@serengeti80 serengeti80 schrieb am 17.10.2015:Also Dr. Precht, ich glaube nicht an eine Täuschung
Das solltest Du aber, denn genau das ist es.
Diese Täuschung betrifft nicht nur den Mond, sondern auch Deine vermeintliche 100% Erinnerung an den genauen Platz, an dem Du vorher gestanden hast. Hier genügen ein paar cm Veränderung am Boden, um das Gefühl zu vermitteln, ein hunderttausende von km entfernter Himmelskörper hätte sich um km weiter bewegt.
Vielleicht löst ja das Wort "Täuschung" in Dir eine falsche Vorstellung aus, nämlich die, Du wärst unfähig, richtig zu sehen. Das ist aber nicht der Fall. Optische Täuschung meint einfach, dass alles, was wir sehen, immer in bestimmten Relationen vom Sehzentrum im Gehirn "beurteilt" wird. Es meint auch, da wir eigentlich nur 2D sehen, aber mithilfe des Tastsinnes und der Erfahrung dann letztendlich vom Sehzentrum dann 3D vermittelt bekommen.
Entfernungen richtig einschätzen geht nur, wenn man Hilfskonstruktionen zur Verfügung hat - also andere Gegenstände vorhanden sind, deren Größe und Entfernung wir bereits kennen.
Ebenso gehört dazu das Wissen um die Geschwindigkeit, der Winkel, und ein sogenanntes "Ruhe" und "Bewegung" Bezugssystem, in dem eben, wie Du selbst erlebt hast, "Ruhe" und "Bewegung" relativ sind.
All das lässt sich gut mit dieser bekannten Tatsache erklären: gerade in schwachen Lichtverhältnissen sind ein weit entfernter großer Lichtpunkt und ein naher, kleiner nicht zu unterscheiden. Unser Gehirn kann die reale Größe und Entfernung nicht erfassen.
Ebenso verhält es sich mit Bewegung: wenn man nicht weiß, welcher Gegenstand in Ruhe ist, dann weiß man auch nicht, wer in Bewegung ist. Nur weil ich zB die Erde als "in Ruhe" erlebe, kann ich die Bewegung des Mondes wahr nehmen. Stehe ich auf dem Mond, dann erlebe ich den Mond "in Ruhe" und die Erde in Bewegung.
Um schnell mal zu überprüfen, wie sich entfernte Gegenstände "bewegen" können, obwohl sie es nicht tun, kannst Du einen ganz simplen Augentest durchführen:
strecke eine Hand aus, forme eine lockere Faust und fixiere mit dem Daumen (und beiden geöffneten Augen) einen Gegenstand, der klein genug ist, dass er bei dieser Entfernung total hinter Deinem Daumen verschwindet.
Wenn Du jetzt bei unveränderter Daumenposition ein Auge schließt, dann "springt" der Gegenstand zur Seite und ist wieder sichtbar. Je nachdem, wie gut Deine Augen sind, kann es passieren, dass der Gegenstand je nach Auge unterschiedlich weit weg "springt" - je besser Du siehst, umso weiter ist der Sprung, je schlechter Du siehst, umso bescheidener.
Und das passiert auch beim Betrachten des Mondes - in so kurzer Zeit bist es nur Du, deren/dessen veränderte Position den Mond an anderer Stelle gesichtet hat.
Hinzu kommen noch Wolkenbewegungen.