@lenzko Ich bin in Schleswig-Holstein und dort im Landkreis Dithmarschen, etwa 7 km von der Elbmündung entfernt aufgewachsen. 1983 wurde dort im nahegelegenen "Kaiser-Wilhelm-Koog" in einer Versuchsanlage der (oder die) "Growian" (GROße WIndenergieANlage) errichtet - das seinerzeit größte Bauwerk seiner Art weltweit. Überwältigender Erfolg war dem Ganzen nicht beschieden; bis zu seiner Demontage 1987 hatten sich gerade mal etwas mehr als 400 reine Betriebsstunden ergeben - zu einem dauerhaften Testbetrieb kam es aufgrund häufiger Stilllegungen und vieler Reparaturen nicht.
Mag auch daran gelegen haben, daß die intensive Nutzung der Windkraft zur Energiegewinnung politisch wie wirtschaftlich nicht gewollt war; so sind Aussagen des damaligen RWE-Vorstands Günther Klätte ("Wir brauchen Growian, um zu beweisen, daß es nicht geht. Growian ist so etwas wie ein pädagogisches Modell, um Kernkraftgegner zum wahren Glauben zu bekehren.") wie auch des früheren SPD-Forschungsministers Hans Matthöfer ("Wir wissen, daß es uns nichts bringt. Aber wir machen es, um den Befürwortern der Windenergie zu beweisen, daß es nicht geht.") überliefert. Soweit also zu den Anfängen der Windenergie in Deutschland.
Als Kind bin ich oft mit dem Rad zum Baden nach Kaiser-Wilhelm-Koog gefahren; die Eltern von Klassenkameraden/innen hatten dort ihre Häuser und Höfe. Unberührte, eindrucksvolle Naturlandschaft hinter den Deichen, wo auf grünen Marschwiesen schwarz-weiß und rotbuntes Rindvieh idyllisch graste, um Mich und Fleisch zu produzieren.
Nach dem Abbau des "Growian" entstand an gleicher Stelle und ausgeweitet auf ca. 20 Hektar, der erste kommerzielle Windenergiepark Deutschlands. Darüber hinaus wurden auf den umliegenden Weiden teils von den besitzenden Landwirten, teils von (dänischen) Betreibergesellschaften eine weitere große Anzahl an Windrädern errichtet. Im Gegensatz zu der einstigen, durch ihre Weite und Abgeschiedenheit beeindruckenden Landschaft "achtern Diek" (hinterm Deich), reihte sich im Laufe der Jahre eine Rotor-Turbine neben die andere. Wahrlich eine Verschandelung der Landschaft; wenn ich als Tourist den früheren Zustand erlebt hätte im Vergleich zu heute, würde ich dort nicht mehr Urlaub machen...
Auch die -letztlich ja von den "Wind-Türmen" profitierenden- direkten Anwohner wurden mit den weiteren Umständen ihrer selbstgewollten alternativen Technik vielfach nicht sonderlich glücklich. Neben zwar eindrucksvollen, gleichwohl aber doch steril-häßlichen Technik-Bauten, sorgte das entstehende, ununterbrochen zu hörende, leise pfeifende Betriebsgeräusch für Unbehagen. Mir kam es -nach eigenem Erleben und besonders zur Nachtzeit- oftmals wie die Lärmkulisse eines entfernten Flughafens vor. Bei Tage und wolkenlosem Himmel (auch den gibt es durchaus und öfter als vermutet in Schleswig-Holstein
;)) aber läßt der permanente "Schattenwurf" durch die drehenden Rotorblätter ein Leben in der Nähe solcher Anlagen schier unmöglich werden! Gleich ob im Haus, auf der Terasse oder dem Garten - ständig mit vorüberhuschenden großen Schatten konfrontiert zu werden, kann einen Menschen auf Dauer wirklich verrückt machen. Neben den schon erwähnten Übeln war diese andauernd wahrgenommene Bewegung für mich das Schlimmste, was ich in der Nähe zu solchen Gerätschaften erleben mußte.
Besonders arg traf es dann und dadurch auch noch diejenigen, welche zwar dort im mühsam erarbeiteten Häuschen wohnten, aber mangels geeignetem Grundstück keinen monetären Nutzen aus einer eigenen oder gemeinschaftlich betriebenen Anlage ziehen konnten. Gleichwohl aber den negativen Einflüssen solcher Natur-Energiegewinnung ausgesetzt waren. Die von diesen Menschen meist als nebenverdienstliches "Zubrot" betriebene Zimmervermietung an ruhesuchende Urlaubsgäste ging zurück und nur die dem Holsteiner gegebene Verwurzelung mit seinem althergebrachten Lebensraum hat verhindert, daß Abwanderungen in größerem Umfang stattgefunden haben. Einige haben dennoch aus diesen Gründen ihre Heimat aufgegeben...
Natürlich kann ein Windrad keine Landschaft verstrahlen; gleichwohl so ganz ungefährlich für ihre direkte -wie auch weitere Umgebung- sind die Propeller nicht. Zwei Beispiele mögen hier der Erläuterung dessen dienen, was ich meine:
http://www.waz-online.de/Gifhorn/Gifhorn/Uebersicht/Sturm-Windrad-ausser-Kontrollehttp://www.scienceblogs.de/frischer-wind/2008/02/spektakulares-video-kollaps-einer-windturbine.phpFür mich als mittlerweile "bekehrten" ehemaligen Befürworter der Kernkraft, stellt die Energiegewinnung durch Solartechnik das Modell der Zukunft dar. Schade nur, daß es auch hier von Anfang an hauptsächlich vermögenden Eigenheimbesitzer/innen vorbehalten gewesen ist, hieraus großen, langfristig durch entsprechende Abnahme-Verträge gesicherten, finanziellen Nutzen zu ziehen. Der kleine mietzahlende "Steuersklave" ist aus all diesen Maßnahmen -wie so oft in diesem unserem Lande- wieder einmal ausgenommen, muß sich mit höheren Strompreisen abfinden und wird von daher wohl auch vielfach nur halbherzig den Abschied vom "Atomzeitalter" begrüßen. Für ihn kommt eben nach wie vor und in seinem Denken "der Strom (nur) aus der Steckdose". Und dieser Slogan -was wohl viele gar nicht wissen- war seinerzeit eine Erfindung der Energieerzeuger...