Liebe auf den ersten Blick - oder doch letztendlich Politik?

rhapsody3004 schrieb:Bspw. wenn Menschen politisch zu erzkonservativ oder zu neoliberal eingestellt sind; mit solchen fiel es mir bereits schwer auch nur befreundet zu sein.

Ja, ist auf jeden Fall schwierig, wenn da bei grundsätzlichen politischen Ansichten gar keine Einigkeit besteht. Wobei es auch davon abhängt, wie stark und vehement die Themen angesprochen werden. Es gibt ja Leute, die ständig ihre politische Meinung verkünden wollen, auch in Freundschaften oder Beziehungen, wo man eigentlich sowieso längst Bescheid weiß. Wenn beispielsweise jemand bei jeder Gelegenheit seine pro-AfD-Parolen (oder auch religiöse Überzeugungen etc.) zum Besten gibt und einen damit zutextet, dann ist es für mich fast unmöglich, mit so jemandem eine engere Beziehung aufzubauen.

Wenn jemand bereit ist, zuzuhören und auch andere Meinungen zuzulassen, dann sieht es wieder anders aus. Allerdings ist das meiner Erfahrung nach bei vielen streng politischen und religiösen Anhängern nicht der Fall.

Doors schrieb:im beruflichen oder politischen Kontext kennen gelernt. Da hatte ich dann eigentlich schon immer eine Einschätzung, wo ich sie politische zu verordnen hatte.

Also nur aus dem Beruf oder einer bestimmten Position darauf zu schließen - da kann man wirklich danebenliegen. Also nur rein anhand dieser Informationen/Merkmale von Personen.

Gespräche allerdings, auch dann übers rein berufliche hinaus, können dann so zumindest meine Erfahrung ein gutes Indiz für die politische Richtung von Menschen und auch welche Parteien eher bevorzugt werden könnten sein.
Auch wie gesprochen wird. Eher normal und freundlich oder eher überheblich.

martenot schrieb:Wenn jemand bereit ist, zuzuhören und auch andere Meinungen zuzulassen, dann sieht es wieder anders aus. Al

Dann ist für mich zumindest eine lockere Bekanntschaft immer möglich. Enge Freundschaft aber auch längst nicht bei jedem, nur weil er zuhören und auch andere Meinungen respektieren kann.
Für eine enge Freundschaft muss es auch immer Schnittmengen bei Interessen und Hobbys geben. So bei mir zumindest.

rhapsody3004 schrieb:Also nur aus dem Beruf oder einer bestimmten Position darauf zu schließen - da kann man wirklich danebenliegen. Also nur rein anhand dieser Informationen/Merkmale von Personen.

Warum?

Klischeebeispiel kurz:
Gibt schließlich auch wohlhabende Abteilungsleiter oder gar Firmenchefs sowie auch Anwälte, Ärzte usw... die Mitte-Links eingestellt sind und bspw. auch SPD oder sogar die Linken oder Grünen wählen.

Genauso wie ich auch schon Kollegen, ganz normale Arbeiter, kennengelernt habe, die FDP bspw. gewählt haben.

rhapsody3004 schrieb:Also nur aus dem Beruf oder einer bestimmten Position darauf zu schließen - da kann man wirklich danebenliegen. Also nur rein anhand dieser Informationen/Merkmale von Personen.

Ich meinte mit "beruflichem Kontext" auch eher meine Tätigkeit als Freier Journalist. Wenn ich da einen alten Nazi-Mörder interviewte, dann war mir schon klar, dass ich nicht mit einem Linksliberalen sprechen würde. Auch wenn ich mit französischen Folterknechten des Algerienkrieges sprach, war mir schon klar, dass ich da nicht einen humanitär eingestellten Menschenfreund vor mir hatte. Im Regelfalle kann ich mein Gegenüber auch schon ziemlich gut politisch einschätzen und verorten.

Manchmal kann man sich natürlich auch täuschen. Wie sagte mir 1992 ein alter PDS-Genosse aus Rostock: "Der Kapitalismus ist scheisse, er hat uns die ganzen Ausländer hergebracht." Wenn das die Konsequenz des Leitbildes ist, dann dürften diejenigen, die für ein sozialistisches Deutschland und internationale Solidarität gestorben sind, in ihren Gräbern rotieren. Aber wahrscheinlich ist der Ex-Genosse, so er denn noch lebt, schon längst zur AfD oder dem künftigen national-bolschewistischen Wagenknecht-Projekt abgedriftet.

Doors schrieb am 19.10.2023:Manchmal kann man sich natürlich auch täuschen. Wie sagte mir 1992 ein alter PDS-Genosse

Wenn eine Partei meint, mit Namensänderung ihr Ansehen aufhübschen zu müssen (ohne inhaltliche Konsequenzen!) nur, um der Vergangenheit zu entfliehen und sie sogar selbige Mitglieder mitnimmt, dann ist das das Unglaubwürdigste, was ich mir vorstellen kann.
Also war dieser PDSler ein ,,richtiger" Wendehals.

Do-X schrieb:Also war dieser PDSler ein ,,richtiger" Wendehals.

Ich war damals, nach der Übernahme der DDR als Westler aus Trotz in die PDS eingetreten, bin dann aber später wieder raus, weil ich mich in der Kommunalpolitik für eine andere Partei engagiert habe. Danach war ich auch mal eine Zeit lang bei den Grünen.

Inzwischen bin ich "freischaffender Politikberater" für Parteien auf kommunaler Ebene. Die Menschen, die sich dort engagieren, machen das ehrenamtlich und meist neben Beruf und Familie. Hinzu kommt, dass sich viele auf Grund ihrer Vorbildung und Fachkenntnis in der Materie und der Rechtslage nicht unbedingt so sehr auskennen bzw. keine Zeit haben, sich in Sachverhalte einzuarbeiten. Obendrein fällt es manchen Menschen schwer, Texte, von der Pressemitteilung über Anträge oder Anfragen bis hin zu Werbemitteln, zu verfassen und zu gestalten. Da komme ich dann quasi parteiübergreifend in Spiel. Natürlich nur eine Partei pro Gemeindevertretung. Ich will ja nicht gleichzeitig für CDU und SSW arbeiten. Ich bin zwar kein Jurist, aber durchaus in der Lage, mich in Rechtsverordnungen, Kommunalrecht, Gemeindeordnung oder auch Flächennutzungs- oder Bebauungspläne einzuarbeiten, Gutachten oder Verträge zu lesen und auf Schwachstellen abzuklopfen.

Das ist interessant, macht Spass und bringt viele Kontakte.