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David van Reybrouck - Kongo
11.09.2017 um 22:23Original anzeigen (0,2 MB)
Dies ist *das* historische Buch des 21. Jahrhunderts. Reybrouck ist Kulturhistoriker und Archäologe (mit Dissertation), aber auch Journalist, und er verbindet in diesem seinem Opus Magnus penibelst recherchierte und belegte Geschichte des Kongos seit dem Neolithikum mit journalistischer Reportage (Reybrouks Vater war im Kongo Eisenbahningenieur, er selbst bereiste während der Nuller-Jahre den Kongo mehrfach und ist nach wie vor im Kongo tätig, um Journalisten auszubilden).
Das Buch umfasst ausführlichst folgende Epochen:
- Neolithikum bis zur Ankunft der Portugiesen im 16. Jahrhundert
- Das 16. Jahrhundert bis zur Übernahme durch den belgischen König Leopold
- Die Kautschuk-Jahre unter König Leopold von Belgien
- Belgisch-Kongo ab 1908
- Die Entkolonialisierung mitsamt dem Chaos und der Ermordung Lumumbas
- Die Diktatur Mobutus
- Post-Mobutu-Kongo unter Vater und Sohn Kibala
- Die chinesischen Beziehungen bis zur Gegenwart
Die besondere Art, wie Reybrouck recherchiert, ist seine Verknüpfung akribisch recherchierter historischer Fakten mit Zeitzeugengesprächen (journalistischer Reportage) sowie seine Engführung politischer Geschichte mit den Lebensbedingungen der im Kongo lebenden Menschen.
Für mich einer der Höhepunkte sind die immer wieder eingeflochtenen Gespräche mit einem gewissen Nkasi, der 1882 geboren wurde und die 2007 geführt wurden. Wohl einer der ältesten Männer der Welt, und während der Gespräche stellt sich aufgrund der Detailerinnerungen heraus, dass diese so korrekt sind, dass sein hohes Alter stimmen muss.
Die Zeit der Unabhängigkeit ab 1960 kommt bei Reybrouck sehr schlecht weg, da nicht nur durchgehend eine politische Kaste an der Macht ist, die den Reichtum des Kongos einstreift (Zinn, Kupfer, Coltan), sondern auch die Infrastruktur komplett verfallen lässt.
Somit entsteht ein Bogen von Belgisch-Kongo zu den in den Nuller-Jahren entwickelten Beziehungen zu China, welche beide trotz sehr egoistischer Interessen für die Menschen im Kongo positive Einflüsse gebracht haben bzw. bringen (höheres BIP, bessere Infrastruktur, soziale Absicherung).
Als die schlimmsten Jahre werden die zweite Hälfte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts beschrieben, als sich Burundi, Ruanda und Rebellenorganisationen den Ost-Kongo unter den Nagel rissen, um sich der Rohstoffe zu bedienen. Die durch Zeugen geschilderten Brutalitäten sind an der Grenze des Vorstellbaren und stehen durchaus in einem Kontext zu den Animositäten zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda, nur dass sie umgekehrt gelagert waren (die Hutu waren die Gejagten und Zerhackten, während die Tutsi in Ruanda, Burundi wie Kinshasa die Herrschaft innehatten/innehaben).
Spannendst zu lesen, der Rezensent Sebastian Hammelehle im SPIEGEL stellt Reybrouck sogar auf eine Stufe mit der Historiker-Ikone Barbara Tuchman.
Infolinks im Spoiler
Der Autor:
http://www.davidvanreybrouck.be (Flämisch)
Wikipedia: David Van Reybrouck
Verlagsinfo:
http://www.suhrkamp.de/buecher/kongo-david_van_reybrouck_46445.html
Rezensionen:
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/david-van-reybrouck-kongo-bei-suhrkamp-a-829640.html
http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-18980
http://www.deutschlandfunk.de/blick-in-den-kongo.700.de.html?dram:article_id=235165
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/eine-geschichte-kongos-rohstoff-fuer-eine-neue-weltordnung-11749945.html
http://www.taz.de/!5092390/
https://cms.falter.at/falter/rezensionen/buecher/?issue_id=432&item_id=9783518423073
http://www.haz.de/Nachrichten/Kultur/Uebersicht/David-Van-Reybrouck-gewinnt-NDR-Sachbuchpreis
https://www.nzz.ch/international/afrika/afrika-als-vorreiter-der-globalisierung-1.18430677
https://www.lrb.co.uk/v36/n20/adam-shatz/ca-va-un-peu
Dies ist *das* historische Buch des 21. Jahrhunderts. Reybrouck ist Kulturhistoriker und Archäologe (mit Dissertation), aber auch Journalist, und er verbindet in diesem seinem Opus Magnus penibelst recherchierte und belegte Geschichte des Kongos seit dem Neolithikum mit journalistischer Reportage (Reybrouks Vater war im Kongo Eisenbahningenieur, er selbst bereiste während der Nuller-Jahre den Kongo mehrfach und ist nach wie vor im Kongo tätig, um Journalisten auszubilden).
Das Buch umfasst ausführlichst folgende Epochen:
- Neolithikum bis zur Ankunft der Portugiesen im 16. Jahrhundert
- Das 16. Jahrhundert bis zur Übernahme durch den belgischen König Leopold
- Die Kautschuk-Jahre unter König Leopold von Belgien
- Belgisch-Kongo ab 1908
- Die Entkolonialisierung mitsamt dem Chaos und der Ermordung Lumumbas
- Die Diktatur Mobutus
- Post-Mobutu-Kongo unter Vater und Sohn Kibala
- Die chinesischen Beziehungen bis zur Gegenwart
Die besondere Art, wie Reybrouck recherchiert, ist seine Verknüpfung akribisch recherchierter historischer Fakten mit Zeitzeugengesprächen (journalistischer Reportage) sowie seine Engführung politischer Geschichte mit den Lebensbedingungen der im Kongo lebenden Menschen.
Für mich einer der Höhepunkte sind die immer wieder eingeflochtenen Gespräche mit einem gewissen Nkasi, der 1882 geboren wurde und die 2007 geführt wurden. Wohl einer der ältesten Männer der Welt, und während der Gespräche stellt sich aufgrund der Detailerinnerungen heraus, dass diese so korrekt sind, dass sein hohes Alter stimmen muss.
Die Zeit der Unabhängigkeit ab 1960 kommt bei Reybrouck sehr schlecht weg, da nicht nur durchgehend eine politische Kaste an der Macht ist, die den Reichtum des Kongos einstreift (Zinn, Kupfer, Coltan), sondern auch die Infrastruktur komplett verfallen lässt.
Somit entsteht ein Bogen von Belgisch-Kongo zu den in den Nuller-Jahren entwickelten Beziehungen zu China, welche beide trotz sehr egoistischer Interessen für die Menschen im Kongo positive Einflüsse gebracht haben bzw. bringen (höheres BIP, bessere Infrastruktur, soziale Absicherung).
Als die schlimmsten Jahre werden die zweite Hälfte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts beschrieben, als sich Burundi, Ruanda und Rebellenorganisationen den Ost-Kongo unter den Nagel rissen, um sich der Rohstoffe zu bedienen. Die durch Zeugen geschilderten Brutalitäten sind an der Grenze des Vorstellbaren und stehen durchaus in einem Kontext zu den Animositäten zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda, nur dass sie umgekehrt gelagert waren (die Hutu waren die Gejagten und Zerhackten, während die Tutsi in Ruanda, Burundi wie Kinshasa die Herrschaft innehatten/innehaben).
Spannendst zu lesen, der Rezensent Sebastian Hammelehle im SPIEGEL stellt Reybrouck sogar auf eine Stufe mit der Historiker-Ikone Barbara Tuchman.
Infolinks im Spoiler
Der Autor:
http://www.davidvanreybrouck.be (Flämisch)
Wikipedia: David Van Reybrouck
Verlagsinfo:
http://www.suhrkamp.de/buecher/kongo-david_van_reybrouck_46445.html
Rezensionen:
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/david-van-reybrouck-kongo-bei-suhrkamp-a-829640.html
http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-18980
http://www.deutschlandfunk.de/blick-in-den-kongo.700.de.html?dram:article_id=235165
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/eine-geschichte-kongos-rohstoff-fuer-eine-neue-weltordnung-11749945.html
http://www.taz.de/!5092390/
https://cms.falter.at/falter/rezensionen/buecher/?issue_id=432&item_id=9783518423073
https://www.nzz.ch/international/afrika/afrika-als-vorreiter-der-globalisierung-1.18430677
https://www.lrb.co.uk/v36/n20/adam-shatz/ca-va-un-peu