Fellatix schrieb:oder übertragenem Sinn
Nehme an, das heißt so viel wie: ein völlig verrücktes, anstrengendes vllt sogar sinnloses Unterfangen trotzdem durchziehen? Klingt so nbissl nach dem buddhistischen "Wald kehren" um sich der Sinnlosigkeit des Daseins bewusst zu werden. Ist eine Meditationsübung.
Ja, hab ich gemacht, mach ich täglich, und stimme Herzog vollkommen zu. Ich gehe auch wie Camus davon aus, dass Sisyphos ein glücklicher Mensch gewesen sein muss. ^^
Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen, forderte Albert Camus (1913-1960) 1942: „Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen.“
In den Räumlichkeiten der Buchhandlung Moser in Graz sprach HOHE LUFT-Chefredakteur Thomas Vašek mit NZZ-Feuilletonchef Martin Meyer, der erst letzten Sommer seine Camus-Biographie im Hanser-Verlag herausbrachte, über den großen Philosophen des Absurden, der im November seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.
Es klingt erst einmal wie ein Widerspruch, wenn Camus Freiheit predigt und zugleich von einem glücklichen Sisyphos spricht – wie könnten wir uns diesen als frei vorstellen? Dazu verdonnert, ein- und denselben Felsen immer und immer wieder den Berg hinauf zu wälzen, scheint Sisyphos vielmehr Inbegriff des gefangenen, denn freien Individuums zu sein. Doch genau das ist die Dialektik bei Camus, erklärt Meyer: Erst erfährt das Individuum die Welt als undurchdringbar und sinnlos, dann beginnt es sie hinzunehmen und zu akzeptieren. So gesehen ist Sisyphos als Allegorie des Lebens zu verstehen: Er sucht vergeblich nach einem Sinn, kann die ewig gleiche Handlungsabfolge jedoch hinnehmen und so ein Stück weit seine Freiheit zurückerobern. Freiheit heißt bei Camus also, über Revolte gegen die Sinnlosigkeit zu einer Akzeptanz zu finden – und das Sosein des Lebens anzunehmen. Damit ist jedoch nicht gemeint, in eine Art Schockstarre zu verfallen – vielmehr müssen wir jene Gegebenheiten akzeptieren, die wir nicht ändern können und Entscheidungen treffen, wenn wir sie sehr wohl ändern können und wollen. Meyer erklärt es mit der Metapher eines verirrten Wanderers, der schließlich an Ort und Stelle verhungert, weil er zu lange überlegt hat, welcher Weg ihn wieder aus dem Wald hinausführen könnte. Worum es also wirklich geht sind Entscheidungen über Situationen, die wir beeinflussen können: Wir müssen einfach nur losgehen.
– Christina Geyer
Quelle:
https://www.hoheluft-magazin.de/2013/12/warum-sisyphos-gluecklich-ist/