie es scheint.
Zunächst einmal waren die Türmestabil genug gebaut, um die Flugzeuge beim Einschlag völlig zu zerstören, der Einschlaghat also keine Schwingungen ausgelöst, die zu einem Umkippen hätten führen können – manmuss sich mal vor Augen halten, wie gigantisch dieses Bauwerk war, wenn die Stahlträgergehalten hätten, hätte man lediglich ein paar Stockwerke renovieren müssen.
Alsdie Träger dann aber nachgaben, fiel die Decke auf die darunterliegende Ebene – das istauch von anderen Bränden bekannt – und löste damit quasi eine Kettenreaktion aus, diesich nicht mehr aufhalten lies.
Man kann sich natürlich auch darüber wundern,warum der Turm, der als Zweiter getroffen wurde, als Erster einstürzt, aber sieht maneinmal von den Unwägbarkeiten ab, so etwas vorherzusagen ist das vielleicht nicht sowidersprüchlich, wie man zunächst annehmen könnte. Der Unterschied zwischen 56 und 102Minuten ist gar nicht so groß, aber gerade die Tatsache, dass der zweite Turm nichtfrontal getroffen wurde, könnte hier wichtig sein. Bei einem Frontalzusammenstoß verteiltsich die Energie gleichmäßiger (sie sind auch im Autoverkehr weniger gefährlich, alsversetzte Zusammenstöße). Als der zweite Turm getroffen wurde, wurde aber eine Seitestärker beschädigt - die Menge an Kerosin ist hier nicht so wichtig, wie wir schongesehen haben, diente es hauptsächlich als Zünder für den Bürobrand. Die Auswirkungen desversetzten Aufschlages sieht man deutlich, in den ersten Momenten des Zusammenbruchs, dieOberen Etagen drehen sich, was auf ein Drehmoment beim Einsturz hindeutet (ausgelöstdurch das ungleichmäßige Versagen der Stahlträger - sollten hier Sprengmeister am Werkgewesen sein haben sie arg geschlampt). Außerdem wurde der Südturm wesentlich tiefergetroffen (Nordturm: 92-98. Etage, Südturm: 78-84. Etage), so dass hier ein größeresGewicht auf den beschädigten Trägern lastete [3, 4, 5].
Dieser Kollaps konnte vonSeismographen registriert werden [6], allerdings traten die stärksten Ausschläge(zumindest scheinbar) kurz vor dem Zusammenbruch auf. Wie zeitlich genau die seismischenDaten mit den Beobachtungen korreliert werden können, kann ich nicht sagen. Aber mansollte beachten, dass die Instrumente in einiger Entfernung standen und die Laufzeit derErschütterungen berücksichtigt werden muss, der am nächsten stehende Seismograph inPalisades, N.Y. stand 34 km entfernt.
Ein falscher Eindruck entsteht aber vorallem durch die zeitliche Komprimierung der Aufzeichnung über mehrere Stunden,selbstverständlich erscheint der, 8-10 Sekunden dauernde, Kollaps dann sehr plötzlich zugeschehen. Streckt man die Kurve, sieht das alles schon wieder ganz anders aus – seltsam,dass die Verschwörungstheoretiker mit Vorliebe den Graphen zeigen, der sich über mehrereStunden erstreckt und nicht die Aufzeichnung, die sich auf den tatsächlichenZusammenbruch innerhalb einer Zeitspanne von 30-40 Sekunden beschräkt. Auf keiner derKurven aus dem weiteren Umkreis (und es gab neben Palisades fünf weitere) zeigtirgendwelche Auffälligkeiten, die auf eine größere Explosion hindeuten würden. DerVollständigkeit halber will ich erwähnen, dass die Autobombe mit 0,5 Tonnen Sprengstoff1993 nicht aufgezeichnet werden konnte, weil das Signal zu schwach war.
Auf einemBild, aus einem Video, das kurz vor dem Einschlag des Fluges 175 in den Südturm entstand,sind angeblich längliche Objekte unter dem Flugzeug zu sehen, die Bomben sein sollen [8].Das ist lächerlich, kein vernünftiger Mensch würde in ein Flugzeug einsteigen, dassoffensichtlich Bomben trägt. Ob es sich um Reflexionen handelt, oder was auch immer kannich nicht sagen, aber macht einfach keinen Sinn Bomben außerhalb am Flugzeug anzubringen,wo sie jeder sehen kann.
Einige Anhänger der Verschwörungstheorie behaupten sogar,es wären gar keine Flugzeuge ins World Trade Center eingeschlagen. Angeblich wäre dasLoch zu klein, das auf einigen Videos zu sehen ist. Allerdings sind diese Behauptungendurch Fehler und Unzulänglichkeiten verfälscht, so berücksichtigen sie nicht, dass derAufnahmewinkel der Kamera die Wand verkürzt erscheinen lässt, oder dass die Flügel durchden Auftrieb nach oben gekrümmt werden. Des Weiteren wird oft nur ein Ausschnitt derZerstörung gezeigt, der nicht die ganze Wand des WTC zeigt und damit teile der Zerstörungausblendet [8, 9].
Andere Verschwörer gehen davon aus, dass die Bomben sich schonvorher im WTC befunden haben, sie vergessen dabei aber den logistischen Aufwand, der mitder kontrollierten Sprengung eines solchen Gebäudes einhergeht, und dass es nichtaufgefallen ist, wie kiloweise Sprengstoff und Kabel verlegt wurde, ist schlicht nichtglaubwürdig.
Ganz abstrus ist auch die Behauptung, dass Pentagon sei nicht voneine Boing 757 getroffen worden, sondern von einer Lenkrakete, oder einem anderenKleinflugzeug [10]. Das ist so ein Unsinn, dass selbst Anhänger der Verschwörungstheoriesich große Mühe geben diesen Punkt aufzuklären, weil er angeblich von der US-Regierungins Spiel gebracht wurde, um die "Entlarver" zu diskreditieren [11].
Tatsache ist,dass man auf den Fotos vom Pentagon auf den ersten Blick kein Flugzeugwrack sieht (dassieht man aber auch bei dem Absturz 1992 bei Amsterdam nicht, weil es auch hiervollständig zerstört wurde). Die Wrackteile, die auf vielen anderen Fotos zu sehen sindsprechen eine andere Sprache und die Fotos vom Pentagon, die von den Anhängern derVerschwörungstheorie gezeigt werden zeigen nicht die ganze Wahrheit [12]. So zeigen sieoft nur die zweite Etage, wo tatsächlich nur ein kleineres Loch zu sehen ist, während diefast völlig zerstörte untere Etage (die man auf anderen Fotos sieht) unter Löschwasserund -schaum verborgen ist [13].
Und natürlich gibt es eine ganze Reihe vonAugenzeugen, die eine Passagiermaschine gesehen haben und keinen Militärjet [14]. Dafürsprechen auch die umgerissenen Lichtmasten [15], die auf ein Flugzeug mit einerSpannweite von etwa 35m hindeuten, was gut zu einer Boing 757 passt
Die Maschinetraf das Pentagon wahrscheinlich etwas unterhalb des ersten Stockwerks und wurde durchden Einschlag und die Explosion zerstört, aber Wrackteile, wie etwa vom Heck, oder Teiledes Fahrwerks wurden innerhalb des Pentagons gefunden und fotografiert, schaut man sichdie verschiedenen Fotos an so passt die zu beobachtende Zerstörung sehr wohl zu einemgroßen Passagierflugzeug [16].
Angeblich ist eine Boing 757 aber nicht zu denManövern fähig, die von den Augenzeugen beobachtet worden sind. Auch das ist falsch, auchwenn man mit Rücksicht auf die Passagiere nicht in so scharfe Kurven geht ist dasdurchaus möglich und der Bordcomputer ist dabei auch für einen unerfahrenen Pilotenhilfreich [17].
Alles in allem gibt es auf Grund dieser Fakten keinen vernünftigenGrund anzunehmen, dass das WTC durch Explosionen und nicht durch den Einschlag derFlugzeuge zum Einsturz gebracht wurde und die Behauptungen, das Pentagon sei nicht voneinem Flugzeug, sondern von einer Rakete getroffen worden sich schlichtlächerlich.
Zur weiteren Lektüre empfehle ich auch die Seiten von PopularMechanics [18] und 911myths[2], die sich detaillierter mit dem Thema auseinander setzen,als mir das an dieser Stelle möglich ist.
Vielleicht ist es leichter an einekorrupte Regierung zu glauben, als sich die eigene Verletzlichkeit einzugestehen, aberich denke mit den leichtgläubigen Anhängern spricht man auch ein zahlungskräftigesKlientel an, das die inzwischen 3000 Bücher zum Thema gierig verschlingt und dabei allzuhäufig den eigenen kritischen Verstand abschaltet.