Wolke über Norddeutschland - "Hier stimmt etwas nicht"
03.03.2006 um 19:57
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Wolke über Norddeutschland - "Hier stimmt etwas nicht"
Wetterphänomen: Es istbis heute ein Rätsel, warum im Juli 2005 Radarbild und Satellitenbild nichtÜbereinstimmten. Waren es unbekannte fliegende Objekte? Waren es geheime militärischeExperimente? Die Wissenschaftler sind ratlos.
Was sich am 19. Juli 2005 in etwadrei bis sechs Kilometer Höhe über Hamburg und über ganz Norddeutschland abspielte, dasläßt Jörg Asmus vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach bis heute nicht los. Wie sooft habe er auch an diesem Tag Bilder des Niederschlagsradars betrachtet. "Als ich mirdie Bilder, die von den 15 deutschen Radarbodenstationen stammten, genauer angesehenhabe, entdeckte ich sofort: Hier stimmt etwas nicht. Daraufhin habe ich mir dann dieBilder des Satelliten Meteosat vorgenommen und die Berichte von den Wetterwartenüberprüft", erinnert sich der Diplom-Meteorologe im Gespräch mit dem HamburgerAbendblatt. Das Ergebnis seiner Analyse war verwirrend: Die Daten paßten einfach nichtzusammen.
Das Radarbild über dem Nordwesten Deutschlands stimmte mit demdazugehörigen Satellitenbild nicht überein. Denn der deutlich abgesetzte Streifen auf demRadarfoto, der zunächst wie eine Regenfront aussah, entsprach einfach nicht denWolkensystemen, die auf den Satellitenfotos zu sehen waren. Letztlich ging an diesem Tagauch kein Regen über Norddeutschland nieder.
Diese mysteriöse Beobachtung lösteheftige Diskussionen unter den Offenbacher Meteorologen aus. Jörg Asmus faßte sieschließlich in einen Fachartikel zusammen, der unter Experten für reichlichGesprächsstoff sorgte. Denn immer mal wieder beobachten die Wetterfrösche in Deutschland,den Niederlanden, aber auch in Kanada eigenartige Radarechos. Unter Radarechos verstehtman die von Objekten reflektierten Radarwellen.
Jetzt liegt derStaatsanwaltschaft Bonn sogar eine Strafanzeige wegen Wetterexperimente gegen Unbekanntvor, die der private Wetterdienst Donnerwetter.de eingereicht hat. Diese Experten hattenin Auswertung der Radarbilder am 19. Juli Regen vorausgesagt, der dann aber doch nichtfiel. "Natürlich gibt es ab und zu Wetterprognosen, die nicht eintreffen oder schlichtfalsch sind. Das liegt in der Natur der Sache. Doch im Juli 2005 griff jemand in dieNatur ein, anscheinend sollte das Wetter oder aber die Wettervorhersagen manipuliertwerden", erläutert Donnerwetter.de. Wetterbeeinflussung sei jedoch seit 1977 perUno-Richtlinie verboten, und deshalb habe man auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
"Aus den Informationen, die mir vorliegen, kann ich nicht schließen, daß es sichhier um eine Wetterbeeinflussung gehandelt hat", sagt hingegen Jörg Asmus und fügt hinzu:Gleichwohl sei es ein äußerst eigenartiges Phänomen, das sie am 19. Juli auf denRadarbildern beobachtet hätten. Da die Radarechos zunächst nicht erklärt werden konnten,wurden sie als "Unbekannte Fliegende Objekte" bezeichnet - "aber nicht im Sinne vonFliegenden Untertassen!" betont der Diplom-Meteorologe ausdrücklich und fügt nachdenklichhinzu, vielleicht beschriebe auch "Unbekannte Schwebende Objekte" das Phänomen besser.
Eines war Asmus an jenem 19. Juli vergangenen Jahres aber sofort klar: DieEchos, die auf den Radarbildern zu sehen waren, stammten sicher nicht vonNiederschlagspartikeln wie Regen oder Schnee. An diesen Teilchen werden die ausgesendetenRadarstrahlen der Wetterradargeräte normalerweise reflektiert.
Allerdings kämees häufiger vor, so der Wetterbeobachter, daß auf den Radarbildern auchnichtmeteorologische Ereignisse erfaßt würden. Beispielsweise dann, wenn dieRadarstrahlen an Bergspitzen oder von den Rotorblättern der Windkraftanlagen reflektiertwerden. "Aber diese Fehlechos bewegen sich nicht. Aber genau das tat das ungewöhnlicheRadarecho, das wir beobachtet haben. Es zog über die Bodenradarstandorte Essen, Hannover,Hamburg und Rostock hinweg. Das dauerte rund zehn Stunden", sagt Asmus.
Woherkamen also die "Unbekannten Schwebenden Objekte", die Asmus kurz "Usos" tauft? "Meinerster Gedanke war, die Radargeräte sind gestört", erinnert sich der Meteorologe. Dochdie Störung trat an den unterschiedlichen Standorten unterschiedlich auf. "Das Radar fieldamit als Ursache aus. Wir hätten immer den gleichen Fehler beobachten müssen." Er prüfteauch, ob große Mengen Kerosin, die ein Flugzeug nach seinem Start beispielsweise inAmsterdam-Schiphol abgelassen hatte, als Ursache in Frage kamen. Aber Kerosin verdampfezu schnell. Auch Zugvögel, Gase aus Industrieanlagen oder Turbulenzen in der Atmosphäreschloß der Meteorologe als Ursache für die "Usos" aus.
"Das wahrscheinlichsteist, daß im Rahmen einer Militärübung kleine Teilchen im Bereich der südwestlichenNordsee in einigen Kilometer Höhe von einem Flugzeug ausgesetzt worden sind", resümiertJör Asmus. Ihre ursprüngliche Aufgabe sei es gewesen, das "gegnerische" Radar zuirritieren. Allerdings hätten Nachfragen bei der Bundeswehr ergeben, daß zu demfraglichen Zeitpunkt in der Region keine Übungen stattgefunden haben sollen, räumt erein. "Vielleicht hat auch ein Institut die Teilchen in die Luft geschickt, umComputermodelle über die Ausbreitung von Teilchen zu überprüfen", sagt Asmus, der immernoch hofft, daß die wahre Ursache für seine "Usos" eines Tages entdeckt wird.
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Ich glaube einfach an die Aufklärung, daran, dass man Menschen überzeugen kann durch Argumente.
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