Als ich noch am Rand der großen Stadt gewohnt habe gab es bei uns auch einen Dorftrottel, jedenfalls war das alles was ich an Information über ihn hatte. Er wäre nicht ganz richtig im Kopf und irgendwie behindert, redete manchmal mit sich selbst und war immer allein unterwegs.
Als ich so ca. 10 Jahre alt war fuhr ich im Sommer mit dem Fahrrad nach dem Spielen nach hause, mein Springseil hatte ich intelligenterweise unter meinen Gepäckträger geklemmt. Während ich fuhr löste sich jedenfalls mein kunstvolles Gebinde und das Seil rutschte mir in die Speichen und die Kette und brachte mich zu Fall. Ich versuchte es irgendwie herauszufummeln was mir aber nicht gelang, ich konnte auch das Rad nicht schieben weil es blockiert war.
Ich weiß nicht ob ich nicht auch noch wegen irgendwas anderem am Ende war, jedenfalls setzte ich mich neben mein Fahrrad und brach in Tränen aus, so nach dem Motto: allet Scheiße.
In diesem Moment kam dieser Trottel Uli vorbei auf seinem Fahrrad, sah mich nur kurz an und hielt an. Dann stellte er ganz ruhig sein Fahrrad ab, stellte meins auf den Sattel und bastelte mein Seil aus der Kette, zog die Kette wieder auf und sagte dabei kein Wort. Dann sah er sich meine Schürfwunde an und sagte ganz ruhig und leise: das heilt wieder. Du brauchst nicht mehr zu weinen. Dann fuhr er los.
Ich sag euch, ab diesem Tag hat sich keiner mehr in meiner Anwesenheit über den lustig gemacht. Ich hatte das Gefühl als hätte ich in dem seit langem mal wieder einen normalen Menschen getroffen. Das hab ich ihm nie vergessen.
Das war auch eine gute Lektion in Sachen: was die Menschen so quatschen und wieviel man darauf geben sollte.
Deine ist auch eine schöne Geschichte.
:) @Ursprung