@MDB Die Menge der gefundenen RNA wird schon festgestellt, anhand der Amplifikationszyklen (das was Du 'cut-off' genannt hast) und in der Tat ist die Zahl der Zyklen enorm relevant für die Bewertung des Ergebnis.
In Zellexperimenten hat sich gezeigt, dass alles was mehr als 24 Zyklen braucht, keine Infektion mehr auslösen kann.
Es korreliert auch mit anderen Befunden aus der Praxis dass PCRs mit mehr als 30 Zyklen eigentlich als irrelevant eingestuft werden müssten.
MW wird eine qRT-PRC nicht mit einer fixen Zahl von Zyklen gefahren sondern einer maximalen Zahl (Cycle-Threshold kurz CT) , wenn ein Schwellenwert an DNA erreicht wird, bevor die maximale Zyklen-Zahl erreicht ist, wird die Amplifikation früher beendet, da man bereits genug genetisches Material erzeugt hat. Die Anzahl der de facto benötigten Zyklen wird von den Laboren notiert (bzw von den Automaten die das durchführen).
Das RKI fragt die Zahl aber nicht ab.
Das ist durchaus eine Quelle für Pseudo-Positve. Falsch-Positiv sind solche Ergebnisse ja nicht im eigentlichen Sinne.
Was die Herkunft angeht, so sollte eine PCR so konstruiert sein, dass sie nur das gesuchte Genom nachweist, hier Sars-CoV-2.
Dieses sog Primer-Design ist der einzig kreativ-intelektuelle Teil des Aufsetzens einer neuen PCR als Nachweis-Methode. Der ganze Rest ist 100% Standard.
Drostens Team hat damals etwa 700 Datensätze von Coroniden analysiert und dabei Sequenzen gewählt die für Sars-CoV-2 einmalig sein sollen. (Diese Sequenzen sind relativ kurz ich meine ~10 Basen lang aber bin nicht mehr sicher).
Die Gensequenzen wurden nicht gegen alle existierenden Genome gegengeprüft und es gibt viele Coroniden und andere Viren, die noch nie sequenziert sind, z.B. in Nutz-Tieren.
Drosten sagte bei seinem Sars-1-PCR von 2003 z.B. dass sie auch Coroniden aus bestimmten Tieren nachweisen würde - aber dass die bei Menschen nicht anzutreffen seien, also Praxis-irrelevant wären.
Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist dass der jetzige Test auch ganz andere Genome nachweist ist schwer zu sagen. Hoch wahrscheinlich dürfte es nicht sein. Aber es ist eben auch nicht ausgeschlossen. V.a. bei den Schlachthaus-Infektionen wird es teils vermutet dass da auch Tier-Viren positiv reagieren könnten.
Angeblich hält das aber die gefühlte Mehrheit der Forscher für unwahrscheinlich.
Die grössten Probleme sind wohl,
- dass die nachgewiesene RNA in zu geringen Mengen vorhanden sein kann (gering Virenlast ohne Infektionspotential)
- dass sie aus Verunreinigungen stammen kann
- dass sie von "toten" Viren stammen kann, die nicht (mehr) infektiös sind, da dysfunktional.
- Zusätzlich dazu eine falsch-positiven Quote zwischen 3% und 0,01% je nach Testkit und Probenqualität.
Es gibt Untersuchungen dass diese Fälle in der Summe keine vernachlässigbare Anteil der Positivtest darstellen (siehe nytimes Link)
Die Instanz, die die PCR-Ergebnisse richtig interpretieren muss, ist aber nicht das Labor, sondern die Gesundheitsbehörde. Wenn die sich nicht für die Zyklenzahl interessieren und auch Altviren als positiv und infiziert vermerken, und die Betroffenen dann quarantänisieren, machen sie einen Fehler.
Der PCR-Test wurde ursprünglich als 'nicht zu diagnostischen Zwecken geeignet' bezeichnet.
Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe Varianten des Sars-CoV-2 RT-PCR-Tests, die unterschiedliche Sequenzen nachweisen. Drostens Test ist nicht mehr der einzige.
Diese Artikel sind dazu ganz lesenswert
Coronavirus: Tests 'could be picking up dead virus' - BBC News
https://www.bbc.com/news/health-54000629Vorhersage der Infektiosität von SARS-CoV-2 bei positiver PCR
https://web.archive.org/web/20200809114645/https://dgn.org/rubrik-themen/4022-vorhersage-der-infektiositaet-von-sars-cov-2-bei-positiver-pcrYour Coronavirus Test Is Positive. Maybe It Shouldn’t Be. - The New York Times
https://www.nytimes.com/2020/08/29/health/coronavirus-testing.html