Lannister schrieb:Ähm, nein, auf etwas Reelles und Wahrscheinliches hinzuweisen hat nichts mit Verschwörungstheoretikern zu tun.
Stimmt schon. Nur haben manche Leute ein etwas seltsames Verständnis davon, wie Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen anzustellen sind.
Da wird ein "könnte doch sein" zu einem "es ist wohl so". Ein "sieht aber für mich aus wie" zu einem "es ist". Das Problem an "Verschwörungstheoretikern" ist, dass sie oftmals vergessen, einen Plausibilitätscheck zu unternehmen und sich ein eigenes Erklärungsmodell basteln, das zwar zu den Fakten passt und das auch in sich schlüssig ist - dabei aber andere Erklärungsmodelle einfach vom Tisch wischen und auf eine Wahrscheinlichkeitsbetrachtung der unterschiedlichen Erklärungsmodelle gar nicht erst einlassen.
Lannister schrieb: Wie kommst du auf diese Verbindung? Machen es irgendwelche Verschwörungstheoretiker unwahrscheinlicher dass man für besondere Anschuldigungen auch besondere Beweise braucht?!
Hier versuchst Du, mein Geschriebenes zu interpretieren und scheiterst. So etwas habe ich nirgends unterstellt. Ich bezog mich darauf, dass die Aussage "Genau deswegen können die berühmten Verschwörungen mit sehr vielen Mitwissern auch funktionieren: weil den Plapperern einfach niemand glaubt" logischer Unsinn ist, weil sie ein auf sich selbst beziehenden Zirkelschluss bildet.
Lannister schrieb:Dass das Need-to-know-Prinzip gut funktioniert, anders würden Geheimdienste kaum funktionieren?!
Dass dieses Prinzip Anwendung findet und dass es Vorteile bei der Geheimhaltung bietet, habe ich nirgends in Zweifel gezogen. Aber es ist - wie alle anderen Systeme - nicht perfekt. Beachte, dass auch straffe Organisationen wie Geheimdienste oder mafiöse Strukturen immer wieder mit Lecks zu kämpfen haben.
Lannister schrieb:Den "Zirkelschluss" bildest du dir ein... Ein typischer "Anti-VTler"-Gedankengang der mit Rationalität kaum noch was zu tun hat.
Da fühlt sich aber jemand mächtig auf die Füße getreten.
Dabei ist es recht offensichtlich:
Unterstellung: "weil den Plapperern einfach niemand glaubt (außer den "Verschwörungstheoretikern" natürlich)" ist schlicht eine Behauptung ohne eine fundierte Basis. Ich hatte Dich ja darauf hingewiesen, welche Möglichkeiten es gibt, Zeugenaussagen zu bewerten.
Darauf baust Du nun die Schlussfolgerung auf, dass (außer den cleveren VTlern) keiner eine Verschwörung erkennt, weil ja keiner sonst den Aussagen Glauben schenkt.
Lannister schrieb:Willst du behaupten ein Edward Snowden hätte irgendetwas bewegt mit reinen Aussagen? Oder diverse andere?
Natürlich ist das so.
Es besteht kein Zweifel, dass "harte Fakten" überzeugender sein können, als bloße Aussagen. Aber das lässt nicht den Umkehrschluss zu, den Du versuchst, dass bloße Aussagen deswegen nichts wert seien. Sie sind in aller Regel weniger belastbar. Aber sie sind kein "Geplapper, das keiner glaubt".
Ich bin sehr dafür, das Verschwörungen aufgedeckt werden. Aber was unsinnig und sogar kontraproduktiv ist, ist das Verhalten der "typischen VTler", in Dingen, die sie nicht verstehen Unstimmigkeiten zu sehen und statt Verständnis zu erlangen, diese scheinbaren Unstimmigkeiten als Basis ihrer Thesen fest legen.
Bei Dir (und ich will Dich gar nicht als VTler klassifizieren) ist dieses Argument aus Unwissen: "Bloßes Geplapper kann ja gar nicht verifiziert werden und ist folglich wertlos".
Auf dieser Basis bildest Du Deine Schlussfolgerung: "Deswegen funktionieren Verschwörungen mit sehr vielen Mitwissern".
Und dann tappst Du gleich in das nächste Fettnäpfchen, indem Du Hinweise, die Deine Ausgangsbasis erschüttern könnten, gänzlich ignorierst und statt dessen Dich in die Ecke des armen Opfers stellst, das mit "typischen VTler-Gedankengängen abserviert werden soll.
Ich gebe ja zu, dass es spannend sein kann, sich bestimmte Szenarien auszudenken und Gedankenmodelle zu entwickeln. Gerade in Bereichen, die überwiegend im Dunkeln liegen.
Aber dabei sollte man eben ab und an seine Gedankenkonstrukte auf Plausibilität prüfen und man sollte offen für inhaltliche Kritik an den eigenen Unterstellungen bleiben.
Macht man das nicht, produziert man nämlich wirklich nur "Geplapper" auf das keiner hört (weil es eben offensichtlich unplausibel ist) und dann findet man sich in der Ecke des armen unverstandenen VTlers wieder und hält sich selbst für den Einzigen, der den Durchblick hat.