@Aniara Also ich habe vor kurzem mit der Serie angefangen und bin gerade am Anfang von Staffel 3. Habe schonmal als die Serie herauskam, die ersten zwei Folgen gesehen und sie für Scheiße befunden, aber 9h im ICE und diese Serie das einzig passable Angebot im Bord W-Lan haben mich doch mal zu einer Änderung meiner Meinung bewegt
;) Zumal da auch einige recht gute Schauspieler mitspielen, die man aus anderen Serien kennt. Allen voran Henry Ian Cusick (Markus Kane), der in LOST meine Lieblingsfigur verkörpert hat^^
Die meisten der jungen Charaktere waren am Anfang recht nervig, typische weiße Teenager die ihre First-World-Problem-Lösungsstrategien auf krasseste Grenzsituationen anwenden und unrealistischerweise damit öfter Erfolg haben als (aber wenn oft konsequenzenlos) scheitern. *gähn* Aber dann gewannen die Charaktere dann oft doch Profil und ordentlich Foffo.
Die Serie klaut relativ schamlos aber sehr gut umgesetzt bei recht vielen Vorbildern, Skynet äh, ich meine natürlich Alie rottet die Menscheit mit ihren eigenen Waffen aus, die Kids bekämpfen sich ein bisschen nach Herr der Fliegen Manier, Thelonius führt sein Volk durch die Wüste, die Grounder sind klassische Klingonen (12 Stämme mit dem 13. Stamm von den Sternen, dieses biblische Thema wurde in BSG schon aufgegriffen), in Mt. Weather hausen die "Vampire" (Leute die im Bunker überleben und ne faschistische Geselschaft aufbauen kam auch schon öfter vor.).
Aber das sind alles ziemlich spannende Topoi und ich finde sie sind gut geklaut und eingebaut worden. Das macht eigentlich relativ viel Sinn. Ich fand auch die Idee mit der Raumstation als letztes Überbelibsel der Menscheit recht gut gemacht.
1. Staffel
Wie gesagt, leben auf der Ark, knallharte Gesellschaft am Rande des materiellen Existenzminimums, brutale Disziplin, ein rigider Anführer und ein Stellvertreter mit nem Stock im Arsch und Machtambitionen. Sie schicken ihre Jugendstraftäter als Kanarienvögel zur Erde, das oberste Arschlochkind Bellamy schwingt sich qua Faustrecht zum Boss auf. Für einen Pilotfilm eigentlich nicht schlecht. Einige Dinge machen aber keinen Sinn.
Auf der Ark wird man für jeden Scheiß gefloatet, man bekommt also lebendig und in seiner Kleidung einen Arschtritt aus der Luftschleuse. Macht es aber Sinn, nen unersetzlichen Techniker zu killen, weil er Zucker in der Kantine geklaut hat? Das werden ja die meisten Verbrechen sein, die wenigsten sind Whistleblower wie Clarkes Vater, die man auch in zivilisierteren Regimen heutzutage gelegentlich verschwinden lässt. Zweitens, warum haben die Leute noch Kleidung an? Ich denke mal, das die Farmstation nur geringe Kapazitäten frei hat, um Baumwolle anzubauen, also muss man alles recylcen. Das fand ich auch gerade am Anfang der Serie gut, auch die Oberschicht trug zerschlissene Kleidung, weil man eben auch seinerzeit Armani-Werke bombardiert hat. Daher war ich verwundert, das sich Abby nicht nackt in die Luftschleuse stellen musste. Dann...sie ist die einzige Ärztin am Bord !!(was man in späteren Folgen auch als Hindernis dafür sieht, sie einfach zu floaten).
Abgesehen davon, auf aktuellen Raumstationen müssen Astronauten ihre eigene Pisse recyclen und gerade auf einer Raumstation die selbsterhaltend sein muss, kann man doch nicht einfach die Leichen ins All schießen, denn die ganze Biomasse geht verloren. Rational gedacht(und ich glaube auch mit einem Nebensatz erwähnt) müssen Leichen an Bord der Station biologisch zersetzt,also kompostiert werden, denn sie sind die EINZIGE Quelle für Mikronährstoffe für Nahrungspflanzen.
Die Leute als Hinrichtungsmethode ins All zu schiessen bedeutet schlicht, das die Zahl der Leute, die auf der Ark leben können reduziert wird. Also lieber erhängen und dann ab in die Wurstmaschine.
Das Ende von Staffel 1...geil! Ja, die Landung der Ark hätte NIEMAND überlebt, da hatte Thelonius an Bord der Atomrakete bessere Chancen (es wurde hier gesagt, das Atomraketen keinen Hitzeschild hätten...haben sie aber, denn auch die Sprengköpfe müssen wieder INTAKT in die Atmosphäre eintreten bevor sie ihre Wirkung entfalten). Aber an sich eine grandiose Idee. Auch der Kampf der Grounder gegen die 100 war gut gemacht. Dann die Mountainmen als technologisch den Ark-Leuten ebenbürtige Macht einzuführen, auch klasse. War spannend und hat mich dazu bewogen sofort mit Staffel 2 weiter zu machen.
Am Anfang der Serie wurde ein Schädel gezeigt, der war aber deformiert. Ich vermute mal, das das die üblichen Diskrepanzen zwischen Pilot und der späteren Serie sind, derer gab es einige. Thelonius war im Piloten rigide und Kane deutlich machtgeiler als in der Serie. Im Verlauf der ersten Staffel waren die beiden Leute zwar streng aber doch anständig.
2. Staffel
Die Mount Weather Welt erinnerte mich an einen alten Film "Der Junge und sein Hund", wieder geschickt aber gut geklaut. Die Mountainmen sind quasi Vampire, welche Leuten das Blut (und später das Knochemark) abzapfen um zu überleben, brutale Phantasie aber irgendwie stimmig und auf grausige Art fesselnd. Durch und durch Fieslinge bis auf Maya und ihre Freunde. Clarke war hier mehr launige Teenagerin als Anführin und hat mich öfter genervt als mir gefallen. Zum Ende hin wurde es wieder gut, ihre Bisexualität wurde einfach lässig in Szene gesetzt und da hatten die Drehbuchautoren einfach mal Mumm. Normalerweise haben junge Charaktere in solchen Serien eher sehr konventionelle Wesenszüge, sie sollen ja als Identifikationsfigur für eine möglichst breite Masse taugen. Aber dann macht sie einfach mit Lexa rum, am Anfang der Dritten Staffel vögelt sie die Inhaberin ihres "Lieblingsgeschäfts" und das auf eine beiläufige und völlig unverkrampfte Art ohne moralisches Tamtam oder bigotte Menschenfreundlichkeit. Gut gemacht.
Octavia aka Marie Avgeropoulos (ja ich hab den Nachnamen gecopypasted
:D ) auch großartige schauspielerische Leistung, besonders die Folge wo sie maskiert an einer Party auf der Ark aufkreuzt und geschnappt wird, einfach klasse gemacht.
Auch der Handlungsstrang mit Thelonius und John Murphy gespielt von Richard Harmon, eigentlich langweilig, aber von der filmischen Qualität her toll. Murphy, der Abschaum der Gesellschaft verspottet in einer Tour den Ratsvorsitzenden und ehemaligen Anführer. Auch die Wanderung durch das Minenfeld war gut gemacht. Trotzdem war man ungeduldig und wollte wissen, wie die Mountainmen jetzt endlich die Fresse vollbekommen.
Was ich aber unlogisch fand: Finn wird begnadigt? Früher wurde jeder Müll mit dem Tode bestraft, bzw. wo man ein bisschen mehr Platz hatte mit Elektroschocks, aber als er 18 Grounder massakriert und somit alle in Gefahr bringt, macht man nichts? Übermässig verständnisvolle Moralvorstellungen statt der sonst üblichen radikalen Justiz. Nur um irgendwie die zivilisatorische Überlegenheit gegenüber den Groundern zu verdeutlichen, die in den Sky People verweichlichte Sissis sehen. Dabei sind die Sky People eigentlich noch viel schlimmer, egal was du machst*zack* Kältetod im Weltall oder Elektroschocks. Dann ist das Leben auf der Ark sicherlich entbehrungsreicher als auf der Erde.
Gut, die Grounder sind kampferprobt, denn die Garde der Ark war ja bisher weniger Armee, als korrupte Knüppeltruppe. Aber sonst?
Finn war ein grausamer Mörder, aber weil er ja eigentlich einer "Guten" war, wurde er nach anderen moralischen Maßstäben bemessen und seiner Motivation wurde zuviel Raum für Verständnis gegeben. Hmm, doof.
Dann die blutrünstigen Mountainman, okay, Knochenmark gegen Strahlenkrankheit, macht soweit sogar ein bisschen Sinn. Aber einfache Bluttransfusion? Nein, das macht weniger Sinn. Dann haben die Mountainman eine weitaus höheren Lebenstandard als die Ark, obwohl sie in einem Bunker leben und Ressourcengewinnung wegen der Strahlung ausserhalb kaum möglich ist? Nein!Abgesehen vom Wasser, das man filtern kann, nein! Wo bekommen sie die nötigen Chemikalien her um die Grounder regelmäßig mit Säurenebel einzudecken?
Auch hier wieder die Faszination des Grauens, die Reaper, die man für ne mutierte Unterschicht hielt, sind in wirklichkeit die erste Verteidigungslinie der Mountainmen und beschaffen ihnen Grounder zum ausbluten, die sie dann auch später schön abgehangen zum Mampfen zurück bekommen. Hübsch brutal hier
:D Schonungslos hart.
Schonungslos hart fand ich auch die Szenen, in denen den 100 das Knochenmark abgezapft wird. Mit nem IKEA-Akkuschrauber und nicht mit einer Punktionsnadel, wie man es üblicherweise machen würde.
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<small>Damit entnimmt man üblicherweise Knochenmark, nicht mit nem Akkuschrauber
;) </small>
Ohne Betäubung. Wer mal eine Lumbalpunktion erlebt hat, der weiss wie weh es tut, wenn jemand eine Nadel durch Knochen bohrt, trotzt Lokalanästhesie. Würde ich so nicht machen, selbst wenn ich auf jede Moral und Menschlichkeit scheißen würde. Denn ein Spender der dabei zappelt und sich vor Schmerzen windet ist unpraktisch. Also eine Narkose wäre schon drin gewesen. Zudem das am Ende echt übertrieben war, keinerlei Sterilität, unzureichendes Werkzeug, aber gut, es sollte halt ein bisschen nach Hostel aussehen
:DZudem, klar man kann das Knochenmark direkt in die Vene applizieren (das macht man sogar in echt so bei einer Knochemarktransplantation, das Zeug wandert automatisch in den Knochen), aber es hat schon seinen grund warum eine Stammzelltransplantation um die 100.000 € kostet, denn in der Realität muss der Empfänger erstmal dafür konditioniert werden. Andererseits hätten sie ja tatsächlich einfach handeln können, Waren gegen Knochenmark.
Auch die Wirkung der Strahlen war etwas überzogen dargestellt, das erinnert wirklich eher an Vampire im Licht, als an radioaktiv verseuchte Atemluft. Zudem es unrealistisch ist, das eine Strahlungsdosis, die einen normalen Menschen in Minuten umbringt (so um die 50 Sv) für Sky People und grounder locker zu verknusen ist. Aber alles in allem, ein sehr spannender Handlungsstrang. Schade das Maya sterben musste, sie war einer der wenigen einfach netten Charaktere^^
3. Staffel
habe ich bisher nur die erste Folge hinter mir, aber 1 A Leistung von Richard Harmon, wie er Murphy spielt, der langsam im Bunker durchdreht. Das war wirklich mega gut! Bin gespannt wie es weiter geht. Diese Stadt des Lichts scheint jedenfalls eher virtuell zu sein. Ne interessante Metaebene
:)