Form:
Wenn man den Thread einfach mal visuell überfliegt, fällt einem allgemein eines auf: Die Beiträge bestehen hauptsächlich aus Zitat -> Antwort – Passagen. Es gibt kaum Fließtext, was das Lesen recht schwierig macht und eine dynamische Entwicklung der Diskussion ausbremst. Auch sind es oft nur kurze Antworten, mit denen auf den Punkt des Kontrahenten eingegangen wird. All das sind Dinge die auf beiden Seiten den Lesespaß massiv einschränken. Es entsteht eher der Eindruck eines Chats als der einer Diskussion. Ich bin im Allgemeinen ein Freund von „straight to the point“, aber hier hätte man gerne etwas ausführlicher auf die Punkte des Kontrahenten eingehen können. Manchmal waren es nur Einzeiler, die dem Gegner hingeworfen wurden. Im Gesamten ist der Anteil von Fließtexten und den Versuchen aus dem Zitat -> Antwort – Schema auszubrechen bei Narrenschiffer größer.
Beide User verfügen über einen großen Wortschatz, der auch von beiden der Diskussion gerecht angewandt wird. Keiner versucht sich durch eine überzogene Ausdrucksweise besser darzustellen. Hier sehe ich beide User gleichauf.
Interrobang 40% - Narrenschiffer 60%
Stil:
Wirken die Beiträge authentisch oder affektiert?
Unabhängig von diesem Match wirken hier im Clash viele Beiträge affektiert. Das resultiert nun mal daraus, wenn man sich einer Meinung annehmen muss, die man so gar nicht unterstützt. Dennoch fand ich hier von beiden Seiten gut, dass sie das Thema mit ihren eigenen Erfahrungen in Österreich etc. verknüpft haben. Hier hatte man nicht den Eindruck einer Vorlesung, sondern der Diskussionscharakter kam rüber. Das oben genannte „Zitat -> Antwort – Schema“ trägt etwas dazu bei, dass die Beiträge zum Teil affektiert wirken. Da ich das oben jedoch schon angekreidet habe, sehe ich in diesem Bereich beide User gleich.
Wie gestaltet der User seine Beiträge, Argumente und letzten Endes seine gesamte Argumentation?
Die Argumentation fällt bei beiden sehr flach aus, da beide nach ihren Eingangsposts meist zu sehr damit beschäftigt sind, sich gegenseitig ihre Argumente zu zerpflücken. Dies lässt beiden eigentlich kaum Raum für den Aufbau einer eigenen vernünftigen Gesamtargumentation
Reagiert er schnell und ist schlagfertig?
Beide User reagierten in den Stoßzeiten schnell innerhalb von ca. 10 Minuten. Interrobang war hier von der Wortwahl her etwas schlagfertiger. Narrenschiffer machte aber einen cooleren Eindruck und ließ sich von Interrobangs Versuchen nicht einschüchtern.
Füllt er seine Beiträge mit Greifbarem?
Greifbar ist bei diesem Thema schwer zu sagen, da es aus Mangel an echten direkten Demokratien zum Vergleich recht theoretisch bleibt. Beide argumentieren hier für bzw. gegen ein theoretisches Modell. Hier hätte Narrenschiffer ggf. hingehen sollen und neben den Nachteilen des Gegners auch die Vorteile der eigenen Position darlegen sollen. Ich gebe hier Interrobang den Punkt, da er die Diskussion auf seine Seite gezogen hat.
Ist er aggressiv? Aktiv oder eher passiv? Ist er schlagfertig? Trocken oder amüsant?
Narrenschiffer blieb meist sachlich und dabei cool. Interrobang versuchte hingegen Argumente des Gegners eher mit patzigen und flapsigen Kommentaren auszuweichen. Ich glaube man würde hier von „passive-aggressive“ sprechen. Für mich hat das keinen so guten Eindruck hinterlassen, daher geht der Punkt hier an Narrenschiffer.
Wie intensiv geht er auf seinen Gegner ein? Diskutiert er oder hält er nur Monologe?
Beide sind – wie bereits gesagt – intensiv auf die Argumente des Gegenübers eingegangen. Habe ich aber bereits gesagt und will das nicht breittreten.
Eine Sache an Interrobangs Stil stört mich jedoch sehr.
Interrobang geht insgesamt mehr auf die Emotionsschiene und versucht dramatisch den Leser auf seine Seite zu ziehen.
Phrasen wie „Liebe Festgemeinde. Wir haben uns Heute hier versammelt um sicher zu gehen das er auch wirklich verschart wird. Also eigentlich nicht er sondern sie und zwar die repräsentative Demokratie.“, „jajaja ich höre euch schon wie kleine Kevins schreien“, „Wählt die Demokratie, gegen den Faschismus!“ oder „Wen wollt ihr lieber über Gesetze entscheiden lassen die für euch gelten?“ ziehen sich durch das komplette Match. Das mag bei einigen wirken, für mich fühlt es sich jedoch wie Rattenfängerei an. Hätte man diese Kraft mehr in die eigene Argumentation investiert, hätte man insgesamt mehr daraus machen können. Ich finde der Clash soll den besseren Diskutanten zeigen und nicht wer sich besser beim Leser einschleimen kann.
Insgesamt sehe ich im Stil Narrenschiffer weiter vorne, da er sich zwar auf die andere Seite hat ziehen lassen, aber trotzdem cool geblieben ist und nicht ausfallend wurde, wenn Interrobang angefangen hat zu sticheln und provozieren. Dazu kommt die Sache mit der Emotionsschiene.
Interrobang 40% – Narrenschiffer 60%
Argumentation
Sind die Argumente plausibel oder eher konstruiert? Klingt seine Argumentation logisch?
Ich hatte manchmal das Gefühl, dass Interrobang sich in seiner eigenen Argumentation verhaspelt hat. Er springt zwischen Standpunkten hin und her, die für seinen Argumentationsaufbau und die Position an sich elementar sind. Will er nun eine komplette direkte Demokratie? Will er mehr Mitbestimmungsrecht?
Hier finde ich sieht man den schönen Gegensatz dazu:
Beitrag von Narrenschiffer (Seite 2)Es werden Argumente genannt, miteinander verknüpft, plausibel erklärt und es entsteht daraus ein schön zu lesender Fließtext. Das fehlte mir bei Interrobang leider.
Was ich bei beiden positiv fand, dass man ihnen ihre Positionen (trotz Schwächen im Aufbau) abgekauft hat. Beide haben ihre Positionen so dargestellt, dass man ihnen geglaubt hat, sie stehen zu dieser. Es gab ja Themen, wo es dort Hämmungen gab.
Sind die Argumente hieb und stichfest belegt? Wie viel Mühe gibt sich der User, seine Argumentation aufzubauen und mit Belegen zu untermauern?
Belege sind hier recht selten anzutreffen. Wenn, finden diese sich jedoch auf Narrenschiffers Seite wieder.
Wenn Interrobang nach Belegen gefragt wird, weicht er patzig aus:
„Wieder ein netter versuch mir Zeit zu rauben. Es gibt diverse Modelle und bei bedarf können diese angewendet werden.“ oder „netter versuch. aber ich verschwende meine Zeit sicher nicht um dir irgentwas herauszusuchen was nichts mit dem thema zu tun hat.“
Das ist schade, da das eventuell etwas Tiefgang gebracht hätte. Und wenn man schon Aussagen als Fakt darlegt, sollte man sie auch belegen können.
Hat er mehrere Argumente / Ansatzpunkte für seine Position / Haltung?
Im Prinzip beantworten die beiden diese Frage selbst:
„Wir können jetzt noch Ewigkeiten Phrasenpingpong spielen.
Du: Direkte Demokratie verhindert Lobbyismus
Ich: Direkte Demokratie ist eine Spielwiese für Populisten.“
Die Anzahl der Argumente ist von beiden Seiten recht gering. Hier hätten beide mehr daraus machen können.
Kann er die Argumente seines Gegners entkräften?
Hier sehe ich eher ein Unentschieden. Beide gehen auf die Argumente des anderen ein, aber die meisten Gegenargumente sind eher hypothetisch. Oder versuchen das Argument ins Lächerliche zu ziehen. Keiner sticht hier besonders hervor
Hier vergebe ich: Interrobang 35% - Narrenschiffer 65%
Alles in Allem ist Narrenschiffer für mich der Sieger dieses Matches. Sein gesamter Diskussionsaufbau kommt durchdachter rüber, er hatte es nicht nötig auf Provokationen zurückzugreifen, er versucht nicht sich beim Leser einzuschleimen. All das machte einen sachlicheren und professionelleren Eindruck. Trotzdem kann es beiden für die Zukunft nicht schaden, wenn man sich weniger mit den Argumenten des Gegners rumschlägt und dafür seine eigene Position besser erklärt und in ein gutes Licht stellt.
Daher hier meine Gesamtbewertung:
Interrobang: 38 Punkte
Narrenschiffer: 62 Punkte
Ich wünsche beiden weiterhin viel Erfolg und bedanke mich bei beiden für dieses Match.