AfD

Ich könnte mir vorstellen, dass es zu durchaus langen Gesichtern kommen würde, wenn nach AfD-Art möglichst rabiat mit den Migranten umgegangen würde. Wenn dann plötzlich überall die Leute fehlen, die zuvor die Arbeit gemacht haben, wäre es wohl wahrscheinlich auch nicht das gewünschte Ergebnis.

Ist es nicht auch inzwischen in Brexitannien so, dass oft Arbeitskräfte fehlen, die wieder mühsam angelockt werden müssen (was oft nicht in ausreichendem Maße gelingt)?

martenot schrieb:Ich könnte mir vorstellen, dass es zu durchaus langen Gesichtern kommen würde, wenn nach AfD-Art möglichst rabiat mit den Migranten umgegangen würde. Wenn dann plötzlich überall die Leute fehlen, die zuvor die Arbeit gemacht haben, wäre es wohl wahrscheinlich auch nicht das gewünschte Ergebnis.

Dazu brauchen wir ja nur nach Großbritanien schauen. Mit ihrem Brexit wurde es für so einige ausländische Arbeitskräfte erschwert weiterhin dort zu arbeiten. Auch die AfD hat, wie so viele Rechtsextreme Parteien, einen Groll auf die EU und will am liebsten deren Auflösung, bzw. austreten.
Zudem zeigt der Brexit, dass es nicht so einfach ist mit allen anderen Ländern neue Verträge auszuarbeiten und zu schließen. Als einzelner Staat hat man eben weniger Gewicht als die EU. Und wenn dann auch noch heimische Ernteausfälle hinzukommen, dann ist es mit dem Import von Waren ungleich schwieriger und auch teurer.

Erst fehlten die Lastwagenfahrer, dann die Eier, nun die Tomaten.

Im Herbst 2021 waren die Tankstellen zeitweise ohne Benzin. Ein Jahr später wurden die Eier und Weihnachtstruthähne knapp. Außerdem mangelt es an allen Ecken und Enden an Arbeitskräften, vor allem in Dienstleistungsberufen und der Gastronomie.

Nun fehlt also auch das Gemüse - und das nicht zum ersten Mal. Nachdem die Brexit-Regeln erstmals in Kraft traten, klafften ebenfalls Lücken in den Regalen.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/grossbritannien-brexit-folgen-lebensmittel-100.html

Nun auch in Baden-Württemberg ein deutlicher Anstieg in den Landtagswahl-Umfrageergebnissen:


https://twitter.com/Wahlen_DE/status/1681969935835095041 (Archiv-Version vom 20.07.2023)

Klar, dass die Grüne Dominanz mit dem politischen Ruhestand Winfried Kretschmanns enden würde war absehbar. Die CDU profitiert nur leicht. Dass die Wähler von grün zur AfD wechseln? Halte ich für eher unwahrscheinlich, wenn auch wahrscheinlicher als im Rest Deutschlands, da die Grünen hier auch schon bei der CDU wilderten. Ob die ehemaligen "oben bleiben" Wutbürger nun alles Querdenker und Pegida-Sympathisanten sind? Fraglich.
Hier gab es mit den Republikanern bereits in der Vergangenheit beliebte Parteien rechts der CDU im Landtag. Ein gewisses Potential ist also latent vorhanden.
Aber ein derartiger Anstieg? Hätte ich nicht vermutet. Ich habe hier sowohl viel Einblick in ländliche Gebiete und bin auch in zwei der vier größten Städte regelmäßig unterwegs. Nennenswerte Probleme mit Migranten stechen nicht unbedingt in's Auge.

Ich vermute auch, dass der Aufschwung in Teilen mit dem GEG zusammenhängt.
Was mein Vater mir teilweise für Falschinformationen, Verschwörungsmythen oder Anti-Grünen Kampagnen aus seinen Boomer-Whattsappgruppen zeigt ist teilweise schon erschreckend. Hier schlummert sicher viel Protestpotential.

martenot schrieb:Ist es nicht auch inzwischen in Brexitannien so, dass oft Arbeitskräfte fehlen, die wieder mühsam angelockt werden müssen (was oft nicht in ausreichendem Maße gelingt)?

Ich frag mich grade, wie es eigentlich dazu kam, dass wir auf externe Arbeitskräfte angewiesen (wurden)? Ging früher doch, woran liegt das?Können ja nicht alle in Bürgergeld machen?

Ich verfolge einige TikToker...mal abgesehen davon, dass diese Plattform bzw. Spyware Abschaum ist wie im Grunde alle sozialen Medien...beim durchsliden stellte ich fest, dass ein recht schwach beleuchtetes Mädel in einer Stunde fast 1k machte...klar, es hing alles raus oben. Wenn ich 800 Euro/Stunde mache, stell ich mich auch nicht 8 Stunden auf den Bau für 14 Eueo Stunde. Verwirrende WElt.

Bücherwurm schrieb:Ich frag mich grade, wie es eigentlich dazu kam, dass wir auf externe Arbeitskräfte angewiesen (wurden)? Ging früher doch, woran liegt das?Können ja nicht alle in Bürgergeld machen?

Wir kamen noch nie ohne aus.


Mögliche Gründe:

Zu viel Arbeit (braucht man halt auch mehr Arbeiter, siehe öD Justiz bspw. )

Gesellschaftlicher Wandel (Trend hin zum Abitur und dann auch zum Studieren und dann öfters auch am Bedarf vorbei - oder auch verbreitetes Influencertum)

Rente mit 63

Geburtenrückgang

Mehr physisch und psychisch angeschlagene und dadurch nicht arbeitsfähige Menschen oder auch immer früher

Zu lange (Danke Union) mit einem ordentlichen Fachkräfteeinwanderungsgesetz gewartet bzw. zu lange boykottiert/geblockt.

Ps.
Das Gerede, dass angeblich soooo viele Arbeiter und Facharbeiter wegen zu niedriger Löhne oder zu hoher Steuerlast Deutschland verlassen haben sollen, soll gar nicht so dramatisch sein und nicht so nennenswert für den Mangel verantwortlich sein.

rhapsody3004 schrieb:Wir kamen noch nie ohne aus.

Zumindest seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist es noch nie ohne ausländische Arbeitskräfte gegangen. Damals kamen ja schon recht bald die ersten "Gastarbeiter". Somit liegt die Zeit des "Ging früher auch" schon lange zurück (vor 1945 hatte man sich halt des Modells "Zwangsarbeit" bedient).

@rhapsody3004

Die Gastarbeiter hatten damals ja nicht viel zu lachen und machten echt die miesesten Jobs, die man sich nur vorstellen kann. Ist die Frage, ob sich das so wiederholt..wenn sie Jobs machen müssen, für die sich Deutsche zu fein sind, da besteht die Gefahr, dass ausgenutzt wird.

Klar...Merkantilismus ist tot und war mal, alles ist globaler. Aber es ist alles zu ungeordnet, alles geschieht so schnell, glaub das schreckt die Leute eher ab.

rhapsody3004 schrieb:Das Gerede, dass angeblich soooo viele Arbeiter und Facharbeiter wegen zu niedriger Löhne oder zu hoher Steuerlast Deutschland verlassen haben sollen, soll gar nicht so dramatisch sein und nicht so nennenswert für den Mangel verantwortlich sein.

Eher Abgaben. 50 Prozent sind eben schonmal ne Hausnummer vom Lohn. 2022 nahm die BRD 1 Billion Euro (!) Steuergeld ein, soviel wie noch nie. Warum startet man damit nicht einen "Neustart" in D? Um die Bildung solls ja nicht so doll bestellt sein, MINT-Index aus der Hölle. Migrantische Fachlkräfte schön und gut, aber anstatt dauernd darauf den Fokus zu lenken sollten wir auch die schon länger hier lebenden endlich angemessen fördern, Bildung ist einzige und wertvollste Ressource.