Was ist schlimmer? Todesstrafe oder bis zum Ende im Gefängnis bleiben?

Die Todesstrafe wird ja immer als die schlimmste aller Strafen ausgesprochen. Allerdings weiss ich nicht ob das wirklich die härteste Form der Bestrafung sein soll. Man weiss ja nicht was nach dem Leben kommt, aber auf jedenfall ist es dann vorbei. Der Verurteilte ist dann weg. Ich persönlich finde aber, eine Freiheitsstrafe, die wirklich bis zum Ende des Lebens geht, also 50-60 Jahre viel schlimmer. Wenn man bis zum Ende des Lebens verurteilt wird und keine Aussicht auf Freiheit mehr hat, dann muss man ja den Rest des Lebens zum großen Teil in einer Zelle mit sich selbst verbringen. Und ich denke dass ist auf Dauer viel viel schlimmer als die Todesstrafe, ich könnte mir sogar vorstellen dass man sich nach 20-30 Jahren dann wünscht lieber die Todesstrafe bekommen zu haben.

Wie seht ihr das so?

Kann man so nicht sagen. Das hängt u.a. von der Art der Todesstrafe wie auch den Bedingungen im Gefängnis (samt Aufsehern und Mitgefangenen) ab.

Also Charles Manson hat sich mit seinem Lebenslang noch ein recht angenehmes Leben gemacht.

Todesstrafe ist schlimmer - Alleine das Warten auf diese.

Wenn ich lebenslang im Knast hocke, dann kann ich immer noch auf eine Neuverhandlung nach neuesten Erkenntnissen rechnen, oder mit einer Begnadigung - wenn ich erst mal legal getötet worden bin, sind mir diese Chancen verbaut.
Die Geschichte der Justiz ist immer auch eine Geschichte der Justizirrtümer.

Nandanael schrieb:Charles Manson hat sich mit seinem Lebenslang noch ein recht angenehmes Leben gemacht.

Das sagt sich so leicht.
Wenn einem Menschen die Freiheit genommen wird u. er nicht mehr tun u. lassen kann, was er möchte, das bedeutet Folter.
Gibt wohl aber Gefangene, die sich damit arrangieren können.

Bei mir waren es nur 7 Tage (nicht krimineller Natur), da weiß man Selbstverständlichkeiten erst mal zu schätzen ;)

Oh, das kommt darauf an.
Ich kannte mal eine, die Richard Ramirez ( Wikipedia: Richard Ramírez ) Briefe schrieb und oh Boy, hatte der einen Spaß daran. Das war sein Highlight, vor allem sexuell gesehen, denn unschuldiges Blabla war das nicht, was da ausgetauscht wurde.

Todesstrafe ist schlimmer

Das kommt wahrscheinlich auf die Persönlichkeit der betreffenden Person, die Haftumstände und so weiter an. Spontan würde ich sagen Todesstrafe, allein die Ungewissheit, die Endgültigkeit und die Aussicht auf die Durchführung selbst halte ich tendenziell für eine größere Folter.

Schnapspraline schrieb:Man weiss ja nicht was nach dem Leben kommt,

asche zu asche
staub zu staub

wenn du glück hast, wirst du in ein blumenbeet eingearbeitet...

Auf die USA bezogen, werden zu Tode Verurteilte nicht bereits am nächsten Tag hingerichtet, sondern warten teilweise mehrere Jahrzehnte darauf. Das ist vermutlich die härteste Strafe.

Warum keine Todesstrafe? Eine Todesstrafe lässt sich nur schwer rückgängig machen...

Aber ist diese Aussage nicht ein Eingeständnis dafür, das ein Justizsystem auch fehlerhaft sein kann?

Vor diesem Hintergrund:
Mit einer lebenslangen Haftstrafe, zerstört man auch Menschen...

So ganz wasserdicht ist wohl kein System.

@Schnapspraline
das wird doch schon im Todesstrafe thread entsprechend diskutiert.

@Tussinelda

Das ist keine Diskussion sondern eine Umfrage. Mehr Abstimmung, weniger blabla

Also ich finde, das kann man pauschal nicht so einfach beantworten. Es ist zum Beispiel auch eine Frage des Alters des Verurteilten. Und unter welchen Bedingungen eine lebenslange Haft abläuft.

Schauen wir mal z. B. in die USA. Sieht man ja oft Videos dazu. Da ist es ja zudem noch so, dass ein zum Tode Verurteilter meist auch noch Jahrzehnte auf seine Hinrichtung wartet. Das ist dann sozusagen das schlimmste von beiden. Da fand ich es dann schon konsequenter, wenn wie in GB damals das Urteil schon nach wenigen Wochen vollstreckt wurde. (Schuld vorausgesetzt, was in der Praxis natürlich nie zu 100% bewiesen ist. Siehe die vielen unschuldig Verurteilten in den USA.)

Aber in den USA gibt es ja auch viele junge Erwachsene, fast noch Jugendliche, die dann zu "live without parole" verurteilt werden. (Das hat wohl in letzter Zeit sehr stark zu genommen, insbesondere auch bei verurteilten Frauen.) Das können dann um die 50 Jahre im Knast sein, bis zum Tode. (Manchmal heisst es auch: Parole nach frühestens 30 Jahren möglich (aber auch nicht sicher. Okay, da mag einem die Hoffnung "am Leben" halten, dass man mit 50 oder 60 noch ein freies Leben "genießen" kann. Allerdings: ist man nach so langer Zeit im Knast noch wirklich "lebensfähig"?) Und mir scheint, dass in diesen Hochsicherheitsgefängnissen das "Leben" nicht gerade angenehm ist. Wenn man also keine Aussicht auf vorzeitige Entlassung hat, dann ist wirklich die Frage, ob nicht eine schnell durchgeführte Hinrichtung zu "bevorzugen" ist.

Jedenfalls halte ich beide Bestrafungen für "inhuman". Hier in Deutschland z. B. wird ja stattdessen auf Resozialisierung gesetzt.

redsherlock schrieb:Hier in Deutschland z. B. wird ja stattdessen auf Resozialisierung gesetzt.

Ja und das vor allem im Jugendstrafrecht. Aber natürlich auch im Erwachsenstrafrecht und vor allem auch, wenn es der jeweilige Fall hergibt/hergeben würde.


Zumal hier in Deutschland auch die Würde des Menschen und das wirklich ausnahmslos für alle geltend hochgehalten wird. Das verbietet bspw. sowohl die Todesstrafe als auch eine menschenunwürdige Unterbringung und andere menschenunwürdige Maßnahmen.





Die Todesstrafe sehe ich grundsätzlich immer als schlimmer an, weil diese Strafe und vollstreckt unumkehrbar ist.

Jedoch dürfte dann das Warten auf die Vollstreckung der Todesstrafe je nach Dauer das Schlimmste überhaupt sein.

Aber auch eine lebenslange Freiheitsstrafe nur wird je nach Fall enorm an der Psyche kratzen.



Die eigentliche Vollstreckung bei einer Todesstrafe, sehe ich dann immer als eine Befreiung an, was ich dann auch wieder nicht jedem Verurteilten wünschen würde.

Bei einer lebenslangen Freiheitsstrafe besteht bis zum natürlichen Tod immer die Chance, dass sich Täter mit ihren Taten vor sich selbst auseinandersetzen müssen. Das gönne ich manchen dann mehr als eine Befreiung durch den Tod.

Bei letztem fallen mir bspw. spontan die Usedom-Killer ein. Also da finde ich es gut, dass die nicht mal durch eine Todesstrafe befreit bzw. erlöst werden würden.

rhapsody3004 schrieb:die Usedom-Killer ein.

Einen ähnlichen Fall (auch Tathergang) gab es auch mal in den USA, aber keine Ahnung mehr, ob die die Todesstrafe erhalten haben. Diese gibt es ja auch nicht mehr in jedem US-Bundesstaat.

Ich bin gegen die Todesstrafe.
Lebenslänglich (bis zum Tod) muss auch
nicht sein, aber es gibt Menschen, die so gefährlich
sind, dass es dann eben doch so sein muss.
Das ist im Deutschen Recht auch möglich, bei
"besonderer Schwere der Schuld".

Morumotto schrieb:aber es gibt Menschen, die so gefährlich
sind, dass es dann eben doch so sein muss.
Das ist im Deutschen Recht auch möglich, bei
"besonderer Schwere der Schuld".

So sieht es aus.

Und gilt auch für den Maßregelvollzug.

Und so lange noch eine Gefahr ausgeht/ausgehen könnte, ist/wäre es mir auch egal, wo sie hinter verschlossenen Türen einsitzen würden.

Morumotto schrieb:bei
"besonderer Schwere der Schuld".

Ist/wäre je nach Fall auch ohne Feststellung der Besonderen Schwere der Schuld möglich. Aber keine Ahnung jetzt, ob dann an den jeweiligen Einzelfall strengere Voraussetzungen gestellt werden müssten.
Aber grundsätzlich kann auch jemand je nach Einzelfall auch ohne Feststellung der Besonderen Schwere der Schuld zumindest im Gefängnis alt werden, um es mal so zu sagen. Wie viele Fälle es davon gegeben hat - keine Ahnung.

Die Besondere Schwere der Schuld garantiert im Grunde lediglich nur, dass Bewährung nach bereits 15 Jahren ausgeschlossen ist.

@Morumotto


Nach einer kürzeren oder auch längeren Freiheitsstrafe kann auch im Anschluss Sicherungsverwahrung auf jemanden warten, wenn diese Teil des Urteils gewesen ist.