König_Rasta
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Der “Polybius“-Automat
26.07.2005 um 18:42Die Gerüchte um dieses Gerät lauten etwa wie folgt: Im Jahr 1981 wurde in nur ein oder zwei Spielhallen in einem Vorort von Portland, Oregon, ein neuer Automat aufgestellt. Jugendliche, die an daran spielten, litten danach unter Gedächtnisverlust, erinnerten sich nicht mehr an ihren Namen, oder wo sie wohnten, wachten nachts schreiend auf, weil sie entsetzliche Alpträume gehabt hatten, usw. Der Betreiber einer der Spielhallen erzählte, daß Männer in schwarzen Anzügen kamen und “Aufzeichnungen“ aus den Geräten holten, wie das Spiel von den Menschen gespielt wurde, das eingeworfene Geld jedoch nicht anrührten. Das Spiel selbst sah seltsam aus, eine Art abstraktes, schnelles Actionspiel mit einigen Rätselelementen. Jugendliche, die es gespielt hatten, hörten danach völlig auf, Videospiele zu spielen, einer wurde sogar ein extremer Gegner von Videospielen generell. Nach 4-6 Wochen verschwanden die Geräte wieder, man hörte danach nie wieder etwas davon. Im Internet soll es jedoch ein ROM geben, das einige Teilen englischen Text enthält, wie “Insert coin“, “Press 1 player start“ und “only“ (womit es offenbar einen Zweispieler-Modus enthielt). Das ROM funktioniert jedoch nicht, sondern stürzt nach dem Startbildschirm mit einem merkwürdigen Dauerton ab. Der im Internet als Screenshot zu sehende Titelbildschirm enthält noch folgendes Copyright “(c) 1981 Sinnesloschen Inc“, was auf eine deutsche Firma hinweist. Diese ist natürlich nur Fassade für eine geheime Gruppe des Militärs, die spezielle Algorithmen benutzt, die von der CIA zur Verhaltensveränderung entwickelt wurden.
Soweit die Gerüchte, die im Internet kursieren. Gerade der letzte Abschnitt erinnert stark an die üblichen Verschwörungstheorien, allerdings muß das nicht bedeuten, daß es dieses Gerät nicht doch tatsächlich gegeben haben kann. Aber gehen wir die Punkte einmal einzeln durch, beginnend mit den tatsächlich vorhandenen Beweisen:
1. Zunächst wäre da der Screenshot des Titelbildschirms, dessen Echtheit zweifelhaft erscheint. Seine Herkunft ist ungeklärt, ebenso sein Ersteller. Er ließe sich leicht mit jedem Grafikprogramm erstellen, Eine solche Fälschung erscheint naheliegend, da der Schrifttyp des Herstellernamens exakt dem Typ entspricht, den auch die Firma Williams benutzt hat. Diese könnte ein Fälscher als Vorlage benutzt haben. Öffnet man den Screenshot in einem Grafikprogramm und stellt Helligkeit und Kontrast hoch, entdeckt man, daß das Schwarz um jede Schrift in einem rechteckigen Kasten heller wird, während der Rest eben schwarz bleibt. Das verstärkt noch den Eindruck, die Schrift sei nachträglich eingefügt worden. Andererseits erlebt man ähnliches bei vielen anderen Screenshots auch. Die Echtheit des Bildes läßt sich also weder bestätigen, noch widerlegen, wahrscheinlich ist er aber gefälscht.
2. Eng mit dem Screenshot verbunden ist der Name des Herstellers. Von Relevanz ist dieser natürlich nur, wenn man das Bild als echt betrachtet, denn sonst gibt es für den Firmennamen keinerlei Bestätigung. Für jemanden aus dem englischen Sprachraum mag der Name “Sinnesloschen” wohl einigermaßen unverfänglich wirken, wer jedoch der deutschen Sprache nur halbwegs mächtig ist, wird natürlich sofort den Zusammenhang zwischen dem “Gedächtnisverlust” der Spieler und dem Firmennamen sehen: Sinnesloschen oder wohl besser “Sinne löschen”. Wenn sich eine geheime Operation hinter einem derart auffälligen Namen versteckt, dann ist wohl auch am Verstand des Projektmanagers zu zweifeln.
3. Der letzte echte Beweis ist ein Foto des ursprünglichen Automaten. Es ist ebenfalls eine Unikat. Dieses Foto ist schwarzweiß und sehr verrauscht. Zunächst mal gab es 1981 schon gute Farbkameras. Warum ist das Foto nicht in Farbe und von so schlechter Qualität? Der Apparat ist auch nicht eingeschaltet, auf dem Bild sieht man nur eine schwarze Holzkiste mit dem Schriftzug "Polybius". Mit anderen Worten: dieser Automat könnte auch jeder andere sein, an den man ein Pappschild angebracht hat. Oder es handelt sich auch hier um eine Nachbearbeitung im Grafikprogramm, die dann zur Verdeckung möglicher Auffälligkeiten künstlich gealtert wurde. Als Beweis für die Existenz des Spiels ist das Bild wohl nicht ausreichend.
4. Noch zwielichtiger erscheint dann das ROM, das es angeblich im Internet geben soll, Es läßt sich nämlich nirgendwo ein Original finden. Einige Seiten bieten zwar ein angebliches ROM an, doch erhält man statt dessen nur ein ZIP-Archiv mit Pornobildern oder schlimmstenfalls einen Virus (wie bei der Seite, die mir eine EXE-Datei unterjubeln wollte, MyDoom.A, sehr witzig). Die Leute, die behaupten das ROM zu besitzen, erwähnen nie, WO genau sie es heruntergeladen haben. Und wenn es ein echtes ROM tatsächlich gäbe, wäre es dann nicht schon längst in ALLEN Tauschbörsen dieser Welt zu finden? Es gibt schließlich jede Menge merkwürdiger und vor allem rarer Sachen in den P2P-Netzen. Es soll hier nicht verschwiegen werden, daß man von einigen Seiten tatsächlich etwas herunterladen kann, was wie ein “Polybius”-Spiel aussieht. Allerdings ist diese ROM-Datei kein echtes ROM, sondern wurde nachweislich mit dem “Gamemaker” von einem gewissen slave2 erzeugt. Erstens handelt es sich nicht um einen ROM-Dump sondern eine EXE-Datei., zweitens benutzt es Sounds aus dem Gamemaker, und drittens stimmen auch alle anderen Formate und Einstellungen, mit anderen Dateien überein, die man mit dem Gamemaker erzeugen kann.
5. Auch erscheint es sehr seltsam, daß das echte ROM (nicht die Fälschung von slave2) direkt nach dem Titelbildschirm abstürzen soll. Warum läuft es nicht weiter? Vielleicht weil es keinen weiteren Programmcode enthält? Ein Titelbildschirm ist schnell erstellt, ebenso die Befehle, um diesen anzeigen zu lassen (die man im Zweifel aus einem anderen ROM kopiert). 6. Zwar behaupten viele Leute, daß sie das Spiel tatsächlich einmal gespielt hätten, oder sogar das ROM besitzen würden, Namen nennt jedoch niemand, weder seinen eigenen, noch den des Betreibers, der die Männer in schwarzen Anzügen gesehen haben will, oder den des extremen Videospielgegners. Nur der Name einer der Spielhallen kursiert manchmal ("Blue Diamond"). Dabei handelt es sich jedoch inzwischen um eine Bar, der jetzige Inhaber weiß nichts von dem Automaten und kann sich auch nicht erinnern, von wem er den Laden gekauft hat. Und wenn der Kämpfer gegen Videospiele tatsächlich einen solchen Beweis für die Gefahren von Spielen hätte, warum hat er ihn dann nie benutzt? Jeder der Spiele einschränken oder gar ganz verbeiten möchte, würde sich nach einer solchen Geschichte die Finger lecken.
7. Ebenso sind alle Quellen für die Geschichte fast identisch, Abweichungen gibt es keine, nur noch die üblichen "alles muß geheimgehalten werden"-Sprüche (z.B. die Site von PRG107 oder die beiden Posts von Cascade in den BunkerForums, beide haben angeblich an dem Spiel gearbeitet). In einem Forum wird zwar geschrieben, daß jeder Arcade-Händler das Spiel gelistet hätte, dieses aber immer als "nicht erhältlich" gekennzeichnet wäre. Doch auch hier fehlt wieder jeder Hinweis darauf, von WELCHEM Händler, der Schreiber diese Information hat.
8. Liest man sich die beiden Postings von “Cascade” durch so fällt einem sofort, der Widerspruch zur normalen Geschichte des Automaten auf: Cascade behauptet, es seien drei Automaten versehentlich ausgeliefert worden. Wenn die Automaten nur durch ein Versehen, also ohne Plan, an die Öffentlichkeit kamen, wieso sollten dann die mysteriösen Männer in Schwarz Daten aus dem Geräten entnommen haben? Dann hätten sie die Automaten doch eher ganz schnell wieder mitgenommen, um sie ebenfalls zu zerstören (Cascade behauptet, die Automaten wären alle nach der Fertigstellung sofort wieder vernichtet worden).
9. Selbst wenn man davon ausgeht, daß tatsächlich geheimnisvolle Männer in schwarzen Anzügen, Daten aus dem Gerät entfernt haben, so läßt sich das auch schlicht damit erklären, daß es sich um einen Prototypen gehandelt hat, und die Herstellerfirma zunächst wissen wollte, wie die Spieler damit umgehen, wo es Probleme gibt usw. Für Spielhallen ist es normal, Automaten testweise zu erhalten, meist kostenlos oder zu einem geringeren Preis. Im Gegenzug müssen sie dann nur Berichte schreiben, wie gut das Gerät ankommt (Anzahl der Erstspieler, Wiederholungsspieler, ...). Wenn also eine Firma einen neuen Automaten entwickelt hat, ist es nicht ungewöhnlich, daß sie diesen zunächst in einigen kleineren Bezirken testet und auch Angestellte schickt, die das Gerät überprüfen. Und der Grund, warum die geheimnisvollen Männer kein Geld aus dem Automaten entnommen haben, ist schlicht der, daß dieses Geld dem Betreiber der Spielhalle zusteht! Er betreibt das Gerät und führt regelmäßig entweder eine Miete ab oder zahlt ratenweise einen Kaufpreis. Es wäre ja noch schöner, wenn der Hersteller regelmäßig den Automaten leert und den Betreiber erst später auszahlt. Unter diesem Aspekt mag es zwar merkwürdig erscheinen, daß der Betreiber diese Leute dann an dem Gerät arbeiten läßt, geht man aber davon aus, daß es sich um einen Prototypen handelte, erscheint auch das längst nicht mehr so seltsam.
10. Die Gerüchte über Men in Black gibt es tatsächlich schon seit den 80ern, damals waren es aber Defender, Battlezone, Asteroids und Space Invaders, von denen sie die Highscores abschreiben würden. Das Gerücht ging, die Automaten wären Training für Supersoldaten. Und heute spielen wir "America´s Army" und "Full Spectrum Warrior", die tatsächlich Training sind ;-). Sie stellen also selbst selbst schon eine eigene “Urbane Legende” dar (vielleicht untersuche ich das mal in einer der nächsten Ausgaben).
11. Wenn es sich bei dieser ganzen Geschichte tatsächlich um eine geheime Operation (des Militärs, der CIA, wem auch immer) gehandelt haben sollte, dann haben sie so ziemlich alles getan, um die Sache NICHT geheimzuhalten. Wenn man versucht, wichtige Daten aus diesem Gerät zu holen, wäre man dann nicht eher in Monteurskleidung gekommen statt in aufsehenerregenden schwarzen Anzügen?
12. Das Spiel taucht in keiner Liste von MAME auf. Angeblich wird es offiziell nicht unterstützt, läßt sich aber teilweise spielen. Allerdings müßte es dann doch trotzdem Code in MAME geben, der dieses Spiel zuminest teilweise abspielt (das ROM soll ja zumindest starten). Dazu wäre allerdings eine gewisse Kenntnis der verwendeten Hardware nötig. Gerade diese ist jedoch nirgendwo im Netz zu finden. Und wenn das Spiel tatsächlich so extrem selten ist, müßte es doch auf der "Wanted for Dump"-Liste von MAME stehen. Denn das wäre doch ein echter Paukenschlag, wenn es möglich wäre, das geheimnisvolle "Polybius" in MAME zu spielen. Aber auch da ist nichts zu finden.
13. Würde nicht jeder Betreiber einer Spielhalle es sehr beunruhigend finden, wenn nach dem Benutzen eines bestimmten Automaten dauernd Kinder an seine Theke kommen und ihn fragen, wie sie heißen und wo sie wohnen? Und was ist mit den Eltern der Kinder? Auch diese müßten doch ziemlich besorgt sein. Amerika ist ja nun außerdem nicht gerade als Land bekannt, in dem man Probleme damit hätte, jemand anderen wegen IRGENDETWAS zu verklagen (man denke nur an die Oma, die sich bei McDonalds die Zunge am Kaffee verbrannt hat). Warum hat sich niemand die Mühe gemacht und Klage gegen den Hersteller oder den Spielhallenbetreiber erhoben, wenn es zu so gefährlichen Folgen kam?
14. Sämtliche Postings zu diesem Thema sind aller recht neu, die meisten aus dem Jahr 2003, die ersten von 2000. Wenn es dieses Gerät vor mehr als 20 Jahren gab, warum kommt die Diskussion erst jetzt auf? Es gibt offenbar auch einige Beweise dafür, daß eine gewisser "CyberYogi", der schon für einige andere Aprilscherze im Internet veranwortlich zeichnet, aus der Geschichte der "Tempest"-Prototypen dann diese Horrorgeschichte eines wirklich "bösen" Automaten gebastelt hat. Obwohl er im Usenet nicht selbst das Thema aufgebracht hat, gehen doch viele der Schreiber dort davon aus, daß er die Geschichte mit einer email in Rollen gebracht hat. Andere Schreiber wiederum tippen auf coinop.org, die möglicherweise ihre Hits erhöhen wollten. Vor allem aber gibt folgendes zu denken: In dem Spiel "Tempest" bewegten sich ursprünglich die Röhren, während die "Klaue" des Spielers stillstand. Allerdings litten viele Spieler danach unter erheblichen Schwindelgefühlen und Übelkeit. Aus diesem Grund änderte Atari das Design, so daß jetzt die Röhren stillstehen und die "Klaue" sich bewegt. "Polybius" ist scheinbar der Name des "Tempest"-Prototypen gewesen. Einer der Programmierer war außerdem für seinen erheblichen Alkoholkonsum bekannt, daher vielleicht der Scherz im Firmennamen "Sinneslöschen".
15. Bis jetzt hat noch niemand einen Weg gefunden, tatsächlich die Gedanken eines Spielers zu beeinflussen, abgesehen von der Freude, über ein geschafftes Rätsel oder Spiel oder einen Frag. Wenn es wirklich möglich wäre, die Gedanken zu manipulieren, warum nutzt dann niemand diese Technik. Sie würde zum Beispiel dafür sorgen, daß man brav alle Produkte des Herstellers kauft (obwohl, wenn ich jetzt darüber nachdenke ... vielleicht hat ja Micro$oft ...).
Letztlich ist also nicht genau zu sagen, ob es dieses Spiel tatsächlich jemals gegeben hat, die meisten Argumente sprechen aber zumindest stark gegen die "gefährlichen" Aspekte der ganzen Geschichte. Vielleicht war es tatsächlich nur ein Prototyp, unter einem Decknamen. Oder das ganze ist wirklich nur ein großer Scherz. Die Gerüchteküche arbeitet weiter, aber bewiesen werden muß die Existenz des Gerätes, nicht seine Nichtexistenz.
Quelle:"www.retropoly.de/"
U haffi see wi flop,
But wi solid as a Rock,
Could no haffi hold wi back,
But wi headin to the TOP!!!!
Soweit die Gerüchte, die im Internet kursieren. Gerade der letzte Abschnitt erinnert stark an die üblichen Verschwörungstheorien, allerdings muß das nicht bedeuten, daß es dieses Gerät nicht doch tatsächlich gegeben haben kann. Aber gehen wir die Punkte einmal einzeln durch, beginnend mit den tatsächlich vorhandenen Beweisen:
1. Zunächst wäre da der Screenshot des Titelbildschirms, dessen Echtheit zweifelhaft erscheint. Seine Herkunft ist ungeklärt, ebenso sein Ersteller. Er ließe sich leicht mit jedem Grafikprogramm erstellen, Eine solche Fälschung erscheint naheliegend, da der Schrifttyp des Herstellernamens exakt dem Typ entspricht, den auch die Firma Williams benutzt hat. Diese könnte ein Fälscher als Vorlage benutzt haben. Öffnet man den Screenshot in einem Grafikprogramm und stellt Helligkeit und Kontrast hoch, entdeckt man, daß das Schwarz um jede Schrift in einem rechteckigen Kasten heller wird, während der Rest eben schwarz bleibt. Das verstärkt noch den Eindruck, die Schrift sei nachträglich eingefügt worden. Andererseits erlebt man ähnliches bei vielen anderen Screenshots auch. Die Echtheit des Bildes läßt sich also weder bestätigen, noch widerlegen, wahrscheinlich ist er aber gefälscht.
2. Eng mit dem Screenshot verbunden ist der Name des Herstellers. Von Relevanz ist dieser natürlich nur, wenn man das Bild als echt betrachtet, denn sonst gibt es für den Firmennamen keinerlei Bestätigung. Für jemanden aus dem englischen Sprachraum mag der Name “Sinnesloschen” wohl einigermaßen unverfänglich wirken, wer jedoch der deutschen Sprache nur halbwegs mächtig ist, wird natürlich sofort den Zusammenhang zwischen dem “Gedächtnisverlust” der Spieler und dem Firmennamen sehen: Sinnesloschen oder wohl besser “Sinne löschen”. Wenn sich eine geheime Operation hinter einem derart auffälligen Namen versteckt, dann ist wohl auch am Verstand des Projektmanagers zu zweifeln.
3. Der letzte echte Beweis ist ein Foto des ursprünglichen Automaten. Es ist ebenfalls eine Unikat. Dieses Foto ist schwarzweiß und sehr verrauscht. Zunächst mal gab es 1981 schon gute Farbkameras. Warum ist das Foto nicht in Farbe und von so schlechter Qualität? Der Apparat ist auch nicht eingeschaltet, auf dem Bild sieht man nur eine schwarze Holzkiste mit dem Schriftzug "Polybius". Mit anderen Worten: dieser Automat könnte auch jeder andere sein, an den man ein Pappschild angebracht hat. Oder es handelt sich auch hier um eine Nachbearbeitung im Grafikprogramm, die dann zur Verdeckung möglicher Auffälligkeiten künstlich gealtert wurde. Als Beweis für die Existenz des Spiels ist das Bild wohl nicht ausreichend.
4. Noch zwielichtiger erscheint dann das ROM, das es angeblich im Internet geben soll, Es läßt sich nämlich nirgendwo ein Original finden. Einige Seiten bieten zwar ein angebliches ROM an, doch erhält man statt dessen nur ein ZIP-Archiv mit Pornobildern oder schlimmstenfalls einen Virus (wie bei der Seite, die mir eine EXE-Datei unterjubeln wollte, MyDoom.A, sehr witzig). Die Leute, die behaupten das ROM zu besitzen, erwähnen nie, WO genau sie es heruntergeladen haben. Und wenn es ein echtes ROM tatsächlich gäbe, wäre es dann nicht schon längst in ALLEN Tauschbörsen dieser Welt zu finden? Es gibt schließlich jede Menge merkwürdiger und vor allem rarer Sachen in den P2P-Netzen. Es soll hier nicht verschwiegen werden, daß man von einigen Seiten tatsächlich etwas herunterladen kann, was wie ein “Polybius”-Spiel aussieht. Allerdings ist diese ROM-Datei kein echtes ROM, sondern wurde nachweislich mit dem “Gamemaker” von einem gewissen slave2 erzeugt. Erstens handelt es sich nicht um einen ROM-Dump sondern eine EXE-Datei., zweitens benutzt es Sounds aus dem Gamemaker, und drittens stimmen auch alle anderen Formate und Einstellungen, mit anderen Dateien überein, die man mit dem Gamemaker erzeugen kann.
5. Auch erscheint es sehr seltsam, daß das echte ROM (nicht die Fälschung von slave2) direkt nach dem Titelbildschirm abstürzen soll. Warum läuft es nicht weiter? Vielleicht weil es keinen weiteren Programmcode enthält? Ein Titelbildschirm ist schnell erstellt, ebenso die Befehle, um diesen anzeigen zu lassen (die man im Zweifel aus einem anderen ROM kopiert). 6. Zwar behaupten viele Leute, daß sie das Spiel tatsächlich einmal gespielt hätten, oder sogar das ROM besitzen würden, Namen nennt jedoch niemand, weder seinen eigenen, noch den des Betreibers, der die Männer in schwarzen Anzügen gesehen haben will, oder den des extremen Videospielgegners. Nur der Name einer der Spielhallen kursiert manchmal ("Blue Diamond"). Dabei handelt es sich jedoch inzwischen um eine Bar, der jetzige Inhaber weiß nichts von dem Automaten und kann sich auch nicht erinnern, von wem er den Laden gekauft hat. Und wenn der Kämpfer gegen Videospiele tatsächlich einen solchen Beweis für die Gefahren von Spielen hätte, warum hat er ihn dann nie benutzt? Jeder der Spiele einschränken oder gar ganz verbeiten möchte, würde sich nach einer solchen Geschichte die Finger lecken.
7. Ebenso sind alle Quellen für die Geschichte fast identisch, Abweichungen gibt es keine, nur noch die üblichen "alles muß geheimgehalten werden"-Sprüche (z.B. die Site von PRG107 oder die beiden Posts von Cascade in den BunkerForums, beide haben angeblich an dem Spiel gearbeitet). In einem Forum wird zwar geschrieben, daß jeder Arcade-Händler das Spiel gelistet hätte, dieses aber immer als "nicht erhältlich" gekennzeichnet wäre. Doch auch hier fehlt wieder jeder Hinweis darauf, von WELCHEM Händler, der Schreiber diese Information hat.
8. Liest man sich die beiden Postings von “Cascade” durch so fällt einem sofort, der Widerspruch zur normalen Geschichte des Automaten auf: Cascade behauptet, es seien drei Automaten versehentlich ausgeliefert worden. Wenn die Automaten nur durch ein Versehen, also ohne Plan, an die Öffentlichkeit kamen, wieso sollten dann die mysteriösen Männer in Schwarz Daten aus dem Geräten entnommen haben? Dann hätten sie die Automaten doch eher ganz schnell wieder mitgenommen, um sie ebenfalls zu zerstören (Cascade behauptet, die Automaten wären alle nach der Fertigstellung sofort wieder vernichtet worden).
9. Selbst wenn man davon ausgeht, daß tatsächlich geheimnisvolle Männer in schwarzen Anzügen, Daten aus dem Gerät entfernt haben, so läßt sich das auch schlicht damit erklären, daß es sich um einen Prototypen gehandelt hat, und die Herstellerfirma zunächst wissen wollte, wie die Spieler damit umgehen, wo es Probleme gibt usw. Für Spielhallen ist es normal, Automaten testweise zu erhalten, meist kostenlos oder zu einem geringeren Preis. Im Gegenzug müssen sie dann nur Berichte schreiben, wie gut das Gerät ankommt (Anzahl der Erstspieler, Wiederholungsspieler, ...). Wenn also eine Firma einen neuen Automaten entwickelt hat, ist es nicht ungewöhnlich, daß sie diesen zunächst in einigen kleineren Bezirken testet und auch Angestellte schickt, die das Gerät überprüfen. Und der Grund, warum die geheimnisvollen Männer kein Geld aus dem Automaten entnommen haben, ist schlicht der, daß dieses Geld dem Betreiber der Spielhalle zusteht! Er betreibt das Gerät und führt regelmäßig entweder eine Miete ab oder zahlt ratenweise einen Kaufpreis. Es wäre ja noch schöner, wenn der Hersteller regelmäßig den Automaten leert und den Betreiber erst später auszahlt. Unter diesem Aspekt mag es zwar merkwürdig erscheinen, daß der Betreiber diese Leute dann an dem Gerät arbeiten läßt, geht man aber davon aus, daß es sich um einen Prototypen handelte, erscheint auch das längst nicht mehr so seltsam.
10. Die Gerüchte über Men in Black gibt es tatsächlich schon seit den 80ern, damals waren es aber Defender, Battlezone, Asteroids und Space Invaders, von denen sie die Highscores abschreiben würden. Das Gerücht ging, die Automaten wären Training für Supersoldaten. Und heute spielen wir "America´s Army" und "Full Spectrum Warrior", die tatsächlich Training sind ;-). Sie stellen also selbst selbst schon eine eigene “Urbane Legende” dar (vielleicht untersuche ich das mal in einer der nächsten Ausgaben).
11. Wenn es sich bei dieser ganzen Geschichte tatsächlich um eine geheime Operation (des Militärs, der CIA, wem auch immer) gehandelt haben sollte, dann haben sie so ziemlich alles getan, um die Sache NICHT geheimzuhalten. Wenn man versucht, wichtige Daten aus diesem Gerät zu holen, wäre man dann nicht eher in Monteurskleidung gekommen statt in aufsehenerregenden schwarzen Anzügen?
12. Das Spiel taucht in keiner Liste von MAME auf. Angeblich wird es offiziell nicht unterstützt, läßt sich aber teilweise spielen. Allerdings müßte es dann doch trotzdem Code in MAME geben, der dieses Spiel zuminest teilweise abspielt (das ROM soll ja zumindest starten). Dazu wäre allerdings eine gewisse Kenntnis der verwendeten Hardware nötig. Gerade diese ist jedoch nirgendwo im Netz zu finden. Und wenn das Spiel tatsächlich so extrem selten ist, müßte es doch auf der "Wanted for Dump"-Liste von MAME stehen. Denn das wäre doch ein echter Paukenschlag, wenn es möglich wäre, das geheimnisvolle "Polybius" in MAME zu spielen. Aber auch da ist nichts zu finden.
13. Würde nicht jeder Betreiber einer Spielhalle es sehr beunruhigend finden, wenn nach dem Benutzen eines bestimmten Automaten dauernd Kinder an seine Theke kommen und ihn fragen, wie sie heißen und wo sie wohnen? Und was ist mit den Eltern der Kinder? Auch diese müßten doch ziemlich besorgt sein. Amerika ist ja nun außerdem nicht gerade als Land bekannt, in dem man Probleme damit hätte, jemand anderen wegen IRGENDETWAS zu verklagen (man denke nur an die Oma, die sich bei McDonalds die Zunge am Kaffee verbrannt hat). Warum hat sich niemand die Mühe gemacht und Klage gegen den Hersteller oder den Spielhallenbetreiber erhoben, wenn es zu so gefährlichen Folgen kam?
14. Sämtliche Postings zu diesem Thema sind aller recht neu, die meisten aus dem Jahr 2003, die ersten von 2000. Wenn es dieses Gerät vor mehr als 20 Jahren gab, warum kommt die Diskussion erst jetzt auf? Es gibt offenbar auch einige Beweise dafür, daß eine gewisser "CyberYogi", der schon für einige andere Aprilscherze im Internet veranwortlich zeichnet, aus der Geschichte der "Tempest"-Prototypen dann diese Horrorgeschichte eines wirklich "bösen" Automaten gebastelt hat. Obwohl er im Usenet nicht selbst das Thema aufgebracht hat, gehen doch viele der Schreiber dort davon aus, daß er die Geschichte mit einer email in Rollen gebracht hat. Andere Schreiber wiederum tippen auf coinop.org, die möglicherweise ihre Hits erhöhen wollten. Vor allem aber gibt folgendes zu denken: In dem Spiel "Tempest" bewegten sich ursprünglich die Röhren, während die "Klaue" des Spielers stillstand. Allerdings litten viele Spieler danach unter erheblichen Schwindelgefühlen und Übelkeit. Aus diesem Grund änderte Atari das Design, so daß jetzt die Röhren stillstehen und die "Klaue" sich bewegt. "Polybius" ist scheinbar der Name des "Tempest"-Prototypen gewesen. Einer der Programmierer war außerdem für seinen erheblichen Alkoholkonsum bekannt, daher vielleicht der Scherz im Firmennamen "Sinneslöschen".
15. Bis jetzt hat noch niemand einen Weg gefunden, tatsächlich die Gedanken eines Spielers zu beeinflussen, abgesehen von der Freude, über ein geschafftes Rätsel oder Spiel oder einen Frag. Wenn es wirklich möglich wäre, die Gedanken zu manipulieren, warum nutzt dann niemand diese Technik. Sie würde zum Beispiel dafür sorgen, daß man brav alle Produkte des Herstellers kauft (obwohl, wenn ich jetzt darüber nachdenke ... vielleicht hat ja Micro$oft ...).
Letztlich ist also nicht genau zu sagen, ob es dieses Spiel tatsächlich jemals gegeben hat, die meisten Argumente sprechen aber zumindest stark gegen die "gefährlichen" Aspekte der ganzen Geschichte. Vielleicht war es tatsächlich nur ein Prototyp, unter einem Decknamen. Oder das ganze ist wirklich nur ein großer Scherz. Die Gerüchteküche arbeitet weiter, aber bewiesen werden muß die Existenz des Gerätes, nicht seine Nichtexistenz.
Quelle:"www.retropoly.de/"
U haffi see wi flop,
But wi solid as a Rock,
Could no haffi hold wi back,
But wi headin to the TOP!!!!