@Heide_witzka Klar, jeden Nachmittag verschlägt es mich mit dem Fahrrad in die Karpaten, in denen ich vier Wochen lang durch Wildwechsel radle ohne jeglichen Kontakt zur Zivilisation. Na Gott sei Dank, dass ich mitten in der Wildnis immer Möglichkeiten habe, die Batterien wiederaufzuladen, damit mir mein Navi ein Bild bringt.
Zur Klarstellung. Ich habs immerhin geschafft, anhand einer Karte, mich und ne Freundin durch Tschechien zu navigieren und das übrigens punktgenau. Ohne Ortskenntnis, ohne Sprachkenntnis. Und da es eine Form von Luxus ist, brauch man es nicht, man hat es halt. Hat nichts mit Bear Grylls zu tun, Kartennavigation und Kompasshandhabung haben wir in der Grundschule gelernt, ich weiß nicht, wies bei euch war. Noch dazu bin ich weiß Gott keiner, der sein Fahrrad nur für den Einkauf nutzt, ich hab mich blind und sogar teilweise ohne Karte in mir völlig fremde Gebiete eingefahren und fand immer einen Weg, mich zu orientieren und Abkürzungen zu finden usw.
Je routinierter man mit einem Fahrrad ist, desto weniger brauch man ein Navi. Ich habe es geschafft, mich aus einer hoffnungslos verlaufenen Lage nur anhand eines mickrigen Sehenswürdigkeitenplans einer völlig fremden Stadt soweit zu orientieren, dass ich wieder Anschluss an die Gruppe fand. Ohne Navi, ohne permanente Stimme, in welcher Gasse ich abbiegen muss, im Grunde nur mit einem 100x100 Meter Ausschnitt des ungefähren Gebiets, in dem ich mich befand.
Noch dazu druck ich mir maximal nen Routenplan aus, bevorzuge aber doch Landkarten und Stadtpläne und war bisher immer in der Lage, mein Ziel zu finden. Auch das hat nichts mit Diogenes aus der Tonne zu tun sondern mit nem einigermaßen entwickelten kognitiven Gebiet im Hirn, zumindest soweit, dass man weiß, wo man ist und wo man hinwill. Sollte man einmal zwischen zwei Hügeln stehen und nicht wissen, wo man ist, hilft immer noch ne Kreuzpeilung auf der Karte, wenn das Navi die Hufe hochmacht, ist man angeschissen.
Und da es wie mit aller Technik immer das Gleiche ist: Das Ausfallrisiko ist höher als der Nutzen, den einem die Alternative im Notfall bringt. Deshalb: lieber Karte und Kompass als sich vom Navi verdummen zu lassen. Wer angesagt haben will, wo der nächste Halt ist, der kann auch mit dem Zug fahren.