Link: www.freimaurer.ch (extern) (Archiv-Version vom 14.02.2005)Die fünf Ideale der Freimaurer
Jede Religion hat ihr umfassendes Menschenbild. DieFreimaurerei ist aber keine Religion. Trotzdem kennt sie ein paar Ideale, die für jedenFreimaurer zutreffen. Es sind humanitäre oder besser humanistische Ideale, die jederFreimaurer erfüllen kann, ohne dass sie seine
Religion verletzen.
In derRegel reden wir von fünf Idealen, die für Freimaurer gelten. Es sind dies Freiheit,Toleranz, Brüderlichkeit, Transzendenz und initiatisches Geheimnis. Diese fünf Merkmalemachen den Freimaurer aus. Sie sind für einen Freimaurer konstitutionell, und wenn einFreimaurer nur einen einzigen davon preisgibt, ist er kein Freimaurer mehr. Gehen wirnäher auf die Ideale ein:
Zur Freiheit
Das Anliegen der Freiheit wirdganz deutlich, wenn wir folgende persische Legende hören: "Ein Grosswesir des Schahsbegegnete am frühen Morgen im kaiserlichen Park dem Tod. Dieser machte eine drohendeGeste. Der Grosswesir erschrak, eilte zum Schah und erzählte es ihm. Er erbat vom Schahden schnellsten Wagen, damit der nach Isphahan flüchten könne. Der Schah gewährte es ihm.
Als er gegen Abend dort ankam, begegnete er wieder dem Tod. Er fragte ihn, warum erheute morgen eine drohende Gebärde gemacht habe. Da sagte der Tod: Das war keine drohendeGebärde, sondern eine Geste des Erstaunens. Er habe den Auftrag, ihn heute abend inIsphahan abzuholen, und sei erstaunt gewesen, ihm am gleichen Tag in Teheran zu treffen.Da Teheran so weit von Isphahan entfernt sei, habe er sich erstaunt gefragt, wie dieserMann heute noch nach Isphahan komme." Diese Legende zeigt den islamischen Fatalismus."Der Mensch könne seinem Schicksal nicht entfliehen - im Gegenteil: je mehr er esversuche, desto mehr würde es sich erfüllen. Freiheit sei eine Illusion - der Menschkönne weder sich noch andere Umstände verändern."
Ganz anders die Freimaurerei: Sieist von der Freiheit des Menschen überzeugt. Deshalb kann sie von ihren Mitgliedernverlangen, sich sittlich zu vervollkommnen. Und weil der Mensch frei ist, kann er dasauch tun. Ohne Freiheit ist keine Menschenwürde. Sie ist konstitutiv für den Menschen.
"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut", dieser Goethsche Anspruch wendet sich anden freien Menschen. Ohne Freiheit keine Ethik.
Auch die Todesstunde können wirbeeinflussen durch unseren Lebenswandel, durch unsere Vorsicht, durch aufmerksamesAutofahren usw.
Zur Toleranz
Rosa Luxemburg hat den bekannten Satzgeprägt: "Freiheit ist die Freiheit des anderen". Damit hat sie eine wichtige Theseformuliert, die der Menschenwürde betrifft. Wir können nicht freie Menschen sein, wennwir dem Mitmenschen die Freiheit beschränken. Die Toleranz folgt notwendig aus derFreiheit. Wir können für unsere Freiheit keine Toleranz beanspruchen, wenn wir sie demanderen nicht gewähren.
Insbesondere gilt dies für die Religion. Die Freimaurerei,wie schon gesagt, ist keine Religion, aber jeder Freimaurer behält seine Religion bei.Das ist nur möglich, wenn allen Religionen mit Achtung begegnet wird. Das eben fordertToleranz. Toleranz ist keine Tugend, die die Menschenwürde notwendig von uns fordert.Keine Religion wird damit angetastet, aber jede Religion kann im Prinzip Toleranz üben.
Zur Brüderlichkeit
Es wäre schön, wenn Brüderlichkeit unter allenMenschen geübt würde. Dass es aber nicht so ist, zeigt die tägliche Erfahrung. Geradedarum muss die Freimaurerei das Gelöbnis der Brüderlichkeit von ihren Mitgliedernverlangen. Es soll wenigstens in der Bruderkette Brüderlichkeit geübt werden. Nachfreimaurerischer Vision gehört dies unabdingbar zur Menschenwürde.
Das ist ein hoherAnspruch. Denn Brüderlichkeit ist mehr als Nächstenliebe. Sie ist verbindlicher. Jedersteht seinem Bruder näher als seinem Nächsten. Brüderlichkeit ist für den Freimaurerkonstitutiv und begründet einen Orden der wahren Menschenwürde.
Es herrscht eben vielUnmenschlichkeit in der Welt. Der Freimaurer-Orden soll mitten in dieser Welt eineVereinigung von Brüdern sein. So sieht es die freimaurerische Vision des Menschen ganz imSinne, wie es Paulus in 1. Kor 12 schreibt: "Wie der Leib einer ist und viele Gliederhat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen Leib bilden, so ist esauch mit euch..., ob Juden oder Griechen, ob Sklaven oder Freie... Und wenn ein Gliedleidet, so leiden alle Glieder mit."
Zur Transzendenz
Gerade dieTranszendenz wird in freimaurerischen Kreisen oft in Frage gestellt, obwohl wir sieunbedingt brauchen. Natürlich ist die Transzendenz des Allmächtigen Baumeisters allerWelten (ABAW) erhaben und nicht brauchbar. In gewissem Sinne ist er aber doch brauchbar.Wir wissen zwar nicht, ob der ABAW konstitutiv für den Menschen ist, regulativ ist er aufjeden Fall. Die Idee des ABAW reguliert unser Verhalten und gewährleistet so dieMenschenwürde. Wir handeln so, als ob es den ABAW gäbe, und indem wir das tun, ist unserefreimaurerische Einheit, Toleranz und Brüderlichkeit gewahrt. Die Freimaurerei verlangtdas Bekenntnis zum ABAW, weil ebendieses Bekenntnis ein Regulativ und eine Korrekturunseres Verhaltens ist. Ohne Transzendenz sind die Menschen zu jeder Abscheulichkeit undUnmenschlichkeit fähig. Nur die Transzendenz in ihrer Erhabenheit und regulativen Leitunggewährleistet die freimaurerische Vision der Menschenwürde, wie es wiederum Paulus in 1.Kor. 13 sagt: Es mag geschehen, was will, "es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diesedrei; am grössten aber unter diesen ist die Liebe".
Zum initiatischen Geheimnis
Die freimaurerischen Rituale leben vom initiatischen Geheimnis. Darum verlangtdie Freimaurerei von ihren Mitgliedern Verschwiegenheit. Das ist darum wichtig, weil dieRituale eindrücklich auf den Freimaurer einwirken sollen, denn ihr Ziel ist es, denMenschen der freimaurerischen Vision immer näher zu bringen. Die Rituale haben so einenerzieherischen Wert. Sie bauen auf der Verschwiegenheit, aus genanntem Grund, und weilVerschwiegenheit und Vertrauenswürdigkeit zur Menschenwürde unabdingbar gehören.
Das Gegenbild wäre eine geschwätzige Waschfrau, der nichts heilig ist und die alleszerredet. Neugierde und Ohrenbläserei kennzeichnen sie. Und dieses Menschenbild soll beiuns Freimaurern keinen Platz haben.
Damit habe ich versucht, die freimaurerischeVision des Menschen anhand der typischen Tugenden zu beleuchten. Zusammenfassend könnenwir sagen: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut in Freiheit, Toleranz undBrüderlichkeit, in der Bezogenheit auf den Allmächtigen Baumeister aller Welten, undseiner Würde gemäss verschwiegen.
Ich glaube nicht, dass unter uns Brüder sind,die auch nur eines dieser konstitutiven Elemente missen möchten.
der Link:
klick hier (Archiv-Version vom 14.02.2005)Ich glaube einfach an die Aufklärung, daran, dass man Menschen überzeugen kann durch Argumente.
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