http://www.kontextwochenzeitung.de/pulsschlag/130/ungeklaerter-todesfall-1744.html:
Pulsschlag – Wie eine Region tickt
Ungeklärter Todesfall
Hat der Tod eines jungen Mannes am 16. September 2013 auf dem Stuttgarter Wasen etwas mit der rechtsradikalen Zwickauer Terrorgruppe NSU zu tun? Die Behörden sagen: Nein. Florian H. war in seinem brennenden Fahrzeug umgekommen.
Bisher bietet sich folgendes Bild: Am Montagmorgen, den 16. September 2013, verbrannte in einem Peugeot, der am Rande des Cannstatter Wasens stand, ein 21-Jähriger. Der Tote hieß Florian H., stammte aus einer Gemeinde im Kreis Heilbronn und war Lehrling in einer Baufirma in der Nähe von Stuttgart gewesen. Am Nachmittag desselben Tages um 17 Uhr wollte die "Ermittlungsgruppe Umfeld" des Landeskriminalamts (LKA) ein Gespräch mit ihm führen. Die EG Umfeld war Anfang des Jahres von Innenminister Reinhold Gall (SPD) eingesetzt worden, um den bislang ungeklärten Polizistinnenmord in Heilbronn aufklären zu helfen. Am 25. April 2007 war dort die Polizistin Michèle Kiesewetter mit einem gezielten Kopfschuss getötet und ein weiterer Polizeibeamter lebensgefährlich verletzt worden. Der Mordfall wird mit der rechtsterroristischen Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) in Verbindung gebracht. Die Ermittler wollten, wie ein Sprecher des LKA erklärt, mit Florian H. darüber reden, ob er Informationen über die rechtsextreme Szene geben kann. Er soll sich in rechten Kreisen bewegt haben. Das LKA habe auf ein Treffen gedrängt, irgendwo "im Großraum Stuttgart". Genauer will der LKA-Sprecher es nicht sagen. Die Frage, ob Florian H. eine Verbindungsperson des LKA in die rechte Szene war, verneint er. Sollte er als Informant gewonnen werden? Die Antwort nun verblüfft: "Das kann man nicht sagen. Es ist nicht dazu gekommen. Er ist ja tot."
Nach Kontext-Informationen soll Florian H. bereits im Januar 2012 vom baden-württembergischen LKA im Auftrag der Bundesanwaltschaft (BAW) zum NSU-Komplex als Zeuge vernommen worden sein. Im November 2011 war die NSU-Terrorgruppe durch den Tod der beiden Neonazis Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos aufgeflogen, und die Karlsruher Bundesanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Die Angaben des Zeugen Florian H. hätten sich aber als "vage, teilweise widersprüchlich und nicht tragfähig" erwiesen, erklärt ein Sprecher der Anklagebehörde. Deshalb sei der Mann nicht als Zeuge im Münchner NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe und die vier anderen Angeklagten aus dem NSU-Umfeld benannt worden. Die Frage, worauf sich die Angaben des Zeugen bezogen, beantwortet der BAW-Sprecher so: "Auf Baden-Württemberg, was sonst?"
Zusammenhänge "ziemlich ausgeschlossen"
Die Sache bleibt widersprüchlich: Im Januar 2012 soll der Zeuge nur vage Angaben gemacht haben, doch im September 2013 ist er dem LKA ein Informationsgespräch wert?
Die Todesursache ist laut Stuttgarter Polizei Suizid. In ihrer Pressemitteilung schränkt sie allerdings ein, der junge Mann habe das Fahrzeug "vermutlich selber in Brand gesteckt". Ähnlich unbestimmt äußert sich die Polizei zum möglichen Motiv: Es "dürfte im Bereich einer persönlichen Beziehung" liegen, heißt es. Die Frage, ob es einen Zusammenhang mit der anstehenden Befragung durch das LKA gibt, bezeichnet der Sprecher als "ziemlich ausgeschlossen". Auf Kontext-Nachfrage, ob Florian H. auch Kontakt zum Verfassungsschutz hatte, antwortet das Innenministerium, dass der Name F. H. in Unterlagen des Landesamts im Zusammenhang mit zwei Meldungen der Polizei auftauche. Im Mai und Juli 2011 sei er von der Polizei kontrolliert worden. Einmal sei er wegen "Mitführens eines unerlaubten Gegenstands" überprüft worden. Eigene Erkenntnisse habe das Landesamt nicht.
Das Auto, in dem der junge Mann verbrannte, stand auf dem Cannstatter Wasen auf der Zufahrt zum dortigen Campingplatz – einem Ort, an dem sich die der Zwickauer Terrorzelle zugerechneten Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos aufgehalten hatten. "Das alles klingt doch sehr merkwürdig", sagt Silke Ortwein, die Heilbronner DGB-Kreisvorsitzende. Sie ergänzt: "Es ist an der Zeit, dass auch Baden-Württemberg als Bundesland, in dem der Polizistinnenmord geschehen ist, endlich einen 'NSU-Untersuchungsausschuss' einrichtet."
Aus der SWP:
http://www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/NSU-Ermittlungen-Raetselhafter-Suizid-in-Bad-Cannstatt;art1158742,2246314 Florian H. aus Eppingen (Kreis Heilbronn) hätte am Tag seines Todes als Lehrling einer Baufirma im Remstal arbeiten sollen. Am Abend wollte ihn das Landeskriminalamt (LKA) an einem geheimen Ort im Raum Stuttgart zum zweiten Mal zu Bezügen zwischen dem NSU und Neonazis im Land befragen. Wie die Polizei bestätigt, hatte er um 17 Uhr einen Termin mit der Ermittlungsgruppe „Umfeld“. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.
Die Informationen, die Florian H. im Januar 2012 dem LKA lieferten, zeugen durchaus von Brisanz. Zum Teil sind sie im Abschlussbericht des Berliner NSU-Untersuchungsausschusses nachzulesen. So hatte der 21-Jährige den Hinweis zu einer mysteriösen „Neoschutzstaffel Öhringen“ (NSS) gegeben, die neben dem NSU die „zweite radikalste Gruppe“ in Deutschland stelle. Es habe sogar ein Treffen zwischen NSS und der NSU-Terrorzelle gegeben. H.s Angaben hätten allerdings noch nicht verifiziert werden können, heißt es im Bericht weiter.
Offenbar wurde der junge Mann wieder wichtig, denn das LKA drängte auf das erneute Treffen, bestätigt Sprecher Horst Haug. Es gebe aber keinen Zusammenhang zu dem Tod. Das Innenministerium bestätigte gestern, dass sich Florian H. im Ausstiegsprogramm „Big Rex“ für Rechtsextreme befand. Es gebe Hinweise, dass er sich nie von der rechten Szene getrennt habe.
Die Polizei sieht den Fall dennoch ganz klar als Suizid – obwohl es keinen Abschiedsbrief gibt, wie Thomas Ulmer bestätigt. „Wenn ein Zeuge sieht, wie ein Auto in Flammen aufgeht und keine weitere Person in der Nähe ist, dann ist die Sache für uns klar.“ Das Auto sei gegen 7 Uhr von einer Streife zwischen Wasen und Mercedes-Teststrecke gesehen worden – mit einer Person darin. Zwei Stunden später habe ein Zeuge das brennende Fahrzeug gemeldet. Die Ermittler fanden Reste von Brandbeschleuniger im Wrack.
Am Ort des Geschehens verteilen sich im Umkreis Fahrzeugtrümmer – es hatte auch eine Explosion gegeben. Die Behörde bestätigt das. Die Mutter des Verstorbenen zweifelt an einem Suizid, wie sie in einem Internetforum schreibt: „Er hatte so viele Träume, Wünsche und Ziele. Wer ihn gekannt hat, geht nicht von einem Suizid aus.“ Für den Anwalt Yavuz Narin, Nebenklägevertreter im Münchner NSU-Prozess, klingt der Fall suspekt. „Die Ermittler haben sich zu schnell auf Suizid fixiert“ – ebenso, wie zunächst ein rechtsradikaler Hintergrund bei den NSU-Morden ausgeschlossen wurde.
Baden-Württemberg brauche dringend einen eigenen Untersuchungsausschuss.
www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/NSU-Ermittlungen-Raetselhafter-Suizid-in-Bad-Cannstatt;art1158742,2246314
Es gibt jetzt verschieden aussagen - zuerst explosion, dann brand und erst brand dann explosion.
„Wenn ein Zeuge sieht, wie ein Auto in Flammen aufgeht und keine weitere Person in der Nähe ist, dann ist die Sache für uns klar.“
super aussage von dem kollegen. Wie war das mit dem fahrrad in der keupstrasse? Hat sich das selber in die luft gesprengt, weil B & M nicht in der nähe waren ^^?