Also es gibt die Wahlbeteiligung. Das wird uns als Maß der Dinge verkauft. (Politikverdrossenheit)
Sie ist der Quotient aus abgegebenen Stimmen und Summe der Wahlberechtigten.
Daher ist die Wahlbeteiligung nur bedingt aussagekräftig, bzw. es muss genauer hingeschaut werden.
Denn: Wähler, die ihren Unmut über die Politik ausdrücken wollen, indem sie ihren Stimmzettel leer abgeben oder irgendwie ungültig machen, werden in der Wahlbeteiligung positiv berücksichtig.
Das bedeutet, dass sie ihr Ziel damit verfehlt haben. Sie landen bei den ungültigen Stimmen, die manchmal auch als die Stimmen derer gesehen werden, die schlicht zu doof sind, einen Stimmzettel korrekt auszufüllen, aber sie landen bei denen, die mitgewählt haben...
Tatsächlich wäre eine Enthaltungsoption als Messparameter für die Unzufriedenheit eine vernünftige Sache. Weil ohne diese Enthaltungsoption gibt es nur drei Möglichkeiten seine eigene Unzufriedenheit mit dem aktuellen politischen Angebot und System auszudrücken.
1. Nicht wählen. Das hat aber den Ruf, dass man die unterstützt, die man nicht unterstützen will.
2. Ungültig wählen. Das (s.o.) ist nicht eindeutig auszudröseln und damit verschwindet die Information.
3. Protestwählen oder ich nenne es mal Allrad-Wahlgang. Das haben wir ja gerade in Reinform mit der AfD. Die damit verbundene Polarisierung ist Gift für die Gemeinschaft und führt zu einem für alle unangenehmen Klima.
These: Die Wahloption der Stimmenthaltung bringt mehr Klarheit in die Wahlergebnisse und Reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass extreme Positionen Stimmen bekommen.
Soweit so gut ?
Jetzt noch die Frage - Nicht wählen oder kleine Partei.
Das ist mir klarer geworden.
Wenn ich meine Stimme einer Partei gebe, die nicht über die 5% kommt, passiert folgendes.
Ich erhöhe die Wahlbeteiligung.
Meine Stimme partizipiert nicht an der Zusammensetzung des Parlaments.
Möchte ich sagen, "So nicht, meine Herrn" ist das "nicht wählen" vorzuziehen.
Folgende Beispiele noch:
21 Wahlberechtigte (Die Stimme hat also ca. 4,75% Gewicht)
7 Parteien
1. Fall:
20 Nichtwähler
Wahlbeteiligung ist bei 4,75 %
1 Stimme Partei A
Zusammensetzung des Parlaments: 100 % Partei A
Anteil der Wahlberechtigten an der Regierungsbildung:
Spoiler4,75 %2. Fall:
18 Nichtwähler
Wahlbeteiligung ist bei 14 %
2 Stimmen Partei A
1 Stimme Partei B
Zusammensetzung des Parlaments: 100 % Partei A
Anteil der Wahlberechtigten an der Regierungsbildung:
Spoiler9,5 %3. Fall:
Wahlbeteiligung 100%
15 Stimmen Partei A
1 Stimme Partei B
1 Stimme Partei C
1 Stimme Partei D
1 Stimme Partei E
1 Stimme Partei F
1 Stimme Partei G
Zusammensetzung des Parlaments: 100 % Partei A
Anteil der Wahlberechtigten an der Regierungsbildung:
Spoiler71 %4. Fall:
Wahlbeteiligung 52 %
5 Stimmen Partei A
3 Stimmen Partei B
1 Stimmen Partei C
1 Stimmen Partei D
1 Stimme Partei E
Zusammensetzung des Parlaments: 62 % Partei A 38 % Partei B
Anteil der Wahlberechtigten an der Regierungsbildung:
Spoiler24 %Ich denke die Tendenz ist klar ersichtlich.
Wenn man die Menschen nicht an einen Tisch bekommt, werden nicht alle mitessen können.
Die 5% Hürde ist für mich nicht mehr nachvollziehbar oder sagen wir mal zeitgemäß.
Denn tatsächlich werden Veränderungen dadurch eher behindert, weil die Vielfalt durch die Parteien - Landschaft keine Vielfalt ist.
Das Parteiensystem, wie es sich etabliert hat, stellt für mich, eher einen Personen - Filter - Apparat dar, der nicht die gewünschten Charaktere bzw Menschen oder was auch immer in das Rampenlicht bringt, sondern funktionierende Funktionäre, Freunde, Lobbyafine, Positionssicherungsprofis, wie auch immer. Risikofreude und Veränderungsfeuer Fehlanzeige.
Also - es gibt viel zu verbessern. Probieren geht über studieren.
Have a nice day.