chillkitt
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Schreie hinter Klostermauern … das Engelwerk …
22.05.2006 um 13:57Eine geheimnisvolle Tiroler Klosterburg mit Förderern aus höchsten kirchlichen Kreisenmacht immer wieder Schlagzeilen. Der Name des dubiosen Ordens: Engelwerk.
Über das „Opus Sanctorum Angelorum“ oder „Werk der heiligen Engel“, dasmeist unter den Kurznamen Opus Angelorum oder Engelwerk auftritt, wissenauch höchsteifrige Katholiken selten Bescheid. Sie kennen weder die kirchlichen Maßnahmengegen diese Gruppe noch die menschlichen Dramen, die sich in diesen Zusammenhang damitschon abgespielt haben.
Die Zentrale, die Klosterburg St. Petersberg bei Silzim Tiroler Oberinntal, erinnert an Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“, mehr noch aberdas geistige Gebäude, in dem die Mitglieder leben: auf dubiosen Offenbarungen beruhendeSchriften und Rituale, eine vielen Furcht einflößende Engel- und Dämonenlehre, rigoroseVerpflichtungen zur Geheimhaltung, Sühnen und unbedingtem Gehorsam, Streben nach Machtüber die römisch-katholische Kirche. Dass die Öffentlichkeit hier keinen Zutritt hat,trägt nichts zur Zerstreuung der Ängste bei. Außerdem wird darüber gerätselt, woher diestrengen Katholiken ihre Geldmittel haben, mit denen etwa die Klosterburg kürzlichaufwändig renoviert wurde.
Schon vor Jahrzehnten fragte sich der Journalist LeoKrismer von der Tiroler Wochenzeitung „Blickpunkt“, was hinter dem Engelwerk und seinerBurg steckt. Krismer konfrontierte 1974 den damaligen Engelwerk-Leiter Walter Waitz mitGerüchten aus der Umgebung, die „von vielen jungen Mädchen berichten, die im SchlossPetersberg bei den geistlichen gern wohnen und wonach einige Leute in Petersberg ihrVermögen lassen würden“. Die Antwort von Waitz: „Wenn uns jemand etwas spendet, dann istdas seine Sache!“ Und was erlebte Krismer an Ort und Stelle: „Wir staunen nicht wenig,als wir vor dem Schlosseingang zehn Mädchen im Alter von etwa 16 bis 21 Jahren auf einenBaumstamm sitzen sahen.
Als der Reporter die sichtlich überraschte Aufseherinfragte, ob er mit den Mädchen sprechen könne, wurde ihm dies untersagt.
Die zum Teilkränklich aussehenden Mädchen machten durchwegs einen eingeschüchterten Eindruck – undder Journalist hatte das Gefühl, dass sie unter vier Augen sich sehr wohl etwas vomHerzen reden wollen. Aber nach Anordnung der korpulenten Aufsichtsdame waren die Mädchenverschwunden.“
Im September 1991 ging der Fall der 26-jährigen ElisabethH. durch die Medien. Sie hatte nach Schicksalsschlägen mit einer Freundin an einerreligiösen „Bergwoche“ des Engelwerks in Tirol teilgenommen, dort Einzelgespräche miteinem Engelwerk-Pater geführt und plötzlich aufgehört, ihre Antidepressiva zu nehmen. AmEnde der Woche drehte sie bei einem Besuch in St. Petersberg durch und lief in panischerAngst davon. Einen Tag später tauchte sie wieder auf, wurde vom Arzt für gesund erklärtund von der Gendarmerie mit ihrem Gepäck zum Bahnhof gebracht, um heim zu ihrenVerwandten zu fahren. Aber dort kam sie nicht an. Nach einer Suchaktion wurde sie erstnach einer Woche gefunden: abgemagert, erschöpft, verstört.
Sie hatte nichts gegessenund getrunken, ihre Papiere und Sparbücher in winzige Stücke zerrissen und vergraben.Warum? Aus Angst vor dem „Fluch eines Paters“ und den „Dämonen des Engelwerks“, dessenVerbündete sie überall zu sehen glaubte; niemand sollte ihr oder ihrer Familie auf dieSpur kommen.“
- Sie erzählte von Düsen, aus denen nachts Dämpfe in ihr Zimmergeleitet wurden. Auch habe sie in der Nacht im Kloster immer Schreie gehört, auf die siesich keinen Reim machen konnte.
Der Priester Peter Michael Obermeier, derjahrelang in der Klosterburg lebte, warnte im Oktober 1991 bei einer Veranstaltung inPassau vor der „Droge Engelwerk“ und sprach von „Gehirnwäsche, Schwindel undManipulation“. Mitglieder würden ihrer Identität beraubt und völlig entwurzelt. Die„Oberen des Engelwerkes“, so Obermeier, würden versuchen, die Zentren der Wirtschaft undder Macht einzunehmen.
Viele Katholiken stufen das Engelwerk als extremeRandgruppe in ihrer Kirche, wenn nicht als fundamentalistische Sekte ein. EinzelneBischöfe haben schon in den achtziger Jahren Warnungen und Verbote gegenüber dem Ordenausgesprochen, Rom reagierte 1983 mit ersten Ermahnungen, die es 1992 in einem Dekretverstärkte. Das war kein Jahr zu früh.
So ließ das Bayrische Fernsehen schon am 7.Juli 1988 ein ehemaliges Mitglied zu Wort kommen: „Ich denke, dass das Engelwerk wirklichim Sinn hat, die Schlüsselpositionen in der Kirche allmählich zu besetzen und aus derKirche eine Engelwerkskirche zu machen. Es ist ein religiös getarnter AIDS-Virus, der indie Zellen der Kirche eindringt, in die Familien, in die Pfarreien, in die Klöster, unddort die religiösen Zellen umfunktioniert in Engelwerk-hörige Zellen.“
In Romhält seit vielen Jahren ein Bischof ganz offen seine schützende Hand über das Werk derheiligen Engel: der aus der Slowakei stammende Paul Hnilica. Der Bischof geriet nach denVorgängen um die Vatikan-Bank IOR (die so genannte Marcinkus-Affähre“ ins Zwielicht: Erhatte 1985 mit zwei ungedeckten Schecks versucht, in den Besitz des Inhalts derAktentasche des erhängt an einer Londoner Brücke aufgefundenen, mutmaßlich von der Mafiaermordeten Bankiers Roberto Calvi zu kommen.
Von Österreichs Bischöfen hat derlangjährige St. Pöltner Bischof Kur Krenn am meisten Sympathien für das Engelwerkgezeigt, eine Mitgliedschaft dort allerdings mit den Worten bestritten: „Aber ich sagedas ungern, weil ich damit nicht eine mangelnde Wertschätzung zum Ausdruck bringenmöchte.“
(exzerpiert aus „Mächtig, Männlich, Mysteriös“)
Über das „Opus Sanctorum Angelorum“ oder „Werk der heiligen Engel“, dasmeist unter den Kurznamen Opus Angelorum oder Engelwerk auftritt, wissenauch höchsteifrige Katholiken selten Bescheid. Sie kennen weder die kirchlichen Maßnahmengegen diese Gruppe noch die menschlichen Dramen, die sich in diesen Zusammenhang damitschon abgespielt haben.
Die Zentrale, die Klosterburg St. Petersberg bei Silzim Tiroler Oberinntal, erinnert an Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“, mehr noch aberdas geistige Gebäude, in dem die Mitglieder leben: auf dubiosen Offenbarungen beruhendeSchriften und Rituale, eine vielen Furcht einflößende Engel- und Dämonenlehre, rigoroseVerpflichtungen zur Geheimhaltung, Sühnen und unbedingtem Gehorsam, Streben nach Machtüber die römisch-katholische Kirche. Dass die Öffentlichkeit hier keinen Zutritt hat,trägt nichts zur Zerstreuung der Ängste bei. Außerdem wird darüber gerätselt, woher diestrengen Katholiken ihre Geldmittel haben, mit denen etwa die Klosterburg kürzlichaufwändig renoviert wurde.
Schon vor Jahrzehnten fragte sich der Journalist LeoKrismer von der Tiroler Wochenzeitung „Blickpunkt“, was hinter dem Engelwerk und seinerBurg steckt. Krismer konfrontierte 1974 den damaligen Engelwerk-Leiter Walter Waitz mitGerüchten aus der Umgebung, die „von vielen jungen Mädchen berichten, die im SchlossPetersberg bei den geistlichen gern wohnen und wonach einige Leute in Petersberg ihrVermögen lassen würden“. Die Antwort von Waitz: „Wenn uns jemand etwas spendet, dann istdas seine Sache!“ Und was erlebte Krismer an Ort und Stelle: „Wir staunen nicht wenig,als wir vor dem Schlosseingang zehn Mädchen im Alter von etwa 16 bis 21 Jahren auf einenBaumstamm sitzen sahen.
Als der Reporter die sichtlich überraschte Aufseherinfragte, ob er mit den Mädchen sprechen könne, wurde ihm dies untersagt.
Die zum Teilkränklich aussehenden Mädchen machten durchwegs einen eingeschüchterten Eindruck – undder Journalist hatte das Gefühl, dass sie unter vier Augen sich sehr wohl etwas vomHerzen reden wollen. Aber nach Anordnung der korpulenten Aufsichtsdame waren die Mädchenverschwunden.“
Im September 1991 ging der Fall der 26-jährigen ElisabethH. durch die Medien. Sie hatte nach Schicksalsschlägen mit einer Freundin an einerreligiösen „Bergwoche“ des Engelwerks in Tirol teilgenommen, dort Einzelgespräche miteinem Engelwerk-Pater geführt und plötzlich aufgehört, ihre Antidepressiva zu nehmen. AmEnde der Woche drehte sie bei einem Besuch in St. Petersberg durch und lief in panischerAngst davon. Einen Tag später tauchte sie wieder auf, wurde vom Arzt für gesund erklärtund von der Gendarmerie mit ihrem Gepäck zum Bahnhof gebracht, um heim zu ihrenVerwandten zu fahren. Aber dort kam sie nicht an. Nach einer Suchaktion wurde sie erstnach einer Woche gefunden: abgemagert, erschöpft, verstört.
Sie hatte nichts gegessenund getrunken, ihre Papiere und Sparbücher in winzige Stücke zerrissen und vergraben.Warum? Aus Angst vor dem „Fluch eines Paters“ und den „Dämonen des Engelwerks“, dessenVerbündete sie überall zu sehen glaubte; niemand sollte ihr oder ihrer Familie auf dieSpur kommen.“
- Sie erzählte von Düsen, aus denen nachts Dämpfe in ihr Zimmergeleitet wurden. Auch habe sie in der Nacht im Kloster immer Schreie gehört, auf die siesich keinen Reim machen konnte.
Der Priester Peter Michael Obermeier, derjahrelang in der Klosterburg lebte, warnte im Oktober 1991 bei einer Veranstaltung inPassau vor der „Droge Engelwerk“ und sprach von „Gehirnwäsche, Schwindel undManipulation“. Mitglieder würden ihrer Identität beraubt und völlig entwurzelt. Die„Oberen des Engelwerkes“, so Obermeier, würden versuchen, die Zentren der Wirtschaft undder Macht einzunehmen.
Viele Katholiken stufen das Engelwerk als extremeRandgruppe in ihrer Kirche, wenn nicht als fundamentalistische Sekte ein. EinzelneBischöfe haben schon in den achtziger Jahren Warnungen und Verbote gegenüber dem Ordenausgesprochen, Rom reagierte 1983 mit ersten Ermahnungen, die es 1992 in einem Dekretverstärkte. Das war kein Jahr zu früh.
So ließ das Bayrische Fernsehen schon am 7.Juli 1988 ein ehemaliges Mitglied zu Wort kommen: „Ich denke, dass das Engelwerk wirklichim Sinn hat, die Schlüsselpositionen in der Kirche allmählich zu besetzen und aus derKirche eine Engelwerkskirche zu machen. Es ist ein religiös getarnter AIDS-Virus, der indie Zellen der Kirche eindringt, in die Familien, in die Pfarreien, in die Klöster, unddort die religiösen Zellen umfunktioniert in Engelwerk-hörige Zellen.“
In Romhält seit vielen Jahren ein Bischof ganz offen seine schützende Hand über das Werk derheiligen Engel: der aus der Slowakei stammende Paul Hnilica. Der Bischof geriet nach denVorgängen um die Vatikan-Bank IOR (die so genannte Marcinkus-Affähre“ ins Zwielicht: Erhatte 1985 mit zwei ungedeckten Schecks versucht, in den Besitz des Inhalts derAktentasche des erhängt an einer Londoner Brücke aufgefundenen, mutmaßlich von der Mafiaermordeten Bankiers Roberto Calvi zu kommen.
Von Österreichs Bischöfen hat derlangjährige St. Pöltner Bischof Kur Krenn am meisten Sympathien für das Engelwerkgezeigt, eine Mitgliedschaft dort allerdings mit den Worten bestritten: „Aber ich sagedas ungern, weil ich damit nicht eine mangelnde Wertschätzung zum Ausdruck bringenmöchte.“
(exzerpiert aus „Mächtig, Männlich, Mysteriös“)