Horrorfilme spielen in der Regel mit einer von zwei Arten menschlicher Angst. Die einennutzen Urängste, zum Beispiel vor der Dunkelheit (Der Fluch von Darkness Falls), vor demUnbekannten unter der Wasseroberfläche (Der weisse Hai) oder gar dem Tod selbst (FinalDestination 3), für die Erzeugung von Spannung aus. Andere wiederum hängen ihreGeschichten an Errungenschaften der modernen Zivilisation auf: So zum Beispiel TakashiMiikes The Call (Handys) oder Gore Verbinskis The Ring (Videobänder). Der Besuch beimZahnarzt, den sich Gore-Spezialist Brian Yuzna (Society) als Aufhänger für seinen äußerstblutigen Thriller-Reißer „The Dentist“ ausgewählt hat, dürfte mit seinen ekelhaftenBohrgeräuschen und seiner verstörend-süßlich riechenden Sterilität sogar beide Ängstegleichermaßen bedienen.
Der narzisstische Zahnarzt Dr. AlanFeinstone (Corbin Bernsen, Kiss, Kiss, Bang, Bang) führt einen aussichtlosen Kampf gegendie Verrottung der Welt, was ihn stets am Rande eines Nervenzusammenbruchs wandeln lässt.Als die Steuerbehörde anfängt, gegen ihn zu ermitteln, und er entdeckt, dass seinehübsche Frau Brooke (Linda Hoffman, „The Dentist 2“) es hemmungslos mit dem Pool-JungenMatt (Michael Stadvec) treibt, dreht er endgültig durch. Aber ein Rodweiler, seine Frauund ihr Liebhaber sind nur die ersten Opfer des Dr. Feinstone: Im Wartezimmer warten nochdas Model April (Christa Sauls) mit ihrem Manager Steve Landers (Mark Ruffalo, 30 ueberNacht, Wo die Liebe hinfaellt), die besorgte Mutter Mrs. Saunders (Joanne Baron, DerPrinz und ich) mit ihrem kleinen Jody (Brian McLaughlin) und Sarah (Virginya Keehne), derendlich ihre Zahnklammer herausgenommen werden soll…
Im Endeffektscheitert „The Dentist“ vor allem an seinem eigenen Anspruch. Für einen reinenExploitation-Film wartet er mit einem zu komplexen Protagonisten auf, für eineGewalt-Studie á la Falling Down ist das Drehbuch bei weitem nicht gut genug und viel zureißerisch. Dabei spielt auch eine Rolle, dass C-Schauspieler Corbin Bernsen seinemCharakter nicht einmal im Ansatz gerecht wird: Statt den egomanen Kontrollfreak mit einklein wenig Subtilität auszustatten, läuft er stets mit solch verzerrten Grimassen durchdie Szenerie, dass der Zuschauer ihn weniger für einen Wahnsinnigen hält, als vielmehrfür jemanden, der äußerst dringend auf die Toilette muss.
Auf derHabenseite stehen einige gelungen-brutale Horroreinschübe: Wenn Dr. Feinstone seiner Frauin einem der italienischen Scala nachempfundenen Behandlungsraum in Nahaufnahme und sehrlangsam die Zähne rausdreht, der unliebsamen Nachbarin Paula (Lise Simms, Im Zeichen derLibelle) einen kompletten Backenzahn mit seinem groben Bohrer abhobelt oder demverhassten Finanzbeamten Marvin Goldblum (Earl Boen, The Majestic) erst mit einemKieferspanner die Hälfte seiner Gesichtsknochen bricht, um dann genüsslich in seinerZunge herumzubohren, tun diese Sequenzen auch dem Zuschauer schon fast körperlich weh.Aber so hart wie die blutigen, so uninteressant sind die übrigen Szenen inszeniert –Yuzna hat Dr. Feinstones wachsenden Irrsinn zu keiner Zeit in passende Bilder umsetzenkönnen. So ist der Film nur absoluten Gore- oder Yuznafans zu empfehlen, für dasMainstream-Publikum gibt es weitaus bessere Independent-Horrorfilme, die es sich eher zuentdecken lohnt.
Komplett gestohlen von ChristophPetersen und zwar von der Seite
http://www.filmstarts.de/produkt/40566,The%20Dentist.html