falls wayne vorbeikommt und es den interessiert, hier auszüge aus dem review der fantastischen fünf filmfreunde wo der film leider nicht so gut wegkommt wie erwartet:
http://www.fuenf-filmfreunde.de/2011/03/30/sucker-punch-review/ (Archiv-Version vom 02.04.2011)Pupsi Blubb (Emily Brown) wird von ihrem bösen Stiefvater in die Psychatrische Anstalt gesteckt, nachdem sie sich gegen seine diversen Übergriffe gewehrt hat. Dort ist alles aber auch eher unerfreulich, bis sich Pupsi im Rahmen einer lobotomievorbereitenden Maßnahme in eine Traumwelt flüchtet in der die Psychatrie ein Edelbordell ist, aus dem sie zusammen mit den anderen Mädels Bummsi, Schnucki, Stupsi und Mopsi fliehen will…
Okay was haben wir hier? Mätressens Flug über das Kuklux-Nest? Lord of the Dings? Pans Bordell? Alice im Arschl*chland? Eigentlich ziemlich egal, Hauptsache es ist hibbelig und laut. Und das ist Sucker Punch für überlange 110min die im nicht auf PG13 getrimmten Directors Cut dem Vernehmen nach auf stolze 128min anwachsen sollen, falls die Firma Avid nicht doch noch eine Einstweilige Verfügung gegen Zack Snyder erlässt und ihm verbietet sich je wieder einem Schnittrechner zu nähern. Aber ich greife vor.
Man könnte behaupten Sucker Punch sei nicht so gut. Aber das wäre untertrieben. Sucker Punch ist etwa im selben Maße nicht so gelungen, wie der Golfkrieg jetzt keine so Super-Idee war. Zack Snyder – darauf deutet zumindest seine oft nur rudimentär von öden 90er Jahre-Musikvideos zu unterscheidende Inszenierung hin – wäre vermutlich gerne der Sohn von Baz Luhrman und Tarantino, der Bruder von Peter Jackson oder zumindest der besoffene Schwager von Michael Bay.
Leider ist er nur Zack “der Eulenfilmmann” Snyder und da er sich diesmal nicht bewusst an eine große Vorlage klammern kann, sondern seine eigene Idee umsetzt, die dem Vernehmen nach etliche Jahre in ihm gereift ist (wahrscheinlich so wie der eine Joghurt der seit Monaten bei mir ganz hinten im Kühlschrank steht und dessen Deckel sich bedrohlich wölbt), bleibt ihm mangels eigener visueller oder intellektueller Inspiration nur halbverdautes Klauen, von Leuten die er wahrscheinlich zutiefst verehrt.
Das Resultat ist ein zutiefst ärgerlichen Anti-Film, der in etwa halb so unterhaltsam ist wie zwei Stunden in einer Blechmülltonne eingesperrt zu sein, auf der von außen eine Horde Kinder mit Baseballschlägern herumhaut, die alle 30Sekunden kurz mit einer Taschenlampe reinleuchten.
Das Nichts was Snyder als Story und sogar noch als feministische angehauchte Kritik am sexistischen Frauenbild der Nerdkultur ausgibt, wirkt wie ein erbrochener Wust aus Moulin Rouge, Herr der Ringe, Rückkehr nach Oz und ungefähr jedem anderen Film der in den letzten 10 Jahren Erfolg hatte – dem aber jede ordnende Hand fehlt. Kein raffiniertes Zitaten-Mash-Up das Altbekanntes gekonnt zu einem neuen Ganzen fügt, sondern eher das Gegenstück zu einem zurückgebliebenen, triebigen Teenager, der versucht einen Picasso mit Fingerfarbe nachzumalen.
Als brachialer Anschlag auf die Sinne, mit wirklich ganz schlimmer, banaler Rockmusik (die immer wieder dafür sorgt, das man sich im Airbrush-Motorhauben-Bild eines Metalfans gefangen wähnt), schafft es der Film extrem hektisch, extrem laut und gleichzeitig extrem langweilig zu sein. Ja, Babes and Bullets in over the top-Actionszenen können langweilig sein – wer hätte das gedacht. Selbst ein Debakel wie Bitch Slap – dessen Visuals verdammte Ähnlichkeit mit denen von Sucker Punch hatten, hat da noch mehr zu bieten, spielt er doch mit dem Genre. Von anderen gelungenen Filmen, die mit Exploitation-Setups-Flirten ganz zu schweigen. Sucker Punch spielt nicht. Er ist so ernst wie die Psycho-Gedichte von Teenagern die über die Ungerechtigkeit der Welt sinnieren. Dort wo eine gewisse Distanz gefragt wäre, kommt Sucker Punch mit grimmiger Selbstgerechtigkeit daher, die jeden Spaß vermissen lässt und scheint zu glauben, er würde eine Story mit überraschenden Wendungen zu erzählen. Dort wo es er sleazy sein könnte, ist er doch nur die prüde Wichsphantasie eines Kleinstadtdekans am Casual Friday und lässt die angeblichen Underage-Mädels alle von deutlich als solche erkennbaren Mittzwanzigerinnen spielen, die etwa so glaubhaft wirken, wie die kesse Sekretärin die sich zu Fasching ins Häschen-Kostüm wirft, weil sie auch mal verrucht wirken will.
In ermüdender Repitation, schlimmer als das monotonste Videospiel der Welt, dekliniert Sucker Punch seine Queste und versucht dadurch das er alle Männer als perverse Arschgeigen darstellt und die nierenbeckenentzündungsgefahrlaufend gekleideten Heroinen Ärsche kicken lässt, irgendwie was über emanzipierte Heldinnen hervorzustammeln. Der Film weiß aber wohl selbst nicht genau was, aber ich vermute es fängt mit “Boah…” an und hört mit “Aldäää” auf und irgendwo in der Mitte kommt sicher ein “krass” vor.
Snyder hat ja durchaus die Fähigkeit geleckte Bilder zu komponieren und mit einem vergleichsweise kleinen Hollywood-Budget Spektakel zu erzeugen, doch außer Gritty und Bad ist im diesmal auch optisch wirklich nichts eingefallen, was nicht wie der Aufguss vom Aufguss wirkt. Völliger narrativer Stillstand, bei größtmöglicher Geldvergeudung unter Umgehung jeglicher Intelligenz, Witz, optischer Ideen oder interessanter Charakter, für die man sich auch nur einen Jota interessieren würde. Snyder klebte immer an seinen großen Vorlagen in Ermangelung eigener Ideen, was je nach Qualität der Vorlage mal besser, meist schlechter gelang – aber bislang war er zumindest ein Hit und Miss-Regisseur.
Mit Sucker Punch transzendiert er sein Werk in den Bereich des Unansehbaren, das selbst “300” und den Eulenfilm noch wie dramaturgische Meisterwerke wirken lässt. Dieser Film ist nicht als spaßiger Trash goutierbar und selbst als Verkehrsunfall-Film, bei dem man einfach nicht weggucken kann, obwohl es ganz furchtbar ist, taugt er leider nicht, denn er langweilt und nervt leider mehr als er unfreiwillig komisch unterhält. Er nimmt sich zu ernst und glaubt seine ausgeleierte Prämisse auch noch erklären zu müssen, die ab der ersten Minute absehbar ist und deren Ende wohl wirklich niemanden überraschen dürfte. Was vom Grundansatz her ein “America McGee’s Alice” fürs Kino hätte werden können, ist eine hirnlose Ansammlung von Effektszenen, die wirken als hätte Snyder billig bei Ebay FX-Showreels eingekauft und krampfhaft versuch sie alle in einen Film zu quetschen.
Fast tun einem die Schauspieler leid, die oftmals selbst ungläubig schauen über die furchtbaren Dialoge die sie immer dann aufsagen müssen, wenn gerade nichts explodiert. Wobei ich mich tatsächlich im Wechselbad der Gefühle befand, denn immer wenn die Musik wieder auf 11 gedreht wurde und irgendeine der egalen Action-Fantasy-Szenen losging, wünschte ich die Handlung ginge weiter und immer wenn die Handlung weiterlief, hoffte ich nach Sekunden es möge bald wieder etwas explodieren, damit die Beteiligten endlich schweigen und nicht weiterhin versuchen so zu tun, als wäre irgendetwas was sie sagen und tun auch nur im Entferntesten interessant.
Und ich glaube ich habe seit Transformers 2 nicht mehr sehr gewünscht, dass ein Film endlich, endlich, endlich enden möge.
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Bestes Zitat des US-Kollegen Peter Sobczynski von eCritic: “So bad that when the film’s friendly lobotomist shows up to do his thing, I almost found myself standing up in my seat and shouting “I’ll have what she’s having!” ”