Hören die Amis wirklich unsere Telefonate ab?
18.11.2006 um 20:14
realitätskriege
unsere realität ist eine konstruktion unserespsychologisch/physischen komplexes, -geschaffen aus dem datenmaterial, das wir im rahmenunserer fähigkeiten aus der wirklichkeit extrahieren können.
was nach all dem filternder ungeheuren informationsflut um uns herum übrig bleibt und zu einem scheinbarumfassenden, üppigen bild dessen, was da ist, "verbacken“ wurde, ist letztlich nicht mehrals eine grobe karte, die uns hilft, unser überleben zu sichern.
neben derindividuellen realität ist da jene, die wir miteinander teilen. eine datenkonstruktion,von der die meisten von uns übereinstimmend meinen, wir würden sie zumindest ähnlichwahrnehmen. tatsächlich jedoch erfahren wir nicht alles, was um uns herum geschieht. waswir über die nachrichtenagenturen über unsere welt erfahren, was wir über die gründe undentscheidungsgrundlagen unserer politischen vertreter erfahren, ist das ergebnis einesprozesses. information wird geschaffen um uns dann – mal mehr, mal weniger –zielgerichtet, verabreicht zu werden.
wir werden informiert und gleichzeitig oftgenug manipuliert. dies gilt ganz besonders für kriegszeiten, aber natürlich auch für dieinformationspolitik zu friedenszeiten.
fakt ist ganz sicher, dass die welt, diewir als gemeinsame realität akzeptieren, sich in einer vielzahl von punkten von der weltunterscheidet, die gewisse menschen in gewissen entscheidungspositionen als realitätkennen. etwas poetisch ausgedrückt könnte man sagen, wir leben in einer welt gestaffelterrealitäten mit unterschiedlichen informations- und wirklichkeitsgehalten. die positionder "masse" der menschen, des "normalen bürgers" in diesem system, in diesem brei auswahrheiten und informationen, ist eine nicht all zu gute. denn das, was wir alsgemeinsame realität kennen, ist gekennzeichnet durch teils bewusst herbeigeführteninformationsmangel und ebenso absichtlicher fehlinformation.
in so manchem fallkann man getrost das wort propaganda benutzen, um das werkzeug, mit dem unsere realitätgeschaffen wird, grob zu benennen.
die peinlichen pannen in derinformationspolitik der "allianz der willigen", zu zeiten des zweiten golfkrieges unterus-amerikanischer führung, haben die bedeutung der propaganda auch in modernendemokratien verdeutlicht. wenngleich es sich dabei auch nur um besonders augenscheinlicheund drastische beispiele für die permanente manipulation unserer ansichten handelt.
propaganda, ein begriff, der erstmals verwendet wurde von der katholischen kirche –als diese versuchte, den "wahren glauben" gegen die reformatoren zu verteidigen – ist anund für sich nicht neu. bereits alexander der große ließ schreiber seine heerscharenbegleiten, um den siegreichen zug zu dokumentieren und die glorreichen neuigkeiten in denumliegenden städten und ländern zu verbreiten. ganz ähnlich, wie es alle kennen, von den"embeded correspondents" aus dem letzten konflikt zwischen der us geführten allianz unddem irak.
nicht zuletzt die raffinierte propaganda desreichspropagandaministeriums unter goebbels oder die ausgefeilten propagandatechniken aufsowjetischer seite trugen wohl zur ansicht bei, dass propaganda in erster linie mitdiktatorischen regimen zu assozieren sei. so fiel es leicht, die ausbrüche des als"comical ali" bekannt gewordenen irakischen informationsministers mohammed saeed al-sahafals plumpe propaganda zu identifizieren. während die propaganda der westlichen allianzweit weniger als werkzeug einer informationellen kriegführung identifiziert wurde.
in modernen, westlichen demokratien umschreibt man diese manipulation der meinungdurch staatliche stellen euphemistisch mit einflussnahme. das osi (office of strategicinfluence), ein zeitweise von rumsfeld eingeführtes büro, das die aufgaben übernehmensollte, die bisher kommerziellen pr-agenturen im auftrag überlassen waren, musste zwarnach internationalen protesten federn lassen. jedoch wurde das osi lediglich geheimer undarbeitete seither als ein "office whithout name" weiter. Ähnlich dürfte es sich mit demtia (total information awareness) verhalten. auch dieses projekt wird zwar offiziellnicht finanziert, es ist jedoch zu vermuten, dass es trotzdem in irgendwelchen dunklenkammern des pentagons arbeitet.
der afghanistanfeldzug beispielsweise wurde von derfirma rendon group vermarktet.im vorfeld des golfskriegs von 1991 wurde von einerorganisation namens "citizens for a free kuwait" - die von der kuwaitischen regierungfinanziert wurde - bei der pr-agentur hill & knowlton eine frei erfundene geschichte vongräueltaten irakischer soldaten an kuwaitischen babys so geschickt in szene gesetzt, dassdie debatte um ein eingreifen massiv beeinflusst wurde.
einrichtungen wie dastia, das ja offiziell so nicht mehr existiert, nutzen strukturen wie echelon, die dersammlung und zusammenstellung von information dienen. echelon ist ein netzwerk ausabhöreinrichtungen, die sowohl satelliten- als auch landgestützte kommunikationssystemeinfiltrieren können. so hat sich der us-dienst nsa weltweit zugriff auf gewöhnlichee-mails, faxe, telexe und telefongespräche verschafft. wobei das system nachschlüsselbegriffen in der kommunikation fahndet und sich dementsprechend abhörendzuschaltet.
ziel der echelon-struktur ist es, wissen über potenzielle terroristen undganz nebenbei über das wirtschaftliche geschehen in aller welt zu sammeln.
offenbarwurde schon 1977 eigens eine geheime "behörde für nachrichtenverknüpfung" gegründet, dieunter anderem das us-handelsministerium mit wirtschaftlich relevanten informationenversorgte. es ist naheliegend, dass das handelsministerium diese daten dann auch anunternehmen der us-wirtschaft weitergegeben hat, die sich damit gezielt einen vorteil iminternationalen wettbewerb verschaffen konnten.
obwohl das tia mit einigerwahrscheinlichkeit inoffiziell vom pentagon weiter betrieben wurde, hat das weiße hausdas "white house office of global communications (ogc)" eingerichtet. eine weiterepropagandistische einrichtung, die sich seit ihrem bestehen mit dem erfinden von "dersache dienlicher sprachregelungen" und erfreulich gefärbten nachrichten beschäftigt.
doch wie schon seit jeher, ist propaganda nur ein teil des informationellen krieges(information warfare), der nach brian c. lewis "... im weitesten sinne der kampf uminformationen und kommunikationsprozesse ist. ein kampf, der bereits seit dem beginn dermenschlichen kommunikation andauert. in den letzten jahrzehnten hat jedoch das schnellewachstum der kommunikations- und informationstechnologien und ihre zunehmende wichtigkeitin der gesellschaft, den kommunikationsprozess selbst, sowie die signifikanz und diemöglichen auswirkungen des information warfare revolutioniert. information warfare istdas anwenden von zerstörerischen kräften in großem maßstab gegen informationsquellen undsysteme. er greift auch die vier wichtigsten säulen der infrastruktur an: elektrizität,kommunikation, finanzwesen und das transportwesen."
diesen informationellenkrieg in modernen demokratien zu führen ist auch (neben schon erwähntenpropagandistischen einrichtungen) aufgabe spezieller einheiten wie der psyops(psychological operations) bei der us-army oder der bundeswehrtruppe opinfo (truppe füroperative information).