Abschlussworte sind nicht leicht zu finden.
Ich habe seit Mittwoch hin und her überlegt, ob ich überhaupt was schreiben möchte. Nachdem hier schon viel Lob hereinprasselte, mit dem ich nicht gerechnet habe, stellte ich mir die Frage, ob meine Abschlussworte nicht doch zu kritisch werden würden oder zumindest so wahrgenommen werden könnten. Ich überlegte, für wen und warum ich Abschlussworte verfassen sollte. Für alle die mitgewirkt haben, für alle die vielleicht mal mitwirken wollen oder einfach nur für mich selbst? Ich denke, im Endeffekt wird es tatsächlich darauf hinauslaufen, dass ich für mich hier auch noch ein paar Sachen Revue passieren lasse, von denen zukünftige Generationen lernen können. Ich bin mir noch nicht sicher, wohin dieser Text hinläuft. Wahrscheinlich wird das, was jetzt kommt auch nicht der erste Entwurf sein
:DZunächst einmal zu allen, die mitgewirkt haben: Zu 80 % ward ihr hochmotiviert und habt eine absolut lesenswerte Veranstaltung daraus gemacht. Vielen Dank! Auch einen großen Dank an
@der_wicht und
@interpreter für ein starkes Finale und den fairen Umgang miteinander!
Jetzt kommt wahrscheinlich der etwas kritischere Teil. Ich möchte vorab erwähnen, dass ich damit nicht nachtreten oder ähnliches will. Ich möchte in der Form einfach die Erfahrungen mitteilen, die ich so gemacht habe und wie diese auf mich gewirkt haben.
Von Anfang an hatten wir in der Orga das Selbstverständnis das unsere eigenen Ideen eigentlich nur die zweite Geige spielen sollten. Viel wichtiger sind die Adressaten unserer Organisation: In erster Linie die Teilnehmer und Juroren. Nach endlosem Welzen der 2015er Threads und der Extraktion der wichtigsten Besserungsvorschläge war die erste Idee ein straffer und vorhersehbarer Zeitplan. Es gab kritische Stimmen dazu, aber im Endeffekt hat es grandios geklappt. Die Spezialmodi, um mehr freiwillige Variabilität und Dynamik einzubauen, stießen auch nicht allerorts auf Gegenliebe. Zu groß schien der Drang, dass wir 2015 einfach 1:1 kopieren sollen. Nach den ersten Anpassungen des ersten Regelwerks gab es dann die ersten Dramen. Rücktritte, Rücktritte vom Rücktritt. Umbau des Regelwerks. Mitgliedermangel an allen Fronten. Die Vorbereitung stand unter keinem guten Stern. Ich danke trotzdem sehr dafür, dass aufgefallen ist, dass wir in erster Linie Entscheidungen für euch treffen wollten und diese auch möglichst transparent gestalten wollten.
Danach wurde es erstmal ruhig. Das Turnier ging an den Start und die ersten Clashs liefen. Diese waren jedoch wie Tag und Nacht. Während die ersten beiden Runden schon richtige Highlights boten, gab es leider auch einige No shows. Der Grund war schnell klar: wir hätten Leute nehmen sollen, die Bock haben und nicht die, die wir "zwingen" mussten. Zu agressive Werbung hat den Clash scheinbar schon kaputt gemacht, bevor er losging. Dabei hatten wir kaum Argumente, um agressive Werbung zu machen: es sollte keine Clash-Rundmail geben und auch die Infobox wurde an unprominente Stelle verschoben. Dies passierte als Konsequenz aus der Werbung die 2015 gemacht wurde, da sich wohl einige Leute daran gestört haben. Zusätzlich sollte es auch kein Preisgeld geben. Wir sind also mit gestutzten Flügeln in die Teilnehmer- und Jurorensuche gegangen. Trotzdem konnten wir mit 32 Teilnehmern und 16 Juroren ins Turnier gehen. Glaubt mir, es hat sich keiner mehr über die Abstinenzler geärgert als wir in der Orga. Ich werde niemals vergessen, wie ich ein Clash-Thema auswürfeln wollte, während ich im Kinderzimmer meinen Sohn in den Schlaf gewiegt habe und nur einer aufgetaucht ist. Für mich steht auch fest: mit mir als Orga wird davon keiner mehr am Clash teilnehmen.
Auch nach dem Ausdünnen des Teilnehmerfelds ging das Drama weiter. Die LuckyLoser-Regelung, die wohl als Auswuchs von Orga-Willkür in die Geschichte eingeht, erwies sich in meinen Augen als goldrichtig. Auch wenn er es selbst als Makel sieht, hat
@der_wicht das Ding im Anschluss richtig gerockt. All das wäre ohne die LuckyLoser-Regelung (die auch 2015 im Nachgang angesprochen wurde) nie passiert. Und fast hätte es sogar noch einen zweiten Chaos Brawl gegeben.
Als das Achtelfinale endete wähnten wir uns endlich in ruhigerem Fahrwasser. Weit gefehlt. Plötzlich wuchsen die Spannungen, die man nicht auf den ersten Blick sieht. Man fungierte die meiste Zeit als Puffer zwischen Teilnehmern, Juroren und Mitlesern. Abwägen, Fingerspitzengefühl, Missverständnisse, Sturheit. Alles war dabei. Fast täglich. Hier zeigte sich absolut, dass man den Clash auch zum Verbessern der eigenen sozialen Kompetenzen nutzen kann und im Anschluss auf jeden Fall damit umgehen kann, wenn im Hühnerstall mal wieder Streit ausbricht. Die Funktion als Puffer war nicht immer leicht. Teilweise, ohne das jetzt dramtisieren zu wollen, auch belastend. Insbesondere das Bewerten der Bewertungen stellte sich als Drahtseilakt heraus. Lehne ich eine Bewertung ab, weil sie zu hart bepunktet ist, laufe ich Gefahr, dass ich das Ergebnis beeinflusse oder einen Juroren verärgere, weil ich sein Urteilsvermögen in Frage stelle. Nehme ich sie an, obwohl ich Zweifel habe, bekomme ich von den Teilnehmern auf den Deckel. Ich war jedenfalls mehr als froh, dass
@Desaix den Part zum Finale übernommen hat.
Auch die Diskussion, ob der Clash überhaupt weitergeführt werden soll, war anstregend. Natürlich soll er weiter geführt werden! Fast jeder, der mal in irgendeinder Form daran teilgenommen hat, wird den Clash als positive Erfahrung mitnehmen. Dass die Verwaltung etwas mehr zu tun hat, wenn insgesamt über 50 Leute an so einem Turnier zu Schaffen haben, liegt vollkommen in der Natur der Sache.
Ab dem Halbfinale wurde es dann wirklich ruhiger, abgesehen von ein paar Spannungen in der Orga und den üblichen Nebengeräuschen. Leider war da in mir mittlerweile der Wunsch gewachsen den Clash einfach nur noch vernünftig zu Ende zu bringen. Ich denke, dass das im Endeffekt auch noch gut geklappt hat.
An zukünftige Orgas, falls ich es nicht wieder selber mache:
- weniger Teilnehmer. Ich denke 16 Leute, die brennen und richtig heiß sind, sind mit einer Gruppenphase mit anschließender KO-Runde besser bedient
- überlegt euch gut, wie transparent ihr Entscheidungsfindungen darlegen wollt. Manchmal ist ein "so ist es" deutlich entspannter als ein "wünsch dir was"
- haltet die Ohren steif. Ohne Kritik kann man garnicht durchkommen
Ja, ich denke mein Text ist deutlich kritischer geworden als er gemeint ist. Ich habe jetzt aber auch keine Lust ein drittes Mal anzufangen. Die Punkte die ich anspreche, werden im Nachgang nur noch Randnotizen sein, wenn spätere Clash-Generationen davon sprechen wie der
@der_wicht in strahlender Rüstung den Drachen
@interpreter erlegt hat. Aber vielleicht verirrt sich ja mal ein Orga genau zu diesem Beitrag und denkt sich dann "Ach, dann läuft ja alles normal. So kacke sind wir garnicht".
Alles in allem halte ich den CoA 2017 für ein sehr gelungenes Event. Einen herzlichen Dank an alle Teilnehmer und Juroren.
In diesem Sinne auf ein letztes:
@fumo war sehr gut